Info-Block Februar von WL Gerhard Mohr

Astacus

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Südstadt
Imker seit
2004
Heimstand
Güssing
Rähmchenmaß/Wabengröße
EHM, Zanderflach
Eigene Kö Zucht ja/nein
Ja
Info-Block Februar
Tipps für Anfänger und Fortgeschrittene
WL Gerhard Mohr, Landeszuchtwart Vorarlberg, A 6952 Hittisau, Bolgenach 248
Tel:0699/10855137 E-Mail: gerhard.mohr@vol.at

Liebe Imker/innen!
Während ich diese Zeilen schreibe, weiß ich noch nicht, was für ein Wetter der Februar bringt. Er zählt oft zu den kältesten Wintermonaten mit reichlich Schnee, kann aber für unsere Bienen auch schon erste Reinigungsflüge bringen.
Für mich gilt am Bienenstand als oberster Grundsatz immer noch: “Bitte nicht stören!”. Es bleibt Zeit für Werkstattarbeit, die Anschaffung oder Herstellung von Beuten, Rähmchen und Zubehör.
eingeschneiterbienenstaky4.jpg

Eingeschneite Bienenstände brauchen den/die Imker/in nicht zu beunruhigen. Frisch gefallener Schnee ist luftdurchlässig und innerhalb weniger Stunden öffnet sich ein Spalt, der die Frischluftzufuhr zu den Bienenstöcken sichert. Wichtig ist nur, dass die Fluglöcher nicht mit Bienen verstopft sind (ganze Breite offen).

Herstellung oder Kauf von Beuten

Früher habe ich alle Teile der Beute, vom Boden über das Rähmchen bis zum Deckel, selbst hergestellt. Wenn man Zugang zu guten Holzbearbeitungsmaschinen hat, ist dies eine schöne Arbeit. Heute mache ich aus Zeitgründen nur noch Reparaturen selbst. Neue Rähmchen oder Zargen bestelle ich im Fachhandel. Durch eine gewisse Vereinheitlichung werden die Teile billiger, und so kann man ein fertig genageltes, geöstes und gedrahtetes Rähmchen um weniger als 1 € kaufen. Für eine komplette Beute mit Boden, Zargen, Rähmchen, Futtergeschirr und Deckel muss allerdings schon eine ordentliche Summe berappt werden (ca. 100 €).
Ein Anstreichen der Beuten mit Lacken ist nicht zu empfehlen. Gut gebaute Magazine sind auch “natur” oder mit Leinöl eingelassen jahrzehntelang haltbar und können dann im Ofen verheizt werden.
Wer Beuten anschafft, sollte nicht den Fehler machen, von anderen Imkern veraltetes Material zu erwerben, selbst wenn er/sie es geschenkt bekommt. Leider erfahre ich in meinen Kursen immer wieder, wie erfahrene Imker den Neuanfängern ihre alten Beuten “andrehen”, die sie selbst nicht mehr brauchen. In der Imkerei ist es aber besonders wichtig, dass man saubere Anfänge setzt.
Darum rate ich jedem/r Neuimker/in:
“ Beginne mit einem modernen Beutensystem mit Bienen auf neuem Wabenbau (Kunstschwarm)!”

Beutensystem

Unseren Jungimker/inne/n empfehle ich, Beuten nach dem System der Arbeitsgemeinschaft Magazinimker (www. magazinimker.de) anzuschaffen, vorzugsweise als Flachzargen. Der langjährige Vorsitzende der Arge Magazinimker, Karl Kiess hat das bei uns verbreitete Zandermaß (lange Ohren) mit dem weltweit am meisten verwendeten Langstrothmaß und Dadant kompatibel gemacht (die Zargen aller drei Systeme passen genau übereinander). Böden, Deckel, Absperrgitter, etc.. sind gleich. Für den Boden möchte ich eine Bauweise mit fixem Gitter empfehlen. Die eigentliche Bodenplatte (oder Stockwindel) kann wahlweise über oder unter dem Gitter eingeschoben werden.
Einige wichtige Vorteile des kompatiblen Beutensystems:
· Die Zargen sind falzlos ( beim Aufeinanderstellen werden keine Bienen gequetscht, das Ankippen der Zargen ist leichter möglich).
· Einfache Bauweise der Zargen: Die Holzverbindungen werden auf unschwierige Art ohne Zinken oder Nut und Feder passgenau und stabil.
· Zwischen allen Beutenteilen wird die von Langstroth entdeckte Bienenspanne (8 mm + 2 mm) exakt eingehalten, dadurch wird von den Bienen viel weniger verbaut.
· Wer seine Beuten selbst bauen möchte, bekommt Tipps und Hilfen (z.B. die Zargenpresse)

zargenpressekleinhe8.jpg

Text: Die Zargenpresse erleichtert den Zusammenbau der Beutenteile. Nach dem Verleimen und Einspannen können bequem die Löcher gebohrt und Schrauben gesetzt werden.

