Lasst uns doch einfach kollektiv mit der Varroabehandlung aufhören

AndreasW

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Einen wunderschönen guten Abend!

Ich trete eine bewusst provokante Diskussion vom Zaun, nämlich: wieso hören wir nicht kollektiv mit der Varroabehandlung auf und lassen die natürliche Selektion ihre Arbeit tun?

Wie ich gerade jetzt darauf komme? Das ist einfach zu beantworten. Zum einen gab es in der Novemberausgabe der wie immer sehr guten Schweizer Imkerzeitung auf Seite 26 einen Artikel darüber (nämlich über eine Exkursion nach Großbritannien wo das Imker zT so gemacht haben - erfolgreich) zum anderen habe ich mir den Vortrag von Thomas Seeley dazu auf der Bienenfachtagung 2019 angehört (ich verweise auf diese kurze aber prägnante Zusammenfassung von Sepp) der mir das auch sehr stark vor Augen geführt hat.

Natürlich ist das leichter gesagt als getan, denn Seeley und Co gehen von 90% Verlustrate (oder höher) aus.

Daher ist es klar, dass es für die 2 Jahre, wo es fast einen Totalausfall gibt, eine Kompensation geben muss - für die Berufsimker natürlich in einer ganz anderen Höhe und für uns private, kleine, vielleicht durch finanzielle Unterstützung, damit wir uns neue, resistente Völker kostenneutral anschaffen können.

Natürlich müsste man auch mit der Landwirtschaft eine Absprache halten - das wäre mal eine interessante Diskussion - zum Thema wir beweisen unseren Mehrwert.

Wieso nun dieser brutale Vorschlag? Ganz einfach! Was machen wir, wenn in x Jahren der nächste Schädling daherkommt? Egal ob das nun die angeblich böse neue Hornisse ist oder der kleine Beutenkäfer. Wieviel Behandlungen, Eingriffe und Chemie (und Oxal bzw Ameisensäure ist für mich Chemie, egal was Bio-Zertifikate dazu sagen) halten die Bienen und wir aus? Ich bin ein Freund von dem Motto: lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende.

Langfristig gesehen, zahlt sich das glaube ich aus: für die Berufsimker, weil sie wesentlich weniger Kosten und Aufwand haben. Und für uns private, weil wir die Freude am Imkern nicht verlieren, wenn wir irgendwann nur noch gegen x behandeln, als zu imkern.

Wenn ganz Österreich nicht mitmacht, dann vielleicht zumindest einzelne Bundesländer oder zumindest Gebiete?

Was haltet ihr von dieser wahnsinnigen Idee? :)

Liebe Grüße
Andreas
 
Hallo Andreas,

die Natur wird immer alles richten. Und sogar die Varroa. Nur wenn wir ihr freien Lauf lassen, dann wird halt ertragsbringende Imkerei für eine Weile nicht mehr möglich sein in Europa.

Und bevor wir unsere Völker mit Zuckersirup übern Winter bringen, müssten wir dann schon auch komplett das Einfüttern lassen - sonst macht doch auch das Nichtbehandeln keinen Sinn. Man müsste die Völker sich selbst überlassen, und halt extensiv nur mehr weinge kg von den wenigen überlebenden Völkern ernten. Also entweder - zurück zur Natur - oder: zurück zu einer vielleicht wenigstens naturNAHEN Bienenhaltung.

Zu letzterem gehört meines Verständnisses nach aber eben doch auch das Behandeln gegen Krankheiten. (Oder würde einer von euch seine Katze oder seinen Hund aus Prinzip nicht behandeln, wenn eigtl nötig? - Oder - er, der Hunde- oder Katzenhalter krepiert lieber selber, nimmt kein Medikament, wenn krank, und hofft die Menschheit bzw. Natur oder Evolution wird von seinem Dahinscheiden irgendwie profitieren? Ein irrer Gedanke, oder?)

Live and let die ist ein Tierversuch. Als (auch: Bio-)Imker möchte ich Bienen halten, und keine Tierversuche machen.

