Der Monat September

Der Bienen-Much

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9 Juli 2007
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Zschopau
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1978
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Der Monat September

Das Bienenvolk pflegt seine letzte Brut hinter dem Flugloch, dies ist ja dann auch der Überwinterungssitz. Die Fläche freier Zellen geht konform mit der Brutfläche nach der letzten Einfütterung. Vereinigen wir also zwei Völker nach beendeter Einfütterung, haben wir auch zwei Wintersitze und zwei für sich abgeschlossene Brutnester. Beide Völker vereinigen sich aber in einer Wintertraube mit dem Ergebnis, dass die Fläche der jetzt freien, erst nach Beendigung der Auffütterung geschlüpften letzten Brut zu klein ist, und die Bienen auf den verdeckelten Futterwaben zu kalt sitzen.

Nach dem Erlöschen der Bruttätigkeit wird auch kein Futter mehr zur Erweiterung des Brutraumes umgetragen und der Eigenverbrauch ist um diese Zeit schon gering. Verbrachten wir nach einer Räuberei ein Volk oder Ableger an einen anderen Ort, müssen wir spätestens nach einer Woche Nachschau halten, ob die Königin diese Zäsur auch glücklich überstanden hat. Finden wir aber Weiselzellen, lassen wir diese nicht mehr schlüpfen und lösen dieses Volk auf, wir päppeln sonst nur noch ein Sorgenkind. In relativ kurzer Zeit werden die Völker in den Monaten August/September buckelbrütig.

Vorerst einmal zur Unterscheidung imkerlicher Begriffe: Von einem drohnenbrütigen Volk sprechen wir, wenn die Königin zwar vorhanden ist, diese aber — aus verschiedenen Gründen — nicht begattet wurde oder ihr Samenvorrat erschöpft ist. Buckelbrütig ist ein Volk, wenn anstelle einer Königin eierlegende Arbeiterinnen vorhanden sind. Abgeschwärmte Völker und Ableger, denen wir eine Weiselzelle oder unbegattete Königin zugegeben haben, werden nach dem Verlust ihrer jungen Königin sehr schnell buckelbrütig. Fehlt doch in diesen Einheiten die offene Brut, aus denen sie eine Weisel nachschaffen können, daher auch der Begriff: „Nachschaffungszelle". Die Ammenbienen (ab 7. Lebenstag) bieten ihren Königinnenfuttersaft den Stockgenossinnen an, was bewirkt, dass sich schon nach wenigen Tagen die Eierstöcke der aufnehmenden Bienen entwickeln und bald die ersten Zellen bestiften.

Solche Bienen bezeichnen wir als Afterweisel; schöner ist das Wort oder der Name: „Drohnenmütterchen". Dass aus diesen unbefruchteten Eiern nur Drohnen hervorgehen, füge ich für die Jungimker nur noch ergänzend an. Diese kleinen Brummer (Afterdrohnen), nicht größer als die Arbeitsbienen sind voll begattungsfähige Drohnen. Schon das Gelege in diesen Völkern ist von einer normalen Bestiftung leicht zu unterscheiden. Ist doch der Zellengrund für eierlegende Arbeiterinnen zu tief und die Stifte werden deshalb kurz vor dem Zellboden seitlich angeheftet, auch mehrere Stifte finden sich öfters in einer Zelle.

Dies alleine ist noch kein entscheidendes Merkmal, auch bei jungen Königinnen in EWK's ist dies öfters zu beobachten, ja sogar beim ersten Gelege in Ablegern, hier mag wohl die Anzahl der freien Zellen mit den in volle Aktion getretenen Eischläuchen nicht im Einklang stehen. Ein sicherer Beweis der Drohnenbrütigkeit sind kleine Gelege auf einer oder schon mehrerer Waben. Täglich mehren sich die Drohnenmütterchen und somit auch die Brutfelder, zuletzt sind es hunderte und mehr.

Nach Prof. Dr. Naum/P. Jorisch (Die Welt der Biene) hat die Arbeitsbiene eine Höchstleistung von 28 Eiern. Ganz unnütz ist der Versuch, diesem Volk durch Zuhängen einer bestifteten Wabe oder jüngsten Brut die Möglichkeit zu bieten, Weiselzellen zu ziehen. Die Ammenbienen nehmen auch Maden in Pflege und verdeckein diese, nur die Weisel kommen selten zum Schlüpfen — und wenn, werden sie abgestochen, meistens aber beißen die Afterweisel die WZ's vorher auf.

