Kann AmS tatsächlich Brut schädigen?

Josef Fleischhacker

Administrator
Teammitglied
Registriert
18 Jan. 2007
Beiträge
41.425
Punkte Reaktionen
1.409
Alter
73
Ort
3710 Fahndorf 86
Imker seit
1976
Heimstand
JA
Wanderimker
Ja
Rähmchenmaß/Wabengröße
ÖBW
Schwarmverhinderung wie
ZWA -Zwischenableger
Eigene Kö Zucht ja/nein
Ja
Hier

http://www.bienenforum.com/forum/showthread.php/8019-Chemiefreie-Sommerbehandlung/page4

gab es ein bemerkenswertes Posting, nämlich

Bei der Ameisensäurebehandlung geht doch auch ein kompletter Zyklus Larven über den Jordan. Teilweise sterben Sie und werden ausgeräumt. Die mittleren alten Larven die sich verpuppen können, sind nach dem Schlupf nicht lange lebensfähig.

Selber konnte ich dies noch niemals bemerken und ich arbeite immerhin mit 85%iger AmS im Schwammtuch von oben. Monatlich kontrolliere ich die Windel, selbstverständlich auch nach jeder Behandlung, bin da also keineswegs oberflächlich unterwegs. Da mich dies jedoch brennend interessiert möchte ich mich gerne in einem eigenen Thread darüber unterhalten, wäre schön, könnte hier mitunter auch wissenschaftliche Expertisen einfließen.

Josef
 
Hallo Josef,

ich erinnere mich an mein erstes Jahr mit Bienen.
Meine erste AS Behandlung und mein damals noch
weit mehr als jetzt übersteigerter "Beobachtungstrieb".
Ich hatte während der AS Behandlung Larven auf dem
Boden vor der Beute gesehen. Es waren schon einige
- ich schätze dass ich 20 bis 30 gesehen habe.
Das ganze war einige Tage später aber nicht mehr zu sehen
(für mich) und ich machte mir dann keine Gedanken mehr darum.
Ich führte es auch nicht auf die AS - Behandlung zurück, denn es war darüber
nirgendwo etwas zu lesen.
Jetzt, nach Deinem Hinweis fällt mir der Sachverhalt aber wieder ein.
Es KÖNNTE sein, daß...
Es wäre auch plausibel, denn die Haut der Larven ist sicher
halbdurchlässig und die AS wird daher auch in der Larve zu finden sein.

VG
Hagen
 
ich schätze dass ich 20 bis 30 gesehen habe.

Diese Menge besagt gar nichts Hagen, ist dies doch lediglich 2% einer täglichen Legeleistung der Kö, bedenke aber auch, es gibt in einem Volk Zigtausende offene Brutzellen. Auch bei Kälteeinbrüchen und Kalkbrut, die ein Anfänger oft überhaupt nicht erkennen kann, landen immer wieder einige Larven zum Abtransport auf dem Bodenbrett.

Danke Stefan, unsere Beiträge haben sich nahezu gekreuzt

Josef
 
Hallo,

ich denke mal, die Säure wird auf jeden fall die ganz jungen Larven wegbruzeln. Naja, je nachdem wir krass man das ganze treibt.

In meinem ersten AS Jahr hab ich mich schlaugefragt, weiviel die kollegen nehmen und wie. Die Antworten waren dann zwischen 30 und 45 ml. 60 % auf nem schwammtuch...
Also kippte ich in meinem jungen Übermut 40 ml in meine Ableger (8 besetzte langstrothwaben). Nach dem 2. mal hab ich dann gecheckt, das das zu krass ist. Da waren dann alle Stifte und ich schätze mal bis zum 4. oder 5. Tag die Larven platt. Allerdings haben von den Völkern trotz nur 2 Behandlungen alle überlebt.

Mfg Malte Niemeyer
 
Hallo

Ich hab bei einer Kontrolle mal gesehen das jüngste Brut nach der AS Dusche hin war, alle größeren waren aber OK .

Die frühe Sterblichkeit bei den geschlüpften Bienen kenne ich nur von den Brutscheunen, die werden gleich mit AS behandelt und sind nach den schlüpfen richtig starke Völker die aber recht schnell wieder schrumpfen.

Meiner Meinung nach liegt das aber weniger an der AS , sondern eher daran das diese Generation eh kurzlebiger und gleichzeitig durch Milben und Viren geschwächt ist.

Die auf Mittelwände gesetzten Altvölker halten mit ihren älteren Bienen ihre Volksstärke viel länger.... allerdings erst noch ohne AS .
 
Ich konnte auch noch nicht beobachten, dass Ameisensäurebehandlung zu Brutschäden führt - bis auf einen Fall, verursacht durch einen großen Fehler meinerseits.

