Meine 5 B - Grundlage meiner Varroa-Strategie

Chrigel

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Ich stelle das Schema meiner 5B aus einer Präsentation ins Forum. Das gibt dann hoffentlich neuen sachlichen Gesprächsstoff und ein Rätselraten, was es mit den 5 B für eine Bewandtnis hat.
Christian

Fotovorlage.jpg
 
Hallo Christian!
Habe das Thema auf eigene Fuesse gestellt, weil es war momentan nicht zugaenglich.
Gruss Michael
 
Mein erstes B

Guten Morgen
Ich wünsche allen Bienenfreunden alles Gute im neuen Jahr, bleibt gesund, erlebt viel Freude in euren Familien und seid erfolgreich in allem was ihr anpackt.

Nun zurück zu meiner Varroa-Strategie 2012 (wie schon 2010, 2011)

Das erste B ist die Brutbeschränkung

Anfangs Juli, 10 bis 14 Tage vor der Sommerernte, sperre ich die Königin hinter einem Absperrgitter auf zwei leeren Brutwaben ab. Da ich die Königinnen zeichne und im CH Hinterbehandlungskasten imkere lässt sich das bei guter Tracht leicht bewerkstelligen. Die Honigwaben bleiben aufgesetzt. Die Königin hat nun während der Absperrphase nur beschränkte Möglichkeit zur Eiablage. Auf den Honigertrag hat das höchstens positiven Einfluss, da weniger offene Brut versorgt werden muss.

Bis zum zweiten B....
Christian

Zur Illustration stelle ich das Schema wieder ein:
Fotovorlage.jpg
 
Morgen Christian,

die restlichen Brutwaben verbleiben bei abgesperrter Kö im kasten, richtig?
 
Diese erste von beschriebene Möglichkeit ist schon eine sehr intelligente Lösung, sie gefällt mir auf Anhieb sehr gut. Nun bin ich die weiteren vier schon mehr als gespannt.

Josef
 

Ich denke nicht, da in dem angehängten Bild die (symbolisch) braunen Waben (Brutwaben?) durch neue, gelbe Mittelwände(?) ersetzt werden. Die Brutwaben scheinen dann in ein Apibox zu wandern. Ich bin ja auch mal gespannt auf die anderen 4 B's. Es scheint interessant zu sein.

MfG
 
Die Brutwaben...

Morgen Christian,

die restlichen Brutwaben verbleiben bei abgesperrter Kö im Kasten, richtig?

....bleiben in ihrer Reihenfolge im Kasten vor dem Absperrgitter. Damit wird das Volk nicht zusätzlich "durcheinander" gebracht - das Absperren der Königin allein ist ein massiver Eingriff ins Bienenvolk.

Christian
 
Mein zweites und drittes B

Guten Abend
An den Anfang setze ich orientierungshalber wieder das Schema
Fotovorlage 2a.jpg
Das zweite B die vollständige Brutentnahme erfolgt nach 10 Tagen.
Die beiden Absperrwaben werden entnommen und die Königin abgefangen. Diese beiden Waben enthalten in der Regel alle Brutstadien. Sie kommen samt den aufsitzenden Bienen je in eine Apibox .
2 Apiboxen.jpg
Nun werden alle Honigwaben und alle Brutwaben in den Wabenknecht gehängt.
Der Kasten des Volkes wird mit 8 MW ausgestattet und das Futtergeschirr aufgesetzt. Nachdem sie sich etwas gesättigt haben, werden die Bienen von sämtlichen Waben in den Kasten gewischt und die Königin lasse ich mit einlaufen.
Bienen auf MW.jpg
Die abgefegten Brutwaben kommen je zwei und zwei beidseitig der Absperrwabe in die Apibox.
Noch am gleichen Abend erhält das Volk 8 bis 10 l Futter.
Damit ist das dritte B eingeleitet - die vollständige Bauerneuerung.
Bauerneuerung.jpg

Das war der dritte Streich und der vierte bezw. das vierte B wird folgen.

Christian
 
Das war der dritte Streich und der vierte bezw. das vierte B wird folgen.

Mittlerweile bekam dieser tolle Thread ein "Wichtig" verpasst, er steht also bei Bienenschädlinge stets ganz und verbleibt dort bis zum nächsten Herbst, wenn also abermals Milbenreduzierung angesagt ist.

Josef
 
Hallo Christian,

besonders für mich Anfänger ist dies sehr interessant.
Außerdem machst Du es sehr spannend, ist ja wie ein Krimi....;)


gruß

bernhard
 
Mein 4. B - schonende Behandlung für Bienen und Imker

Guten Abend

Mein viertes B ist die Behandlung gegen die Milben.

