Spritzmittel - es geht wieder los....

Nils

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Hallo allerseits,

als ich gestern durch die Lande fuhr begegnete ich den ersten Traktoren mit Spritzgerät. Einer sprühte bereits sein Rapsfeld. Dies rief mir schmerzlich in Erinnerung, daß meine Bienen gerade mal 10 Meter von einem Feld mit Winterweizen entfernt stehen.

Kann mir jemand sagen wie Winterweizen in der Regel behandelt wird - und ab wann?
Als er letztes Jahr ein Feld in 500 m Entfernung gegen einen Käfer spritzte kam es mir so vor, als wären die Flugbienen nur noch halb so viel...

Unser Haus steht direkt am Rand des Feldes. Das Grundstück ist ca. 1 Meter über dem Feld und eine 2 Meter Thujen-Hecke grenzt uns davon ab. Leider spritzt der Bauer immer nur dann, wenn Ostwind herrscht. Der bläst das Zeug dann voraussichtlich direkt in die Fluglöcher meiner Beuten.
(Bei Westwind spritzt er nie, das würde sonst direkt zu seinem Hof hin wehen...)

Mir graut schon davor wenner sprüht.
Gibt es etwas was ich tun kann, wenn es soweit ist? Es macht wohl wenig Sinn die Fluglöcher zu verstopfen wenn noch Flugverkehr herrscht. Und meist fängt er gleich bei unserer Seite an, so daß ich keinerlei Vorwarnung erhalte.

Danke für Eure Tips,

Nils
 
Unsere Bauern (Felderwirtschaft) sieht man nur noch auf ihren Trakoren sitzen, im zeitigen Frühjahr wird selbst auf noch gefrorenem Boden Kunstdünger ausgebracht, beim ersten Pflanzenwachstum folgt auch schon die Giftspritze. Getreide und Raps wurde schon gespritzt, beim ersten Käferalarm und selbst bei strahlemdem Sonnenschein geht´s hurtig weiter.

Gibt es etwas was ich tun kann, wenn es soweit ist?

Gar nichts, der Bauer macht ja nichts Ungesetzliches, er folgt doch lediglich den Empfehlungen der Landwirtschaftskammern und deren Beratern. Sollte es jedoch zu Spritzschäden kommen, so musst natürlich Bienen einsammeln, am besten etwa 100g pro Stock, ein Stückerl Pollenwabe in der Größe von etwa 10 x 10cm opfern, sowie ein Bündel Getreide sichern, dies am besten schon unmittelbar nach der Spritzerei einsammeln.

Josef
 
Sollte es jedoch zu Spritzschäden kommen, so musst natürlich Bienen einsammeln, am besten etwa 100g pro Stock, ein Stückerl Pollenwabe in der Größe von etwa 10 x 10cm opfern, sowie ein Bündel Getreide sichern, dies am besten schon unmittelbar nach der Spritzerei einsammeln.

Hallo Josef,

meinst du, um beweisen zu können, dass die Schäden von der Spritzerei kommen?

LG
Hagen
 
Danke für Eure Antworten.

Ich will die Schäden nicht (vorrangig) beweisen sondern möglichst vermeiden. Aber ich fürchte es ist wie du sagst Josef: nix kann ich tun. Nur dem Bauern die toten Bienen vor die Türe kippen - etwas was ich ganz sicher täte.
Ich hoffe daß es nicht soweit kommt.


Aber eine Probe vom bespritzten Weizen zu nehmen ist ein guter Vorschlag! Auch wenn ich mich an solche Felder eigentlich kaum hintraue...

Nur: wie nimmt man 100g Probe von Flugbienen die nicht mehr wiederkehren?

Jedenfalls habe ich dem Bauern heute mal eine Mail geschickt, wann er denn was spritzen wird. Ich seh seinen Hof wenn ich aus dem Fenster schaue :) Er soll ruhig wissen, daß dieses Jahr einer genau schaut was passiert und er so treibt...