Gruß,
Hermann
 
Eigentlich muss man zu dieser Frage sagen, JA AMS kann Brutschädigen

A B E R

nur wenn sie unsachgemäß eingesetzt wird. (Bestes Beispiel Überdosierung, zu schnelles Verdunsten, etc...)

In unserer Region sprechen wir hier vom "Verbrennen der Brut", jedes Jahr hört man so was immer wieder.

Meiner Meinung nach liegt das aber weniger an der AS , sondern eher daran das diese Generation eh kurzlebiger und gleichzeitig durch Milben und Viren geschwächt ist.

..ganz richtig Harzer, man darf nicht vergessen das kurz vor der Varroa-Behandlung mit AS, deren Population ihren Höhepunkt hat und man kann von einer mehrfach Parasitärenbelastung für unsere Bienen ausgehen. Das kostet Lebenskraft.

imkerliche Grüße
Hannes
 
Eigentlich muss man zu dieser Frage sagen, JA AMS kann Brutschädigen

A B E R

nur wenn sie unsachgemäß eingesetzt wird. (Bestes Beispiel Überdosierung, zu schnelles Verdunsten, etc...)

In unserer Region sprechen wir hier vom "Verbrennen der Brut", jedes Jahr hört man so was immer wieder.



... das ist mir im vergangenen Sommer so ergangen.

Ich habe die AS-Behandlung bei viel zu hoher Umgebungstemperatur durchgefürt.

Als ich nach einigen Stunden an den Stand zurückkehrte, sah ich, dass sehr sehr viele Bienen die Beuten verlasen hatten und in riesigen Bärten vor den Beuten hingen.

Für ein Volk war es schon zu spät.

Wie hat mein Bienenvater gesagt: Jedem Schaden geht eine Eselei des Imkers voraus.

Gruß Stefan
 
Unglücksfälle passieren nun einmal meine Herren, bei meiner Eingangsfrage geht´s jedoch um Grundsätzliches, nämlich ob AmS, wobei relativ egal sei wie auch immer diese verabreicht wird, im Normalfall Brut schädigen kann? Wir wollen also schon davon ausgehen, dass die Anwender zumindest Grundkenntnisse in der Völkerbetreuung und in Sachen Milbenbehandlungen haben.

Josef
 

Auf Seite 17 ist vermerkt, dass während der Behandlung kaum neue offene Brut herangezogen wird. Wer die AS-Behandlung zur Zeit der Winterbienenaufzucht macht, wird sich vielleicht dann nicht mehr so sehr über verhältnismäßig schwache Völker wundern. R. Rodenwald (Vereinsvorsitzender Basiszüchter) und ich haben bei einem unabhängig voneinander ausgeführten Vergleich der Entmilbung mit Fangwaben und AS-Behandlung eine Benachteiligung von mit AS behandelten Völkern festgestellt.

Auf Seite 18 ist vermerkt, dass nur sehr wenig Varroamilben gefallen sind. Dies wirft bei mir einige Fragen auf.

Warum sind kaum Milben gefallen? Waren die Völker nur gering befallen, gab es Behandlungsfehler oder kommen die Milben mittlerweile ganz gut mit AS-Behandlung klar?

Warum wurde keine Befallsuntersuchung vor und nach der Behandlung, beispielsweise mit der Puderzuckermethode gemacht?

Mich beschäftigten die Antworten allerdings nur noch am Rande, da ich mich von chemischen Behandlungen bereits weitgehend verabschiedet habe. Wie ich in einem anderen Thema schon beschrieben habe, hole ich nur noch in Einzelfällen im Winter die Chemiekeule raus.
 
Auf Seite 17 ist vermerkt, dass während der Behandlung kaum neue offene Brut herangezogen wird. Wer die AS-Behandlung zur Zeit der Winterbienenaufzucht macht, wird sich vielleicht dann nicht mehr so sehr über verhältnismäßig schwache Völker wundern. R. Rodenwald (Vereinsvorsitzender Basiszüchter) und ich haben bei einem unabhängig voneinander ausgeführten Vergleich der Entmilbung mit Fangwaben und AS-Behandlung eine Benachteiligung von mit AS behandelten Völkern festgestellt.

Bei Langzeitverdunster ist mir das auch schon aufgefallen , Einige Völker hatten mit der Brut ausgesetzt. Mit den Schwamtuch hatte ich das aber noch nicht.

