wie stelle ich eigentlich Brutfreiheit fest?
Hallo Nils,
ich bin auch ein Windelnazi
und habe früher zu jeder Zeit meine Vermutungen durch Kontrollen geprüft. So oft haben mich die Kontrollergebnissen überrascht, so dass ich lernen musste, die Dinge flexibler zu sehen. Ich denke, wir können nirgendwo bei den Bienen auf Grund bestimmter Regel, sicher sein, denn die Bienen sind sehr flexible und wir sind dran gewöhnt unsere Meinung anhand Beispiele oder Lehrbücher zu bilden, was den Bienen egal ist, denn sie treffen ihre Entscheidungen aus vielen Gründen, die uns meist verborgen sind. Selbst bei Wintern wie aus dem Bilderbuch könnten manche Völker zu Unzeiten aus irgendwelchen Gründen Brut pflegen.
Einmal habe ich ein Volk geöffnet, weil es zur Reinigungsflug bei 12° so lautlos war und ich es für tot erklärt habe. andere Völker waren schon fleißig beim Pollensammeln und das eine Volk schlief noch so tief, obwohl es ein starkes war. Nicht nur alle Lehrbücher erzählen, dass Bienen ab 10° bei Sonnenschein fleigen, sondern alle andere Völker haben mir gezeigt, dass es stimmt, doch dem einem Volk war das alles egal.
Was ich sagen will, mMn kann man nie sicher feststellen, wann die Völker brutfrei sind, ja nicht mal bei Wabenziehen, wenn man nicht jede Zelle von unseren braven wabenstetigen Bienen befreit, aber wer hat die Geduld das zu tun im Winter? Die Völker sind unterschiedlich und kleinere Brutflächen können in jeder Zeit angelegt werden. Von solchen Minibrutflächen merkt man kaum was auf der Windel, denn es reichen beispielsweise ein paar tote Bienen im unteren Bereich der Gasse und das ganze Gemüll bleibt da bis zum Reinigungsflug hängen.
Trotzdem funktioniert die Restentmilbung gut und selbst bei vorhandener Minibrut bleibt die Wirkung gut aber nicht optimal. Wir können weder die letzte Milbe aus den Völkern holen, noch eine Zeit finden, in der bei allen Völkern sicher keine Brut sich befindet. So bleibt uns nichts übrig, außer gelassener zu werden und uns an die höchste Wahrscheinlichkeit zu Brutfreiheitszeit zu orientieren. Die Bienen orientieren sich
vor allem an Tagslichtlänge, ungewöhnliche Extremtemperaturen können die Orientierung beinflüßen, aber ich halte immer noch die Zeit um die Sonnenwende für die beste Zeit zur Restentmilbung.
Temperaturschwangungen um 3 Wochen vor der Sonnenwende kann man beachten und die Behandlungen um eine Woche früher oder später verschieben, aber Anfang November bleibt es mir zu riskant, obwohl ich Berichte über totale Brutfreiheit zu dieser Zeit gerne glaube.
Wir denken oft, wir würden in ähnlichen Umständen wie unser Chrigel imkern mit der genetisch ähnlichen Biene wie beim Großvater und mit kaum veränderte Umwelt (von anderen Drohnen oder Trachtangebot). Wer solche Umstände wirklich hat, kann seine Völker besser einschätzen. Aber in unserer globalisierten Imkerwelt, wo ständig neue Kö importiert werden (wegen Standbegattung) und das Bild unserer Landschaft oft ändert (wegen Nahrungsangebot), kann man sich weder auf Lehrbücher noch auf eigene Erfahrungen vor 10 Jahren verlassen, denn unsere Bienen ändern sich ständig, zum Glück.