Danke Euch und wenn noch jemand Ideen hat, wie man Schaden abwenden könnte...

Nils
 
Sofort das Gesundheitsamt anrufen und kommen lassen zur Messung, hat erst jemand gemacht,
da war die Aufregung groß

Einsatz von Pflanzenschutzmitteln: Hessischer Landwirt löst Großalarm aus

Dazu muß man sagen, daß diese Spritzaktion auch 2 Lämmern das Leben gekostet hat und zahlreiche Menschen über Beschwerden klagten. Beim "normalen" Spritzen sterben nur Insekten - und die klagen nicht....
 
Mensch Nils sei nur ja vorsichtig, ist eine heikle Sache. Selber hatte ich bei einem ganz wichtigen Außenstand in Hollabrunn großes Glück, der Bauer wusste nicht, dass da Bienen seine Nachbarn sind, ab dieser Info hat er nur noch Bienenfreundliche Pflanzen und diese ohne zu spritzen angepflanzt. Sein Sohn agiert ähnlich, ist Großbauer und Bürgermeister von Hollabrunn, sein Name Bernreiter, darf also vor den Vorhang.

Nur: wie nimmt man 100g Probe von Flugbienen die nicht mehr wiederkehren?

In diesem Falle liegt ein Bienenteppich vor und in den Beuten, ein besonderes Merkmal sind heraus gezeigte Zungen und klebrige Bienen.

Josef
 
Nils,

ich hatte in meinem Studium die Vorlesung "Umweltrecht", und behandelte dabei
das BImSchG (Bundesimmissionsschutzgesetz).
Daher weiß ich, dass die "normalen" gesetzlichen Bestimmungen noch einmal
deutlich schärfer sind, wenn es sich um "Nachbarschaft" handelt.
Das ist dann noch einmal im "Nachbarschaftsrecht" geregelt in Kombination
mit dem entsprechenden Gesetz das in dem speziellen Fall zur Anwendung kommt.
Ich schaue in dem Gesetzestext einmal nach ob es hierfür eine Regelung gibt.
Denke aber, dass das BISchG hier nicht anwendbar ist.
Mache Dich doch mal Kundig wie es mit Spritzmitteln in der Landwirtschaft
aus sieht und wie da das Nachbarschaftsrecht geregelt ist.

VG
Hagen
 
Nils,
mein erster Weg wäre an die Haustüre des Landwirts um mich vorzustellen und freundlich meine Ängste zu schildern.

Grüße
Raimund
 
Moin Nils ,

wenn schon 2 Lämmer auf der Strecke geblieben sind , und selbst ein gewisser Personenkreis , 'schon eigenartig reagiert ' - brennen doch wohl die Betten. Was soll denn noch passieren ?
Freundlich an der Haustür vom Landwirt / Spritzmeister nachfragen , wann die nächste Dusche kommt , fällt aus. Der Spritzer weiß was er macht.
Hier müssen gleich richtige Geschütze aufgefahren werden. Das ist ja doch wohl der Gipfel ! Fluglöcher zustopfen : das sag mal dem Landwirt . Der muß gleich noch wegen ' Lachkrampf ' behandelt werden . Das kostet noch einen Mediziener extra.
Auf einen groben Klotz , gehört ein grober Keil.
Oder sind wir tatsächlich schon Bananenrepublik ?

Gruß hannes
 
Unser Fachberater meinte, das immer weniger Vergiftungen durch Pestizide festgestellt werden. Das liegt aber vorallem daran das fast keine Bienenproben mehr eingeschickt werden. Er meinte als Probe sollte man gut ein Honigglas voll Bienen einschicken. Wichtig mit Einmalhandschuhen sammeln wenn man Proben vom Feld nimmt dann ganz wichtig frische Handschuhe anziehen und am besten in zwei getrennte Pakete zur Analyse schicken.

