Astacus
Mitglied
- Registriert
- 16 Okt. 2007
- Beiträge
- 1.449
- Punkte Reaktionen
- 0
- Ort
- Südstadt
- Imker seit
- 2004
- Heimstand
- Güssing
- Rähmchenmaß/Wabengröße
- EHM, Zanderflach
- Eigene Kö Zucht ja/nein
- Ja
Dieser Artikel wurde uns freundlicherweise von
Dr. Jürgen Schwenkel
Chefredakteur ADIZ / die biene / Imkerfreund
Deutscher Landwirtschaftsverlag GmbH
München – Hannover – Berlin
zur Verfügung gestellt. Danke.
Artikel aus ADIZ/db/IF 10/2008
von Dr. Wolfgang Ritter
Diplom-Biologe Daniel Wunsch
CVUA Freiburg
ritter@bienengesundheit.de
Ein neue Art der Nosema hat die alte verdrängt
In nahezu allen Ländern, in denen die Westliche Honigbiene (Apis mellifera) gehalten wird, kann man an Nosemose erkrankte Bienenvölker finden. Doch nur in kühlen und gemäßigten Klimazonen stellt die Nosemose ein Problem und sogar die häufigste Ursache für Bienen- und Völkerverluste im Frühjahr dar. Hierzu kommt es besonders bei ungünstigen Haltungs- und Witterungsbedingungen. Seit kurzem ist eine neue Noserna-Art aufgetreten, die bei Imkern zur Verunsicherung führt und Fragen nach möglichen Bekämpfungen aufkommen lässt.
Die alte Nosemose
Der Erreger der Nosemose, Nosema apis, ist ein sporenbildender einzelliger Parasit, der zu den Protozoen und dort zur Ordnung der Microsporida gezählt wird. Nach neuesten molekularbiologischen Untersuchungen geht man jedoch davon aus, dass er zu den Pilzen gehört.
Die Nosema-Sporen werden von den Bienen über das Futter oder direkt beim Reinigen der Stockumgebung aufgenommen. Sie gelangen innerhalb von wenigen Minuten vom Honigmagen in den Mitteldarm. Dort keimen sie bereits nach 30 Minuten aus. Dabei dringt mit den Zellkernen das genetische Material über den ausgeschleuderten Polfaden in die Darmzellwandzelle ein. Innerhalb der Zelle finden zwei aufeinander folgende Vermehrungsphasen statt, bis sich wieder Sporen bilden. Die Sporen werden schließlich durch Aufplatzen der Wirtszelle freigesetzt. Dadurch kommt es entweder zum Befall benachbarter Wirtszellen oder zur Ausscheidung der Sporen mit dem Bienenkot. Innerhalb von zwei Wochen breitet sich die Infektion, ausgehend von einem begrenzten Bereich im hinteren Abschnitt des Mitteldarms, über den gesamten Mitteldann aus. Die Zeit von der Infektion bis zum Ausscheiden von Sporen dauert mehrere Tage.
Saisonalität
In der Wintertraube liegen die Temperaturen meist bei 20°C, so dass dort kaum eine Vermehrung stattfinden kann. In der Zeit der Brutaufzucht zwischen Februar und Oktober herrscht dagegen im Bienenstock die optimale Temperatur zur Vermehrung von Nosema apis (30 - 34°C). Grundsätzlich kann die Nosemose daher während der gesamten Saison auftreten. Die Vermehrung der Sporen ist jedoch nicht nur von der Temperatur, sondern auch von der Lebensdauer der Bienen abhängig. Sobald der Austausch von langlebigen Winterbienen mit kurzlebigen Sommerbienen abgeschlossen ist, tritt die Nosemose nur noch in seltenen Fällen auf.
Ausbreitung der Sporen im Volk
Durch den sporenhaltigen Kot erkrankter Bienen breitet sich eine Infektion innerhalb eines Volkes aus, kontaminiertes Futter und Tränken sowie Stockreinigung tragen dazu in erheblichem Maße bei. Aber auch beim gegenseitigen Füttern der Bienen kann es zur Ansteckung kommen. Auch Honig wird auf diesem Wege mit Sporen kontaminiert.
