Einfluss des Wabenzustandes auf Honigmerkmale
(Teil 3: Rückstände von Varroabehandlungsmitteln und Mineralstoffgehalt)
Pechhacker H. und Panzenböck M., ARGE Bienenforschung der Universität für Bodenkultur, Gregor Mendel-Straße 33, A-1180 Wien;
hc.pechhacker@eunet.at
Eigenschaften und Qualität des Honigs werden im Wesentlichen durch die Tracht und die Behandlung durch den Imker bei Ernte, Lagerung und Manipulation beeinflusst. Helle, wenig bebrütete Waben sind für den Brutbereich eines Bienenvolkes aus seuchenhygienischen Gründen eine Selbstverständlichkeit. In der Praxis wird aber auch immer wieder darauf hingewiesen, dass für die Honigeinheiten unbebrütete Waben verwendet werden sollen, um die Honigqualität zu optimieren. Die Auswirkung des Wabenzustandes auf die Honigeigenschaften ist aber noch weitgehend unbekannt.
In den beiden ersten Teilen zum Thema „Einfluß des Wabenzustandes auf die Honigmerkmale“ wurde der mögliche Einfluss dunkler, oftmals bebrüteter Waben auf die Honigfarbe und das Pollenspektrum beschrieben. Im dritten Teil wird auf Varroazidrückstände und den Mineralstoffgehalt eingegangen.
WALLNER K. (1992) stellte fest, dass ab einem bestimmten Rückstandsniveau im Wachs der Waben auch Rückstände im Honig feststellbar sind. Als Beispiel für fettlösliche Wirkstoffe ist besonders die Bekämpfung der Varroa mit Folbex VAneu (Wirkstoff Brompropylat), Apistan (Wirkstoff Fluvalinat) oder Perizin (Wirkstoff Coumaphos) zu erwähnen.
In Bezug auf den Einfluss des Wabenzustandes auf den Mineralstoffgehalt des Honigs konnten in der Literatur keine Hinweise gefunden werden.
Im dritten Teil werden folgende Fragen behandelt:
- entstehen Rückstände im Honig, wenn er zum Beispiel in Waben eingelagert wird, die bereits mehrmals während einer Fluvalinatbehandlung in einem Bienenvolk waren?
- beeinflussen dunkle Waben den Mineralstoffgehalt des Honigs?
[h=2]Die Methoden[/h]
In der ergiebigen Robinientracht (
Robinia pseudacacia) bzw. Sonnenblumentracht (
Helianthus annuus) im Nordosten Österreichs wurden jeweils zu Beginn der Blüte Versuchsvölker aufgestellt und am Ende der Tracht sofort die Honigproben aus diesen Völkern entnommen.
[h=3]Versuchsvölker[/h]Drei Gruppen zu je vier Kunstschwärme mit rund 1,5 kg Bienen wurden erstellt. Vier verschiedene Varianten des Wabenzustandes wurden gewählt.
Gruppe 1:
die vier Kunstschwärme wurden jeweils auf acht neue Rähmchen mit schmalen Mittelwandstreifen (Vorbaustreifen) eingeschlagen.
Gruppe 2 und 3:
Jeder der vier Kunstschwärme wurde mit vier dunklen, trockenen Waben (sehr alte, dunkle, oftmals bebrütete, wahrscheinlich mehrmals einer Apistanbehandlung = Fluvalinatbehandlung ausgesetzt und ohne Pollen oder Honigvorräte) und vier Vorbaustreifen jeweils abwechselnd ausgestattet. Gruppe 2 = Honigprobe aus den Vorbaustreifen.
Gruppe 3 = Probe aus den dunklen Waben dieser Völkergruppe.
Gruppe 4:
Diese vier Kunstschwärme wurden auf je acht möglichst dunkle, trockene Waben ohne Pollen oder Honigvorräte gesetzt.
Für alle 12 Versuchsvölker wurden neue Beuten verwendet. Die Versuchsvölker bekamen keinerlei Futter. Honigvorräte kamen ausschließlich von der Tracht am Aufstellungsort.
[h=3]Honigproben[/h]Am Ende der Robinien- bzw. Sonnenblumenblüte hatten die Völker reichlich Honig eingetragen. Von jeder Wabe der Versuchsvölker wurde für die Rückstands- und elementanalysen mit einem Plastikmesser ein Wabenstück mit verdeckeltem Honig ausgeschnitten, in einem Plastikbecher bis zur Analyse tiefgefroren (-18[SUP]o[/SUP]C) gelagert. Vor der Lagerung wurde noch getrachtet, dass möglichst viel Honig aus den Waben in den Becher ausfließt.
