Hallo in die Runde,
es ist unbestritten, dass es "Reinvasion" gibt.
Ich denke das streitet auch niemand ab.
Es wird aber allgemein und sehr häufig überbewertet und
das Phänomen, dass nach der sommerlichen Behandlung wieder
und scheinbar "plötzlich" Milben in den Völkern sind, und dies in
relativ hoher Zahl, wird all zu oft (fast immer) mit einer Reinvasion
begründet.
Fast schon fatal ist, dass über andere Ursachen gar nicht mehr nachgedacht wird.
Es ist z.B. so, dass die Ameisensäure nicht so in die Brut wirkt wie man das gerne hätte.
Erste Hinweise darauf fand ich in einer Studienarbeit in der Universität Würzburg.
Dabei wurde festgestellt, dass die Brutnesttemperatur stark abfällt unter dem
Einfluss der Ameisensäure.
Dadurch verlängert sich die Brutzeit der normalen Arbeiterinnenbrut, und damit
steigert sich die Reproduktionsrate der Milben in der Brut von Faktor 1,5 auf bis zu 3.
Demnach überleben die Milben in der Brut die Ameisensäurebehandlung zumeist.
Gesehen habe ich es erst, als ein relativer Neuling eines seiner Völker verlor,
weil die Ameisensäure eine zu hohe Konzentration erreichte und das Volk schlicht
ausgezogen ist - er bedachte nicht die Temperatur. Es war schlicht zu heiß.
Die Brut war verlassen und das Volk weg.
Bei dieser Gelegenheit entdeckelten wir Bienenbrut.
Die Milben die dabei zum Vorschein kamen lebten, trotz der zuvor sehr hohen
Ameisensäurekonzentration in der Stockluft.
Das ist auch plausibel, denn die Milbe legt sich bis zur Verdeckelung der Zelle zunächst rücklings
unter die Larve in den Rest des Futtersaftes und verharrt dort bis die Zelle verdeckelt ist.
Dringt jetzt Ameisensäuredampf durch den Seidendeckel der Zelle ein, gibt es durchaus
Flüssigkeiten, die die Ameisensäure Adsorbieren und die Konzentration verringern.
Kurz um:
Es überleben ausreichend Milben in der Brut, die, wenn sie nach Abbruch der Behandlung
schlüpfen, sich besser vermehren konnten, weil die Brutphase der Biene länger war als
normal.
Dies wird dann oft als Reinvasion gesehen.
Weitere Gründe sind z.B.
eine unzureichende Konzentration der Ameisensäure.
Diese ist eben auch von der Luftfeuchte, dem Luftdruck und
auch von der Lufttemperatur abhängig.
Bei hoher Luftfeuchte sinkt die Konzentration der AS in der Luft
Bei niedriger Temperatur sinkt die Konzentration der AS in der Luft
und bei höherem Luftdruck sinkt die Konzentration ebenso
(Beim Luftdruck zumindest tendenziell; was das aus macht müsste ich jetzt erst ausrechnen).
Das sind drei Parameter, die man als Imker nur wenig bis gar nicht berücksichtigt.
Auch ich habe mir nie die Arbeit gemacht, theoretisch zu berechnen welche
Konzentration von Ameisensäuredampf sich unter den gegebenen Bedingungen einstellt.
(Wäre mal interessant :-k)
Die größten Einflussgrößen sind Luftfeuchte und Lufttemperatur. Der Luftdruck
spielt nur eine geringe Rolle.
Ich selbst glaubte auch an Reinvasion.
Bis ich von der "klassischen" AS Behandlung weg ging. Seit dem beobachte ich
solche plötzlich wieder vorhandene hohe Milbenzahlen nicht mehr.
Dass Milben von außen bei Räuberei auch in hoher Zahl wieder eingetragen werden
bestreitet ja niemand. Aber das ist vergleichsweise selten.
Es handelt sich in den allermeisten Fällen um Milben die im Volk verblieben sind.
Darin liegt das Problem.
Die Problematik der Reinvasion wird meines Erachtens stark überschätzt und überbewertet.
Da kann ich Josef beipflichten, und da hat er einfach Recht.
VG
Hagen