Proben vom Feld zu nehmen ist nicht ganz ohne und sollte von offizieller Stelle angeordnet werden. Die Adresse dazu hab ich auch irgendwo, muss sie nur raussuchen.

Gruß Basti
 
Hallo Nils,
ich denke, was der Landwirt spritzt, ist ein biogener Wachstumshemmer. Ein Wirkstoff, der das Wachstum der Pflanze verlangsamt um die Wurzelbildung zu fördern. Die Lösung wird, ich glaube, auf pflanzlicher Basis (Algen) hergestellt.
Das Zeug wird zurzeit überall ausgebracht. Für Bienen soll es angeblich nicht gefährlich sein. So sagt man

LG

Dieter
 
Jetzt ist's passiert ....

Hallo Freunde,

jetzt ist es passiert - gerade vor 1/2 Stunde (gegen 16:30-17:00) wurde das Feld gespritzt. Ich war gerade dabei ein Volk aufzumachen als er seelenruhig sein Gift sprühend vorbei fuhr....

Ich konnte es nicht fassen, hatte ich ihm doch am Donnerstag gemailt, er hats am Freitag in aller frühe auch gelesen und bis jetzt keine Antwort geschrieben. Und dann das...

Zum Glück haben wir wenig Wind, aber natürlich müffelt es nun im ganzen Garten. Nach 1/2 Stunde hat sich der Geruch wieder verzogen. Auch der Bienenflug ist nicht allzu stark (12-13 Grad, trüb) - jetzt kommt aber die Sonne raus.

Ihr könnt mir glauben daß ich vor Wut richtig Bauchweh bekommen habe. Ich verstehs ja daß er spritzen muß, aber das nicht-miteinander-reden fand ich schon heftig. Und gerade als ich hier meinem Ärger Luft machen will sehe ich, daß er mir 2 Stunden vorher ein Mail geschickt hat!

Das dämpft meinen Ärger, aber 2 Stunden vorwarnzeit sind wenig, vor allem wenn ich die Mails in der Regel erst abends/nachmittags lese...

Aber er zeigt sich zumindest auskunftsfreudig. Zweimal will er den Winterweizen spritzen. Heute und Ende Mai. Er nannte mir auch die Mittel von heute:

Folgende Mittel werden heute eingesetzt:
Unkrautbekämpfung:
Husar OD Powerset bestehend aus Husar OD ( Wirkstoffe: 100g/lIodosulfuron und 300 g/l Mefenpyr) und Mero (Wirstoff: 81 % Rapsmethylester) B4

Pixie (Wirkstoffe:33.3g/l Diflufenican, 500g/l Mecoprop-P (588g/l Kalium-Salz) B4



Wachstumregulierung:

Jadex-0-720 (Wirkstoff: Chlormequat 720) keine Auflagen bzgl. Bienengefährlichkeit



...

Das zweite Mal werden wir Ende Mai spritzen. Dabei werden die Blatt- und Ährenkrankheiten behandelt und wenn nötig das Getreidehähnchen bekämpft. Über die eingesetzten Mittel werde ich dich informieren.

Kennt sich jemand mit diesem Zeug's aus?


Tja, bin gespannt wie meine Bienen ragieren werden. Gift ist Gift und ich trau dem Braten nicht. Die Bienen müssen direkt über das gespritzte Feld um an die Weiden zu gelangen. Die stehen nämlich direkt am Hof des fraglichen Bauern....

Nils
 
AW: Jetzt ist's passiert ....

Immerhin ist schon eine gewisse Kommunikation vorhanden, wofür man schon dankbar sein muss, er könnte auch wie mir schon passiert sagen "wos gengan mi eichere Bei an".

Josef
 
Hallo Bienenfreunde
Habe eben eine Einladung von Ages bekommen. Sollte jemand daran interessiert sein, es sind nur begrnzte Teilnehmeranzahl möglich. Bin noch am überlegen wer da hinfahren würde.
mfg WalterAnhang anzeigen infoblatt-Bienenworkshop_2013.pdf
 
AW: Jetzt ist's passiert ....

