Zeitzeugen erinnern sich, wie und wann kam die Varroa Milbe zu uns

Chrigel

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Hallo liebe Imkergemeinde,
Daher ein anderer Lösungsansatz, wie war es damals als die Milbe eingeschleppt wurde, da war ja alles Reinvasion von Außen. Wie schnell hat sich die Milbe damals verbreitet? Hat jemand noch zeitlich/geografische Aufzeichnungen?
lg Manfred

1976/77 hat sich die Varroa von Oberursel (Frankfurt am Main) aus in Westeuropa ausgebreitet. Es darf aber nicht vergessen werden, dass sie schon Jahre früher von Asien her den eisernen Vorhang, also Osteuropa, erreicht hatte.
3 Jahre später hat sie die Schweizer Grenze erreicht und hat die Grenzkontrolle ohne gültigen Ausweis überquert.
1984 haben wir die ersten Milben im Glarnerland gefunden. Trotz Fehlen der nötigen Papiere konnten wir sie nicht nach Deutschland zurückschicken.
Bildschirmfoto 2019-10-31 um 16.27.14.jpg

Chrigel
 
Ich finde das Thema wie die Varroamilbe eingeschleppt wurde sehr interessant, vielleicht sollten wir dazu ein eigenes neues Thema eröffnen indem die Zeitzeugen ihre ersten Erfahrungen erzählen können. Für mich jungen Imker aber auch für andere zukünftige Imker könnten diese Informationen interessant sein :prayer:
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hier ein Zitat aus dem Thread "Kleiner Beutenkäfer

Ich erinnere mich nun an den armen Teufel in Wallern, als der burgenländische WL und Gesundheitswart Leo Kuslics bei ihm die erste Varroa Milbe entdeckte war dies sofort in aller Munde. Wir damaligen Wiener Imker fuhren sogar stante pede mit einem Autobus nach Wallern, beinahe wäre der arme Teufel auf der Dorflinde aufgeknüpft worden. Einzig er konnte nichts dafür, blöderweise hat er den dafür zuständigen Funktionär informiert, was nun bitte absolut nichts heißen soll.

Josef
 
Mein letzter Beitrag (258) im Reinvasionsthema würde dann auch gut (besser) hier passen, ...
Chrigel
 
Mein letzter Beitrag (258) im Reinvasionsthema würde dann auch gut (besser) hier passen, ...
Chrigel

Ist bereits erledigt, da jedoch Dein Beitrag etwas älter ist als Daniels Wunsch erscheint dieser hier als erster Thread, ich denke dies passt aber schon so.

Josef
 
Ähnlich wie beim Kleinen Beutenkäfer und der Vespa Velutina, in beiden Fällen reden wir hier schon seit Anfang 2016 darüber, war anfangs die Varroa Milbe überhaupt kein Thema, zwar wussten wir ob deren Gefährlichkeit, ernst nahm dies jedoch nahezu niemand.

Selbst als die ersten Milben aufgefunden wurden spöttelten so manche, "was will dieser Winzling meine Bienen schon groß gefährden, die Ernüchterung folgte auf dem Fuß.

Interessant ist die Tatsache, damals waren so ohne weiteres bis zu 6.000 Milben überhaupt kein Problem, IM WL Altenhofer meinte, na bei 6.000 Milben hängt´s halt ab Anfang September zwei (Apistan)Streifen hinein oder gebt´s Perizin und schon sind die Milben weg.

Die damals imkerlichen Probleme resultierten eher aus der Nosema, etwas schwächer aber begleitend zur Nosema war Malphigamöbe, weit danach kam Kalkbrut. Amerikanische Faulbrut gab es zwar, bei Verdacht gab man einfach Sulfathiazol ins Futter.

Erst mit dem Auftauchen diverser Viren wurde/musste der Befallsherd nach unten auf bis zu hochgerechnet 2.000 geschraubt werden. Man darf annehmen, dass die Milben aggressiver wurden.

Selber vertrete ich die Meinung, unsere ostösterreichischen Milben kamen aus dem Osten, vor allem aus Ungarn zu uns.

Josef
 
Gibt es einen direkten Punkt an dem man gesagt hat dass die Milbe von genai da aus gestartet ist? Kam sie per Flugzeug? Mit Bienenköniginnen oder Völkern? Sind damals irgendwelche Tests gemacht worden wo sich ein Schwarm mit Milben den Weg ins freie erkämpft hat?
 
