Varroa und Bienenkönigin - Siamesische Zwillinge?

Der Bienen-Much

Mitglied
Registriert
9 Juli 2007
Beiträge
534
Punkte Reaktionen
0
Ort
Zschopau
Imker seit
1978
Heimstand
Kleingartenanlage
Rähmchenmaß/Wabengröße
Deutsch-Normal
Eigene Kö Zucht ja/nein
Ja
Varroa und Bienenkönigin - Siamesische Zwillinge?

Stefan Wiedl

Auf Grund der Tatsache, dass ich seit Beginn der Varroainvasion nur mit biotechnischen Maßnahmen und Ameisensäure gearbeitet habe, war ich gezwungen, mich sehr intensiv mit diesem Parasiten auseinander zu setzen. Mehr als viele andere, die den einfacheren Apistanweg beschritten haben.

Folgende Informationen könnten ein Lösungsansatz aus der Sicht des Praktikers sein:
Wir kennen beim Bienenvolk folgende Zustände: Weiselrichtig, weisellos, drohnenbrütig. Wir wissen seit den Arbeiten von Dr. Wille Bescheid über den Massenwechsel und die Fluktuation von Bienen innerhalb der Bienenvölker eines Standes. Weiterhin gibt es offensichtlich auch einen massiven Austausch von Bienen von Bienenstand zu Bienenstand im lugradius des Arbeitsbereiches. Beweis dafür ist, dass sofort nach Zuwanderung von Carnicavölkern in Bukfastgebiete in den Carnicavölkern Bukfastbienen zu finden sind. Sicher auch umgekehrt. Das heißt: Alle Völker eines Gebietes stehen in permanenter Verbindung zueinander und im Austausch miteinander.

Was steuert nun diesen Austausch? Nach meinen Beobachtungen ist es die Pheromonabgabe der Königinnen. Jeder Imker hat schon erlebt, dass Ableger, die mit Weiselzellen erstellt wurden, unmittelbar nach Beginn der Eiablage der Königin um viele tausend Bienen stärker wurden - bevor noch eine junge Biene schlüpfen konnte. Hoffnungslos weisellose Völker werden laufend schwächer, auch wenn noch große Brutflächen schlüpfen. Beide Effekte entstehen durch den Einfluss von Pheromonen, die vorhanden oder nicht vorhanden sind.

Betrachten wir nun die Welt aus der Sicht der Varroa:
Sie ist blind, sie fühlt und riecht sehr gut. Trotz dieser geringen Möglichkeiten ist sie sehr erfolgreich unterwegs, ihre Art über die ganze Welt zu verbreiten. Was ist die wichtigste Information, die der Varroa das Überleben sichert? Es ist die Antwort auf die Frage: Wie finde ich die besten und attraktivsten Königinnen?! Was zeichnet nun diese Königinnen aus?

Einen hohen Pheromonspiegel, viel Brut und deren Hormone.
Wenn ich als Varroa meine Art erhalten will, muss ich nur Verhaltensweisen entwickeln, die es mir ermöglichen, diese Königinnen zu finden. Zwei Dinge helfen mir dabei gewaltig:
1. Meine Eigenschaft, Pheromone zu riechen und
2. Die Fluktuation der Bienen von Volk zu Volk und von Stand zu Stand.

Betrachten wir nun verschiedene Beobachtungen aus der Praxis und überprüfen wir, ob die zwei vorher genannten Punkte gegeben sind.

> Als erste sterben die schönsten und stärksten Völker.
Sie haben die attraktivsten Königinnen, ihre Bienen haben einen starken Pheromongeruch, und beim Wechsel von Volk zu Volk steigen Varroen auf diese Bienen, sofern sie in Völkern von weniger attraktiven Königinnen zu Hause sind. Dadurch erfolgt eine vermehrte Invasion von Varroen in diese starken Völker zusätzlich zur optimalen Vermehrungsmöglichkeit durch die Brutstärke dieser schönen Völker.