[h=3][/h][h=3]Pollenanalyse[/h]Von jeder Wabe der einzelnen Versuchsvölker wurde nach den Richtlinien der IHC (International Honey Commission) ein Pollenpräparat angefertigt. Dabei wurde darauf geachtet, dass kein Pollen von Bienenbrot in das Präparat gelangt.
Pro Präparat (Wabe) wurden mindestens 500 Pollenkörner ausgezählt. Dabei wurde aus arbeitstechnischen Gründen nur zwischen Pollen von der Haupttrachtpflanze (Robinie, Sonnenblume) und anderen Pollenformen unterschieden
[h=3]Rückstandsanalysen[/h]Die Untersuchung der Rückstände wurde mit Festphasenextraktion / GC-ECD vom Institut für Lebensmittelanalytik der AGES (Dr. A. Kräutler) durchgeführt.
Es war geplant, von einer repräsentativen Stichprobe der einzelnen Wabenzustände die Fluvalinatrückstände unter Einbeziehung der in Tab. 1 aufgelisteten Wirkstoffe zu messen, da im Betrieb, aus dem die dunklen Waben stammten, über 6 Jahre (1987 bis 1992) Apistan zur Varrobekämpfung eingesetzt wurde. Die Versuche fanden 10 Jahre später 2002 statt.
Es wurden nur die Honigproben aus den dunklen Waben untersucht. Da in den Honigproben aus diesen dunklen Waben keine messbaren Rückstände gefunden werden konnten, wurde aus Kostengründen auf die Analyse der Honige aus den Vorbaustreifen verzichtet, da mit Sicherheit anzunehmen ist, dass hier ebenfalls keine Rückstände zu finden sind, da auch die Rückstände im Wachs der Vorbaustreifen deutlich geringer waren als in den dunklen Waben.
Tab. 1:
Bestimmungsgrenze in mg/kg Wachs (ppm)
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Bekämpfungsmittel
| Wirkstoff
| Bestimmungsgrenze
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Folbex VA Neu
| Brompropylat+Metabolit
| 0,5
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Perizin/Asuntol
| Coumaphos
| 0,5
|
Klartan/Apistan
| Fluvalinat
| 0,5
|
Bayvarol
| Flumethrin
| 1
|
Cekafix
| Ph-Ester
| 0,5
|
Tedion
| Tetradifon
| 0,5
|
Gabon PA
| Acrinathrin
| 0,5
|
Imker-Globol/Styx
| Paradichlorbenzol
| 0,5
|
Thymol
| Thymol
| 1
|
Elementgehalt
Vom Kompetenzzentrum Elemente der AGES (Doz. Dr. Manfred Sager) wurde von einer Stichprobe an Honigproben der einzelnen Wabenzustände der Gehalt an verschiedenen Elementen gemessen. Bei den sehr mineralstoffarmen Blütenhonigen von Robinie oder Sonnenblume kann angenommen werden kann, dass hier am ehesten der Einfluss dunkler Waben erkennbar sei.
Die Messungen erfolgten auf einem Plasmaemissionsspektrometer PERKIN – elmer optima 3000 xl. Die Aufschlusslösungen konnten unverdünnt am ICP gemessen werden.
Die Elemente Blei, Cadmium, Chrom und Molybdän wurden am Graphitrohr (AAS, Perkin Elmer 3030 Z) bestimmt. Die Elemente Blei und Cd wurden mit Plattform analysiert, Chrom und Molybdän ohne Plattform.
Kalium wies am ICP eine zu hohe Konzentration auf und wurde daher nach entsprechender Verdünnung mittels Flammenemission (FES) auf dem Gerät Perkin Elmer 3030 AAS bestimmt.
Die Methode ist in SAGER M. et al (2002) ausführlich beschrieben.
[h=2]Ergebnisse[/h]
Pollenspektrum
Alle Honigproben entsprachen in Pollenspektrum, Farbe, Konsistenz und sensorischem Befund den Vorstellungen für einen Sortenhonig der Robinien- bzw. Sonnenblumentracht.
Rückstände im Honig
Im Honig der dunklen Waben wurden keine Rückstände gefunden!
Aufgrund der Rückstände im Wachs der Versuchsvölker wurde nicht angenommen, dass im Honig aus den Vorbaustreifen Rückstände zu finden wären. Aus Kostengründen wurde daher auf weitere Analysen verzichtet.
