Mittelwände aus eigenem Wachs herstellen

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Ich möchte mit der heurigen Wachsernte und einer Wachspresse die ich mir noch zulegen werde, meinen eigenen Wachskreislauf und somit meine eigenen Mittelwände herstellen.
Dazu habe ich an die eifrigen Mittelwandhersteller im Forum ein paar Anfängerfragen. Ich habe das Wachs im Solarschmelzer geschmolzen, dementsprechend sind die Blöcke unten noch verunreinigt.

1. Wie reinige ich das Wachs so, dass es für die MW-Herstellung geeignet ist? (Also, wie Schmelzen, welche Temperatur, wie filtern - genügt ein Tuch/eine Strumpfhose),...

2. Wie lange muss das Wachs abkühlen, muss es evtl. ein 2.mal geschmolzen und geklärt werden?

3. Welche Fehler muss ich vermeiden, damit die fertigen MW´s schön geschmeidig sind und nicht gleich brechen bzw. brüchig werden? Hängt das von der Temperatur des Wachses ab, das auf die Pressplatten gegossen wird? (wie hoch soll die sein), oder von der Abkühlphase beim Pressen?

4. Was muss ich sonst noch beachten?
 
Hallo Reinhard,

den Satz unten am Block am besten abkratzen.
Sparfüchse schmelzen das zusammen mit dem Trester nochmal aus, gibt aber nicht wirklich viel Wachs :)

Filtern ist mir zuviel Aufwand und Sauerei. Wachs wird je nach Reinheit entweder
- mit etwas Wasser (kalkfrei! Regenwasser oder destilliertes bevorzugen) direkt auf der Kochplatte oder
- wasserfrei aber im Wasser-/Ölbad
geschmolzen.
Lieber etwas länger als zu kurz, sonst wird es beim Ausgiessen sofort wieder fest.
Grob verunreinigtes Wachs kommt flüssig durch ein feines Kunststoff-Haushaltssieb.
Das flüssige Wachs kühlt langsam in einem Eimer mit etwas (bei dreckigem Wachs auch etwas mehr) Wasser zu einem neuen Block ab. Je langsamer umso besser!

Je nach Verunreinigung wird 1-3mal umgeschmolzen.

Vor dem MW-Gießen wir der Ölbadkessel einige Stunden auf Temperatur (knapp über Schmelzpunkt) gehalten um Schmutzpartikel abzusetzen.

Gruß vom sonnigen Mindelsee

Michael
 
hi, gibt es bei dir keinen Wachsverarbeitungbetrieb der Wachs gegen geringes Entgeld für dich gesondert vearbeitet???
Mein Wachs kommt auch aus dem Sonnen oder Heißwasserwachsschmelzer und ist dann am Boden leicht verunreinigt, alles was sich mit der Hand lösen läßt kommt wieder in den Sonnenwachsschmelzer der restliche Block wird in einem Dampffruchtentsafter durch ein Sieb verflüßigt und kühlt dann in 2kg Blöcken aus. Der Pollensatz wird mit einem Messer entfernt und kommt in den Sonnenwachsschmelzer. Dieser Block ist bereis fertig.. Wenn ich genug Wachs gesammelt habe kommt es zu Mittag zum Umarbeitungsbetrieb und wird über Nacht erhitzt. Am nächsten Tag werden die Mittelwände gewalzt, ultrabestrahlt und verpackt.... 1,50 pro kg ist mir das wert... glg
 
Patrick schrieb:
hi, gibt es bei dir keinen Wachsverarbeitungbetrieb der Wachs gegen geringes Entgeld für dich gesondert vearbeitet???
.... 1,50 pro kg ist mir das wert... glg
Leider nicht Patrick, die verarbeiten das eigene Wachs erst ab mind. 20 kg! Und so viel hab ich nicht auf einmal als Hobbyimker mit 6 bis 8 Völkern.
€ 1,50 wäre es mir auch wert!
 
Hallo,

1,50 EUR/kg ist selbst im Tauschverfahren extrem günstig! Mir sind keine Quellen unter 1,75 EUR/kg bekannt - bei : 500 kg wohlgemerkt. Kannst Du uns den Betrieb verraten?

