bienenzüchter
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Liebe Bienenfreunde,
im separaten Thema "Wer macht eine Winterbehandlung nur in Einzelfällen?" (Kategorie Bienenschädlinge) habe ich bereits erwähnt, dass ich mich völlig von chemischen Varroabekämpfungen verabschieden möchte und es bei der Sommerbehandlung auch bereits geschafft habe.
Die mehrfach gestellten Fragen zu meiner chemiefreien Sommerbehandlung möchte ich jetzt hier mit der Vorstellung des Verfahrens beantworten.
In Kurzform erledige ich bei der Sommerbehandlung folgendes:
Was läuft im Volk ab?
Warum bevorzuge ich Halbwaben zum Milbenfang?
Woher Halbwaben nehmen, wenn bisher mit Ganzwaben geimkert wurde?
Warum füge ich die Halbzarge unterhalb des ursprünglichen Brutraumes ein?
Warum starte ich das Verfahren Anfang Juli?
Für wen ist das Verfahren nicht geeignet?
Was hat verblüfft?
Müssen Verluste in Kauf genommen werden?
Das wären jetzt mal die wichtigsten Informationen zu meiner chemiefreien Sommerbehandlung. Ich nenne sie Halbzargen-Fangwaben-Verfahren. Darüber hinaus gibt es noch einige Feinheiten, die ich der Übersichtlichkeit halber hier weggelassen habe. Diese und eine grafische Darstellung zum Bienenbrut- / Milben-Entwicklungszyklus werden unter http://www.bienenfan.de/Varroa/H/index.htm geboten.
Freundlich grüßt Ronny
im separaten Thema "Wer macht eine Winterbehandlung nur in Einzelfällen?" (Kategorie Bienenschädlinge) habe ich bereits erwähnt, dass ich mich völlig von chemischen Varroabekämpfungen verabschieden möchte und es bei der Sommerbehandlung auch bereits geschafft habe.
Die mehrfach gestellten Fragen zu meiner chemiefreien Sommerbehandlung möchte ich jetzt hier mit der Vorstellung des Verfahrens beantworten.
In Kurzform erledige ich bei der Sommerbehandlung folgendes:
a) 1. Juliwochenende: Umquartieren der Königin in eine Halbzarge mit 5 Halbwaben (Rest Leerrähmchen) unterhalb des Brutraumes (Trennung mit Absperrgitter)
b) 3. Juliwochenende: Entnahme der verdeckelten Brut und nochmalige Zugabe von leeren Halbwaben
c) 4. Juliwochenende: Entnahme des Absperrgitters
d) 1. Augustwochenende: Entnahme der bebrüteten Halbwaben
b) 3. Juliwochenende: Entnahme der verdeckelten Brut und nochmalige Zugabe von leeren Halbwaben
c) 4. Juliwochenende: Entnahme des Absperrgitters
d) 1. Augustwochenende: Entnahme der bebrüteten Halbwaben
Was läuft im Volk ab?
Zu a) Die Königin kann in der Halbzarge mit leeren Altwaben ein Brutnest mit beschränkter Ausdehnung anlegen. Wollen sich die Varroamilben der oben schlüpfenden Brut vermehren, können sie die offenen Brutzellen der Halbzarge nutzen.
Zu b) Da die nun verdeckelten Halbwaben keine neuen Varroamilben mehr aufnehmen können, werden diese jetzt entnommen und eingeschmolzen oder einfach entsorgt. Die Königin kann auf den erneut zugegebenen leeren Halbwaben ein neues Brutnest anlegen. Im darüberliegenden Brutraum ist nun nur noch verdeckelte Brut. Die in den nächsten 7 Tagen mit den Arbeitsbienen noch schlüpfenden Varroamilben können zur Vermehrung wieder die offene Brut der Halbwaben aufsuchen.
Zu c) Durch die Entnahme des Absperrgitters kann die Königin ihr Brutnest nun frei nach oben ausdehnen. Die unten bebrüteten Halbwaben bleiben zunächst unangetastet und nehmen in der folgenden Woche weitere vermehrungswillige Varroamilben auf.
Zu d) Die bebrüteten Halbwaben werden entnommen und eingeschmolzen oder entsorgt.
