Arten des Honigauftauens

Astacus schrieb:
Hallo Reinhard,

ich habe einen Edelstahlauftauschrank. Dieser ist für kandierten Honig in Gläsern und Kerzendrehen (Wachsplatten erwärmen) optimal, Honig am Abend reinstellen und in der Früh fertig.
Für Edelstahlhonigtöpfe (30kg) kannst den Auftauschrank vergessen unter 48 Stunden läuft bei Blütenhonigen nichts (bis die letzten Kristalle weg sind) , da ist ein Melitherm viel sinnvoller, diesen werde ich mir auch nächstes Jahr kaufen. Ich hab mir einen Melitherm schon öfters ausgeborgt und finde dieses Gerät genial, wobei mir das Handling mit Seihsack besser gefällt als das Seihtuch, mit diesem Gerät habe ich in 2.5 Stunden einen 30kg Kübel durch (vorher im Wärmeschrank angetaut, damit sich der Block löst).

Gruß
Astacus

Ich habe auch vor ein paar Tagen einen 26 kg Kübel kristallisierten Honig mit dem Melitherm aufgetaut. Ich habe den Honig etwas mühselig herausgestochen, aber bei mir hat der Vorgang ca. 20 Stunden gedauert. Welche Temperatur hast du eingestellt bzw wie kann es zu solch großen Unterschieden kommen?
 
Hallo Mr. Bee,

eingestellte Temperatur 54°C

Saccharase-Aktivität ist dabei von 139 (nach der Ernte) auf 117 Siegenthaler (1/2 Jahr später) gesunken. Da bei Werten über 100 bei der Gütesiegeluntersuchung der HMF Wert nicht gemessen wird, kann ich keine Aussage bezüglich eines erhöhten HMF Wert machen.

Deine 20 Stunden Durchlaufzeit kann ich mir aber auch nicht erklären.

Gruß
Astacus
 
Ich bin neu im Imkergeschäft, könntest vielleicht erklären was saccharase-Aktivität und HMF-Wert genau bedeuten?

Ich selbst hab den Melitherm auf ca 48° eingestellt gehabt. Was für mich sehr limitierend für die Durchfließgeschwindigkeit war, war sicherlich das ganz engmaschige Seihtuch. Um dort durchfließen zu können, muss der Honig wirklich sehr flüssig sein, kann ich mir vorstellen. Der Honig ist nicht geflossen sondern nur getropft.

bis zu welcher Temperatur sollte man den Melitherm höchstens einstellen bzw was ist die optimale Temperatur?
 
Hallo,
MrBee schrieb:
Ich selbst hab den Melitherm auf ca 48° eingestellt gehabt.
[...]
Der Honig ist nicht geflossen sondern nur getropft.

bis zu welcher Temperatur sollte man den Melitherm höchstens einstellen bzw was ist die optimale Temperatur?
ich habe gelernt, daß man den Melitherm auf 65-70°C einstellen soll, da dadurch der Honig flüssig genug wird, damit die Verweilzeit im Topf so gering ist, daß er schnell durchläuft und nicht so warm wird.

Das klingt paradox, es sei aber so.

Gruß Ralf
 
Servus MrBee,

MrBee schrieb:
Ich bin neu im Imkergeschäft, könntest vielleicht erklären was saccharase-Aktivität und HMF-Wert genau bedeuten?
Saccharase: ist ein Enzym, das natürlich im Honig vorkommt und Saccharose in Glucose und Fructose spaltet. Die letztgenannten Zuckermoleküle sind ja die Hauptbestandteile des Honigs. Als Enzym ist Saccharase aber auch ein Eiweiss, d.h. sie kann durch Erhitzen zerstört werden. Die Feststellung der Saccharase Aktivität im Honig kann daher zum Nachweis von Erhitzungsschäden genutzt werden.

HMF: Hydroxymethylfurfural, ein Abbauprodukt v.a. von Fructose. HMF ist in frischem Honig kaum vorhanden, wird aber laufend gebildet. Allerdings bei niedrigen Temperaturen nur in sehr geringem Umfang. Ein erhöhter HMF-Gehalt deutet daher auf längerandauernde Überhitzung bzw. zu warme Lagerung hin.

lg,
Sebastian
 
Hallo,
Zum Auftauen des Honigs habe ich einige Fragen bzw. machen mir die verschiedenen Temperaturen doch etwas Kopfzerbrechen.