Sind Völker gesund, so können sie sich einerseits durch direkten Kontakt mit erkrankten Bienen - zum Beispiel durch Räuberei - anstecken, andererseits aber auch, wenn Imker unbeabsichtigt sporenhaltigen Honig verfüttern oder an Nosemose erkrankte Völker mit gesunden vereinigen. Am häufigsten infizieren sich junge Arbeiterinnen, da sie im Gegensatz zu den Drohnen und der Königin den Stock reinigen. Königinnen werden meist erst dann angesteckt, wenn bereits das gesamte Volk stark infiziert ist. Trotzdem ist die Königin genauso empfänglich für die Infektion wie Arbeiterinnen. Sie stellt sogar bei einer Ansteckung eine bedeutende Infektionsquelle für das gesamte Volk dar, da sie grundsätzlich im Stock abkotet und die Ammenbienen diesen Kot entfernen.
Schädigung
Durch die Nosemose wird die Darmwand zerstört, der Kot wird dünnflüssiger, und es kommt zu einem erhöhten Fäkalstau im Darm. Dadurch koten die erkrankten Bienen nicht wie üblich im Flug ab, sondern bereits im Stock, was besonders bei ungünstigen Witterungsverhältnissen zu beobachten ist So breitet sich die Infektion schnell im gesamten Bienenvolk aus. Die infizierten Bienen haben weniger Enzyme, um Proteine aufzuschließen. Hierdurch wird die Entwicklung und Funktion vieler Organe beeinträchtigt. Es kommt aber auch zu einer allgemeinen Schwächung der Bienen. Die Bienen nehmen aufgrund des Proteinmangels vermehrt Futter auf, was zu einer Größenzunahme des Mittel- und Enddarms führt. Dadurch drücken diese Darmabschnitte auf die Luftsäcke der Bienen, und es lassen sich vermehrt flugunfähige Krabbler vor dem Flugloch beobachten. Die Arbeitsteilung wird durch diese Erkrankung erwachsener Bienen stark beeinflusst. So sind infizierte Bienen "physiologisch älter" im Vergleich zu ihren gesunden Altersgenossen. Gesunde Arbeiterinnen übernehmen in den ersten Tagen hauptsächlich die Pflege und die Fütterung der Brut und der Königin, infizierte Arbeiterinnen gleichen Alters dagegen können diese Aufgaben auf grund unterentwickelter Futtersaftdrüsen nicht bewerkstelligen. Sie beginnen daher gleich mit nachfolgenden Aufgaben, die sie normalerweise erst später ausführen würden. Ist das gesamte Bienenvolk infiziert, sinken der Pollenertrag, die Honigproduktion und in gemäßigten Klimazonen die Auswinterungsrate.
Bei einer 400fachen Vergrößerung werden Nosemasporen vermessen. Foto:Ritter
Eine neue Nosema-Art breitet sich aus
Früher galt Nosema apis als einziger Erreger der Nosemose bei der Westlichen Honigbiene (Apis mellifera), doch dann wurde in Asien ein ähnliches Mikrosporidium als Parasit der Östlichen Honigbiene (Apis cerana) entdeckt und folgerichtig als Nosema ceranae bezeichnet. Wenig bekannt ist allerdings bis heute über die Symptome und den Krankheitsverlauf, den Nosema ceranae bei Apis cerana auslöst.
Der Parasit Nosema ceranae ist im Mikroskop bei 400facher Vergrößerung äußerlich kaum von der Art Nosema apis zu unterscheiden. Seine Sporen sind allerdings etwas kleiner im Durchmesser, Eine genaue Bestimmung ist nur mit molekulargenetisehen Methoden (PCR) möglich. Chinesische Forscher fanden Nosema ceranae im Frühjahr 2005 in Taiwan erstmals auch auf der Westlichen Honigbiene (Apis mellifera). Kurz darauf wurde der Erreger auch in Europa und in Deutschland entdeckt.
