Neonicotinoide in 75% von Honigproben nachgewiesen!

gärtner

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Nachfolgend 2 sehr spannende Artikel (leider aktuell nur auf englisch verfügbar) aus der Science und dem Guardian:

https://www.theguardian.com/environment/2017/oct/05/honey-tests-reveal-global-contamination-by-bee-harming-pesticides?CMP=share_btn_tw

http://science.sciencemag.org/content/358/6359/109.full

Letzteren kann man auch als pdf abspeichern oder ausdrucken!

Ich bin in den letzten Monaten ziemlich viel auf englischen Seiten unterwegs ... wir hinken in der Aufklärung gerade etwas hinterher...

Grüße aus dem herbstlich nasskalten Brandenburg von
franz.
 
Hallo,

jetzt regen wir uns wieder ein bisschen auf aber nichts geschieht. Der Skandal ist eigentlich, daß es Proben aus dem Jahr 2012 sind. 5 Jahre nach der Belastung informiert man die Bevölkerung. Wie meine Bienen im Juni 2012 vergiftet wurden, hat es schon keinen interessiert, würde aber die Belastungen der Honige erklären.

Mit diesem Bericht kann die Imkerschaft aber auch nicht groß auf dem Tisch hauen, da wir es jetzt schriftlich haben, daß der Großteil unserer Honige belastet ist. Meine ganzen Qualitätssiegeluntersuchungen sind alle für die Katz, denn da wird nicht auf die Neonics kontrolliert.

Wenn jetzt ein Imker seinen Honig auch noch auf Neonics untersucht, hat er gleich die A....karte gezogen, denn wie will er ein belastendes Ergebnis vermarkten.

Wie gerne wird der Imkerschaft doch der schwarze Peter zu geschoben. Die Varroa wird immer resistenter gegen Ameisensäure, wir haben immer mehr überzüchtete Bienen, die immer weniger Varroabelastung aushält.

In diesem Zusammenhang müssen wir sagen, hier ist der Beweis die Landwirtschaft schwächt und stresst unsere Bienen, sodass sie kaum mehr fähig sind Belastungen auszuhalten.

Im Grunde ist dieser Artikel wie unsere Untersuchungsausschüsse völlig unnötig. Viel Geld wird zusätzlich rausgeworfen, etwas bestätigt, was wir schon lange wissen, aber alles bleibt beim Alten.

Der Artikel spiegelt auch nicht mein persönliches Empfinden wieder, denn ich finde, daß es mit der Giftbelastung besser wird, denn heuer haben mich beim Rasenmähen wieder Rossfliegen und Gelsen gequält.

Wahrscheinlich erfahren wir dies aber in 5 Jahren.

Gruß
Hans Peter
 
Lieber Astacus,
ich kann Deinen Frust sehr gut verstehen und nachvollziehen und gebe Dir auch weitgehend recht.

Aber es stimmt nicht (ganz), dass nichts passiert. Das Problem ist viel mehr, dass die Problematik, gerade, was die Neonicotinoide betrifft, immer noch viel zu wenig in der Öffentlichkeit ist.
Alle reden zwar inzwischen vom Glyphosat, v.a. weil es als krebsauslösend verdächtigt wird, die Neonics gelten aber als nicht so giftig für Mensch und Säugetier, also werden sie eher als unproblematisch eingeschätzt. Dass letztere aber für die Insektenwelt noch viel fataler sind, wird übersehen.

Dass die Insektenpopulationen seit Einführung der Neonicotinoide massiv abgenommen haben, ist inzwischen unbestritten und das Phänomen/Argument der kaum mehr beschmutzten Windschutzscheibe kennt inzwischen auch der normalsterbliche Autofahrer. Politik, Industrie und Landwirtschaft (be-)kümmert das aber offenbar immer noch nicht, obwohl ein massives Artensterben im Reich der Insekten für die Menschheit sehr viel katastrophaler wäre als das Aussterben von Königstiger oder Pandabär.

Hoffnungsschimmer:
Die Arbeit von Dave Goulson in GB - man möge seine Bücher lesen, aber auch seinen Blog und seinen Twitter-Account verfolgen, wenn man sich für die Materie interessiert.
Das wahrscheinliche Verbot von Glyphosat und Neonics in Frankreich.
Und vielleicht kommt ja auch irgendwann einmal noch die restliche EU auf den Trichter, aber die Macht der Agrarlobby ist halt wirklich auch immens (Monsanto und Bayer etc. lassen grüßen)
Im Prinzip gilt das Gleiche wie überall: jede/r muss bei sich selbst anfangen!

Aber ist es nicht abstrus: inzwischen wissen wir, dass wir alle Glyphosat über den Urin ausscheiden und einen massiven Chemicocktail über unsere Nahrung aufnehmen (Neonics, Fipronil, Antibiotika etc.) - und kaum jemanden bekümmert das und es passiert genau NIX. Und im Wahlkampf, weder in DE noch in AT, ist das überhaupt kein Thema. Aber wer möchte schon gern seinen ausbeuterischen Lebensstil hinsichtlich Umwelt und Menschheit genauer anschauen, da nimmt man sich lieber, was einem vermeintlich zusteht (aber was steht einem überhaupt zu - global betrachtet?)

Schönen Sonntag trotzdem noch!
franz.
 
Hallo!

Wir brauchen bezüglich dieser Meldungen doch nicht erstaunt sein.
Thiacloprid und Acetamiprid hältige Pflanzenschutzmittel sind als Bienenungefährlich eingestuft und dürfen direkt in die Blüte gespritzt werden.
2015 hat die EU den Grenzwert für Thiacloprid von 0.2 mg auf 0.05 mg gesenkt.
Was glaubt ihr wohl, wer dagegen Sturm gelaufen ist?

Von einem der es wissen müsste, hab ich die Info bekommen, das der Grenzwert von 0.2mg weder für den Konsumenten noch für die Bienen ein Problem darstellt.

Nach meinen Vergiftungsschaden im Sommer 2013 hab ich die Bienen von diesen Stand abgezogen.
Nun hab ich meine Bienen auf Ständen wo es im Nahbereich kein Gefahren Potential gibt.
Die Probleme sind weniger und der Honig Ertrag ist gestiegen.

Um auf die Probleme in unserer Region bescheid zu wissen, finanziert unser Bienenzuchtverein jährlich eine Honigprobe.
Das Erfreuliche: im Vorjahr konnten keine Rückstände aus der landwirtschaftlichen Praxis nachgewiesen werden.

Schöne Grüße
Sepp
 
Es gibt halt 2 große Faktoren bei dieser Sache:

Die großen Landwirte wollen ihren Gewinn um kein Prozenterl mehr reduzieren und reden sich ihre Methoden gegenseitig schön. Sie reden sich gegenseitig ein, dass es nicht anders geht und sie ihre Familien sonst nicht ernähren könnten. War ich oft genug dabei.

Die meisten Konsumenten wollen jeden Tag einen vollen Einkaufswagen der quasi nichts kostet. In Ö gibt man im Schnitt 12 % des Haushaltseinkommens für Lebensmittel aus, das ist fast gar nichts. Für Unterhaltung gibt man genauso viel aus. Der durchschnittliche Österreicher gibt monatlich mehr als doppelt so viel für Alkohol und Tabakwaren aus als für Brot. Für alkoholfreie Getränke mehr als für Brot, und für Süßwaren fast so viel wie für Brot.
Es kann keiner sagen, dass man sich nicht ökologisch wertvollere Grundnahrungsmittel leisten könnte, wenn man nur wollte.
 
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