Bienensterben in den USA

Josef Fleischhacker

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Hier ein ganz wichtiger Beitrag aus der Sueddeutschen Zeitung über das Massensterben von Bienen in den USA.


Rätselhafter Exitus der Bienen
Das spurlose Sterben
In den USA ist die Mehrzahl aller Bienen verschwunden. Weil eine klare Ursache fehlt, spekulieren Forscher über das Ende der Insektenart - ein Ende mit möglichen Konsequenzen für die Menschheit.
Von Petra Steinberger
Biene

Es ist ein unheimliches Phänomen, das die Bienenvölker heimsucht: Die Wissenschaftler nennen es "Colony Collapse Disorder": ein Sterben, das keine Spuren hinterlässt.
Foto: ddp



Sie sind weg. Haben den Stock alleingelassen, die junge Brut nicht mehr versorgt. Sind nie wieder aufgetaucht, die älteren, erwachsenen Bienen.

Haben auch keine Toten zurückgelassen. Millionen und Abermillionen Bienen sind in Nordamerika einfach verschwunden im Lauf der vergangenen Monate. Und immer mehr amerikanische Imker, die in diesen ersten warmen Wochen nach dem Winter zum erstenmal ihre Bienenstöcke wieder öffnen, berichten dasselbe.

"So etwas habe ich noch niemals gesehen", sagte der kalifornische Bienenzüchter David Bradshaw schockiert einer Zeitung. ,,Ein Stock nach dem anderen war einfach leer. Es sind keine Bienen mehr daheim.‘‘

An der amerikanischen Westküste sind fast 60 Prozent der Bienenvölker kollabiert, an der Ostküste und in Texas sind es mehr als 70 Prozent. Mehr als die Hälfte aller Bundesstaaten ist betroffen und Teile Kanadas. Dasselbe passiert auch in Spanien und in Polen.

Aus der Schweiz gibt es die ersten Berichte und auch aus Deutschland - nur hat das Bienensterben bisher nirgendwo solche Ausmaße wie in den USA.

"Das Bienensterben kann eine Warnung an uns sein"

Es ist ein seltsames, geradezu unheimliches Phänomen, das die Bienenvölker heimsucht. Die Wissenschaft hat ihm jenen Namen gegeben, den sie reserviert hat für etwas, das sie noch nicht, vielleicht nie erklären kann: disorder, Störung. Man spricht vom ,,Colony Collapse Disorder‘‘, von einer Störung namens Bienenvolk-Kollaps, kurz CCD. Über die Symptome weiß man ziemlich viel: In betroffenen Kolonien fehlen alle erwachsene Bienen, und es liegen auch, wie normalerweise üblich, keine toten Bienen in der Nähe. Die Bienen fliegen fort und sterben irgendwo draußen.

Vorräte an Honig sind da, und die nicht ausgewachsenen Bienen, die nun verhungern. Eine Kolonie, die mitten im Zusammenbruch steckt, mag von außen ganz normal wirken. Aber innen gibt es viel zu wenige, viel zu junge Arbeiterinnen. Und schließlich kommt etwas Eigenartiges hinzu: Normalerweise werden die Stöcke eines Volkes, das an Krankheiten stirbt oder in einem kalten Winter verhungert, sofort von anderen Bienen oder Stockräubern ausgeplündert oder von Plagen wie Wachsmotten übernommen. Diesmal aber dauert es mindestens zwei Wochen, bis die Plünderer kommen.

Was die Ursachen für das Verschwinden sind, darüber weiß man fast nichts. Aber man weiß, dass es eine Katastrophe wäre, wenn die Honigbienen für immer verschwänden. Eine Katastrophe auch für den Menschen. ,,Früher‘‘, sagt May Berenbaum, Leiterin des Instituts für Entomologie an der Universität Illinois, ,,waren es die Kanarienvögel in den Minen. Wenn sie starben, dann wussten die Bergarbeiter, dass etwas passieren würde. Manche von uns glauben, dass die Bienen heute diese Funktion haben.‘‘ Die Aufmerksamkeit, die die Medien ihr und anderen Bienenforschern in den vergangenen Wochen entgegengebracht haben, verunsichert May Berenbaum. Vorsichtig sagt sie: ,,Das Bienensterben könnte eine Warnung an uns sein, dass etwas sehr aus dem Gleichgewicht geraten ist.‘‘

Milben sind es diesmal nicht

Es geht nicht nur um die Bedrohung einer Tierart, auch nicht um das Bienensummen im Frühling oder den Honig, der uns fehlen wird - zumindest ökonomisch gesehen ist er ein angenehmes, aber eher unwichtiges Nebenprodukt. Die Menschen brauchen die Bienen dringend, denn etwa ein Drittel der menschlichen Nahrung ist direkt oder indirekt von ihnen abhängig: Äpfel, Birnen, Pflaumen, ein Großteil des Obstes werden zwischen 80 und 90 Prozent von Zuchtbienen bestäubt, ebenso Mandelbäume, Melonen, Paprika, Kürbisse, Himbeeren und etwa 90 andere Obst- und Gemüsearten - aber auch Viehfutter wie Klee oder das in den USA verbreitete Alfalfa.