Vor dem Jahre 2001 waren fast alle untersuchten Bienenproben in Europa und auch in Deutschland mit Nosema apis infiziert, danach fanden viele Forschergruppen diesen Erreger allerdings kaum noch, dafür jedoch hauptsächlich Nosema ceranae-Sporen. Trotzdem wurde Nosema apis vor allem in Deutschland nicht komplett verdrängt und weiterhin nachgewiesen. In den letzten Iahren finden wir jedoch zumindest in Südwestdeutschland kaum noch Nosema apis. Damit ist eindeutig bewiesen, dass zum einen in den letzten Jahren ein Wirtswechsel von der Östlichen auf die Westliche Honigbiene stattgefunden hat und dass zum anderen Nosema ceranae den ursprünglich auf Apis mellifera vorkommenden Erreger Nosema apis in Europa fast vollständig zurückgedrängt hat.
Von Nosema befallene Völker verkoten stark die Fluglöcher. Foto Spürgin
Auch das Schadbild hat sich geändert
Damit stimmten die Ergebnisse aus verschiedenen Regionen in Europa weitgehend überein, auch wenn nicht immer dieselben Krankheitssymptome zu erkennen waren. In Spanien konnte 2005/2006 ein sechsfach erhöhtes Völkersterben festgestellt werden, einhergehend mit einem deutlichen Zuwachs an Nosema ceranae-Infektionen. Gleichzeitig wurde beschrieben, dass die meisten Bienenstöcke leer aufgefunden worden waren und die Bienen meist weit außerhalb ihres Volkes starben. Diese Beobachtungen deuteten jedoch eher auf einen kombinierten Befall mit der VarroaMilbe hin, durch die es zu ähnlichen Erscheinungsformen, dem Kahlfliegen, kommen kann.
Auch in Süddeutschland scheint sich die Saisonalität der Nosemose geändert zu haben, und der Befall verteilt sich häufiger auf das gesamte Jahr. Ähnliche Beobachtungen machte man auch in anderen Regionen Europas. Hierbei kam es aber nicht nur zu Änderungen des Befalls innerhalb eines Jahres, sondern auch die Krankheitssymptome einzelner Bienen entsprachen nicht mehr denen einer klassischen Nosemose. Viele Bienen waren schneller gestorben als noch in den Jahren zuvor, es wurden nicht immer orientierungslos vor dem Stock krabbelnde Tiere oder Kotspuren am Bienenstand entdeckt, und man konnte oftmals auch bei niedriger Außentemperatur zu Reinigungsflügen startende Bienen beobachten. Zudem konnte nicht zwangsläufig ein Zusammenhang zwischen Befallstärke und Völkerverlusten hergestellt werden. Es wurden eingegangene Bienenvölker gefunden, die kaum mit Nosema spp.-Sporen infiziert waren, dagegen aber auch stark befallene Bienen, die keinerlei Krankheitserscheinungen aufwiesen.
Was der Imker tun kann
Die Nosemose stellt eine typische Faktorenkrankheit dar, das heißt, ihr Auftreten hängt sehr von äußeren Bedingungen ab. Der Vorbeuge kommt daher auch bei der neuen Nosema-Art eine besondere Bedeutung zu.
Die Vermehrung von Sporen kann vermieden werden, wenn man durch Wanderung und Honigfütterung ein Überaltern der Bienen in einem trachtarmen Sommer vermeidet. Ebenso kann man damit den Abgang der Winterbienen im Frühjahr beschleunigen. Nicht zuletzt werden mit der Wahl eines geeigneten Überwinterungsstandortes frühe und häufige Reinigungsflüge ermöglicht und ein Abkoten im Stock vermieden. Imkerliche Maßnahmen, die den Hygienestatus eines Bienenvolkes erhöhen, können zur Selbstheilung führen. Dazu zählt die häufige Wabenerneuerung ebenso wie die Bildung von Brutablegern und die Desinfektion der Beuten und Waben mit 60%iger Essigsäure. In Europa wird zurzeit der Ruf nach Zulassung des Antibiotikums Fumagillin (Fumidil B) laut. Man meint, ohne Medikamente nicht auskommen zu können. Auch wenn die Abläufe bei der neuen Nosema-Art komplizierter und schwieriger erscheinen, muss man zunächst davon ausgehen, dass die selben Möglichkeiten der Vorbeuge und biologischen Bekämpfungwie bei der alten Nosemose auch hier fassen. Um die Zusammenhänge unter möglichst verschiedenen Bedingungen erkennen zu können, sind wir auf Ihre Mithilfe angewiesen.