Immerhin ist schon eine gewisse Kommunikation vorhanden, wofür man schon dankbar sein muss, er könnte auch wie mir schon passiert sagen "wos gengan mi eichere Bei an".

Josef

Jetzt da mein erster Ärger verraucht ist (weil er mich erst so spät informiert hat) muß ich zugeben daß er eigentlich aus seiner Warte ganz korrekt gehandelt hat. Das Wetter war passend (kaum Wind, eher weg von den Bienenstöcken). Alle Mittel sind B4 und sollten den Bienen nicht schaden (hoffentlich!). Alle Mittel sind zugelassen - niemand könnte ihm verbieten das Mittel anzuwenden.

Trotzdem habe ich immer schon ein sehr ungutes Gefühl, wenn das Feld gespritzt wird - auch schon bevor ich Bienen hatte. Aber jetzt ist es natürlich noch schlimmer.

Sowas geht mir den ganzen Tag im Kopf herum...
Aber ich hoffe daß keine Schäden entstehen. Wasserstellen habe ich vor den Bienenstöcken angeboten und ich hoffe sie fliegen nicht in das Feld um Wasser zu holen. Aber bis vorhin sind sie heute noch gar nicht ausgeflogen, 9 Grad und sehr trüb lockt sie nicht gerade heraus.

Weiss jemand etwas über die Wirkungsdauer der Mittel? Welche "Halbwertszeit" haben sie?

Richtig mulmig wird mir beim Gedanken daß er Ende Mai evtl. ein Insektizid anwenden wird...

Nils
 
Hallo Nils,

grundsätzlich kann ich dich zu deinem Nachbarbauern nur beglückwünschen. Er spritzt B4 und ist nicht abgeneigt, mit dir zu reden.
Das würde ich für mich nutzen. Triff dich mit ihm und rede mit ihm von Angesicht zu Angesicht!
Wenn dieses Gespräch bewußt besonders freundlich und ohne Vorurteile abläuft( sprich: Ich erzähl dir meine Sorgen- du erzähst mir deine Sorgen ), kann es euch beide weiter bringen.
 
Hallo!

Hab mich nach der vorjährigen Misserie schon gefreut, dass heuer die Schäden ausbleiben.
Nein nur später ist das Problem gekommen. Mein letzter im Ackerbaugebiet verbliebenen
Stand wurde wahrscheinlich durch Spritzmittel geschädigt.

Auf diesen Stand stehen:
4 Ableger
1 Wirtschaftsvolk im Zwischenablegerstatium
1 Wirtschaftsvolk vorbereitet zur Könniginnenzucht

Bei den Ablegern merke ich nichts, beim Zwischenablegervolk sind ein paar tote Bienen vorm Flugloch.
Aber beim Zuchtvolk lagen sterbende Bienen zentimeterdick am Bodenbrett und vorm Flugloch.
Zum Teil sind die Zungen herausgestreckt, die gerade Sterbenden krümmen und winden sich.
Und die Bienen finden, oder wollen zum Teil nicht in die Beute, sie krabbeln entlang der Beute hoch,
stürzen dann flugunfähig ab.
Ein Tauerspiel

Wer weiß:
- was wird um diese Zeit im Obstbau gespritzt?
- macht es Sinn Bienen- und Wachsproben zur AGES zu senden?

Ca. einen Liter Bienen hab ich gestern eingesammelt und tiefgefrohren, den Rest möchte ich zumindest den Landwirt zeigen.

Schöne Grüße Sepp
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hallo Sepp
Es bringt Dir zwar die Bienen nicht zurück, aber wenn man es nicht publik macht, bringt es noch weniger. Es sollte schon untersucht werden worann die Bienen verstorben sind. Es besteht aber auch eine Versicherung beim Verein wo einige der Kosten ersetzt werden. Frag bei Deinem Obmann nach und melde es dem Verband.
mfg Walter
 
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