Vorerst, ich habe keinen Melitherm, taue meinen Honig mit einer selbstgebauten regelbaren Auftauvorrichtung bei 38° ! auf.
Ist geregelt auf 0,1° funktioniert optimal und bin sehr zufrieden damit. (kein Spaten erforderlich, keine Patzerei!).
Einen 40 kg Hobbock taue ich bei dieser Temperatur nach 1 Tag! komplett auf (Blüten-Waldhonig)!
Es wird wenig Umgebungsraum erwärmt.

Meine Fragen:

1. Beim Melitherm wird dieser auf Temperaturen von 65 - 70° eingestellt, wie zB. Ralf schreibt.
Ich kann mir nicht vorstellen, daß der Honig im unmittelbaren Bereich der Heizspirale nicht doch erheblich zu warm wird?
(wenn auch vielleicht nicht sehr lange - habe schon gelesen daß das angeblich nichts macht !! )
Vergessen darf man auch nicht, daß der Honig vorher ohnehin schon im Aufwärmeschrank angetaut wird, um anschließend mit dem Spaten umgeschaufelt zu werden.
Bei dieser Prozedur habe ich das Gefühl, daß nur gut ist was teuer ist und vor allem schnell geht. (was nix kostet ist nix ) (könnte mir schon auch einen kaufen)

Der Kunde jedoch sollte laut Honigetikett den Honig nicht über 40° erwärmen um diesen nicht zu schädigen.
Wie lange wirkt denn diese Wärme auf 1 kg Honig ein um diesen zu verflüssigen?

2. Wie schädigend ist eine Lagerung bei einer Raumtemperatur von 23 ° für vielleicht 2-3 Wochen?
Auf den Honigetiketten braucht nur mehr "trocken lagern" draufstehen und nicht mehr "kühl lagern". lt. Honig Qualitätsseminar
(oder bin ich da falsch informiert?).

In meiner früheren Imkerzeit wurde Honig überhaupt nicht aufgetaut, sondern gleich abgefüllt.
Damals in Kunststoffbecher !!!

Über Antworten freut sich

Manfred
 
Hallo Markus,

mado schrieb:
1. Beim Melitherm wird dieser auf Temperaturen von 65 - 70° eingestellt, wie zB. Ralf schreibt.
Ich kann mir nicht vorstellen, daß der Honig im unmittelbaren Bereich der Heizspirale nicht doch erheblich zu warm wird?
(wenn auch vielleicht nicht sehr lange - habe schon gelesen daß das angeblich nichts macht !! )
Vergessen darf man auch nicht, daß der Honig vorher ohnehin schon im Aufwärmeschrank angetaut wird, um anschließend mit dem Spaten umgeschaufelt zu werden.
Bei dieser Prozedur habe ich das Gefühl, daß nur gut ist was teuer ist und vor allem schnell geht. (was nix kostet ist nix ) (könnte mir schon auch einen kaufen)
ich habe jetzt nochmal nachgelesen, es sind wohl 55-60°C:
http://www.agroscope.admin.ch/imker...O2Yuq2Z6gpJCDeHt5f2ym162epYbg2c_JjKbNoKSn6A--
Seite 4 unten

und im IF:
Die Temperatur ist beim Meli bewiesener Maßen kein Problem. Da gab es schon Untersuchungen die hinreichend erwiesen haben, daß die kurzzeitige Erwärmung (bis 60°C) sogar noch schonender war als ein paar Tage zu lange im Wärmeschrank (<40°C !)
Zur Info: Der Thermostat ist an der tiefsten Stelle im Honig positioniert.

auf der Hersteller-Seite http://www.spuergin.de/melitherm.php:
Prüfungsbericht der Universität Hohenheim (730) Landesanstalt für Bienenkunde, August-von-Hartmann-Str. 13, D 70593 Stuttgart

Die Überprüfung des Gerätes in Hohenheim, besonders im Hinblick auf Wärmeschäden, brachte das folgende Ergebnis:

Allgemein bildet sich HMF in Blütenhonigen rascher als in Honigtauhonigen. Auch der Abbau der Invertaseaktivität erfolgt in Blütenhonigen rascher als in Honigtauhonigen.

Der Versuchshonig war also so gewählt, daß eventuelle Schäden leicht zu bemerken waren. Trotzdem zeigte das Schmelzen bei 55° und 65°C praktisch keinen Einfluß. Der geringe Anstieg des HMF-Gehalts liegt noch innerhalb der Fehlergrenze des Nachweisverfahrens. Das gleiche gilt für den geringfügig erniedrigten Intervasewert bei der Anwendung von 55°C.

Die Empfehlung, das Gerät bei 55°C zu benützen, ist also unbedenklich.

Höhere Temperaturen können angewandt werden. Dazu sollte man aber lediglich in Fällen greifen, in denen niedrige Temperaturen keinen Erfolg bringen, wie z.B. bei Honigen mit Lärchenzucker (Melezitzose).