Viele Grüße vom sonnigen Mindelsee

Michael
 
Der Betreib ist mein unmittelbarer Nachbar, mögl. wärs das es nur ein Freundschaftspreis ist aber ich denke nicht...
Es ist die Imkerei Kassl in Gänsdorf bei Mittertrixen 9102...
Mindestmenge ist allerdings 40 kg was bei meinen Völkern in etwa 2 Jahren anfällt. Muss ich mir eben so einteilen, dass ich nur alle 2 Jahre MW bekomme, aber da ich ohnedies sehr viele Baustreifen verwende ist das kein Problem...
Eine Möglichkeit wäre allerdings, dass du dich mit einen Nachbarimker zusammenschließt um die notwendige Menge zusammenzubekommen.... Bei uns im verein gibt es auch einen Wachskreislauf, wo allerding nicht jeder mitmachen darf, (wegen der Sauberkeit). Am Anfang war ich da auch dabei sonst hätte ich nie einen eigenen Wachskreislauf geschafft, aber mittlerweile gehts...
glg
 
@ Reinhard

User Lallibela war mein erster Biokontrollor. Bereits ganz vom Anfang an hat er mir eingetrichtert, nur ja das eigene Wachs niemals aus den Händen zu geben und wenn ich umarbeiten lassen sollte, darf ich dieses Wachs keinesfalls aus den Augen lassen. Das war vor mehr als zehn Jahren und daran habe ich mich bis heute gehalten, nicht einen einzigen Gramm gebe ich aus den Händen.

Zitat Reinhard

1. Wie reinige ich das Wachs so, dass es für die MW-Herstellung geeignet ist? (Also, wie Schmelzen, welche Temperatur, wie filtern - genügt ein Tuch/eine Strumpfhose),...

Am besten geht es mit einem 28 Liter fassenden Topf wie ihm die Punschstandler bei den Weihnachtsmärkten verwenden. Meiner ist sicher mehr als 20 Jahre alt und ist nach wie vor bestens in Schuss.

Bei uns geht´s so: Vom Dampf- und Sonnenwachsschmelzer kommen die noch unreinen Blöcke in diesen "Punschtopf", wird langsam bis zum völligen verflüssigen erwärmt. Nun bleibt das ganze für ein paar Stunden auf kleiner Temperatur stehen, bitte nicht bewegen oder umrühren, nun kommt der Stecker raus und anstatt dem Original Deckel kommt eine Styroporplatte drauf. Dies deswegen, um die Wärme möglichst lange zu halten. Je länger eine höhere Temperatur erhalten bleibt, desto schöner wird letztendlich das Wachs.

Am nächsten Tag ist der Wachsblock auch schon fertig, nun werden mit einem Spachtel die unteren Unreinheiten entfernt und fertig ist das ganze.

Josef
 
Danke einstweilen, aber noch einmal die Frage zur Temperatur beim MW-gießen selber: Hat da die Temperatur des Wachses einen Einfluss auf die Brüchigkeit des als MW gegossenen Wachses?
Sprich: bricht die fertige MW leichter, wenn ich Wachs mit z.B. 90 Grad hineingieße anstatt mit z.B. 70 Grad?
 
Hallo Reinhard!

Allgemeines zur Wachsverarbeitung:
Jede Tätigkeit ergibt eine Riesensauerei. Jeder Tropfen Wachs, jeder Spritzer oder sollte überhaupt einmal das Wachs/Wassergemisch überlaufen ergibt ein Sauerei und auch Brandgefahr. Also alles gut abdecken oder noch besser dort durchführen, wo es nicht so genau ist.

Ich kläre das Wachs für die Mittelwände nur einmal (ausgenommen zur Kerzenerzeugung). Den Bienen ist das egal.

Wachs sollte vor der Verarbeitung sterilisiert werden (120°C- 30 min), insbesondere wenn die Herkunft nicht einwandfrei bekannt ist, damit Faulbrutsporen abgetötet werden.

Ich persönlich verwende eine vereinseigene, wassergekühlte Mittelwandpresse. Die genaue Angabe der Wachstemperatur ist mir nicht möglich. Jedenfalls beginne ich mit dem Mittelwandgießen sobald ich Wachs aus dem Schmelztopf (Email- oder Edelstahltopf) schöpfen kann und gebe laufend kleinere Wachsblöcke zu. Ist das Wachs zu heiß, werden die Mittelwände zu dünn. Zu kaltes Wachs ergibt auch keine ordentlichen Mittelwände.

Wenn ich gut drauf bin und alles passt, habe ich öfters bereits 55 Mittelwände in der Stunde geschafft. Die in der Beschreibung angegebenen 60/min erreichte ich noch nie. Die gesamte Mittelwandherstellung ist eine Übungssache. Da habe ich auch schon mein Lehrgeld gezahlt.