Der Versuch der Ammenbienen, doch noch eine Königin zu ziehen, geht oft so weit, dass sie selbst Drohnenmaden in Pflege nehmen. Diese „Drohnenweiselzellen" sind ungewöhnlich große röhrenförmige Zellen, verjüngen sich nicht nach unten und haben einen stumpfen Deckel. Noch in einigen Fachbüchern der Nachkriegszeit findet man eine „nützliche Anweisung" wie man solchen Völkern helfen, d.h. sie richtig beweisein kann. Diese Schreiber meinten wohl, sie seien es ihren Lesern schuldig, für alle nur möglichen Situationen beim Bien ein probates Mittel anbieten zu müssen.

Ich mache da keine Ausnahme, nur mein Rat ist recht nüchtern. Löst ein solches Volk sofort auf, jede Mühe ist vergebens und die zugehängten Brutwaben in dieser Jahreszeit sind ein echter Verlust. Nehmt die Zarge und stellt sie etwa 50 Meter vom Stand entfernt ab. Die Waben werden aus der Beute genommen und einige Minuten außen ins Freie gestellt. Die Bienen, nichts Gutes ahnend, saugen sich mit Honig voll, so als wollten sie sich mit Reiseproviant versorgen.

Die auf den Waben sitzenden Bienen werden nun abgestaucht. Mit ihren vollen Honigmagen betteln sie sich in die Nachbarvölker ein und werden auch aufgenommen. außer die Drohnenmütterchen, diese können bedingt durch die Entwicklung der Eierstöcke nicht mehr fliegen und werden von der Fluglochwache abgewehrt. Über das Verhalten dieser Halbköniginnen, ob diese der Stockmutter gefährlich werden, oder auch durch den Entzug des Königinnenfuttersaftes sich ihre bis zu 10 Eischläuche zurückbilden, weiß ich nichts.


Beste Grüße

Dieter
 
Meinen allerherzlichsten Dank an den Bienen-Much für diesen wirklich großartigen Beitrag! =D>

Zitat der Bienen-Much
schöner ist das Wort oder der Name: „Drohnenmütterchen".

Ganz richtig, sind auch meine Worte! Übrigens, auch Made kann ich absolut nicht leiden, dazu sage ich stets Larve. Aber darüber unterhalten wir und bitte bei Gelegenheit.

Zitat der Bienen-Much
Diese kleinen Brummer (Afterdrohnen), nicht größer als die Arbeitsbienen sind voll begattungsfähige Drohnen

Also ich gestehe, :oops: dies war mir echt neu. Bisher war ich der Meinung, Drohnen sind dicke Brummer und unsere Damen sind zart.

Zitat der Bienen-Much
Löst ein solches Volk sofort auf, jede Mühe ist vergebens und die zugehängten Brutwaben in dieser Jahreszeit sind ein echter Verlust.

Da bin ich auch sehr konsequent, Drohnenbrütig heißt bei mir, dieses Volk wird unverzüglich aufgelöst.

Bin zwar skeptisch gegenüber solchen Aussagen, aber unlängst sagte mir ein Bekannter, er habe ein total Drohnenbrütiges Volk sanieren können und und in der Folge sei dieses ein sehr gutes Sammlervolk geworden.

Wie vorhin erwähnt, persönlich unternehme ich diesen Versuch erst gar nicht.

LG Josef
 
Guten Tag Josef,
ich glaube, jetzt ist es an der Zeit etwas richtig zu stellen. Die hier eingestellten Beiträge in den Monaten August / September stammen nur zum Teil aus meiner Feder. Sie sind Bestandteile einer 12-teiligen Monatsberatung "Tipps und Tricks aus dem täglichen Leben im Umgang mit Bienen für den Jungimker".

Sie stammen aus dem Jahre 1980 von meinem langjährigen Imkerfreund Ludwig Dafner. Ich habe die komplette Monatsbetrachtung mit Erlaubnis des Autors der heutigen Zeit angepasst und mit eigenen Beobachtungen aus meiner Praxis umgeschrieben. Die Monatsbetrachtungen dienen heute unserem Imkerverein als Schulungsgrundlage für unsere Jungimker.