Für Selbstbauer möchte ich zwei Bücher empfehlen:
Heinz Lorenz: “Bauanleitung für das Langstroth-Magazin”, Ehrenwirth-Verlag
Karl Kieß: “Bauanleitung für das Zandermagazin - kompatibles System”, Heidi Kieß Eigenverlag

Rähmchen

Ich bevorzuge Rähmchen mit Hofmann-Seitenteilen als Abstandsvorrichtung. Sie bleiben auch beim Wandern stabil, sind aber etwas schwieriger zu lösen. Gedrahtet werden die Rähmchen quer, damit sich Ober-und Unterleiste nicht durch die Spannung einbiegen. Vorher werden Löcher gebohrt und Ösen eingesetzt. Wenn das Rähmchen vor dem Drahten z.B. in einer Werkbank eingespannt wird, erspart man sich das Drahtspannen. Als Drähte verwende ich 0,4 mm Edelstahldraht. Die Rähmchen können dadurch nach dem Wachsschmelzen wiederverwendet werden, ohne dass ein neuer Draht eingezogen wird. Das Einschmelzen der Mittelwände erfolgt gleich nach dem Drahten, nicht erst im Frühling.
flachzargenrhmchen2kleisf0.jpg

Text: Langstroth Flachzargen-Rähmchen mit eingelöteter Mittelwand. Die Mittelwand wird am unteren Rand angesetzt, damit die Wabe angebaut wird (oben machen das die Bienen immer). Diese Maßnahme und der schmalere Unterträger erleichtern die Kippkontrolle in der Schwarmzeit, weil evtl. vorhandene Schwarmzellen besser erkannt werden. Ein kleiner unterer Abstand von 2-3 mm ermöglicht der Mittelwand ein Ausdehnen bei Wärme, ohne sich zu “bauchen”.

Das Bienenvolk im Februar

Die Entwicklung unserer Bienen folgt einer “inneren Uhr” und orientiert sich in erster Linie am Sonnenstand, nicht an den Temperaturen.
Spätestens ab der Mitte des Monats, wenn die Sonne merklich höher steigt, beginnen die Völker mit dem Brutgeschäft. Selbst bei grimmiger Kälte legt die Königin inmitten der Wintertraube ein etwa handflächengroßes Brutnest an.
Kommen durch einen Föhneinbruch gegen Ende des Monats noch einige Flugtage dazu, an denen die Bienen ersten Pollen von Hasel, Erle oder Schneeglöckchen eintragen, so können wir mit Sicherheit davon ausgehen, dass Brut gepflegt wird.

Stockwindel und Fluglochbeobachtung

Es wäre jetzt aber ein großer Fehler, wenn wir in der Euphorie der ersten Vorfrühlingstage die Bienenvölker öffnen würden. Dieser Stress würde ihnen nicht gut bekommen.
Wir haben ja die Möglichkeit, über Fluglochbeobachtungen und über die sogenannte “Stockwindel” den Zustand der Völker zu erkunden, ohne die Bienen dabei zu stören. Gerade der/dem Neuimker/in möchte ich dies empfehlen. Auf der Stockwindel kann man alles sehen, was über den Winter im Volk passiert ist. Die Windel ist gleichsam wie ein “offenes Buch”, man muss die Zeichen nur richtig “lesen” können. Dazu ist es wichtig, dass die Windel vor dem ersten Reinigungsflug gezogen wird. Man erspart den Bienen damit auch die Säuberung des Bodens. Der Totenfall wird in einen Kübel abgestoßen und verbrannt oder im Kompost eingegraben.
Als Stockwindel verwende ich 2 mm starke Kunststoffplatten, die nach der Restentmilbung im November auf den offenen Gitterboden gelegt werden. Sie sind etwas kleiner als der Boden geschnitten, rundherum bleibt ein Platz von 1-2 cm. Dadurch kann Kondenswasser abrinnen und die Waben bleiben trocken.
stockwindel1kleincp6.jpg

Text: Stockwindel eines kleineren, aber gesunden Volkes mit ausreichend Futter. Die Bienen sitzen auf 4-5 Wabengassen, die mittleren Waben sind erst bis zur Hälfte durchgezehrt.

Einige Anzeichen auf der Stockwindel möchte ich im folgenden erklären:
· Gemüllstreifen: Sie entstehen, wenn die Bienen Futterzellen öffnen und das abgeschrotete Wachs herunterfällt. Das Gemüll zeigt uns an, wo das Volk sitzt und wie stark es ist (Anzahl der Streifen). Die Länge der Streifen gibt Auskunft über den Futterstand (ganze Länge – Wabe ist “durchgezehrt”).
· Totenfall: nur bei sehr kaltem Wetter bleiben absterbende Bienen auf der Windel liegen, sonst fliegen sie ab. Stark erhöhter Totenfall lässt auf eine Krankheit oder starke Störung schließen.
· Kristalle im Gemüll: die Bienen haben Durst, z.B. bei ungeeignetem Winterfutter
· Kotspritzer: Verdacht auf Ruhr oder die Darmkrankheit “Nosema”
· Mäusekot, tote zerstückelte Bienen: eine Maus ist eingedrungen, Ursache ist ein zu hohes Flugloch
· Kondenswasser: starker Bruteinschlag oder zu geringe Luftzufuhr
· Brutzelldeckel: ein erster Brutsatz ist schon geschlüpft. Manchmal findet man auch Eier, die von der Königin gelegt und den Bienen wieder ausgeräumt wurden.
zelldeckelbrut1kleinfc5.jpg

Text: Zelldeckel auf der Stockwindel Mitte Februar. Sie stammen von den geschlüpften Bienen aus dem ersten Brutsatz. Wenn man 3 Wochen für die Brutentwicklung zurückrechnet, so ist diese Brut schon im Jänner entstanden.

Sind die Bienenvölker aufgrund der Stockwindel und Fluglochbeobachtung in Ordnung, so freue ich mich darüber und lasse sie in Ruhe.
Einzelne “Problemvölker” werden notiert und bei einer Warmwetterperiode (mind. 12° C Schattentemperatur) inspiziert, was meistens erst im März der Fall sein wird. Ich werde diese Maßnahme daher in der Märzausgabe schildern.

Eine gute Auswinterung wünscht Ihnen
Ihr Monatsbetrachter

Vorschau auf März:
· Das Bienenvolk im März
· Betriebsweise mit der Flachzargenbeute
· Erste Maßnahmen: Auflösen von Problemvölkern, Entfernung von Altwaben, Futter-und Brutkontrolle;
 
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