Hallo Hagen,
ich denke so spät im Jahr soll man sich bei jeder Behandlung fargen, ob die Restbrut verhältnismäßig wichtiger als die gerade vorhandenen (noch gesunden) Winterbienen ist. Zur Zeit soll unser Ziel keines wegs die Milbenzahl so gering wie möglich zu halten, sondern eher die obere Belastungsgrenze von 5 Milben7Tag nicht zu überschreiten.
Ich bin davon überzeugt, dass jede Behandlung in dieser Zeit bei brütenden Völkern die Bienen mehr schwächt als es ihnen mit den gekillten Milben entlastet. Die vielen erwachsenen Bienen nehmen keine große Schaden mehr von den Milben. Eine Behandlung zur Zeit ist eher für eine gesunde Restbrut gedacht, aber wie viel Brut darf man noch bis zur Restentmilbung erwarten?
Ich kann jedem empfehlen, dass MS (sowie OX-Träufelung wie Bienenwohl etc) bei brütenden Völkern so gut wie nichts bringt. Selbet bei brutfreien Völkern muss man die MS-Behandlung mindestens 2x wiederholen, bis es ausreichend wirkt. MS würde ich nur noch bei Schwärmen, die noch in einer Traube eng sitzen, verwenden.
Ich habe bei mir schon 2 brutfreie Völker entdeckt. Bevor ihr weiter behandelt, schaut doch kurz rein in die Völker. Oft entdeckt man die Gründe für so einen hohen Milbenfall. Manche Völker sind schon brutfrei, andere brüten noch auf über 4 Waben. Manche haben warum auch immer eine kleine Brutpause hinter sich und haben nur Stifte oder auslaufende alte Brut, so kann man sie in z.B. in 4 Tagen perfekt behandeln in "verdecklterbrutfreiem" Zustand.
Ich habe vor Kurzem gelesen, wie die Bruttemperatur bei jeder OX-Verdampfung sinkt und lange niedrig bleibt. Viel länger als bei einer Öffnung der Völker und/oder Besprühen mit nur Wasser.
Im
Beitrag #93 von waldundwiese wird ne These gestellt, wie niedrige Bruttemperaturen den Milbenwunder ermöglichen, indem die 3. Milbe einer Zelle geschlechtsreif werden kann.
Und jetzt beide Thesen zusammen: Eine Behandlung (auch bienenschonende wie OX-Verdampfen) lässt die Bienen ihre Brut nicht mehr richtig aufwärmen und ermöglicht den Milben (durch längere Verdecklungszeit der Brut) eine bessere Vermehrung. Wenn man aber schon weiß, dass die meisten Milben in der Brut sind und die Behandlung nur die wenigen Milben auf den Bienen erwischt, dafür aber die Brutmilben sich deutlich besser vermehren können, dann sollte man sich fragen, ob solche Behandlungen wirklich noch sinn machen.
In der Zukunft setze ich auf erzwungene Brutpause nach dem Abschleudern und Behandlungen (mind 2x Besprühen oder Verdampfen) in Brutfrein Zustand.
Bei Bruutscheunen oder brütenden Völkern, dann lieber doch 3x AS-Schwammtuch im abstand von genau 7 Tagen. Das scheint mir langfristig besser zu sein als die angeblich bienenschonender Langzeitbehandlungen mit den Liebig- oder Nassenheiderverdünstern. In der Brut scheinen beide nicht ausreichend zu wirken, doch bei Schwammtuch werden mMn erwachsene Bienen weniger belastet, auch wenn es kurzzeitlich heftig aussieht.
P.S. auch wenn bei OS-Verdampfung keine sichtbaren Bienenschaden auftreten, kann die OX die Sinnsorgane in den Füßen der Bienen nicht verätzen? Dann können sie mir ihren Füßen nicht mehr die Bruttemperatur genau messen! Das würde erklären, warum die Bruttemperatur nach einer Verdampfung , genau wie bei PSM, sinkt, da die Bienen einfach zu doof werden, um die richtige Temperatur fühlen und einschätzen zu können.
Lg salsa