> Kunstschwärme, denen die Königin 24 Stunden entnommen wird, werden von der Varroa verlassen.
Meine Kunstschwarmkisten haben einen Boden nur aus Gitter. Legt man nun unter diese Kisten ein gefettetes Papier, so kann man folgendes beobachten: Sobald der weisellos gemachte Schwärm zu brausen beginnt, lassen sich die Varroen fallen und landen auf dem Papier. Früher glaubte ich, das passiert durch die Bewegung der Bienen und weil die Temperatur zu hoch wird. Heute bin ich mir sicher, dass es das fehlende Pheromon der Königin ist, das die Varroen so handeln lässt. Sie fallen in der Hoffnung, mit abfliegenden Bienen über das Bodenbrett die Beute verlassen zu können, um in weiselrichtige Völker zu gelangen. Bei weiselrichtigen Kunstschwärmen fallen kaum Varroen ab.

> Jede Brutunterbrechung durch eine weisellose Phase oder durch einen Schwarmakt reduziert die Varroen stark.
Die Varroa verlässt, auf den Bienen sitzend, jene Völker. In dieser weisellosen Phase versucht die Varroa, anderswo weiselrichtige Völker zu finden. Ich habe beobachtet, dass es auch auf Blüten Varroen gibt, die dort offensichtlich auf Bienen mit einem starken Pheromongeruch warten.

> Wie verhält sich ein von Räubern überfallenes Bienenvolk?
Die Königin wird nicht mehr ausreichend gefüttert, es sinkt der Pheromonspiegel rapid. Das veranlasst die Varroen des beraubten Volkes, dieses mit Hilfe der Raubbienen zu verlassen. Wir beobachten einen gewaltigen Anstieg der Varroapopulation in den raubenden Völkern.

> Im August brechen auch stark raubende Völker sehr rasch zusammen.
Die Varroen in der Brut dieser Völker können nicht die Ursache sein. Die Ursache sind offensichtlich die vielen Varroen auf den Bienen. Diese beißen Öffnungen in die Flugbienen, um zur Hämolymphe zu gelangen. Wenn nun diese Bienen an sehr starkem Trachtflug arbeiten (Raub), wird das Bienenblut durch die starke Aktivität des Flugmuskels aus dem Bienenkörper gepumpt, und die Bienen verbluten während des Fluges.

> Bienenvölker, die mit einer starken Varroapopulation einwintern, sitzen zwar im Winter unruhiger, jedoch bleiben sie relativ stark.
Auch hier kommt es in der Wintertraube zu einem Verbiss der Bienen durch die Varroen, und während der ersten Reinigungsausflüge sind dann die Stöcke fast leer (durch die Flugaktivität) und bald tot.

> Begattungskästchen haben kaum Varroen.
Dies trifft allerdings nur dann zu, wenn in einem Kästchen mehrere Königinnen produziert werden durch Zusetzen von Weiselzellen. Während der pheromonlosen Phasen verlassen die Varroen die Kästchen. Bleibt die Königin sehr lange in diesen, treten auch hier Varroaverluste auf.

> Beim Einsatz vom Fraknorähmchen kommt es auch zum Abfall von Varroen, die durch Raub eingetragen wurden.
Offensichtlich stört der Thymolgeruch die Erkennbarkeit des Pheromongeruchs, die Varroen lassen sich fallen und versuchen, das Volk zu verlassen.

> Die Varroa befällt Drohnenbrut zehnmal lieber als Arbeiterinnenbrut.
Früher dachte ich, es sei die längere Verdeckelungsdauer, doch es muss auch hier ein Futtersaftpheromonfaktor eine Rolle spielen. Die Varroa hat ja keinen Kalender aus dem sie erkennt, dass die Drohnen länger verdeckelt sind.

> Gibt es aggressive und weniger aggressive Varroen?
Ja, und zwar ab dem Zeitpunkt, wo es auf Grund von Fluktuation von Volk zu Volk und Stand zu Stand zu einer so hohen Varroapopulation kommt, dass mehrere Weibchen eine Zelle parasitieren. Dort gibt es dann keine Bruder-Schwester-Paarung mehr, sondern es entstehen F l-Hybriden mit enormer Vitalität und kaum mehr infertile Weibchen. Bei alleinstehenden Bienenständen ohne weiträumigen Bienenaustausch lebt die Varroa in einer inzuchtdepressiven Population und ist daher weniger vital. Der Anteil der infertilen Weibchen ist relativ hoch.