Gibt es einen direkten Punkt an dem man gesagt hat dass die Milbe von genai da aus gestartet ist?

Das sie aus Asien kommt ist klar, aber wie kam sie weiter, dies ist eine höchst spannende Frage.

Leider kann ich momentan nicht den Buchautor nennen, dieser meinte jedoch, die Varroa Milbe startete ihr Reise gen Westen mit der Transsibirischen Eisenbahn.

Josef
 
Böse Zungen behaupten, selbst Bieneninstitute könnten bei der Einschleppung eine Rolle gespielt haben. Zumindest zeigen das (oder sind das auch nur G'schichtln?) molekularbiologische Untersuchungen (Gentests der Milben). Immer wieder wird Ruttner genannt...
Michael
 
Es braucht keine bösen Zungen - die rasche Verbreitung der Varroa ist menschgemacht. Hier ein kurzer Abriss:

Die Varroa-Milbe wurde 1903 vom deutschen Forscher Edward Jakobson auf der Insel Java in Indonesien entdeckt: Ein rotbraun gefärbter Parasit, etwa 1,6 Millimeter klein, der sich in der verdeckelten Brut im Bienenstock vermehrt. Ein Jahr später beschrieb der holländische Zoologe Anthonie Cornelis Oudemans die neue Spezies und gab ihr nach deren Entdecker den wissenschaftlichen Namen Varroa jacobsoni.

Die Östliche Honigbiene (Apis cerana) konnte sich als Wirtstier über Jahrtausende erfolgreich an den Parasiten Varroa-Milbe anpassen. Sie führen – so makaber das tönt – eine ausbalancierte Parasit-Wirts-Beziehung. Varroa-Milben auf Arbeiterinnen entfernen die Bienen durch gegenseitiges Putzen. Befallene Arbeiterinnen-Brut wird von den Bienen erkannt und entfernt.Von mehreren Mutter-Milben befallene Brut wird mit den Milben «eingesargt». Die Varroa-Milben können sich nur in der weniger gut versorgten Drohnenbrut reproduzieren.

Die Varroa-Milbe springt auf die Westliche Honigbiene über
Im Gegensatz zur Östlichen Honigbiene konnte sich die Westliche Honigbiene (Apis mellifera) nicht an den Parasiten anpassen. Im 19. Jahrhundert wurde die westl. Honigbiene von der Ukraine über Baschkortostan und Kasachstan bis nach Wladiwostok an der chinesisch-koreanischen Grenze exportiert – und darüber hinaus in Asien verbreitet. Dort konnte die Varroa-Milbe von der Östlichen Honigbiene auf die Westliche Honigbiene als neuen Wirt überspringen.
Die Varroa-Milbe konnte sich bei der Westlichen Honigbiene in der Drohnen- und Arbeiterinnen-Brut erfolgreich vermehren. In der relativ kurzen Zeit von 200 Jahren konnte die Westliche Honigbiene keine stabile Parasit-Wirt-Beziehung zur Varroa-Milbe entwickeln.

Mit dem Export von Mellifera-Bienenvölkern aus Asien wurde die Varroa-Milbe weltweit verbreitet. 1964 wurde die Varroa-Milbe erstmals in der russischen Stadt Dalneretschensk festgestellt, nur fünf Kilometer von der chinesischen Grenze entfernt. Von dort aus wurde der Parasit mit infizierten Bienenvölkern über ganz Russland, Bulgarien (1967), Tschechien (1971) und Ex-Jugoslawien (1976) nach Westeuropa eingeschleppt. 1977 wurde die Varroa-Milbe nach Deutschland «eingeflogen»(Institut für Bienenkunde Oberursel)
Als man 1977 die ersten Varroa-Milben in Deutschland feststellte, kamen diese allerdings nicht auf dem Landweg – sie wurden von einem deutschen Bieneninstitut ungewollt mit Völkern der Östlichen Honigbiene direkt aus Asien «eingeflogen». Aber auch ohne dieses Missgeschick wäre die Varroa-Milbe zwei, drei Jahre später bei uns «gelandet».
Es dauerte aber bis ins Jahr 2000, als durch genetische Untersuchungen festgestellt wurde, dass es sich dabei nicht um die von Oudemans 1904 beschrieb Varroa jacobsoni handelt, sondern um eine eigene Art. Die Forscher gaben dieser Varroa-Milbe den wissenschaftlichen Namen Varroa destructor, die niederreissende oder zerstörende Varroa.