,,Wenn Sie einen Hamburger essen‘‘, sagt Berenbaum, ,,dann verdanken Sie das indirekt den Bienen.‘‘ Manche Farmer versuchen, die Bäume mit Hilfe riesiger Ventilatoren zu bestäuben, oder sie experimentieren mit Hummeln und anderen Insekten. Aber wirkliche Alternativen zur Bestäubung durch Bienen gibt es nicht, Wildvölker existieren kaum noch, schon gar nicht in den riesigen Monokulturen, und andere Insekten würden diese Mengen nicht schaffen.

Den durch Bienenpollination erwirtschafteten Wert schätzen Forscher allein für die USA auf bis zu 18 Milliarden Dollar. In Europa sind es immerhin bis zu fünfMilliarden Euro. Durch ihre Leistung bei der Bestäubung gelten Bienen in Europa nach Rindern und Schweinen als das drittwichtigste Haustier - noch vor dem Geflügel.


Ich bedanke mich bei der Sueddeutschen Zeitung für diesen zwar traurigen, aber dennoch sehr wertvollen Beitrag

Josef
 
Massensterben von Bienen sorgt für Rätsel:

Heute ist auch auf der news.at Seite ein langer Artikel zu finden:

Massensterben von Bienen sorgt für Rätsel:
  • Hunderte Stöcke in USA stehen plötzlich leer
    Bis zu 80 Prozent der Insekten sind verschwunden
    Massive Folgen: Nahrung von Bestäubung abhängig!
Ein massives Bienensterben in den USA sorgt unter Wissenschaftler für Rätselraten: In 24 US-Bundesstaaten hat sich die Honigbienenpopulation stark verringert. In den betroffenen Bundesstaaten sind zwischen 30 und 80 Prozent der Honigbienen verschwunden, was Folgen für die landwirtschaftliche Produktion haben könnte. Außerhalb der Saison gilt ein Verlust von 20 Prozent der Bienen als normal. Die genaue Ursache des Verschwindens der Bienen ist unklar.

Forscher verwenden für das Phänomen inzwischen die Bezeichnung "Colony Collapse Disorder" (CCD). In der Vergangenheit gab es ähnliche Auffälligkeiten, die jedoch regional begrenzt waren. An der amerikanischen Westküste sind jetzt fast 60 Prozent der Bienenvölker kollabiert, an der Ostküste und in Texas sind es mehr als 80 Prozent. Auch aus der Schweiz, Deutschland, Spanien und Polen gibt es die ersten Berichte über das mysteriöse Bienensterben.

Bienen sterben außerhalb des Stockes
Die Symptome CCD weiß man mittlerweile ziemlich genau Bescheid: In den betroffenen Bienenvölkern fehlen alle erwachsenen Bienen, es liegen jedoch keine toten Bienen in der Nähe, d.h. die Bienen fliegen fort und sterben irgendwo draußen. Grund für den Tod der Honigbienen könne Erschöpfung, Orientierungslosigkeit oder Kälte sein. Die nicht ausgewachsenen Bienen im Stock verhungern trotz ausreichender Vorräte an Honig.

Rätselraten über UrsacheÜber die Ursachen für das Massensterben weiß man nichts. Die Forscher können darüber nur spekulieren. Verantwortlich könnten die Flurbereinigungen sein, die keine Feldraine mehr übrig gelassen haben, die Monokulturen, eine zu perfekte Forstwirtschaft, die Ausbreitung der Städte, Viren, Pilze, Pestizide oder genmanipulierte Nahrungsmittel sein.

Verschwinden wäre Katastrophe
Ein Verschwinden der Hönigbienen wäre für die Menschheit eine Katastrophe. Ein Drittel unserer Nahrung ist direkt oder indirekt von ihnen abhängig: Ein Großteil des Obstes werden zwischen 80 und 90 Prozent von Zuchtbienen bestäubt, ebenso Mandelbäume, Melonen, Paprika, Kürbisse, Himbeeren, aber auch Viehfutter wie Klee. Trotz Versuchen mit riesigen Ventilatoren u.ä.: Eine wirkliche Alternative zur Bestäubung durch Bienen gibt es nicht. Daher gelten die Insekten auch in Europa nach Rindern und Schweinen als das drittwichtigste Haustier - noch vor dem Geflügel.

Kostendruck auf Imker
Das Verschwinden der Bienen verursacht einen zunehmenden Kostendruck, der auf den Imkern lastet: "Es gibt weniger Imker, weniger Bienen, aber mehr Früchte, die bestäubt werden sollen", Zac Browning, Vizepräsident der Vereinigung amerikanischer Imker von "IHT.com" zitiert. Imker sehen sich veranlasst, im ganzen Land Verträge mit Landwirten zur Befruchtung der Pflanzen zu schließen, weil ihre Einnahmen aus dem Honigverkauf durch Importe aus China und Argentinien stark zurückgegangen sind.