Welche Schlussfolgerungen ergeben sich aus der Beobachtung, dass die Varroa mit den Bienenköniginnen in direkter Verbindung steht?
1. Es müsste der Unterschied im Aufbau der Pheromone zwischen Apis mellifera und Apis cerana analysiert werden.
2. Auf Basis dieser Ergebnisse müsste untersucht werden, ob es Streuungen der Pheromonstruktur der Apis mellifera in Richtung Apis cerana gibt oder nicht. Wenn ja, dann wäre hier ein konkreter Ansatz zur Varroatoleranzzucht gegeben.
3. Entweiseln von Völkern zur Bekämpfung der Varroen ist nur dort sinnvoll, wo es zu keiner Vernetzung der Bienenvölker auf Grund von zu geringer Bienendichte kommen kann.
4. Unter Umständen wäre der Einsatz des Drohnenbrutpheromons mit einer überhöhten Konzentration, aufgebracht auf einer Fangplatte unter Gitter, eine Möglichkeit, die Varroen an einem bestimmten Platz im Bienenvolk zu fixieren (bei gleichzeitiger Unterbindung der natürlichen Drohnenaufzucht).
5. Die Vernetzung der Bienenvölker über große Gebiete mit hoher Bienendichte sollte auch zu einem generellen Umdenken im Seuchenmanagement führen.

Je mehr Widerspruch dieser Artikel auslöst, umso lieber ist es mir, weil dadurch eine Diskussion zu Stande kommt, die vielleicht ein weiteres Fenster zu einer anderen Betrachtungsweise unserer Betriebssysteme aufstößt.

Quelle: Deutsches Bienen Journal 4/2002
Der Autor: Stefan Wiedl, Imkermeister A-3470 Kirchberg / Wagram

---------------------------------------------------------------------------------

Der Verfasser Stefan Wiedl ist Praktiker und bietet Lösungsansätze. Der Umstand, dass sich die Varroamilbe am hohen Pheromonspiegel orientiert, ist für uns ein wichtiger Lösungsansatz. Es braucht nicht mehr erwähnt zu werden, dass der Kunstschwarm in der Imkerei ein wichtiges Betriebsmittel ist. Auch die Bildung von Ablegern mit einer schlupfreifen Königinnenzelle reiht sich ebenfalls in den Gedankengang ein, im Bienenvolk kurzzeitig den Pheromonspiegel abzusenken. Wird das ganze gepaart mit einer "guten imkerlichen Prxis", das heisst:

- ein gesunder Bienenstandort
- ganzjährig Pollen
- wo es möglich ist - Standbegattung
- leistungsfähige Königinnen
- eine vernünftige Auslese - Selektion
- ein gesunder Massenwechsel
- neue Waben und abermals neue Waben bauen lassen
- eine bienengerechte Einfütterung
- und das wichtigste, nicht bei jeder Gelegenheit das Bienenvolk "zerlegen". Wir Menschen haben Augen - gebrauchen wir sie!

Das sind alles Bausteine, meinetwegen auch Effekte auf dem Weg zur "guten imkerlichen Prxis".


Goethe beschreibt treffend mit dem Wissenschaftsinspirator Mephisto in Fausts Studierzimmer, der sagt:

„ Wer will was Lebendiges erkennen und beschreiben, sucht zuerst den Geist herauszutreiben, dann hat er die Teile in der Hand"

In diesem Sinne

Beste Grüße

Dieter
 

Anhänge

  • P5110392.jpg
    P5110392.jpg
    112 KB · Aufrufe: 17
  • P5110396.jpg
    P5110396.jpg
    85,6 KB · Aufrufe: 7
  • P5110400.jpg
    P5110400.jpg
    77,5 KB · Aufrufe: 6
Also Dieter dieser großartiger Bericht ist mir total entgangen! Jedenfalls nachträglich noch meinen herzlichsten Dank für die Mühe. =D>

Den Autor und Imkermeister Stefan Wiedl kenne ich persönlich relativ gut. Er ist ein sehr erfahrener und tüchtiger Erwerbsimker in meinem Nachbarbezirk.