Chrigel
 
In der Deutschen Demokratischen DDR wurde das erstemal Anfang der 70iger Jahre ein rätselhaftes Bienensterben über Winter im Kreis Zossen (Brandenburg) festgestellt. Darüber wurde sogar in der damaligen "Garten und Kleintierzucht, Ausgabe C (Imker)" berichtet. Die Stöcke einiger Imker waren im Frühjahr leer. Heute weiß man die Ursache: Varroa
In diesem Kreis war unter anderem eine starke Konzentration von Sowjetischen Streitkräften inkl. deren Hauptquartier in Wünsdorf und diese Truppe, vor allem die Offiziere, wurde ja überhaupt nicht kontrolliert ... Bienen haben die dort auch gehalten.
Nun dürft ihr raten, wo dieselben in der Hauptsache herkamen ... ein Schelm, wer Arges denkt.
Ich persönlich würde den Jungs aber keine Böswilligkeit unterstellen, die haben es auch nicht "besser gewußt". Und das damalige Bundesgermanien hat sich das Geschichtl ja, wie von Chrigel beschrieben, selbst "beschleunigt" eingefangen.

VG Wolfgang
 
Hallo,

böse Zungen behaupten das bestimmte Konzerne damals Behandlungsmittel gegen Varroa im Angebot hatten, weil sie mit einem auftauchen der Milben in Deutschland rechneten. Als die Milbe dann zunächst ausbliebt ist sie später erstaunlicherweise in Südhessen aufgetaucht. Dem Bieneninstitut Oberursel wurde schnell die Schuld dafür zugeschoben.

Die Konzerne hatten dann natürlich schlagartig die passenden Behandlungsmittel schon fertig mit Zulassung und allem drum und dran im Handel. Kurze Zeit später kam dann auch die Zeit der Zwangsbehandlung und dem massenhaften Einsatz von Medikamenten.

Noch bösere Zungen behaupten Aktuell das es bei SHB ähnlich verlaufen ist.

Außerdem verkaufen einige der erwähnten Konzerne auch Insektizide die in der Landwirtschaft gegen Schädlinge eingesetzt werden und leider auch Bienenschädlich sind. Das hat den Vorteil das man eingegangene Völker und mangelnde Bienenmasse der Varroa in die Schuhe schieben kann.
 
Hallo,

böse Zungen behaupten das bestimmte Konzerne damals Behandlungsmittel gegen Varroa im Angebot hatten, weil sie mit einem auftauchen der Milben in Deutschland rechneten. Als die Milbe dann zunächst ausbliebt ist sie später erstaunlicherweise in Südhessen aufgetaucht. Dem Bieneninstitut Oberursel wurde schnell die Schuld dafür zugeschoben.

Die Konzerne hatten dann natürlich schlagartig die passenden Behandlungsmittel schon fertig mit Zulassung und allem drum und dran im Handel. Kurze Zeit später kam dann auch die Zeit der Zwangsbehandlung und dem massenhaften Einsatz von Medikamenten.

Noch bösere Zungen behaupten Aktuell das es bei SHB ähnlich verlaufen ist.

Außerdem verkaufen einige der erwähnten Konzerne auch Insektizide die in der Landwirtschaft gegen Schädlinge eingesetzt werden und leider auch Bienenschädlich sind. Das hat den Vorteil das man eingegangene Völker und mangelnde Bienenmasse der Varroa in die Schuhe schieben kann.


Wie heisst es im Titel....Zeitzeugen erinnern sich.
Schade, Moderator Malte mit Jg 93, dass du mit solchem "bs" hier das Thema bereicherst. Vom Hörensagen irgendwelche Verschwörunstheorien einbringen ist sicher nicht im Sinne einer sachlichen Information.
Von wegen passende Mittel sofort zur Hand
Die Apistanstreifen, ein Schweizer Produkt, wurden in der Schweiz 1991 erstmals zugelassen - lange 7 Jahre nach dem ersten Auftreten der Varroa in der Schweiz.