Jedenfalls die Mittelwände auf einer ebenen Fläche lagern. Sollten sie nach dem Pressen etwas uneben sein (kommt vom Loslösen von der Prägefläche), so werden sie von selbst wieder eben.

Öfters ist zu lesen, dass gegossene Mittelwände spröde seien. Dies konnte ich noch nicht so recht beobachten. Ich löte die Mittelwände immer im Heizraum ein und da ist es im Winter schön warm, da ist nichts spröde.

MfG
Honigmaul
 
Hallo,

Honigmaul hat einige wichtige Tipps gegen die manchmal beobachtete Brüchigkeit gegeben.

- Wachs zum MW-Gießen sollte nicht zu heiß sein. 90° sind meines Erachtens deutlich zu viel (da braucht auch die Form länger zum Kühlen).
- Einlöten bei mind. 20° reduziert Bruchprobleme erheblich

Häufig kommt die Brüchigkeit auch von einem teilweise verseiften Wachs. Dieses entsteht wenn man kalkhaltiges Wasser verwendet. Im Zweifelsfall eher ein paar Tropfen Säure (Zitronensäure bietet sich hier an; früher wurde die erheblich stärkere Schwefelsäure eingesetzt) zusetzen.

Eine gewisse Verunreinigung stört bei MWs in der Tat weniger als bei Kerzen (schlechter Abbrand), allerdings können manche Verunreinigungen zu erhöhter Brüchigkeit führen. Ich schmelze daher alles Wachs mehrmals um.

Gruß vom kalten Mindelsee

Michael
 
Hallo Bienenfreunde!

Zur Wachsgewinnung möchte ich noch sagen:
Die Wachsgewinnung im Sonnenwachsschmelzer gibt bei bebrüteten Waben eine schlechte Ausbeute.
Ich weiche meine Waben vor dem Ausschmelzen (ausschmelzen mit Dampfwachsschmelzer, sodass der Draht erhalten bleibt) mehrere Tage in großen Fässern ein. Angeblich sollten sich dadurch die Puppenhäute mit Wasser vollsaugen und dadurch im Dampfwachsschmelzer kein Wachs aufnehmen können. Andersrum wird behauptet, dass bei der Dampfwachsschmelze die Puppenhaute so wie so Wasser aufnehmen und daher auch kein Wachs aufnehmen können. Jedenfalls wird durch das Einweichen eingelagerter Pollen und Futterreste ausgewaschen. Wenn man dann die übrigbleibende Brühe (Einweichwasser) betrachtet, wird man merken, dass da sehr viel Schmutz schon ausgewaschen worden ist. Bei Einweichen ergibt sich aber die Schwierigkeit, dass die Waben sehr gut schwimmen und daher beschwert werden müssen.

Zur Verseifung des Wachses:
Auch bei Verwendung von kalkarmen Wasser kommt es mehr oder weniger zu einer Verseifung des Wachses. Die Verseifung ist zu merken, wenn sich am Boden des Wachsblockes keine genau Trennlinie zwischen Schmutz- und Wachsschicht ergibt. Das Wachs ist in diesem Bereich grobkörnig und hat einen erheblichen Wassergehalt. In mehreren Büchern wird diese Schicht als "Zankschicht" bezeichnet. Der Imker sagt, es handelt sich um Wachs, der Aufkäufer sagt, eh handelt sich noch um Schmutz.

Die Verseifung lässt sich vermeiden, bzw wieder rückgängig machen, indem man dem Wasser beim Erwärmen zur Klärung eine Säure zugibt. Dadurch wird angeblich der Kalk in Gips umgewandelt uns setzt sich vom Wachs ab (bin aber kein Chemiker).

Immer ordentliche Gefäße aus Edelstahl oder Email verwenden. Kein Kupfer, Eisen oder Aluminiumgeschirr verwenden ansonsten verfärbt sich das Wachs.

MfG
Honigmaul
 
Hallo Honigmaul,

das mit dem Gips stimmt bei Schwefelsäure. Mit anderen Säuren geht es ähnlich allerdings kommt dann eben kein Calciumsulfat raus.

Übrigens haben auf ihre Weise sowohl Imker als auch Wachsverarbeiter bzgl. der Grisselschicht recht. Ein Großteil ist noch Wachs und noch nicht Seife. Das Wachs ist aber nicht verwertbar. Deshalb machen alle Verfahren die diese Schicht reduzieren (Destilliertes/kalkarmes Wasser, Säurezusatz) durchaus Sinn.

Viele Grüße vom naßkalten Mindelsee

Michael
 
Hallo Honigmaul!