Mit Nachdruck muß darauf verwiesen werden, daß die Unbedenklichkeit höherer Temperaturen nur für den Fall gilt, daß diese Temperaturen sehr kurze Zeit auf den Honig einwirken. Wird Honig im Kübel im Wärmeschrank bei 55°C verflüssigt, führt dies unweigerlich zu Schäden, weil sich die Wärmeanwendung über viele Stunden erstrecken muß. Prof. Dr. Günther Vorwohl

Für die freundliche Genehmigung zur Veröffentlichung dieses Berichtes danken wir Herrn Prof. Dr. Vorwohl recht herzlich.

es gibt anscheinend noch ein Gerät: http://www.honig-tau.de

Gruß Ralf
 
Hallo Ralf,
bin zwar nicht Markus, aber besten Dank für Deine Antwort.

Ich habe diese Berichte schon gelesen, kann mich aber von dem Gedanken der zu hohen Temperatur nicht trennen.
Man darf nicht vergessen, daß der Hersteller dieses Produkt auch verkaufen will.

Den Hinweis eines Professors, daß Honig im Auftauschrank bei 55° über viele Stunden Schaden nimmt, finde ich bemerkenswert (überflüssig).
Wenn es heißt max. 40°, dann sind es eben nur soviel und auch nur so lang, wie es notwendig ist.

Zu meiner 2. Frage hätte ich noch eine Antwort erbeten.

Gruß
Manfred
 
mado schrieb:
2. Wie schädigend ist eine Lagerung bei einer Raumtemperatur von 23 ° für vielleicht 2-3 Wochen?

Dies wird dem Honig wohl nichts ausmachen, hat es doch im Bienenvolk locker 23 Grad. In etwa dieser Temperatur wird der Honig auch beim Verbraucher gelagert und dies oft für viele Monate. Detto in den Supermärkten, usw. usf.

Josef
 
Servus Manfred,

mado schrieb:
2. Wie schädigend ist eine Lagerung bei einer Raumtemperatur von 23 ° für vielleicht 2-3 Wochen?
Auf den Honigetiketten braucht nur mehr "trocken lagern" draufstehen und nicht mehr "kühl lagern".
Die Lagerung bei 23°C schadet überhaupt nicht. In dem Link von Ralf (agriscope) findest Du Anhaltspunkte, welchen Einfluss die Temperatur auf die Haltbarkeitsparameter (HMF, Enzyme) hat.
Das mit dem Entfall des "kühl lagerns" liegt nicht am Entfall von irgendwelchen Vorschriften, sondern daran, dass der Imker dann auch verpflichtet ist seinen Honig durchgehend "kühl", d.h. bei max. 15°C (Durchschnitt), zu lagern. Und damit ist es spätestens am Verkaufsstand vorbei.
Die Haltbarkeit von Honig ist auch bei Raumtemperatur für 2 Jahre gegeben, daher ist der Zusatz "kühl lagern" nicht wirklich notwendig.

lg,
Sebastian
 
23° schadet dem Honig nicht, aber was ist den nun die "optimale" Lagertemperatur?

Ich habe meinen Honig bisher mit einen Glühweinkochen mit ca 40° erhitzt. Im Kübel wurde der Honig zwar schön flüssig, aber nicht wirklich klar, deshalb musste ich bisher eigentlich immer den Honig nach dem Abfüllen nochmal ein zweites Mal kurz erwärmen damit der Honig auch klar wird.

Ich habe den Honig dann bei Raumtemperatur gelagert und hat sowohl den Flüssigkeitszustand als auch die Klarheit auf Dauer gehalten.

Nun habe ich wie beschrieben den Melitherm benutzt und den Honig im Keller bei 12° gelagert. Nach ca. einer Woche ist der Honig nicht kristallisiert, aber wieder nicht durchsichtig.

Ist das euerer Meinung ein Problem, sind 12° zu wenig?
 
Danke Sebastian für die Information.

Was mich kratzt, ist die Temperatur beim Auftauen mit 55° od. ähnlich.

Warum macht man das wenn es mit 40° einwandfrei geht und man den Kunden auf dem Honigetikett darauf aufmerksam macht?

Weil es eben schneller !!! gehen muß, das dürfte einer der wichtigsten Gründe sein!

Ich könnte mir auch ein Melitherm von unserem Verein ausleihen.
Ebenso haben wir einen Auftauschrank, der jedoch keinen so guten Ruf hat. (dauert zu lange - eben!!)

Gruß
Manfred
 
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