Chrigel
 
Großes Geschäft mit der Milbe wurde eigentlich nicht gemacht, allfällige Nutznießer waren Vermehrungsbetriebe die den plötzlich auftauchenden Bedarf an Bienenvölkern decken konnten.

Bin nicht zu 100 % sicher was als erstes da war, ich denke dies waren die Illertissener Milbenplatten, die Krämerplatte folgte erst ein bis zwei Jahre später. Beide waren ganz billig, also nicht das große Geschäft.

Es folgte Perizin, auch dies war relativ billig, zudem wurde dies ziemlich stark gefördert.

Auf dem Fuß folgten Apistan und Bayvarol, auch dies wurde gefördert, bei den laufenden SB in den Ortsgruppen deckten sich die meisten auf Jahre hinaus damit ein.

Erst Jahre später wurde uns bewusst gemacht welche Mittel wir da in die Völker bringen, aber dies ist eine andere G´schicht.

Josef
 
Ich erinnere mich sehr gut an die frühen Jahre bis und mit dem Auftreten der Varroa.
1982 feierten wir das 100 Jahr Jubiläum unseres Vereins Glarner Bienenfreunde. In einem Festvortrag über die letzten und die künftigen Jahre des Vereins zeigte ich auf, wie anspruchsvoll das Imkern in der Vergangenheit für die einfachen Leute in der rauhen Umgebung war. Die Zukunft zeichnete ich als "vielversprechend" aufgrund der sich dank gezielter züchterischer Arbeit besseren Erträge. Die Varroa würde wohl in fernerer Zukunft ähnliche Massnahmen wie die Akarapismilbe erfordern, aber die hätten wir ja mit Folbex in den Griff gekriegt.
Drei Jahre später hatte uns die Varroa erreicht und 1986 kaufte ich die ersten Varroa-Windeln. Im Spätherbst wurden die Unterlagen eingeschoben und es fanden sich bei allen Völkern vereinzelte Milben. Die Völker zeigten keinerlei Schäden und der Einsatz des einzigen Varroacids, Folbex neu, schien mit Kanonen auf Spatzen zu schiessen. Unternommen wurde nichts.

Im Folgejahr (1987) entwickelten sich die Völker ohne erkennbare Beeinträchtigung. Es wurde aber wegen des katastrophalen Sommers (im wahrsten Sinne des Wortes https://www.nzz.ch/schweiz/vor-30-jahren-die-schweiz-erlebt-einen-katastrophen-sommer-ld.1312661 zum schechtesten Ertragsjahr bis zum heutigen Tag. Es war also weniger die Varroa sondern einer der 5 kältesten Sommer des 20. Jahrhunderts die Ursache. Dennoch aber markierte dieses Jahr das Ende des einfachen Imkerns.
Im Herbst 1987 habe ich das erste Mal die Varroa bekämpft.

Chrigel
 
Bereits 1979 haben Ritter, Ruttner und andere die Wirksamkeit von Ameisensäure auf die Varroamilbe untersucht. Der Hinweis auf die milbentötende Wirkung soll von einem Imker/Förster gekommen sein. Er hatte beobachtet wie Vögel sich auf die Strassen der Waldameisen setzten, um sich mittels der von den Ameisen abgespritzten Ameisensäure der Milben zu entledigen.

So wurde weitherum die Ameisensäure das Akaricid der Stunde. Die Applikation erfolgte über das Auflegen getränkter saugfähiger Kartonblätter. Die Schwierigkeit der Dosierung und die oft zu hohe Konzentration forderten unter den Königinnen extrem viele Opfer. Die logische Konsequenz war die Suche nach Dosierungsmöglichkeiten. So kamen die Illertisser Milbenplatte und die Krämerplatte in den Handel - bereits AS-vorgetränkte Holzfaserplatten (Pavatex), eingeschweisst in eine Kunststofffolie. Mit Hilfe eines Stanzeisens stanzte man Löcher in die Folie (Anzahl je nach Volksstärke), durch welche die AS langsam ausdunsten konnte.