Die Versuche sind vielleicht bei Forschern und Instituten berechtigt. Wer von und mit den Bienen lebt, sollte meiner Meinung nach nicht: versuchen, sondern: unterstützen (letzteres trotzdem: bio...)

Außerdem: es gibt doch Toleranzzucht. Die überlass ich aber den Profis und Toleranz-Züchtern.

Meine Meinung, trotzdem: interessantes Thema, viele Grüße

Daniel

PS: Wer sagt denn, dass die Natur nach wenigen behandlungsfreien Jahren alles in den Griff kriegen würde? Was wenn sie 500 Jahre braucht? (In der Evolution wahrlich ein Klacks!) Aber soll dann 500 Jahre in Europa keine ertragsorientierte Bienenhaltung mehr möglich sein?
 
Hi Daniel

danke für Deine Antwort! Ich bin natürlich auch wissenstechnisch ein Nackerbatzerl, aber was ich weitergeben kann ist folgendes: laut dem Vortrag von Seeley braucht es 2-3 Jahre, bis der Völkerverlust am größten ist, dann ist das Gröbste geschehen und man kann wieder aufbauen. Es handelt sich also um einen begrenzten Zeitraum, auch wenn es sicher noch länger braucht, bis die Anzahld er Völker wieder auf vergleichbarem Niveau ist.

Außerdem ist wichtig zu sagen, dass es sich hier um keine Versuche handeln würde - deswegen der Verweis auf den Artikel der Schweizer Bienenzeitschrift. In dem Gebiet, wo die Exkursion in England war, wurde das gemacht und zwar erfolgreich.

Wir reden also, wenn ich das richtig interpretiere, von 2-3 sehr harten Jahren und dann wird es besser. Das wäre doch ein Ansatz?

Was ich bei Deinem Kommentar nicht verstehe ist die geringere Entnahme von Honig - was hat das damit zu tun? Der Zusammenhang wäre mir neu.

Die Route der VSH (?) Zucht, also der Varroa-resistenten Königinnen finde ich super. Und vielleicht ist das eine Alternative. Aber warum wird dann das nicht im großen Stil gemacht?

Soweit ich es richtig verstanden habe ist ja der Punkt der: um erfolgreich zu sein, muss so eine Änderung möglichst großflächig umgesetzt werden. Weil auch das hat Seeley erforscht und erprobt: eingehende bzw. eingegangene Völker werden von gesunden Völkern ausgeraubt, und dann nehmen die gesunden bzw. gesünderen Völker die Varroen der eingegangenen Völker mit. Es reicht ja ein eingegangenes Volk pro paar km² und das ist ein Problem.

Was sagen die Profis dazu?

LG
Andreas
 
Hallo Adreas,

ich bin solchen Gedankenexperimenten gegenüber sehr offen. Man muss vielleicht unkonventioneller denken als bisher. Aber: meine Frage bzgl. deiner letzten Antwort wäre dennoch:

Seeley meint, wie du sagst, nach 2-3 Jahren Völkerverlust bis zu 90 Prozent (!!!) wäre alles gut und man könnte mit den überlebenden von vorne alles wieder aufbauen. Das heißt aber auch, nur diese 10 Prozent (oder weniger) verbliebenen Völker wären - vor Ort und regional (!!!) - resistent - und das wohl auch nur bei der individuellen Betriebsweise. Was, wenn jmd. Bienen zukaufen will oder muss? Heißt das in der Konsequenz - mit der ich persönlich sicher leben könnte - nur Basiszucht ist erlaubt, jeder Zukauf von Königinnen und Völkern muss verboten sein! (?)

Da sind alles alles so Fragen, die sich stellen, und die bestimmt nicht einfach zu beantworten - geschweige denn: gesetzlich zu regeln - sind.

Viele Grüße!

