Zeitzeugen erinnern sich, wie und wann kam die Varroa Milbe zu uns

Mittlerweile hat man die Applikation der Ameisensäure mittels speziellen Dispensern zu erleichtern versucht. Das Hantieren mit der starken Säure ist nicht ganz ungefährlich. Thymol wird noch immer in der gleichen Form in Schälchen oder Plättchen eingebracht.
Mit den Verdampfern von Oxalsäure hat sich schliesslich eine neue Behandlungsform aufgetan, die auch ganzjährig und in periodischer Abfolge als Blockbehandlung Einzug gehalten hat. Daneben kommt OS ähnlich wie Milchsäure auch als Sprühbehandlung zum Einsatz.
Mit einer sorgfältigen Ueberwachung des Befalls und den aktuell zugelassenen Mitteln kann heute jeder Imker seine Völker unbeschadet über die Runden bringen

Aufgrund meiner Beobachtungen des ausserordentlich unterschiedlichen Milbenfalls begann ich ab 2005 (meine Pensionierung) vermehrt die Völker individuell zu erfassen und nicht mehr alle Völker über den gleichen Kamm zu scheren.
Ich war überzeugt, dass es Völker gibt, die mit der Situation besser als andere zurechtkommen. Das Problem ist, dass jedes Volk bis zur Sommerbehandlung eine individuelle Entwicklung hat und die Gründe für seine Milbenbelastung mannigfaltig sein konnten. Wie soll man da Völker mit wirklicher Varroabwehr erkennen. Wieder waren es die Italiener, die mit dem Internieren der Königinnen mir einen Weg aufzeigten.
2008 machte ich meine ersten Schritte mit 5 B. Nun hatte ich nach der MS Sprühbehandlung im brutfreien Zustand bei allen Völkern einen vergleichbaren Befallsgrad. Dieser änderte sich sehr unterschiedlich bis zur brutfreien Zeit im November. Die Fallzahlen bei der Winterbehandlung bestätigten dies. Es trat der Einzelfall auf, wo ich auf eine Winterbehandlung aus heutiger Sicht hätte verzichten können.
2016 experimentierte ich das erste Mal mit einer 24 tägigen Internierung bei Völkern die sich durch ihre Varroa-Abwehr herauskristallisiert hatten. In den letzten drei Jahren wurde 4 B nun zu meiner Standard-Strategie:
24-tägige Internierung der Königin, im brutfreien Zustand eine OS Bedampfung und je nach Befallsgrad im November eine weitere OS Bedampfung. Zusätzlich verwende ich ein kleineres Zellmass. Dass ein einzelnes Volk bereits über drei Jahre ohne Varroacid-Einsatz geführt wird, betrachte ich zum heutigen Zeitpunkt eher als Ausnahmefall.
Dass sich das Augenmerk fortschrittlicher Züchter heute auf solche VSH Völker richtet weist den Weg in die Zukunft. Für den gewöhnlichen Imker geht es aber nach wie vor darum seine Völker unbeschadet durchs Jahr zu bringen. Der Nachteil der flächendeckenden Behandlung ist, dass Völker mit guter Varroaabwehr nicht erkannt und Völker mit schlechter Abwehr genauso gefördert werden.

Fazit: Heute ist ein Völkerverlust durch Varroose die Folge ungenügender imkerlicher Massnahmen Die Varroa ist lästig und führt zu erheblichem Mehraufwand in der Imkerei - sie ist aber nicht der Bienenkiller wie sie in den Medien oft dargestellt wird.


Chrigel
 
AW: Überlegungen zur Reinvasion

Man wird es möglicherweise nicht glauben, aber selbst Bieneninstitute, allen voran das ehemals berühmte Institut in Lunz waren für das Auftreten der Milben nicht gerüstet.

Während mein Jahrgang die Ausbildung in Warth absolvierte war auch in Lunz eine ganze Woche Pollenkunde in Theorie und Praxis angesagt, wir wurden Zeugen, wie der dort zig Jahre lang beschäftigte Imkermeister Stock um Stock ausräumte. Nosema, war dessen Antwort, die Wirklichkeit sah jedoch völlig anders aus.

Auch sollte man hier erwähnen, ein einst berühmter Imkermeister aus dem Tullner Raum, er war auch Co des Erwerbsimkerbundes hatte massive Verluste zu verzeichnen, auf einem Schlag benötigte er 200 neue Völker. Dieser hohe Bedarf war in AT keinesfalls zu decken, so griff er notgedrungen auf Buckfast zu.

Anhand solcher und noch vieler weiterer Beispiele erkennt man wie sehr schwer die Imkerschaft von dieser Milbe getroffen wurde.

Josef
 
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