Aber was mich wundert ist, dass sein Bericht im
Quelle: Deutsches Bienen Journal 4/2002
Der Autor: Stefan Wiedl, Imkermeister A-3470 Kirchberg / Wagram

im DBJ erscheint und nicht in unseren Fachmedien. Offenbar zählen Kapazitäten im eigenen Lande nicht sehr viel.

LG Josef
 
Josef, du kennst den Autor persönlich? Das ist ja ein Ding. Richte bitte schöne Grüße aus und berichte, dass sein Beitrag nicht in Vergessenheit geraten ist. Interessant wäre vielleicht die Frage, ob es neuere Erkenntnisse in Sachen Varroa gibt. Der Beitrag ist sehr gut geschrieben. Mit solchen Sachen setze ich mich übrigens auch auseinander. Sicherlich ist der Beitrag früher oder später auch bei euch erschienen. Es wäre sonst ziemlich merkwürdig.


PS. Sorry, dass ich mich in der letzten Zeit wenig gemeldet habe. Es lag nicht am Desinteresse sondern daran, dass ich mit Hochdruck an meiner „neuen“ Homepage bastle.


Beste Grüße

Dieter
 
Dieter, den Imkermeister Stefan Wiedl kenne ich persönlich sehr gut, schließlich saßen wir beide gemeinsam in der selben Klasse bei unserer Meisterausbildung. :D Der Stefan war so etwas wie unser Klassenbester, dessen Meinung damals bereits enormes Gewicht hatte. Solch ein profundes Fachwissen ist mir bisher noch nirgends untergekommen. Es wäre schön, wenn ich ihm zu unserem Forum heranführen könnte, aber als aktiver Erwerbsimker mit einer stattlichen Völkeranzahl, wird er vermutlich sehr wenig Zeit haben. Einen Versuch starte ich auf jedem Fall.

Übrigens, erst im Vorjahr hatte ich einen Wanderplatz in seiner unmittelbaren Gegend, er nahm sich sogar etwas Zeit mich kurz zu besuchen.

Richte bitte schöne Grüße aus und berichte, dass sein Beitrag nicht in Vergessenheit geraten ist

Mache ich natürlich sehr gerne. Mit Verlaub Dieter werde ich diese Passage im mein E-Mail an den Stefan einfügen, wie ich ihm kenne, wird er sich sicherlich sehr darüber freuen.

Interessant wäre vielleicht die Frage, ob es neuere Erkenntnisse in Sachen Varroa gibt.

Genau das ist der springende Punkt, schließlich stammt der Beitrag doch bereits aus dem Jahre 2002.

Sicherlich ist der Beitrag früher oder später auch bei euch erschienen. Es wäre sonst ziemlich merkwürdig.

Also ich lese jeden Beitrag aus der Imkerliteratur sehr gewissenhaft durch, mit größter Wahrscheinlichkeit ist dies bei uns nicht erschienen. Dies hat sicherlich Funktionärsgründe, auf die ich hier natürlich nicht näher eingehen kann und will. Möglicherweise nimmt der Stefan irgendwann einmal selbst dazu Stellung.

Bei Gelegenheit und bei passender Zeit Dieter, würde ich sehr gerne die einzelnen Passagen durchgehen, denn es ist wahnsinnig Interessant, was da alles so drinnen steht.

LG und einen schönen Abend noch
Josef
 
Hier bitte eine Korrespondenz zwischen Herrn IM Stefan Wiedl und mir:

Lieber Josef!



Entschuldige bitte die späte Antwort.



Soweit ich informiert bin wurden von wissenschaftlicher Seite diese Anregungen nicht aufgegriffen, aber im Gespräch mit Kollegen im Rahmen der Grazer Fachtagung des Erwerbsimkerbundes konnte ich feststellen daß einige Imker meine Beobachtungen zum Teil bewusst nachvollzogen haben um sie auf ihre Richtigkeit zu überprüfen. Sie kamen zu den selben Ergebnissen wie ich. Mehr ist nicht hinzuzufügen. Mir fehlt leider die Zeit und das Geld um weitere Ursachenforschung zu betreiben.



Mit freundlichen Grüßen



Stefan



bienen-wiedl@tele2.at




--------------------------------------------------------------------------------


An: bienen-wiedl@tele2.at
Betreff: Beitrag im Deutschen Bienen Journal 2002



Servus Stefan!