Daniel

PS: Zu deiner Zucker-Frage: Solange wir den Völkern den Eigenhonig nehmen und mit Zuckerzufutter ergänzen, brauchen wir doch nicht glauben, wir würden extensive und natürliche Bienenhaltung betreiben. Ist leider so, wir müssen mal ehrlich sein!
 
Hallo Andreas,
Danke für dieses interessante Thema! Ich finde wir müssen darüber reden, diskutieren und wenn nötig auch streiten. So kann es nicht weitergehen.

Selber glaube ich nicht daran, dass sich das so einfach durchziehen lässt. Mir wiederstrebt es zutiefst Völker sterben zu lassen! (behandeln habe ich sehr gut gelernt/nicht behandeln, da bin ich noch am üben). Völker an der Milbe zu Grunde gehen zu lassen bedeutet auch gleichzeitig eine unnötige Belastung der umliegenden Völker durch andere, schwerwiegendere, ev auch seuchenhafte Krankheiten. Das ist nicht nötig und auch der gesammten Bienenpopulation nicht zumutbar. Weiters würden wir viel an Jahrzehnten Zuchtfortschritt verspielen.
So gesehen sehe ich einen abrupten Behandlungsstopp als kontraproduktiv. Zwischenschritte sind/werden nötig und auch machbar. Toleranzzuchtprogramme sind teilweise sehr erfolgreich und werden bald eine wichtige Rolle spielen. Es wäre schon sehr viel geholfen wenn die gesammte Imkerschaft ein wenig mehr Zeit in die Suche nach "toleranteren Völkern" als in die sture 0815 Behandlung investieren würde. Wer sich damit beschäftigt, würde staunen welche gravierende Unterschiede da ersichtlich werden. Unbrauchbares Material muss dabei nicht sterben->ein Königinnentausch (Stichwort umweiseln) reicht!
lg Michael

PS: VSH-Programme scheitern derzeit hauptsächlich an den momentan nicht verfügbaren Geldmittel...
 
Warum hören wir nicht auf zu behandeln?

Meine Antwort darauf: weil ich meine Bienen liebe.

Punkt.
 
Warum hören wir nicht auf zu behandeln?

Meine Antwort darauf: weil ich meine Bienen liebe.

Punkt.
Das ist ein sehr guter Punkt und ich würde lügen, müsste ich Dir nicht zustimmen.

Aber gleichzeitig ist das ja genau der Schwachpunkt, weil es größere, radikalere und langfristig (!!) bessere Wege vielleicht verschließt. Und zwar nicht (nur) für die Menschen, sondern besser auch für die Bienen!

Ich habe meine Mädls erst seit nichtmal sechs Monaten und es tut mir um jede leid, die ich sterbe sehe. Aber. That's life! Könnte man doch auch sagen, oder? Weil was mir fast noch mehr Schmerzen bereitet ist das permanente behandeln oder außereinderreißen der Völker. Ich habe vor, so Gott will, noch locker 50 Jahre zu imkern. Würde ich 2-3 traurige Jahre gegen 45-50 gute Jahre eintauschen? Definitiv ja!

Rein praktisch gesehen ist mein Vorschlag vermutlich nicht durchführbar, selbst wenn alle zustimmen würden, denke ich.

Aber der oben genannte Weg wäre ja auch denkbar: einfach alle Königinnen ersetzen in einem Prozess, der meinetwegen 3 Jahre dauert. Wieso nicht?

Mir geht es hier wirklich um die Langfristigkeit, weil ich davon überzeugt bin, dass noch viele unangenehme Dinge über uns und die Bienen hereinbrechen werden und dann wären wir sehr froh, die Varroa los zu sein denke ich.

@Michael: woher hast du das Wissen, dass die VSH Programme am Geld scheitern? Das macht ja überhaupt keinen Sinn.

Danke
Andreas
 
@Michael: woher hast du das Wissen, dass die VSH Programme am Geld scheitern? Das macht ja überhaupt keinen Sinn.