Ich hatte erst Bedenken Auszüge hier einzustellen, da es hier zur Zeit keine Jungimker gibt. Die Kollegen, die hier schreiben, das wären zum einen du, lieber Josef, Sybill und Maja, euch braucht man die Imkerei nicht neu beibringen. Ihr wisst selbst am besten wie der Hase läuft. Um nicht falsch verstanden zu werden, ich möchte keinesfalls hier den Schlaumeier raushängen lassen. Ich hatte immer damit gerechnet, dass neue Kollegen dazu stoßen und solche Beiträge, ich sag mal, als kleine Denkanstöße freudig aufnehmen. Wie der Name schon sagt: "Tipps und Tricks aus dem täglichen Leben im Umgang mit Bienen für den Jungimker" Mein Anliegen war die Drohnenbrütigkeit, die im September sehr oft auftritt, zur Diskussion zu stellen.

Zum Beitrag:
Die Afterdrohnen sind tatsächlich um ein Stück weit kleiner als richtige Drohnen. Das ist auch verständlich, da sie ja aus ganz normalen Arbeiterinnenzellen, wo nur die Zellen verlängert wurden - stammen. In einer Imkerei, die ständig gepflegt und beobachtet wird, ist der Anblick der kleinen „Brummer“ jedoch sehr selten zu beobachten.

Beste Grüße

Dieter
 
Servus Dieter!

Zitat der Bienen-MUch
Ich hatte erst Bedenken Auszüge hier einzustellen

Nein, bitte nur nicht davor zurückschrecken, denn gerade solche Beiträge sind in den Anfängen eines Forums von größter Wichtigkeit! Wenn Urheberrechtlich alles OK geht, nur zu bitte. Auch ich lerne immer noch dazu, siehe kleine Drohnen. Du weißt ja Dieter, nur Gott und so manche Imker wissen alles.

Zitat der Bienen-Much
Zum Beitrag:
Die Afterdrohnen sind tatsächlich um ein Stück weit kleiner als richtige Drohnen. Das ist auch verständlich, da sie ja aus ganz normalen Arbeiterinnenzellen, wo nur die Zellen verlängert wurden - stammen. In einer Imkerei, die ständig gepflegt und beobachtet wird, ist der Anblick der kleinen „Brummer“ jedoch sehr selten zu beobachten.

Sag ich ja, dies wissen sicherlich nur die allerwenigsten. Bin siemafufzig und ich imkere bereits seit Jahrzehnten, aber dies sah ich tatsächlich noch nie, oder ist mir zumindest noch nicht aufgefallen.

Also lieber Dieter, nur zu mit den sehr interessanten 12-teiligen Monatsberatungen aus Eurem Imkerverein.

LG Josef
 
Hallo,

drohne schrieb:
Bin zwar skeptisch gegenüber solchen Aussagen, aber unlängst sagte mir ein Bekannter, er habe ein total Drohnenbrütiges Volk sanieren können und und in der Folge sei dieses ein sehr gutes Sammlervolk geworden.

Wie vorhin erwähnt, persönlich unternehme ich diesen Versuch erst gar nicht.

Also ich kenn diesen Herren recht gut, er hat mir den Ablauf ein wenig erklärt:

Er hat abgewartet bis ganz spät am Abend nur wenige Bienen unterwegs waren, danach hat er das Volk aufgelöst, in dem er alle Waben ca. 100 m entfernt abgeklopft hat. Danach hat er nur mehr Waben ohne Brut wieder in den Stock retourniert. Da er die Brutwaben nicht mehr verwendete, hatte er Platz für ein Apidea-Kästchen inkl. einer tollen neuen Mama inkl. Anhang( ein möglichst starkes Völkchen) und ein paar Apidea-Brutwaben. Allerdings reichen die Bienen aus dem Kästchen bei weitem nicht aus, den kompletten Stock zu bewachen. Nach und nach sind die "alten" Bienen ( ohne den Aftermütterchen - die können nicht fliegen und zum Krappeln wars zu weit) vom Abkehrplatz retourgekommen und haben sich mit den neuen Bienen vermischt. Da keine Brut mehr vorhanden war haben sich sich schnell mit der neuen Königin abgefunden, diese hat einige Tage danach wieder zu legen angefangen. Inzwischen ist dieses Volk wieder ein normales Ertragsvolk.

Was ich mir nicht gemerkt habe ist, ob er die Königin einige Tage im Apidea-Kästchen wegsperrte oder sofort freigab. Das werd´ich noch hinterfragen.

Er meinte nur, er hat das noch nie vorher probiert und war eigentlich echt nur ein Feldversuch - hat aber sehr gut geklappt, wenn es auch vielleicht nur Zufall war und sicher nicht zum Nachahmen.
 
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