Kürzlich unterhielten wir uns im www.bienenforum.com über Deinem großartigen Bericht im Deutschen Bienen Journal vom 4/2002. Der Titel lautete, Varroa und Bienenkönigin - Siamesische Zwillinge?

Dieser Beitrag wurde kürzlich von einem deutschen User ins obige Forum gestellt, hier zu finden: http://www.iphpbb.com/board/ftopic-9804 ... 9-313.html . Im Zuge der nachfolgenden Plaudereien lies Hr. Dieter Uhlig, Imker in der BRD, erkennen, dass er sehr gerne würde, ob es bezüglich des Beitrages neue Erkenntnisse gibt.

Falls es möglich ist Stefan und es Deine Zeit zuläßt, würden wir uns über Deinen Bericht wirklich sehr freuen.

Liebe Grüße und ein schönes Wochenende.

Josef


Hier sieht man leider wieder, Imker erkennen eine eine großartige Sache, die Institute scheren sich keinen Deut darum. Was ich aber nicht verstehen kann, warum wurden die Erkenntnisse von Hrn. IM Stefan Wiedl in der BRD veröffentlicht und nicht in den österreichischen Fachmedien?

Wäre schön, wenn wir diesbezüglich einmaletwas in Erfahrung bringen könnten.

LG Josef

PS: meinen herzlichsten Dank an Hrn. IM Wiedl für diese Rückantwort
 
Hallo,

also ihr macht es mir hier sehr schwer zu antworten, wenn Ihr/Du den Autor persönlich kennt.

An den Ausführungen in seinem Artikel kann ich nur sagen, das einiges sicher stimmt, anderes aber dann doch nicht ( zumindestens was meine persönlichen Beobachtungen anbelangt !):

1) "Als erste sterben die schönsten und stärksten Völker. "
Naja, eigentlich konnte ich an meinen Bienenstand in den letzten Jahren feststellen das die stärksten Völker der Varroa Paroli bieten konnten und nur die schwächsten wirklich nicht mehr damit zurechtkommen.
Junge, vitale Königinnen ( und damit ja die pheromonstärksten) und deren Völker wehren sich besonderns gegen die Milben, ohne nennenswerte Verluste. Hier gehe ich sicher nicht konform mit dem Autor !

2) "Kunstschwärme, denen die Königin 24 Stunden entnommen wird, werden von der Varroa verlassen. " bzw "Jede Brutunterbrechung durch eine weisellose Phase oder durch einen Schwarmakt reduziert die Varroen stark. "
Das würde ja auch heißen das Brutvölker die oft monatelang nur Weiselzellen zum bebrüten bekommen, keine Varroa aufweisen. Das stimmt in der Praxis aber ganz sicher nicht !

3) "Die Varroa befällt Drohnenbrut zehnmal lieber als Arbeiterinnenbrut."
Stimmt, hat aber meiner Meinung nach nichts mit den Pheromonen der Königin zu tun, sondern die Varroa zieht einfach Zellen die größer sind, aufgrund des Platzangebotes vor. Man sieht auch meist in den Drohnenzellen mehr Varroa-Milben als in den Arbeiterzellen auf einem Haufen.

Der Artikel ist zwiefelsohne ausgesprochen interessant und bietet eine neue, bisher unbedachte Perspektive. Allerdings ist die Schlußfolgerung für mich alleine nicht richtig bzw. zu simple. Wenn ich mir ansehe wie komplex unsere Honigbiene im Verhalten ist, kann ich mir gut vorstellen das es bei der Varroa-Milbe nicht anders ist.

Wie seht Ihr das ??
 