Dr. Jürgen Schwenkel
Chefredakteur ADIZ / die biene / Imkerfreund
Deutscher Landwirtschaftsverlag GmbH
München – Hannover – Berlin
zur Verfügung gestellt. Danke.
Artikel aus ADIZ/db/IF 10/2008
von Dr. Wolfgang Ritter
Diplom-Biologe Daniel Wunsch
CVUA Freiburg
ritter@bienengesundheit.de
Ein neue Art der Nosema hat die alte verdrängt
In nahezu allen Ländern, in denen die Westliche Honigbiene (Apis mellifera) gehalten wird, kann man an Nosemose erkrankte Bienenvölker finden. Doch nur in kühlen und gemäßigten Klimazonen stellt die Nosemose ein Problem und sogar die häufigste Ursache für Bienen- und Völkerverluste im Frühjahr dar. Hierzu kommt es besonders bei ungünstigen Haltungs- und Witterungsbedingungen. Seit kurzem ist eine neue Noserna-Art aufgetreten, die bei Imkern zur Verunsicherung führt und Fragen nach möglichen Bekämpfungen aufkommen lässt.
Die alte Nosemose
Der Erreger der Nosemose, Nosema apis, ist ein sporenbildender einzelliger Parasit, der zu den Protozoen und dort zur Ordnung der Microsporida gezählt wird. Nach neuesten molekularbiologischen Untersuchungen geht man jedoch davon aus, dass er zu den Pilzen gehört.
Die Nosema-Sporen werden von den Bienen über das Futter oder direkt beim Reinigen der Stockumgebung aufgenommen. Sie gelangen innerhalb von wenigen Minuten vom Honigmagen in den Mitteldarm. Dort keimen sie bereits nach 30 Minuten aus. Dabei dringt mit den Zellkernen das genetische Material über den ausgeschleuderten Polfaden in die Darmzellwandzelle ein. Innerhalb der Zelle finden zwei aufeinander folgende Vermehrungsphasen statt, bis sich wieder Sporen bilden. Die Sporen werden schließlich durch Aufplatzen der Wirtszelle freigesetzt. Dadurch kommt es entweder zum Befall benachbarter Wirtszellen oder zur Ausscheidung der Sporen mit dem Bienenkot. Innerhalb von zwei Wochen breitet sich die Infektion, ausgehend von einem begrenzten Bereich im hinteren Abschnitt des Mitteldarms, über den gesamten Mitteldann aus. Die Zeit von der Infektion bis zum Ausscheiden von Sporen dauert mehrere Tage.
Saisonalität
In der Wintertraube liegen die Temperaturen meist bei 20°C, so dass dort kaum eine Vermehrung stattfinden kann. In der Zeit der Brutaufzucht zwischen Februar und Oktober herrscht dagegen im Bienenstock die optimale Temperatur zur Vermehrung von Nosema apis (30 - 34°C). Grundsätzlich kann die Nosemose daher während der gesamten Saison auftreten. Die Vermehrung der Sporen ist jedoch nicht nur von der Temperatur, sondern auch von der Lebensdauer der Bienen abhängig. Sobald der Austausch von langlebigen Winterbienen mit kurzlebigen Sommerbienen abgeschlossen ist, tritt die Nosemose nur noch in seltenen Fällen auf.
Ausbreitung der Sporen im Volk
Durch den sporenhaltigen Kot erkrankter Bienen breitet sich eine Infektion innerhalb eines Volkes aus, kontaminiertes Futter und Tränken sowie Stockreinigung tragen dazu in erheblichem Maße bei. Aber auch beim gegenseitigen Füttern der Bienen kann es zur Ansteckung kommen. Auch Honig wird auf diesem Wege mit Sporen kontaminiert.