Tab. 2:
Rückstände Wachs (in ppm)
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Prüfverfahren: Festphasenextraktion / GC-ECD;
V = Wachs von Vorbaustreifen = Wildbauwaben, D = Wachs von sehr dunklen Waben)
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Bekämpfungs-mittel
| Wirkstoff
| Wachs von dunklen Waben
| von V+D-dunkle Waben
| Wachs von V+D-Vorbaustreifen
| Vorbaustreifen
|
Folbex VA Neu
| Brompropylat+
Metabolit
| 0,7
| 0,7
| < 0,5
| 0,5
|
Perizin/Asuntol
| Coumaphos
| 0,9
| 0,9
| < 0,5
| < 0,5
|
Klartan/Apistan
| Fluvalinat
| 2,8
| 1,7
| 1
| 1,3
|
Bayvarol
| Flumethrin
| < 1,0
| < 1,0
| < 1,0
| < 1,0
|
Cekafix
| Ph-Ester
| < 0,5
| < 0,5
| < 0,5
| < 0,5
|
Tedion
| Tetradifon
| < 0,5
| < 0,5
| < 0,5
| < 0,5
|
Gabon PA
| Acrinathrin
| < 0,5
| < 0,5
| < 0,5
| < 0,5
|
Imker-Globol/Styx
| Paradichlorbenzol
| Keine Analyse
| keine Analyse
| keine Analyse
| keine Analyse
|
Thymol
| Thymol
| Keine Analyse
| keine Analyse
| keine Analyse
| keine Analyse
|
Bezüglich der Rückstände im Wachs muss erwähnt werden, dass im geschlossenen Wachskreislauf des Institutes Folbex VA Neu nur 1986 bei 50 % der Völker und Perzin nur 1986 (bei 50 % der Völker) und 1987 bei allen Völkern in der Varroabekämpfung eingesetzt wurde. Apistan wurde bis 1992 verwendet In den Folgejahren (bis 1998) wurden Perizin oder Apistan nur fallweise bei kleinen Völkergruppen zur Überprüfung der Wirksamkeit anderer Varroabekämpfungsmittel eingesetzt.
Es ist bedenklich, dass nach vielen Jahren (nach mehr als einem Jahrzehnt!) der Nichtanwendung eines (wachslöslichen) Mittels – wie bei Folbex VA neu – immer noch nachweisbare Spuren an Rückständen im Wachs zu finden sind! Fast erschreckend – und eigentlich kaum erklärbar – ist, dass auch im Wachs der Wildbauwaben nachweisbare Rückstände von Folbex und Apistan gefunden wurden!
Mineralstoffgehalt des Honig
Die durchschnittliche elektrische Leitfähigkeit der Robinienhonige lag bei 113
+ 8 mcs.cm[SUP]-1[/SUP] und der Sonnenblumenhonige 324
+ 56 mcs.cm[SUP]-1[/SUP]. Diese Einheitlichkeit der Leitfähigkeit zeigte keinen Unterschied zwischen den Honigen aus den verschiedenen Wabenzuständen.
Tab. 3:
Der Gehalt verschiedener Elemente in Abhängigkeit vom Zustand der Honigwaben aus der Robinientracht. Wabenzustand 1 = Honig aus Völkern mit ausschließlich Vorbaustreifen, 2 = Honig aus Vorbaustreifen =Wildbauwaben aus Völkern mit abwechselnd dunklen Waben und Vorbaustreifen, 3 = Honig aus dunklen Waben aus Völkern mit abwechselnd dunklen Waben und Vorbaustreifen, Wabenzustand 4 = Honig aus Völkern mit ausschließlich dunklen Waben.
Vanadium war immer unter der Nachweisgrenze von 0,011 mg/kg und Beryllium immer unter der Nachweisgrenze von 0,001 mg/kg. MW = Mittelwert, Stabw. = Standardabweichung.