Anhänge

  • 17)  Bild von CharlyBaum.jpg
    17) Bild von CharlyBaum.jpg
    157,2 KB · Aufrufe: 57
  • 18) Bild von CharlyBaum.jpg
    18) Bild von CharlyBaum.jpg
    240,4 KB · Aufrufe: 54
  • 19)  Bild von CharlyBaum.jpg
    19) Bild von CharlyBaum.jpg
    128,4 KB · Aufrufe: 54
  • 129)   Bild von Walter Rojky.jpg
    129) Bild von Walter Rojky.jpg
    565 KB · Aufrufe: 108
  • 130)   Bild von Walter Rojky.jpg
    130) Bild von Walter Rojky.jpg
    455,7 KB · Aufrufe: 104
  • 206)  Bild von Drohne.jpg
    206) Bild von Drohne.jpg
    438,7 KB · Aufrufe: 130
Sybill schrieb:
2) "Kunstschwärme, denen die Königin 24 Stunden entnommen wird, werden von der Varroa verlassen. " bzw "Jede Brutunterbrechung durch eine weisellose Phase oder durch einen Schwarmakt reduziert die Varroen stark. "
Das würde ja auch heißen das Brutvölker die oft monatelang nur Weiselzellen zum bebrüten bekommen, keine Varroa aufweisen. Das stimmt in der Praxis aber ganz sicher nicht !

Stimmt ganz sicher, dass Weisellose Völker bedeutend weniger Milben haben, hier denke ich in erster Linie an meine Lagerbeuten.

Dazu folgendes: zu Beginn der Zucht etwa um etwa den 20. April werden die Mamis entfernt und die Völker bleiben in der Folge mindestens acht Wochen Weisellos. Bedenke einmal Sybill, in diesen Beuten befinden sich ständig 20 :!: verdeckelte Brutwaben und garantiert 100.000 Bienen, aber niemals offene Brut. Wenn ich nun die Zuchtrahmen einhänge, müssten doch abertausende Milben sofort in diese Zellen flitzen. Dies passiert eben nicht, warum wohl und vor allem wo kommen diese hin:?:

Also Fragen über Fragen und je mehr man weiß, desto mehr Fragen tauchen abermals auf.
 
Dazu muß ich aber sagen, das mir noch nie Varroa-Milben in Weiselzellen auffgefallen sind. Falls das schon mal wer gesehen hat, bitte um Meldung.

Und die Brut kommt eigentlich von einem anderen, und da weiselrichtig, sicherlich Varroa verseuchten Volk. Dh. wenn die Bienen hier schlupfen, ist Varroa 100% dabei ! Die Frage ist nur, bleibt sie bei diesem Volk oder zieht sie, wie von Hrn. Wiedl beschrieben ab ?
Ich glaube sie bleibt, hat aber da keine offene Brut vorhanden ist, keine Chance sich weiterzuentwickeln. Das hat aber meiner Meinung nach nix mit den Pheromonen der Mutti zu tun !

Nächstes Jahr werde ich das sicher genau beobachten.
 
Sybill schrieb:
Dazu muß ich aber sagen, das mir noch nie Varroa-Milben in Weiselzellen auffgefallen sind. Falls das schon mal wer gesehen hat, bitte um Meldung.

Wer sucht denn schon Milben in Weiselzellen? Wenn der Schwarmgedanke ausbricht, kommt sofort der Zwischenboden rein. Da wird nichts gesucht.

Offenbar weiß die Milbe instinktiv, dass sie in dieser Zelle keine Chance hat sich zu vermehren, denn der Schlüpftermin der Königinnen ist bedeutend früher als bei den beiden anderen Arten.

Zitat Sybill

Die Frage ist nur, bleibt sie bei diesem Volk oder zieht sie, wie von Hrn. Wiedl beschrieben ab ?

Auch hier bin ich Wiedl Meinung, denn was macht die Milbe dort? Die kann -vermutlich- nicht warten und sich auf die faule Haut legen und warten bis die junge Königin -wenn überhaupt- mit der Eilage beginnt.

Zitat der Bienen-Much

Weiterhin gibt es offensichtlich auch einen massiven Austausch von Bienen von Bienenstand zu Bienenstand im lugradius des Arbeitsbereiches. Beweis dafür ist, dass sofort nach Zuwanderung von Carnicavölkern in Bukfastgebiete in den Carnicavölkern Bukfastbienen zu finden sind. Sicher auch umgekehrt. Das heißt: Alle Völker eines Gebietes stehen in permanenter Verbindung zueinander und im Austausch miteinander.

Kann ich 100%ig bestätigen, aus den Zellen meines Zuchtvolkes schlüpfen ausschließlich graue Carnis, trotzdem sind jede Menge gelbe und braune Bienen drinnen und fühlen sich dort wohl. Warum, offenbar ist die Harmonie dieses Volkes für Milben besonders attraktiv.