Sind Völker gesund, so können sie sich einerseits durch direkten Kontakt mit erkrankten Bienen - zum Beispiel durch Räuberei - anstecken, andererseits aber auch, wenn Imker unbeabsichtigt sporenhaltigen Honig verfüttern oder an Nosemose erkrankte Völker mit gesunden vereinigen. Am häufigsten infizieren sich junge Arbeiterinnen, da sie im Gegensatz zu den Drohnen und der Königin den Stock reinigen. Königinnen werden meist erst dann angesteckt, wenn bereits das gesamte Volk stark infiziert ist. Trotzdem ist die Königin genauso empfänglich für die Infektion wie Arbeiterinnen. Sie stellt sogar bei einer Ansteckung eine bedeutende Infektionsquelle für das gesamte Volk dar, da sie grundsätzlich im Stock abkotet und die Ammenbienen diesen Kot entfernen.
Schädigung
Durch die Nosemose wird die Darmwand zerstört, der Kot wird dünnflüssiger, und es kommt zu einem erhöhten Fäkalstau im Darm. Dadurch koten die erkrankten Bienen nicht wie üblich im Flug ab, sondern bereits im Stock, was besonders bei ungünstigen Witterungsverhältnissen zu beobachten ist So breitet sich die Infektion schnell im gesamten Bienenvolk aus. Die infizierten Bienen haben weniger Enzyme, um Proteine aufzuschließen. Hierdurch wird die Entwicklung und Funktion vieler Organe beeinträchtigt. Es kommt aber auch zu einer allgemeinen Schwächung der Bienen. Die Bienen nehmen aufgrund des Proteinmangels vermehrt Futter auf, was zu einer Größenzunahme des Mittel- und Enddarms führt. Dadurch drücken diese Darmabschnitte auf die Luftsäcke der Bienen, und es lassen sich vermehrt flugunfähige Krabbler vor dem Flugloch beobachten. Die Arbeitsteilung wird durch diese Erkrankung erwachsener Bienen stark beeinflusst. So sind infizierte Bienen "physiologisch älter" im Vergleich zu ihren gesunden Altersgenossen. Gesunde Arbeiterinnen übernehmen in den ersten Tagen hauptsächlich die Pflege und die Fütterung der Brut und der Königin, infizierte Arbeiterinnen gleichen Alters dagegen können diese Aufgaben auf grund unterentwickelter Futtersaftdrüsen nicht bewerkstelligen. Sie beginnen daher gleich mit nachfolgenden Aufgaben, die sie normalerweise erst später ausführen würden. Ist das gesamte Bienenvolk infiziert, sinken der Pollenertrag, die Honigproduktion und in gemäßigten Klimazonen die Auswinterungsrate.
Bei einer 400fachen Vergrößerung werden Nosemasporen vermessen. Foto:Ritter
Eine neue Nosema-Art breitet sich aus
Früher galt Nosema apis als einziger Erreger der Nosemose bei der Westlichen Honigbiene (Apis mellifera), doch dann wurde in Asien ein ähnliches Mikrosporidium als Parasit der Östlichen Honigbiene (Apis cerana) entdeckt und folgerichtig als Nosema ceranae bezeichnet. Wenig bekannt ist allerdings bis heute über die Symptome und den Krankheitsverlauf, den Nosema ceranae bei Apis cerana auslöst.
Der Parasit Nosema ceranae ist im Mikroskop bei 400facher Vergrößerung äußerlich kaum von der Art Nosema apis zu unterscheiden. Seine Sporen sind allerdings etwas kleiner im Durchmesser, Eine genaue Bestimmung ist nur mit molekulargenetisehen Methoden (PCR) möglich. Chinesische Forscher fanden Nosema ceranae im Frühjahr 2005 in Taiwan erstmals auch auf der Westlichen Honigbiene (Apis mellifera). Kurz darauf wurde der Erreger auch in Europa und in Deutschland entdeckt.