Zu b) Da die nun verdeckelten Halbwaben keine neuen Varroamilben mehr aufnehmen können, werden diese jetzt entnommen und eingeschmolzen oder einfach entsorgt. Die Königin kann auf den erneut zugegebenen leeren Halbwaben ein neues Brutnest anlegen. Im darüberliegenden Brutraum ist nun nur noch verdeckelte Brut. Die in den nächsten 7 Tagen mit den Arbeitsbienen noch schlüpfenden Varroamilben können zur Vermehrung wieder die offene Brut der Halbwaben aufsuchen.
Zu c) Durch die Entnahme des Absperrgitters kann die Königin ihr Brutnest nun frei nach oben ausdehnen. Die unten bebrüteten Halbwaben bleiben zunächst unangetastet und nehmen in der folgenden Woche weitere vermehrungswillige Varroamilben auf.
Zu d) Die bebrüteten Halbwaben werden entnommen und eingeschmolzen oder entsorgt.
Warum bevorzuge ich Halbwaben zum Milbenfang?
Die wenigen Halbwaben werden schön vollflächig von der Königin bestiftet. Es werden auf den Halbwaben praktisch keine Pollen- und Honigkränze angelegt. Durch die Beschränkung der Entsorgung auf vermilbte Brutflächen fällt das Ausschneiden leicht. Gleichzeitig werden die Bienen nicht zum Anlegen großer Brutflächen verleitet. Es werden Bienenresourcen gespart.
Woher Halbwaben nehmen, wenn bisher mit Ganzwaben geimkert wurde?
Fehlende Halbwaben lassen sich einfach aus alten ausgeschnittenen Ganzwaben herstellen. Dazu braucht man nur ein Halbrähmchen, quasi als Schablone, über die ausgeschnittene Ganzwabenfläche zu legen und einen Längsschnitt ausführen. Dann drückt man das Halbrähmchen nach unten und fertig ist die Halbwabe zum Milbenfang.
Warum füge ich die Halbzarge unterhalb des ursprünglichen Brutraumes ein?
Das Einfügen der Halbzarge unterhalb des Brutraumes erfordert nur ein Absperrgitter. Naturgemäß dehnen die Bienen ihr Brutnest nach unten aus, wenn es oben durch Vorräte eng wird. In Bezug auf die Varroabekämpfung kann man sich die Halbzarge mit Fangwaben auch wie eine Schleuse vorstellen. Bienen, die in den Stock rein oder aus diesem heraus wollen, spazieren über die offenen Brutwaben und die ansitzenden Varroamilben können ihre Chance zur Vermehrung durch Wanderung in offene Brutzellen ergreifen.
Warum starte ich das Verfahren Anfang Juli?
Anfang Juli ist bei mir die letzte Tracht (Linde) weitgehend beendet. Bei unverhofft guter Tracht kann durch die Begrenzung der Brutfläche sogar noch der Honigertrag ansteigen. Eine Schwarmtrieb-Auslösung durch Futtersaftüberschuss bei wenig Brutzellen ist zu dieser fortgeschrittenen Jahreszeit unwahrscheinlich. In meiner Standimkerei beobachtete ich in der Vergangenheit um diese Zeit häufig ein "Brutloch". Das Verfahren passt somit sehr gut zum üblichen natürlichen Brutverhalten. Nach Verfahrensabschluss können im August gesunde Winterbienen erbrütet werden.
Bei einem früheren Verfahrensbeginn/-Abschluss wird der mögliche Reinvasionszeitraum ausgedehnt und der Winterbienenbefall wird höher ausfallen.
Welche Vorteile ergeben sich gegenüber den bereits bekannten biotechnischen Verfahren?Bei einem früheren Verfahrensbeginn/-Abschluss wird der mögliche Reinvasionszeitraum ausgedehnt und der Winterbienenbefall wird höher ausfallen.
Gegenüber den bekannten Verfahren ergeben sich für mich mehrere Vorteile. Die Bildung von Brutscheunen, Entzug von Bienen zur Brutpflege, Verbringung an andere Standorte (die meisten Imker werden wohl nur über einen Standort verfügen), chemische Behandlung nach Brutschlupf, all dies entfällt.