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| Al
| B
| Ca
| Mg
| K-
| Cu
| Fe
| Mn
| Mo
| Zn
| Pb
| Cd
|
| n
| Waben-zustand
| ppm ICP
| ppm ICP
| ppm ICP
| ppm ICP
| ppm FES
| ppm ICP
| ppm ICP
| ppm ICP
| ppb-AAS
| ppm ICP
| ppb-AAS
| ppb-AAS
|
MW
| 7
| 1
| 1,04
| 3,94
| 39,67
| 13,14
| 254,71
| 0,13
| 0,35
| 0,14
| 4,43
| 0,62
| 11,69
| 0,32
|
Stabw
|
| 1
| 0,73
| 1,5
| 28,09
| 7,67
| 137,32
| 0,08
| 0,17
| 0,06
| 2,5
| 0,34
| 9,49
| 0,38
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
MW
| 11
| 2
| 0,82
| 4,11
| 36,23
| 13,36
| 274,36
| 0,12
| 0,27
| 0,15
| 3,71
| 0,42
| 8,96
| 0,28
|
Stabw
|
| 2
| 0,7
| 1,54
| 26,36
| 8,52
| 158,57
| 0,09
| 0,08
| 0,07
| 5,15
| 0,25
| 7,51
| 0,13
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
MW
| 14
| 3
| 1,27
| 4,4
| 41,05
| 16,28
| 361,3
| 0,16
| 0,59
| 0,22
| 5,17
| 0,71
| 11,78
| 0,58
|
Stabw
|
| 3
| 1,94
| 1,44
| 28,07
| 9,37
| 249,21
| 0,12
| 0,46
| 0,14
| 6,46
| 0,61
| 9,99
| 0,73
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
MW
| 7
| 4
| 1,32
| 4,59
| 44,93
| 20,03
| 513,93
| 0,22
| 0,57
| 0,31
| 7,25
| 0,69
| 10,95
| 0,73
|
Stabw
|
| 4
| 1,41
| 2,07
| 33,23
| 15,09
| 384,81
| 0,18
| 0,28
| 0,23
| 8,36
| 0,38
| 8,15
| 0,47
|
Diskussion
Obwohl das Wachs der dunklen Waben mit 2,8 ppm Fluvalinat deutlich über der Nachweisgrenze belastet war, waren die Honige aus diesen alten Waben rückstandsfrei. Es ist aber erstaunlich, dass auch im Wachs der Völker mit ausschließlich Vorbaustreifen Brompropylat+Metabolit an der Nachweisgrenze und Fluvalinat doch deutlich über der Nachweisgrenze (1,3 ppm) gefunden wurde. Dies ist umso erstaunlicher, weil der Wirkstoff Brompropylyat nur 1986 und 1987 und dann nie wieder in der Varroabehandlung der Völker des Betriebes, aus dem die Versuchsvölker stammten, eingesetzt wurde. Lediglich Perizin (Wirkstoff Coumaphos) oder Apistan (Wirkstoff Fluvalinat) wurde noch bis rund 1998 bei einigen wenigen Versuchsvölkern (aus insgesamt durchschnittlich >150 Völkern) im Rahmen von Kontrollbehandlungen angewandt. Trotzdem wurden Rückstande dieser Wirkstoffe in den Wachsproben nicht nur der dunklen Waben sondern zum Teil (besonders Apistan) auch im Wachs der Wildbauwaben gefunden. Die Frage zu diesen Ergebnissen: Werden solch geringe Mengen Wirkstoffe durch den Verflug der Bienen übertragen? Die schmalen Mittelwandstreifen der Waben aus den Vorbaustreifen scheiden als Ursache aus, da rückstandsfreies Wachs aus der Zeit vor der Varroainvasion verwendet wurde.
Die Gehalte an den meisten Haupt- und Spurenelementen sind bei Honigen aus dunklen Waben tendenziell, aber nicht signifikant höher, wie bei K-Mg-B-Cu-Fe-Zn-Co bei Sonnenblumen, oder bei den Robinienhonigen, während sich bei den Spurenelementen Pb -Cr-Ni-Li-Sr kein Effekt zeigte. (Tabelle 3).
Literatur
SAGER M., PECHHACKER H., PECHHACKER M. (2002) „Trace Elements in Honey“ („Zawartość pierwiastków śladowych w miodach“), Chem. Inz. Ekol - Ecol. Chem Eng., 9(4), 461 - 472.
WALLNER K. (1992) „Diffusion varroazider Wirkstoffe aus dem Wachs in den Honig“; Apidologie 23: 387 – 389.
Zusammenfassung aus den drei Beiträgen
Es wurde der Einfluss dunkler Waben auf die Honigeigenschaften und die Inhaltsstoffe im Vergleich zu Honigen aus unbebrüteten Wildbauwaben untersucht.
- die Honigfarbe wird durch dunkle (schwarze, oftmals bebrütete) Waben nicht beeinflusst.
- das Pollenspektrum der Honige aus dunklen Waben enthält Pollenformen, die nichts mit der Tracht während der Versuche zu tun haben. Das heißt, das Pollenbild der Honige aus dunklen Waben kann durch Pollenformen aus frühern Trachten, in denen diese Waben verwendet wurden, verändert werden.
- Rückstände von Varroabekämpfungsmitteln konnten in Honigen aus den dunklen Waben nicht festgestellt werden. Das Wachs dieser dunklen Waben ist aber sehr wohl nachweisbar belastet. Im Wachs der dunklen Waben wurden Rückstände von Folbexs VA neu gefunden obwohl dieses Bekampfungsmittel schon 16 Jahre nicht mehr verwendet wurde. Auch im Wachs der Wildbauwaben konnten zum Teil noch Spuren von Folbex und vor allem von Apistan festgestellt werden.
- der Mineralstoffgehalt der Honige aus den dunklen Waben ist bei dem meisten untersuchten Elementen (Ausnahme z.B. Blei, Chrom, Nickel u.a.) tendenziell höher als bei Honigen aus den Wildbauwaben.