Nach 4 Tagen haben die Bienen die 8 (bis 10) Mittelwände vollständig ausgebaut und das Futter in breiten Kränzen eingelagert. Bereits sichtbar sind jetzt die vorgesehenen Brutareale.
IMG_0654.jpg

Behandlung durch Sprühen von Milchsäure
Die Bienen sind ausserordentlich friedlich und ich hänge sämtliche Waben aus dem Volk in den Wabenknecht. Beim Zurückhängen in den Kasten besprühe ich sie sorgfältig mit Milchsäure 15 %. Diese Behandlung erfolgt ein Mal, ist sehr bienenverträglich und gut wirksam.
oder
Behandlung mit Thymol
Die Behandlung mit Thymovar ist weniger aufwendig, die Anwendung sehr einfach und die Wirksamkeit dank der sommerlichen Temperaturen und der noch längere Zeit unverdeckelten Brut sehr gut. Die Thymovarplättchen bleiben zwei Wochen aufgelegt. Auch dieser Mitteleinsatz wird nicht wiederholt.

Damit sind seit dem Absperren der Königin zwei Wochen und seit dem Abernten und der Brutentnahme 5 Tage vergangen. Ich bin also was die Standvölker betrifft Mitte bis Ende Juli mit der Sommerbehandlung bereits fertig . Ich kann nun mit dosierten Gaben bis Ende August die Völker in Brutlaune halten.

Ab Mitte bis Ende Oktober gehen meine Völker aus der Brut. Ich führe im November noch einmal eine Milchsäurebehandlung durch. Bei dieser Gelegenheit kann ich den Futtervorrat und die Einwinterungsstärke erfassen und den Brutraum den Verhältnissen anpassen.

Heute war ich nach 4 Wochen wieder auf dem Bienenstand. Es liegen ca 50 cm Schnee und die Temperatur pendelt um 0 Grad. Ich habe die Unterlagen gezogen. Es liegen bei allen Völkern um 50 tote Bienen auf den Windeln und Milben lassen sich nur schwer finden.
Die Unterlage eines durchschnittlichen Volkes im Bild:
IMG_0846.jpg

Das ist vielleicht die wenig spannende Phase - mit dem 5. B wird dann noch einmal tüchtig geimkert.

einen tiefen und gesunden Schlaf wünscht
Christian
 
Eine Windel mit vollkommen hellen Wachs und geschlossenen Wabengassen wie aus einem imkerlichen Lehrbuch!


Anfangs Juli, 10 bis 14 Tage vor der Sommerernte, sperre ich die Königin hinter einem Absperrgitter auf zwei leeren Brutwaben ab.

Dieser Bereich geistert mir im Kopf herum, dazu habe ich eine Frage: Würde ich die Kö mit besagten zwei BW entnehmen und diese in einen 4 Wabenableger verfrachten, so wäre das Muttervolk Weisellos. Die Folge wären NSZ, soweit, so klar. Nun hätte ich nach den nächsten 12 - 13 Tagen mehrere Möglichkeiten, entweder die Mutter zurückgeben, oder eben eine junge Kö einzuweiseln. Bevor dies geschehen würde, wäre eine Milbenreduzierung a´ la Crigel eine Selbstverständlichkeit.

Meine Überlegung fruchtet lediglich daraus, weil das absperren der Kö in meiner Betriebsweise und der ÖBW Zargen mit hohem Boden doch etwas schwierig wäre.

Darf ich fragen Christian ob Du diese Möglichkeit schon ausprobiert hast und wie Deine Erfolge damit waren.

Josef
 
Variante Josef

Guten Abend Josef

Ich komme gerne auf deine Frage zurück - jetzt gehe ich vorerst einmal schlafen.
Wünsche dir eine gute Ruhe

Christian
 
Na wunderbar, da freue ich mich schon auf morgen.

Josef
 
5 B lässt sich in jeder Beute anwenden

Lieber Josef

Um mich auch mit OB Beuten vertraut zu bleiben, habe ich meistens auch zwei Zander Beuten im Einsatz. Mit dem hohen Boden ist das Absperren auf zwei Waben allerdings nicht praktikabel. Es gibt aber seit der frühen Varroa-Zeit ein probates Mittel - doch davon später.