Vor dem Jahre 2001 waren fast alle untersuchten Bienenproben in Europa und auch in Deutschland mit Nosema apis infiziert, danach fanden viele Forschergruppen diesen Erreger allerdings kaum noch, dafür jedoch hauptsächlich Nosema ceranae-Sporen. Trotzdem wurde Nosema apis vor allem in Deutschland nicht komplett verdrängt und weiterhin nachgewiesen. In den letzten Iahren finden wir jedoch zumindest in Südwestdeutschland kaum noch Nosema apis. Damit ist eindeutig bewiesen, dass zum einen in den letzten Jahren ein Wirtswechsel von der Östlichen auf die Westliche Honigbiene stattgefunden hat und dass zum anderen Nosema ceranae den ursprünglich auf Apis mellifera vorkommenden Erreger Nosema apis in Europa fast vollständig zurückgedrängt hat.
Von Nosema befallene Völker verkoten stark die Fluglöcher. Foto Spürgin
Auch das Schadbild hat sich geändert
Damit stimmten die Ergebnisse aus verschiedenen Regionen in Europa weitgehend überein, auch wenn nicht immer dieselben Krankheitssymptome zu erkennen waren. In Spanien konnte 2005/2006 ein sechsfach erhöhtes Völkersterben festgestellt werden, einhergehend mit einem deutlichen Zuwachs an Nosema ceranae-Infektionen. Gleichzeitig wurde beschrieben, dass die meisten Bienenstöcke leer aufgefunden worden waren und die Bienen meist weit außerhalb ihres Volkes starben. Diese Beobachtungen deuteten jedoch eher auf einen kombinierten Befall mit der VarroaMilbe hin, durch die es zu ähnlichen Erscheinungsformen, dem Kahlfliegen, kommen kann.
Auch in Süddeutschland scheint sich die Saisonalität der Nosemose geändert zu haben, und der Befall verteilt sich häufiger auf das gesamte Jahr. Ähnliche Beobachtungen machte man auch in anderen Regionen Europas. Hierbei kam es aber nicht nur zu Änderungen des Befalls innerhalb eines Jahres, sondern auch die Krankheitssymptome einzelner Bienen entsprachen nicht mehr denen einer klassischen Nosemose. Viele Bienen waren schneller gestorben als noch in den Jahren zuvor, es wurden nicht immer orientierungslos vor dem Stock krabbelnde Tiere oder Kotspuren am Bienenstand entdeckt, und man konnte oftmals auch bei niedriger Außentemperatur zu Reinigungsflügen startende Bienen beobachten. Zudem konnte nicht zwangsläufig ein Zusammenhang zwischen Befallstärke und Völkerverlusten hergestellt werden. Es wurden eingegangene Bienenvölker gefunden, die kaum mit Nosema spp.-Sporen infiziert waren, dagegen aber auch stark befallene Bienen, die keinerlei Krankheitserscheinungen aufwiesen.
Was der Imker tun kann
Die Nosemose stellt eine typische Faktorenkrankheit dar, das heißt, ihr Auftreten hängt sehr von äußeren Bedingungen ab. Der Vorbeuge kommt daher auch bei der neuen Nosema-Art eine besondere Bedeutung zu.
Die Vermehrung von Sporen kann vermieden werden, wenn man durch Wanderung und Honigfütterung ein Überaltern der Bienen in einem trachtarmen Sommer vermeidet. Ebenso kann man damit den Abgang der Winterbienen im Frühjahr beschleunigen. Nicht zuletzt werden mit der Wahl eines geeigneten Überwinterungsstandortes frühe und häufige Reinigungsflüge ermöglicht und ein Abkoten im Stock vermieden. Imkerliche Maßnahmen, die den Hygienestatus eines Bienenvolkes erhöhen, können zur Selbstheilung führen. Dazu zählt die häufige Wabenerneuerung ebenso wie die Bildung von Brutablegern und die Desinfektion der Beuten und Waben mit 60%iger Essigsäure. In Europa wird zurzeit der Ruf nach Zulassung des Antibiotikums Fumagillin (Fumidil B) laut. Man meint, ohne Medikamente nicht auskommen zu können. Auch wenn die Abläufe bei der neuen Nosema-Art komplizierter und schwieriger erscheinen, muss man zunächst davon ausgehen, dass die selben Möglichkeiten der Vorbeuge und biologischen Bekämpfungwie bei der alten Nosemose auch hier fassen. Um die Zusammenhänge unter möglichst verschiedenen Bedingungen erkennen zu können, sind wir auf Ihre Mithilfe angewiesen.