Alle mir bekannten VSH-Programme sind private Initiativen die keine Fördergelder von öffentlicher Hand erhalten. Einzig der Landesverband der Buckfastimker Bayern dürfte für ihr VSH-Projekt einen "Nasenrammel" gefördert bekommen haben...hört man.
lg Michael
 
die VSH Programme am Geld scheitern? Das macht ja überhaupt keinen Sinn.

es fehlt soagar an freiwillen Varroazählern die diese Züchter unterstützen. Am Geld sowieso......extrem viel Aufwand an Zeit, Material, Know how.....
 
Einen wunderschönen guten Abend!

Ich trete eine bewusst provokante Diskussion vom Zaun, nämlich: wieso hören wir nicht kollektiv mit der Varroabehandlung auf und lassen die natürliche Selektion ihre Arbeit tun?

Wie ich gerade jetzt darauf komme? Das ist einfach zu beantworten. Zum einen gab es in der Novemberausgabe der wie immer sehr guten Schweizer Imkerzeitung auf Seite 26 einen Artikel darüber (nämlich über eine Exkursion nach Großbritannien wo das Imker zT so gemacht haben - erfolgreich) zum anderen habe ich mir den Vortrag von Thomas Seeley dazu auf der Bienenfachtagung 2019 angehört (ich verweise auf diese kurze aber prägnante Zusammenfassung von Sepp) der mir das auch sehr stark vor Augen geführt hat.

Natürlich ist das leichter gesagt als getan, denn Seeley und Co gehen von 90% Verlustrate (oder höher) aus.

Daher ist es klar, dass es für die 2 Jahre, wo es fast einen Totalausfall gibt, eine Kompensation geben muss - für die Berufsimker natürlich in einer ganz anderen Höhe und für uns private, kleine, vielleicht durch finanzielle Unterstützung, damit wir uns neue, resistente Völker kostenneutral anschaffen können.

Natürlich müsste man auch mit der Landwirtschaft eine Absprache halten - das wäre mal eine interessante Diskussion - zum Thema wir beweisen unseren Mehrwert.

Wieso nun dieser brutale Vorschlag? Ganz einfach! Was machen wir, wenn in x Jahren der nächste Schädling daherkommt? Egal ob das nun die angeblich böse neue Hornisse ist oder der kleine Beutenkäfer. Wieviel Behandlungen, Eingriffe und Chemie (und Oxal bzw Ameisensäure ist für mich Chemie, egal was Bio-Zertifikate dazu sagen) halten die Bienen und wir aus? Ich bin ein Freund von dem Motto: lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende.

Langfristig gesehen, zahlt sich das glaube ich aus: für die Berufsimker, weil sie wesentlich weniger Kosten und Aufwand haben. Und für uns private, weil wir die Freude am Imkern nicht verlieren, wenn wir irgendwann nur noch gegen x behandeln, als zu imkern.

Wenn ganz Österreich nicht mitmacht, dann vielleicht zumindest einzelne Bundesländer oder zumindest Gebiete?

Was haltet ihr von dieser wahnsinnigen Idee? :)

Liebe Grüße
Andreas

Hallo Andreas,

wenn ich mich genau erinnere hat Seeley auch gesagt, dass die wildlebenden Kolonien nur mehr aus 3 Königinnenlinien bestehen. Das heißt es ist auch viel Erbgut verloren gegangen. Vielleicht wäre aber vielfältiges Erbgut bei anderen Krankheiten wichtig? Also ich bin da nicht überzeugt, mit der Varroa kann der Imker, welcher Honig ernten will, leben. Alle anderen brauchen auch keine Bienen halten, die sollen überlebende Bienen in Wäldern suchen gehen und sich daran erfreuen. Mach Dich doch in abgeschiedenen Gebieten auf die Suche? Das meine ich gar nicht bös sondern ich finde das wäre ein wichtiger Input zu wissen wo die Imker Rücksicht nehmen sollten um diese Population nicht zu zerstören bzw. zu stören. Viele andere Tierarten haben bereits Schutzbereiche bzw. Gebiete, wildlebende Bienen (wir wissen ja nicht mal in Österreich ob es solche gibt) interessiert halt leider niemanden, es macht sich nicht mal jemand auf die Suche.

lg
Gerhard
 
Diesen Test könnte man doch ganz einfach auf einer abgelegenen Insel durchführen und dann sehen, ob das wirklich mit den 2-3 Jahren klappt.
Dann müßte man nicht die ganzen Bienen diesem doch recht grausamen Versuch preisgeben.