Mein Einwand:
- Das Volk steht noch in der Sommertracht und wird entweiselt - Weisellosigkeit ist für das Volk die bedrohlichste Situation. Nachschaffungsköniginnen sind bekanntlich nicht dein Ding. Nach 12 - 13 Tagen musst du dich uU. bereits auf die Suche nach der erst geschlüpften Dame machen - ja es könnte im Extremfall sogar ein Schwarm abgehen.
Terminänderung:
- Dein Eingriff muss also spätestens nach 10 Tagen erfolgen. Dann wärst du wieder durchaus in meinem Plan, wenn du dannzumal alle Brutwaben entfernst und das Volk auf MW setzest.
- Das gleichzeitige Zurückgeben der Königin oder das Einweiseln einer Jungkönigin sind machbar, denn das Volk ist ja nun eher ein Kunstschwarm.

Wie löse ich das Absperren der Königin auf 1 (oder 2) ÖBw . Ganz einfach mit einer
Wabentasche aus Absperrgitter. Der Gerätehandel kennt solche Wabentaschen und der Massivholztischler (oder der Pfiffikus edlwolf) werden sie dir anbieten bezw. bauen können.
Ob du nur eine Wabe verwenden willst, hängt dann von der Art der Verwertung der Brutwaben ab.
5 B à la mode du Chrigel ist auch mit deinen Beuten prakitkabel

freundlich grüsst Christian
 
Servus Christain,

danke für Diesen tollen Beitrag, den ich mit Spannung und Interesse verfolge!

Bei einer Wabentasche aus Absperrgitter denke ich als Geizling aber an die relativ hohen Kosten für eine Anschaffung, die in jedem Volk benötigt und dann nur einmal im Jahr eingesetzt wird. Und dabei habe ich nur wenige Völker. Großimker hätten da noch höhere Ausgaben.

Könnte man hier das Absperrgitter ggf. auch durch andere Materialien ersetzen?

dankbare Grüße,
Hermann
 
Recht herzlichen Dank für die Antwort Christian, so ähnlich habe ich sie bereits erwartet, also abermals erweist sich der hohe Boden als negativ. Eine Möglichkeit könnte der Zwischendeckel sein, hier käme vertikal und bis zum Boden ein ASG hinein, da werde ich doch noch etwas Hirnschmalz benötigen. Die Wabentaschen kenne ich natürlich, fallweise, aber eher selten, kommen welche bei der Zucht zum Einsatz.

Dein Eingriff muss also spätestens nach 10 Tagen erfolgen. Dann wärst du wieder durchaus in meinem Plan, wenn du dannzumal alle Brutwaben entfernst und das Volk auf MW setzest.

Ist schon klar und natürlich kein Problem, ab Raps bis Sonnenblume/Wald sehe ich ohnehin zumindest alle sieben Tage in die Völker, da gibt es selbst in der Akazien-Haupttracht keine Ausnahme.

Josef
 
Wabentasche für Sparsame

Servus Christain,

danke für Diesen tollen Beitrag, den ich mit Spannung und Interesse verfolge!
Bei einer Wabentasche aus Absperrgitter denke ich als Geizling aber an die relativ hohen Kosten für eine Anschaffung. Könnte man hier das Absperrgitter ggf. auch durch andere Materialien ersetzen?

dankbare Grüße,
Hermann

Hallo Hermann
Du erinnerst mich an meinen Grossvater und Lehrmeister. Er war ein sehr sparsamer Mann. Und auch ihm waren ganze Wabenflächen Absperrgitter zu teuer. Er hat seine Wabentaschen aus Hartpavatex gebastelt und auf beiden Wabenseiten nur je einen Streifen Absperrgitter (6 mal 30 cm) eingebaut. Da wir ja noch in der paradiesischen Vorvarroazeit imkerten, fanden diese Wabentaschen in der Königinzucht Verwendung. Die Königin des Erziehervolkes wurde in diesen Taschen auf einer Wabe 9 Tage abgesperrt, damit keine offene Brut mehr vorhanden war.
Leider kann ich kein Bild einstellen, da ich diese Relikte entsorgt habe.
Eines möchte ich dir als Kleinimker noch ins "Gebetbuch" schreiben:
Spare nicht am falschen Ort, denn "5B" kommt mit der preiswerten Milchsäure aus und braucht keine Verdunstungs- und Verdampfungsgeräte. Du bekommst gleichzeitig 8 bis 10 neu ausgebaute Waben und dementsprechend eigenes Wachs und zudem baust du dir so viele Jungvölker aus den Brutablegern auf, dass du deinen Bestand sichern und die überzähligen Jungvölker gut verkaufen kannst.
Da wird dein Absperrgittergeld gut angelegt sein.
Christian
 
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