Soeben habe ich mir die Stockkartenaufzeichnungen dieses Volkes angesehen, mit 1.500 bei der ersten und 1.200 Milben bei der zweiten Behandlung liegt dieses Volk beinahe im Spitzenfeld, 3.000 sind bisher an das Maximum.
 

Anhänge

  • 46)  Bild von Walter Rojky [Insektenhotel].jpg
    46) Bild von Walter Rojky [Insektenhotel].jpg
    259,3 KB · Aufrufe: 7
drohne schrieb:
Wer sucht denn schon Milben in Weiselzellen? Wenn der Schwarmgedanke ausbricht, kommt sofort der Zwischenboden rein. Da wird nichts gesucht.

Offenbar weiß die Milbe instinktiv, dass sie in dieser Zelle keine Chance hat sich zu vermehren, denn der Schlüpftermin der Königinnen ist bedeutend früher als bei den beiden anderen Arten.

Da aber laut Wiedl die Milben sich auf die Pheromone konzentrieren, und die Milben lt. ihm ja keinen Schlüpf- bzw. Terminkalender haben, müssten sie sich ja besonders auf die Weiselzellen stürzen ! Und stimmt schon Weiselzellen kontrolliert man nicht, aber man müßte doch von der Varroa verkrüpelte Königinnen beobachten können ! Damit hinkt für mich die Sach ein wenig - aber ich bin schon auf Deine Antwort gespannt !
 

Anhänge

  • foto_von_apis_sylvatica_hauhechel_01.jpg
    foto_von_apis_sylvatica_hauhechel_01.jpg
    287,2 KB · Aufrufe: 2
  • foto_von_apis_sylvatica_hauhechel_02.jpg
    foto_von_apis_sylvatica_hauhechel_02.jpg
    263,7 KB · Aufrufe: 2
Hallo zusammen,
ich hab mal irgendwo gelesen, dass der Weiselfuttersaft für die Varroa nicht attraktiv bzw. einem Stoff enthält, den sie nicht mögen. Für die Varroa spielt Quantität eine Rolle. Wie bei unseren Bienen tickt auch in ihr die biologische Uhr, die ihr befiehlt, in nur kurzer Zeit soviel wie nur möglich Nachkommen zu produzieren. Königinnenzellen gibt es zu wenig um für die Milbe attraktiv zu sein.

Und stimmt schon Weiselzellen kontrolliert man nicht, aber man müßte doch von der Varroa verkrüpelte Königinnen beobachten können ! Damit hinkt für mich die Sach ein wenig - aber ich bin schon auf Deine Antwort gespannt !

Sybill, du meinst sicherlich das „Deformed Wing Virus“. Das Erscheinungsbild der Bienen und Drohnen sind verkrüppelte Flügel.

Link: http://www.ages.at/web/ages/content...27002ea3fc/$FILE/2_Merkblatt16_dwv_mar_04.PDF

Früher glaubte man, dass der Bienenmade beim Anstechen durch die Varroa später wichtige Körperteile wie Beine und Flügel fehlten. Heute wissen wir, dass es ein Virus ist - das „Deformed Wing Virus.

Beste Grüße

Dieter
 
Hallo,

klar kenne ich das "Deformed Wing Virus". Allerdings können auch Vorroa Milben Schäden an der Biene hervorrufen. Ausserdem sieht man ja die Milbe schon oft mit freien Auge und beim Zeichnen der Mamis wären sie mir schon aufgefallen !

Ich habe mich in den letzten Tagen sehr mit dem Text von Hrn. Wiedl auseinandergesetzt. Ich kann mir, trotz anfänglicher Zweifel, vorstellen das die Pheromon-Theorie durchaus stimmt. Ich werde sicherlich nächstes Jahr die Sache am Bienenstand genau verfolgen und vielleicht meine letzten Zweifel beseitigen.

Ich muß gestehen, ich bin ein eher skeptischer Mensch, ich muß die Dinge meist selbst sehen und erleben, damit ich davon 100% überzeugt bin. Aber nichts desto trotz finde ich den Pheromon- Ansatz ausgesprochen spannend !
 
Zurück
Oben