Die Süddeutsche Zeitung verweist im Zusammenhang mit dem Bienensterben auf einen Satz, den Albert Einstein einmal gesagt haben soll: "Wenn die Biene von der Erde verschwindet, dann hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben; keine Bienen mehr, keine Bestäubung mehr, keine Pflanzen mehr, keine Tiere mehr, keine Menschen mehr...". (red)
 
@ Drohne: Hast Du irgendeine Idee welche Ursachen dieses mysteriöse Leiden verursacht haben könnte ??
Könnte es mit der Umweltveränderung in letzer Zeit ( Strahlungen, Erwärmungen, Schadstoffe in der Luft,...) zusammenhängen, oder ist es vielleicht tatsächlich eine neue, noch unbekannte Krankheit ?
[schild=16 fontcolor=000000 shadowcolor=C0C0C0 shieldshadow=1 nxu=98043460nx75479]Was sagst Du dazu ?[/schild]
 

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Sybill schrieb:
@ Drohne: Hast Du irgendeine Idee welche Ursachen dieses mysteriöse Leiden verursacht haben könnte ??

Ja hab ich, dazu folgendes: in den USA wird der Süßstoff zum einfüttern der Bienen aus Gen manipulierten Produkten hergestellt. Offenbar bekommt dieser Zucker den Bienen überhaupt nicht, denn die ersten Probleme fangen schon bei füttern an. Laut diversen Berichten nehmen die dortigen Bienen dieses Futter nur sehr ungern zu sich.

Ein weiterer Beweis ist folgende interessante Tatsache: wenn sich das Volk kahl geflogen hat, also keine Bienen mehr in der Beute sind, bleiben natürlich die Beuten mit den Futterwaben offen stehen. Es dauert oft zwei und mehr Wochen, bis andere Bienen dieses Futter zu sich nehmen. Bei uns werden die vollen Futterwaben unverzüglich von den anderen Bienen leergeräumt. An sich kein Wunder, denn immer mehr Imker im deutschen Sprachraum verwenden bereits BIO Futter zur Herbsteinfütterung, dies bekommt unseren Bienen bekanntlich bestens. Übrigens, Gen manipulierte Produkte sich bei uns strengstens verboten, ich hoffe dies bleibt so!

Auf jeden Fall werde ich Berichte und Kommentare über dieses Massensterben mit größter Sorgfalt verfolgen. Wenn ich neues erfahre, werde ich unverzüglich berichten

LG Josef
 
Hallo Drohne,

Deine Theorie hört sich für mich sehr plausible an. Besonders wenn man Deinen 2. Bericht über das Bienensterben in Europa liest.

Zusammengefasst könnte der genmanipulierte oder minderwertige Zucker in Verbindung mit dem einseiten Pollenangebot ein Hauptursache für diese Vorgänge sein. Wie Du schreibst, ist es wirklich bezeichnend, wenn sich nicht mal andere Bienenvölker für diesen miesen Futtercocktail
interessieren.

Also ist für mich die beste Alternative um diese Mißstände zu verhindern, die Bienen in eher naturbelassene Gegenden aufstellen, regelmäßig Wandern um die Pollenvielfalt zu erhöhen und im Winter ein adäquates Futtermittel den Bienen zu geben.

Hast Du noch mehr Ideen um dieses Problem bei uns in Österreich zu umschiffen ?
 
Sybill schrieb:
Also ist für mich die beste Alternative um diese Mißstände zu verhindern, die Bienen in eher naturbelassene Gegenden aufstellen, regelmäßig Wandern um die Pollenvielfalt zu erhöhen und im Winter ein adäquates Futtermittel den Bienen zu geben.

Genau das ist es, wandern ja, aber nach einer Massentracht wie es die Gutsbetriebe den Imkern bei der Sonnenblume anbieten, unbedingt nachher die Völker in eine mit vielfältigem Herbstpollen gesicherten Tracht bringen. In meiner Region gibt es von den Astern bis zur Goldrute eine Fülle von Herbst Pollenmix.

Noch kurz zu Amerika: man muss nur einmal die dortige Situation vor Augen, da stehen mitunter tausende Völker zB. nur bei Alfalfa Trachten, dort gibt es dann kein einziges anderes Kräutlein für die fleißigen Sammler, noch dazu Gen Pflanzen. Die Situation der dortigen Bienen kann ich nur nur allzu gut vorstellen.

Zu den europäischen Berichten: auch in Spanien, Holland, Deutschland gibt es zuhauf Gen manipulierte Pflanzen. Wir können froh sein, dass diese Technik und deren Pflanzen bei uns nicht angewendet werden darf.

LG Josef
 
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