Ich selber habe 1987 das erste Mal getränkte Löschblätter aufgelegt - was einer Schockbehandlung entsprach. Die Bekämpfung erfolgte nach der Auffütterung anfangs September. Ich kann mich an mässigen Milbenfall erinnern, der mich nicht sonderlich beunruhigte. Was ich auch mit Bestimmtheit sagen kann - es gab keine DWV-geschädigten Bienen. Die zusätzliche Bedrohung durch von den Milben übertragenen Virus war vorerst kein Thema.
Schon im Folgejahr setzte ich die Krämerplatte zur Langzeitbehandlung ein und blieb weiterhin ohne Völkerverlust. Zu dieser Zeit häuften sich aber bereits die Meldungen über das Kahlfliegen von Bienenvölkern. Die Königinverluste der Imker waren gross und dementsprechend war die Nachfrage nach Königinnen und Jungvölkern gross. Diese Jahre waren meine intensivsten Imkerjahre, für die ich anfangs der 90er Jahre mit einer schweren Propolis-Allergie büssen musste.
Dies hatte Konsequenzen für meine Bestandesgrösse und die Betriebsweise. Es ist selbstredend, dass ich im ersten Jahr der Zulassung die Apistan-Streifen beschaffte und von nun an, was die Varroa betraf, absolut sorgenfrei imkern konnte. Das Allerweltsheilmittel war gefunden.

Chrigel
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
DAs ist die Krämerplatte. gut sichtbar sind die in die Folie gestanzten Verdunstungslöcher.

Bildschirmfoto 2019-11-03 um 17.14.35.png

Chrigel
 
Mit den Apistan-Streifen hatten wir das Mittel der Stunde und damit einmal für Jahre die Sorgen los.
Nach der Sommerernte wurden 4 Streifen zwischen die Brut gehängt, für 6 bis 8 Wochen drin gelassen und gut war es. Es war so gut, dass Imkerlein schnell dachte, warum die Streifen nicht ganzjährig drin zu lassen. Und damit wurde das Ende des "Glücks" eingeläutet.
Die ersten Meldungen über Resistenz der Milben gegen die pharmazeutischen Produkte stellten sich ein. Die Rückstände im Wachs wurden zum Problem.
Zurück also zur ungeliebten Ameisensäure oder war Thymol eine Alternative. Ich entschied mich für Thymol, denn die Behandlung war gleichermassen mit wenig Aufwand verbunden. Der mit Thymol getränkte Streifen wurde auf zwei Hölzchen über die Oberträger gelegt und musste drei Wochen das ätherische Oel verdunsten. Der "Geruch" war aufdringlich und blieb bis im kommenden Frühjahr feststellbar - diese Begleiterscheinung war erträglich.
Da der Milbendruck in den Sommermonaten zunehmend stärker wurde kamen sich die Auffütterung und die Behandlung zunehmend in die Quere. Die einmalige Behandlung reichte nicht mehr, weil sie zu spät erfolgte. In der Folge waren zwei Behandlungen notwendig und dazwischen musste irgendwie auch die Fütterung untergebracht werden.
Doch die Milbe parierte jeden Versuch, zur imkerlichen Normalität zurückzukehren. Die Völkerverluste waren allgegenwärtig, wenn die Bekämpfung nur halbbatzig durchgeführt wurden. Dennoch kann festgehalten werden, dass verlustfreies Imkern nach wie vor möglich war, aber es war mit Aufwand verbunden.
Mitte der 90er Jahre kam man zur Ansicht, dass die Sommer- und Herbstbehandlung den akuten Milbenbefall beseitigen soll, dass aber im Dezember eine zusätzliche Behandlung durchgeführt werden soll, um die restlichen Milben möglichst noch aus den Völkern zu bringen. Die italienischen Forscher waren es, die Oxalsäure zur Beträufelung der Völker zur Anwendungsreife brachten.
War ich gewohnt, in der Vorvarroazeit ende Oktober die Bienen in den Winter zu verabschieden und bis im März ihrer Ruhe zu überlassen, dehnte sich nun das Betriebsjahr bis zu Jahresende aus. Befallskontrolle und OS-Träufelung wurden zu einem weitern Gebot der Stunde.

Ameisensäure oder Thymol als Erst- bezw. Zweitbehandlung und eine OS-Winterbehandlung wurden zum Standard im neuen Jahrtausend.

Chrigel
 
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