Bei richtiger Behandlung fallen auch die Milben das die sich an AS gewöhnen glaube ich nicht
 
Guten Abend
zur von Josef aufgeworfenen Frage sind mir keine Forschungsprojekte bekannt, die explizit auf die Brutschädigung durch den Einsatz von Ameisensäure ausgerichtet waren. Es gibt zwar vereinzelt Beobachtungen aus begleitenden Arbeiten wie in der weiter vorne vorgestellten Untersuchung zur Verdunstung von AS. Der Tenor der Forschungsinstitute lautet unisono auf gute Bienenverträglichkeit.
Wenn wir die Wirkungsweise der AS auf alle Organismen im Bienenvolk betrachten, dann ist von einer tödlichen Wirkung auf junge Brutstadien und in beschränktem Mass auch auf eben schlüpfende Bienen auszugehen. Die Konzentration der AS in der Stockluft führt zu einer Uebersäuerung der Lebewesen in der Beute. Diese Uebersäuerung führt zu einer stärkeren Atmungsaktivität, was für kleine Lebewesen zur Schädigung und zum Tod führt. Bei der Milbe ist dieser Effekt Ziel der Massnahme. Vergleichen wir nun das Körpervolumen ein- bis zweitägiger Larven mit dem der Milbe, so ist das Absterben dieser Altersgruppe zu erwarten. Die Bienen machen sich unverzüglich ans Ausräumen der Larven, was von aussen nicht zu erkennen ist.Der Imker könnte dies nur feststellen, wenn er die Waben eines Volkes mit diesen Brutstadien markiert und nach der Stossbehandlung kontrolliert.

Da die Völker solche temporären Brutlücken schnell schliessen, ist es auch einsehbar, warum Forschungsinstitute zur Klärung der Frage keine Ressourcen verschwenden. Die Frage könnten ein paar interessierte Imker, die mit AS behandlen, durch eine einfache Stichprobenkontrolle bei der Sommer-behandlung klären. Und wenn dann Brutschädigung festgestellt wird, stellt sich immer noch das Problem alternativer wirksamer Behandlungen.

Selber habe ich nur einmal vor langer Zeit mit der Krämerplatte AS eingesetzt und kann deshalb keine eigene Erfahrung einbringen.
mfG Christian
 
Ich führe schon sehr lange 2 x AS 85 % und 1 x OS durch und bin überzeugt, dass entweder die Königin in dieser Zeit keine bzw weniger Eier legt und auf jedem Fall eine starke Abnahme nicht nur saisonal sondern durch die AS-Behandlung bei der Brut festzustellen ist.

Nach Empfehlungen von einigen Top-Imkern habe ich auf API-Life Var umgestellt und muß sagen, dass die Völker wirklich noch nie so stark in den Winter gegangen sind und extrem viele Winterbienen geschlüpft sind. Ich habe nicht überprüft, ob die Königin während der Thymol-Behandlung normal weitergelegt hat, aber ich gehe davon aus.
Interessant ist auch, dass ich dadurch wirklich keinen Ausfall (bei 38 Ertragsvölkern) bis dato habe.

lg
Roman
 
Hallo Bienenfreunde
Das AS die Brut schädigt kann ich mit guten Gewissen bestätigen. Als vor ca. 20 Jahren die Varroa in unserer Gegen bekämpft wurde, machte ich selbst Versuche mit AS und zwar welche Fläche von Karton (Löschpapier) notwendig sind um in 24 Stunden 10 bis 15g AS zur Verdunstung zu bringen. Ein Imkerkollege hat mit mir täglich die Verdunster kontrolliert, die Menge zurückgewogen und auch jedesmal die Windel gereinigt.
Bei dier Reinigung ist uns aufgefallen, dass unwahrscheinlich viele weiße Beine von Bienen unter dem Gitter lagen. Als Ergebnis fanden wir, das die Bienen die Larven und Puppen, welche von der AS geschädigt waren, aus dem Stock bringen wollten. Die Beine der Puppen verfingen sich aber an dem Alugitter, wurden von den Bienen abgerissen und blieben in der Tasse liegen.
Daher weiß ich mit Sicherheit, dass die AS-Behandlung eine Menge an Brut schädigt. Den lebenden Bienen selbst macht AS offensichtlich wenig aus.
mfg Walter
 
Walter,

das ist ein Bericht der mich sehr nachdenklich stimmt.
Bei dier Reinigung ist uns aufgefallen, dass unwahrscheinlich viele weiße Beine von Bienen unter dem Gitter lagen. Als Ergebnis fanden wir, das die Bienen die Larven und Puppen, welche von der AS geschädigt waren, aus dem Stock bringen wollten.
Daher weiß ich mit Sicherheit, dass die AS-Behandlung eine Menge an Brut schädigt

Uns wurde noch vor zwei Jahren in Hohenheim von den dortigen Kapazitäten gesagt: "Bienen lieben Ameisensäure".


Mein Fazit: ich werde meine Völker im kommenden Sommer während und nach der AS-Behandlung intensivst beeobachten,
besonders die verschiedenen Brutstadien.
Immer klarer wird mir, die die Behandlungsstrategie dringend überdacht werden muss.


Stefan
 
Zurück
Oben