Ein Teil der ohnehin zum Einschmelzen vorgesehenen Waben kann nebenbei für eine sinnvolle letzte Verwendung, den Varroaabfang genutzt werden.
Ein Teil der ohnehin zum Einschmelzen vorgesehenen Waben kann nebenbei für eine sinnvolle letzte Verwendung, den Varroaabfang genutzt werden.
Für wen ist das Verfahren nicht geeignet?
Das Verfahren habe ich für meine Region und Verhältnisse entwickelt und erfolgreich getestet. Ich möchte nur so viele Völker halten, wie es mir bienenfreundlich ohne Chemieeinsatz möglich ist. Für diese Zwecke kenne ich momentan keine bessere Alternative. Wer Spättrachten nutzen möchte, muss das Verfahren abwandeln, da durch die Brutentnahme im Juli Flugbienen im September fehlen würden. Ideen dazu habe ich, aber mangels Spättracht leider keine praktischen Erfahrungen.
Was hat verblüfft?
Durch die Brutentnahme im Juli nahm ich zunächst an, dass die Völker geschwächt in den Winter gehen werden.
Bei einem Vergleich von mit Ameisensäure behandelten Völkern zeigte sich im Herbst jedoch ein umgekehrtes Bild. Die mit dem Fangwabenverfahren entmilbten Völker waren stärker als die mit AS behandelten. Diese Beobachtung könnte einerseits damit erklärt werden, dass die Bienen die vorangegangene Brutentnahme im Juli durch einen um so stärkeren Bruteinschlag im August auszugleichen versuchen oder das die negativen Wirkungen einer Ameisensäurebehandlung während der Winterbienenaufzucht unterschätzt werden. Im Frühjahr hinkten die mit Ameisensäure behandelten Völker in der Entwicklung hinterher.
Beim Herbsttreffen der Basiszüchter hat der Vereinsvorsitzende R. Rodenwald von einem weiteren Fangwabenverfahren berichtet und völlig unabhängig von mir die gleiche Beobachtung zu stärkeren "Fangwabenvölkern" gemacht.
Bei einem Vergleich von mit Ameisensäure behandelten Völkern zeigte sich im Herbst jedoch ein umgekehrtes Bild. Die mit dem Fangwabenverfahren entmilbten Völker waren stärker als die mit AS behandelten. Diese Beobachtung könnte einerseits damit erklärt werden, dass die Bienen die vorangegangene Brutentnahme im Juli durch einen um so stärkeren Bruteinschlag im August auszugleichen versuchen oder das die negativen Wirkungen einer Ameisensäurebehandlung während der Winterbienenaufzucht unterschätzt werden. Im Frühjahr hinkten die mit Ameisensäure behandelten Völker in der Entwicklung hinterher.
Beim Herbsttreffen der Basiszüchter hat der Vereinsvorsitzende R. Rodenwald von einem weiteren Fangwabenverfahren berichtet und völlig unabhängig von mir die gleiche Beobachtung zu stärkeren "Fangwabenvölkern" gemacht.
Müssen Verluste in Kauf genommen werden?
In den letzten Jahrzehnten, hatte ich mit meinen biotechnischen Varroabekämpfungen nicht mit den in meiner Region typischen Völkerverlusten zu kämpfen. Regelmäßig konnte ich meinen von Verlusten geplagten Imkerfreunden im Frühjahr mit Völkern aushelfen. Dies muss natürlich nicht zwangsläufig nur mit der Varroabekämpfung zusammenhängen. Es können auch noch andere Faktoren eine Rolle spielen, wie relativ isolierter Bienenstand, verhältnismäßig geringer landwirtschaftlicher Intensivflächenanteil im Flugradius ...
Das wären jetzt mal die wichtigsten Informationen zu meiner chemiefreien Sommerbehandlung. Ich nenne sie Halbzargen-Fangwaben-Verfahren. Darüber hinaus gibt es noch einige Feinheiten, die ich der Übersichtlichkeit halber hier weggelassen habe. Diese und eine grafische Darstellung zum Bienenbrut- / Milben-Entwicklungszyklus werden unter http://www.bienenfan.de/Varroa/H/index.htm geboten.
Freundlich grüßt Ronny