Du schreibst in deinem Beitrag

Wachs sollte vor der Verarbeitung sterilisiert werden (120°C- 30 min), insbesondere wenn die Herkunft nicht einwandfrei bekannt ist, damit Faulbrutsporen abgetötet werden

Ist es wissenschaftlich erwiesen, das dieses Temperatur und Zeitverhältnis wirklich alle Sporen tötet, oder
soll jede Charge auf AFB Sporen untersucht werden.

Gruß Sepp
 
Servus Sepp,

Bienen Sepp schrieb:
Ist es wissenschaftlich erwiesen, das dieses Temperatur und Zeitverhältnis wirklich alle Sporen tötet
120°C/30min wird allgemein als sporenvernichtend angesehen, allerdings im Wasserdampf. Ich würde davon ausgehen, dass flüssiges Wachs mindestens ebenso effizient ist, da es ja eine höhere Wärmekapazität hat als Wasserdampf. Da das Wachs vor und nach der 120°C-Phase auch relativ hohe Temperaturen ausgesetzt ist, ergibt sich ein nicht unbeachtlicher Sicherheitsspielraum. Es gibt sogar eine Verordnung in Deutschland, wo diese Zeit/Temperaturkombination erwähnt wird (KLICK)

Interessante Ergebnisse mit Sterilisationsversuchen von kontaminierten Holzteilen sind HIER zu finden. Man bemerke: wenn man Sporenfreiheit wünscht kann man sich das Abflammen sparen. Trotzdem wird dieses Verfahren im Sanierungsfall noch mir Erfolg angewandt, da es offenbar ausreicht den Sporendruck stark abzusenken, dann hat der Bien die AFB wieder unter Kontrolle.

lg,
Sebastian
 
Reinhard schrieb:
...die verarbeiten das eigene Wachs erst ab mind. 20 kg! Und so viel hab ich nicht auf einmal...

Hallo Wachsfreunde,

dann schließen sich eben einige gleichgesinnte zusammen.
Wäre das nichts?
Vielleicht werden es so rasch 20kg oder noch mehr.
Und ihr könnt euch noch das Zellmaß (evtl. 5,3mm oder ein anderes) aussuchen

Eine Alternative böte noch der Naturbau, nicht nur hinsichtlich Erregern sondern
auch hinsichtlich des "Grundrauschens"...

Gruß

Alfred
 
AW: Re: Mittelwände aus eigenem Wachs herstellen

suche momentan nach einem wachsklärbehälter leider findet man sowas selten gebraucht ....

Wie kann man es sonst noch keimfrei ... machen .....
 
Diese Frage stelle ich mir auch.
Ich habe auch vor einen eigenen Wachskreislauf zu starten.

Ich habe aber schon gelesen, dass man hier eine Fritteuse verwenden kann bei der man das Thermostat ein wenig umbaut oder ersetzt.
Hier könnte man erst bei 120 Grad entseuchen und dann bei 70 Grad ?? Mittelwände gießen.

Das einzige Problem ist das Fassungsvermögen. Das ist - denke ich - bei den meisten Fritteusen überschaubar.
Ist vor allem beim Entseuchen mühsam, wenn man viele kleine Chargen machen muss.

Eine weitere günstige Methode könnte eine Induktionskochplatte, ein Topf und ein elektronisches Bratenthermometer sein.
Liegt komplett bei max. € 100,-
 
Induktionsplatte hätte ich auch Topf sowieso .... was wäre hier negativ dann würden es ja sehr viele so machen oder?
 
Induktionsplatte hätte ich auch Topf sowieso .... was wäre hier negativ dann würden es ja sehr viele so machen oder?

Wir vom bienenforum.com distanzieren und von solchen Tipps, rascher als man denkt geht das Haus in Flammen auf.

Josef
 
Auch Öl kann sich entzünden wenn es zu stark erhitzt wird, dennoch wird in Kochbüchern immer wieder das erhitzen von Öl vorgegeben.
Übrigens können auch Beuten beim Abflämmen in Feuer und Rauch aufgehen...
Es kommt eben auf die Dosis (Temperatur) an.

Und hier kommen die relativ kostengünstigen Induktionsaufstellkochplatten ins Spiel.
Bei vielen dieser Platten kann man nämlich nicht nur die Stärke sondern auch die Temperatur (in größeren Abstufungen) einstellen.
Diese wird mittels Thermostat am Topfboden abgegriffen und ziemlich gleichmäßig eingehalten.
Wir nutzen dies zum langsamen Schmelzen von Gelatine.
 
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