LG Doris
 
Das wurde ähnlich bereits gemacht, ohne Erfolg, die Bienen die dort resistent waren , waren es nach den nächsten Generation wo anders nicht mehr.
 
Hallo,

macht wie John Keyfuss. 2 Berufsimker wollen diese Methode versuchen, je einer davon kommt aus DE und Ö. Aus Ö ist der der auch hier im Forum ist. Stand in der diesjährige Ausgabe des Bienenjournal. Ich will es auch seine Methode versuchen. Wenns kritisch wird kann man noch eingreifen.
 
Lieber Andreas,

Eine Vorgehensweise, wie Du sie vorschlägst, würde bedeuten, einen Großteil der Bienen auszurotten und somit die Diversität massiv einzuschränken (wie Gerhard bereits schrieb). Langsam, nach und nach jene Bienen zu vermehren, die auch die die Fähigkeit haben, sich selbst besser gegen jede Form von Krankheiten durchzusetzten, ist natürlich eine erstrebenswertes Zuchtziel.

Ich hätte aber eine ganz andere radikale, verrückte Idee: Schaffen wir doch Habitate in denen Wild lebende Bienen sich vermehren können. Naturschutzgebiete in denen sich z.B. wieder verwilderte Stämme der Honigbiene ansiedeln können.

Liebe Grüße
Börni
 
Hallo Boerni,


ganz im Ernst: Ich würde von wildlebenden Bienen in unsern Wäldern sicher nicht die Varroen fürchten, sondern vielmehr mich über deren Drohnen freuen!

So wie früher, vor hundert Jahren, es imkerlich wohl unbedingt nötig war, wilde Genetik in den Bienen zugunsten züchterisch beeinflusster auszuscheiden, so scheint es mir, dass heute, wo wir eigentlich nur noch züchterisch beeinflusste Bienen haben, umgekehrt an der Zeit ist, den Faktor "Wildnis" wieder ein Stück weit hereinzuholen in die Biene - wenn es dafür nicht zu spät ist...

Aber zumindest Basiszucht (nach Wolfgang Golz) wäre sicher ein für jeden gangbarer Weg in diese Richtung - und gleichzeitig ein Kompromiss zwischen sich frei kreuzenden Bienen und imkerlicher Auslese...

Viele Grüße,

Daniel

PS: Deine Idee, einen wildlebenden Genpool an Bienen wieder zu ermöglichen, hatte die Aurelia Stiftung in Kooperation mit Jane Goddall bzgl. des Arterhalts der wilden dunklen Biene in Mitteleuropa bereits. Auf ehem. Truppenübungsplätzen oder ähnlichen Lagen in Ostdeutschland sollten einzelne Völker der dunklen Biene im Abstand von 500 m unbetreut wieder angesiedelt werden. Das Ganze kann man nachlesen unter diesem Link: https://www.aurelia-stiftung.de/de/...gesundheit/dunkle-biene-mit-jane-goodall.html und zwar, wenn man das dort verlinkte PDF zum Download anklickt...
@Andreas: Man bezieht sich dort im PDF auch ausdrücklich auf Seeley!
 
Ich hätte aber eine ganz andere radikale, verrückte Idee: Schaffen wir doch Habitate in denen Wild lebende Bienen sich vermehren können. Naturschutzgebiete in denen sich z.B. wieder verwilderte Stämme der Honigbiene ansiedeln können.
Hi Börni,
Die Idee ist gut aber Österreich ist dafür einfach zu klein. Wenn ich mir die Naturschutzgebiete entlang der Donau/Marchauen ansehe, sind Habitate reichlich vorhanden. Da stehen keine 10km entfernt oder mittendrin Imker die bestimmt weiterbehandeln werden. Verwilderte oder besser gesagt entflohene Schwärme finde ich auch immer wieder in "meinem" Naturschutzgebiet. Der Schlosspark ist etwa 40ha groß und hat zumindest den nötigen Baumbestand. Älter als 1-2 Jahre ist da noch kein wildlebendes Volk geworden.
lg Michael
 
Hallo Andreas
ich nehme an, dass du enttäuscht bist über die "Diskussion", die du dir hier erhofft hast. Einerseits fehlen logischerweise die Meinungen der "Profis", da deren existenzielle Grundlagen mit deinem Vorschlag in Kürze zerstört würden, andererseits ist das Behandeln der Bienen gegen die Varroa für die Mehrheit der Imker zur Routine geworden. Kurzum für die Imker - mit wenigen Ausnahmen - gibt es keinen hinreichenden Grund, einer ideologischen Betriebsweise das Wort zu sprechen.

Du kennst meine diesbezüglichen Themen im Forum. Ich gebe dir den Rat, suche deinen eigenen Weg und fördere jene deiner Völker, die ein höheres Mass an eigener Varroa-Abwehr aufweisen. Das erspart dir zwar nicht die Behandlung, aber du wirst sehen, dass die "Rasenmäher-Methode", nämlich alles über denselben Kamm zu scheren, nicht der Weisheit letzter Schluss ist.
Ich bin 74 und bei mir ist vielleicht bald der Ofen aus, aber du hast, wie du schreibst, noch 40 Jahre Imkerei vor dir. Suche dir deinen Weg in eine "varroacidfreie" Imkerei. Das wird dich mehr befriedigen als das hoffnungslose Suchen nach Unterstützung der andern.

Chrigel
 
Hallo,

Das wurde ähnlich bereits gemacht, ohne Erfolg, die Bienen die dort resistent waren , waren es nach den nächsten Generation wo anders nicht mehr.

Es wurden ja in der Vergangenheit einige Versuche gemacht. 100 oder 500 oder Angeblich auch bereits 1000 Völker Irgendwo in Isolierten Gebieten aufgestellt und Jahrelang der Natur freien Lauf gelassen. Nach 3-4 Jahren lebten vielleicht noch 5 % der Völker. Die waren dann allerdings nicht von sich aus fähig die Milbe zu bekämpfen sondern hatten einfach doch mehrfaches Schwärmen und lange Brutpausen die Vermehrung der Varroa gehemmt. Und dadurch das jedes Jahr welche sterben, sterben auch die Milben in den betreffenden Völkern was die Population der Milbe kurz hält.

Wenn man davon ausgeht das in einem natürlichen Ökosystem im Schnitt jedes Volk einmal im jahr schwärmt, würde sich die Population Jährlich verdoppeln. Da das sinnigerweise nicht geht müssen Jährlich 50 % der Völker sterben. Das ist naturgemäss aber nicht von besonders hohem Tierschutz geprägt. Der Imker reduziert seinen Überbestand an Völkern (der sich aus Ablegerbildung ergibt die nötig ist für die Bestandverjüngung) durch eine tiergerechte Vereinigung von 2 Völkern.

Diese Völker die nach 3-4 jahren Sterbensphase noch leben sind wahrscheinlich von ihrem Charakter und ihren Eigenschaften her das womit unsere Vorfahren vor hunderten Jahren angefangen haben Honig zu ernten. Daher ist die Aussage wir würden Jahrelange Zuchtarbeit vernichten voll nachzuvollziehen. Zu Deutsch: Die Völker sind Stechlustig, machen wenig Honig und neigen zu starken schwärmen. Eben voll und ganz auf Arterhaltung ausgelegt und weniger auf einen domeszitiertes Nutztier.

Was derzeit Vielversprechend ist, sind die VSH Projekte der verschiedenen Belegstellen. Im Sommer hatte ich einige BK auf der Belegstelle Leyhörn in der Nordsee. Der Belegstellenbetreiber heißt Peter Spieker. Er hat voriges Jahr einen spannenden Vortrag in Celle gehalten. Seine Zuchtarbeit ist inzwischen so weit das die Drohnenvölker (!) keine Sommerbehandlung mehr brauchen und nur mit einer Restentmilbung im Winter klarkommen. Ebenso macht Detlev Kremer (Inselbelegstelle Baltrum) Zuchtarbeit in der Richtung, er zählt die Milben auf den Bodenschiebern aus und soweit ich da informiert bin, werden sie Milben auf Beschädigungen untersucht. Sprich wenn die Milben angefressen oder verletzt sind, ist das ein Hinweis das die Bienen aktiv die Milben töten. Das sind dann Völker die (parrallel zu den normalen Zuchtzielen) für die weitere Zucht taugen. Im Frühjahr bekam ich einige Brutwaben mit Zuchtmaterial von Lutz Eggert und auch er ist soweit das die ersten Völker nurnoch sehr selten behandelt werden müssen bei geichzeitig zufriedenenstellenden Erträgen. Er arbeitet viel mit Hygienetest. Sprich die Waben werden mit Nadeltest auf ihr Ausräumverhalten geprüft. Nicht jedes Volk was ein gutes Hygieneverhalten hat, hat auch VSH Eigenschaften. Andersrum haben fast alle VSH Völker auch eine gute Ausräumrate beim Nadeltest.

Bei allen die derzeit gute Fortschritte machen wird nicht auf Tot oder lebendig selektiert sondern die Reissleine gezogen wenn die Schadschwelle überschritten ist. Sprich sobald die Völker drohen zusammenzubrechen bzw. sich verkrüppelte Flügel zeigen und die üblichen Schädigungen auftreten wird behandelt. Später wird dieses Material ausgesondert indem nicht umgelarvt wird, bzw die Königinnen umgeweiselt werden.

Leider kann man solche Zuchtfortschritte nicht mit 5, 10 oder 50 Völkern machen, sondern in diesen Projekten stecken 1000de Völker. Zum Beispiel liefert Lutz Eggert seine Königinnen an 5 verschiedene Erwerbsbetriebe die wiederrum Rückmeldung geben wie der Zustand der Völker jeweils ist, dadurch fallen Entscheidungen welche Linie im Folgejahr fokussiert wird. Hinter diesen vielen Völkern stehen 20 oder 30 Imker die jeden Tag ein Dach über dem Kopf brauchen und was zu essen. Das geht nur wenn man entweder jedes Jahr Honig erntet oder einen Haupterwerb hat und versucht seine Hobbyimkerei nach Feierabend zu betreuen.

Eins ist bei der Problematik klar. Die Praxis die derzeit herrscht, das wir jedes Jahr unseren Behandlungsaufwand mit AS, OX, Tymol, Oxalstreifen oder Begasung hochfahren und intensivieren kann keine Lösung sein. Zumindest sollte man versuchen die Schadschwelle im Auge zu behalten und nicht blind 20 Mal zu bedampfen und sinnvoll wäre im Folgejahr von den Völkern Ablegern zu bilden die friedlich sind, einen guten Ertrag abwerfen und bei allen Behandlungen wenig Milbenabfall hatten.
 
Malte, ein ausgezeichneter Beitrag!
...aber nicht vergessen, dass auch Kleinvieh Mist macht. Deshalb können auch kleine Betriebe einen wesentlichen Beitrag an den "professionellen" Weg beitragen. Erfahrene Leute wie beispielsweise Josef und viele mehr hier im Forum sollten bereit sein, mehr kalkuliertes Risiko (immer unter der Rückversicherung der konsequenten Befallskontrolle) einzugehen.
Das jugendliche Motto "No risk no fun" müsste nur umformuliert werden in "No risk no success".
Chrigel
 
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