Völker umhängen im Frühling – wie schädlich ist das?

Nils

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Hallo allerseits!

Ich bin kein Freund von zu frühen Arbeiten an den Völkern im Frühling.

Nun haben mir aber bereits einige Käufer ihre Kästen dagelassen und so habe ich in den letzten Tagen bei ca. 15 Grad und relativer Windstille Völker in die neuen Kästen umgehängt. Dazu mußte ich natürlich auch das Brutnest auseinandernehmen und im neuen Kasten wieder zusammenstecken. Sicher ging da Wärme verloren, vor allem weil man ja doch kurz die Waben betrachten, allein schon um sicher zu sein daß der Käufer auch eine Königin bekommt.

Wie gesagt, ich mag diese frühen Störungen überhaupt nicht und dachte bisher, daß dies die Volksentwicklung massiv stört. Alle derart umgehängten Völker habe ich in den vergangenen Jahren ja verkauft und konnte die weitere Entwicklung nicht mehr verfolgen.

Tja, nun bin ich mir da nicht mehr ganz so sicher…

Denn schon beim Umhängen fiel mir auf, daß sowohl die einzargig als auch die zweizargig überwinterten Völker recht feuchte Zargeninnenwände haben. Die Ohren fühlten sich – zumindest bei den unbesetzten Randwaben - klamm an. Irgendwie nicht gerade wohnlich.

Wenn ich mir nun vorstelle, wie sie in den neuen, trockenen Zargen hausen, frage ich mich ob ihnen dieser „Tapetenwechsel“ vielleicht gut tat?

Die zweiräumig überwinterten Völker musste ich dabei von 2 auf 1 Zarge einengen. Hier war es das Selbe. Außerdem merkte ich heute, daß die vor 2 Tagen umgehängten Völker jetzt eine enorm warme Folie haben. Das hatten sie als Zweizarger nicht. Der reduzierte Raum müsste also nicht nur Trockenheit sondern auch Wärme bringen. (Stichwort "angepasster Raum").

Jetzt frage ich mich – und Euch – ob denn das Umhängen im Frühling in eine neue Zarge (inkl. neuem Boden) wirklich sooo schädlich ist?

Ist die kurze Abkühlung der Brut den Zugewinn an Trockenheit und später auch an Wärme es wert?
Ja, wäre es gar überlegenswert nicht nur die Verkaufsvölker in neue Kästen um zu hängen sondern gar generell alle Völker? Allein den „versifften“ Boden zu wechseln ist eine Wohltat!

Wie lange dauert der "Kälteschock" beim umhängen an? Ich habe das Gefühl daß die Bienen allein schon durch die damit verbundene Aufregung sofort viel Wärme erzeugen und die Brut innerhalb kurzer Zeit wieder "normale" Betriebstemperatur hat?

Was meint ihr dazu?

Ich muß heuer noch einige 2-Zarger auf eine Zarge einengen. Da ich kreuzbedingt die vollen Zargen nicht heben kann, überlege ich hier einen kompletten Zargenwechsel zu machen. Also jedes Rähmchen zu ziehen (das macht mein Kreuz noch mit) und umzuhängen.
Bin gespannt auf Eure Meinung!

Servus,

Nils
 
Istt ein enorm schwierige Frage Nils, das allgemeine Schweigen bestätigt dies.

Für uns, die wir immer wieder Völker das eine oder andere Volk abgeben, kommt ein umhängen bei unter "Hemdsärmeltemperatur", also unter 20 Grad unter keinen Umständen infrage, bekanntlich bin ich einer der Wärmerverluste unter allen Umständen verhindern möchte.

Aktuell stehen drei Völker parat die abgegeben werden, das Wetter passte zum umhängen in die neue Beute noch nicht so ganz richtig, eben deswegen eher warten.

Josef
 
Hallo Nils,

ich bin auch Freund davon die Bienen nicht so viel zu stören.
Habe aber auch schon alte Waben rausgenommen und den Brutraum bei Dadant verkleinert.

Wenn Du das bei milden Temperaturen (über 15 Grad) und ohne Wind machst denke ich nicht das schädlich ist.
Denke aber das Du auch keinen postiven Aspekt hast. Nur Dein Gefühl das die Beute sauber ist :h430:

Gruß Michael
 
Hallo!

Viele meiner Bienenkunden können es im Frühjahr nicht erwarten
die Bienen zu bekommen. Die Temperaturen lassen sich dank
Wetterbericht recht gut einschätzen, der Wind jedoch in
keiner Weise. Unter 15° oder bei kalten Wind hänge ich die Völker nicht um.
Oft haben meine Kunden eine Reise von mehr als 100km hinter sich.
Da fällt es schon schwer, sie unverrichteter Dinge nach Haus zu schicken.
Vielfach hab ich die Bienen inkl. Beuten übergeben.
Alle haben das Beutenmaterial wie vereinbart zurückgebracht (gesendet),
aber kein einziger hat die Beuten auch nur grob gereinigt.

Mit Feuchtigkeit und Schimmel kämpf ich nur bei den geschlossenen Böden.
Die Gitterböden (auch wenn der Bodenschieber drinnen ist) haben das
Problem nicht, ganz selten muss ich im Zuge der Frühjahrsrevision
tote Bienen entfernen.

Gruß Sepp
 
Ich habe dieses Jahr zwei Völker abgeben (meine zwei Zander), sie wurden schon vor zwei Wochen abgeholt und die gesamte Familie freute sich sehr dass wieder Bienen im Garten fliegen, ich habe sie ihnen extra mitsamt den Kästen mitgegeben damit sie nicht umgehängt werden müssen, leider war damit der Imkerpate nicht einverstanden und wollte sie sofort umhängen trotz meinem intensiven Rat sie erst im April umzuhängen wenn die Tempereraturen wirklich passen.

Was nun gemacht wurde weiß ich noch nicht und mir pressiert es auch nicht es zu wissen :)
 
Danke für Eure Antworten!

Ich bin da ganz hin und her gerissen muß ich gestehen. Josef hängt erst um bei 20 Grad - mein Vereinsvorstand meint er habe schon umgheängt bei Schneetreiben.
Leider läuft mir die Zeit ein wenig davon, ich hätte das alles gerne vor der OP hinter mich gebracht. Das wird wohl nicht mehr klappen, wenn ich den Wetterbericht so anschaue.

Auch das Einengen von 2 auf 1 Zarge wird nicht leichter, wenn ich zuwarte und immer mehr Brut drin ist. Das ist aber heuer Grundvoraussetzung, daß ich auf einen Brutraum umstelle.



Nur Dein Gefühl das die Beute sauber ist
Ja, das ist auch so eine Sache, ob man da zu menschlich denkt :)

Unter 15° oder bei kalten Wind hänge ich die Völker nicht um.
Im Umkehrschluß heisst das also ab 15 Grad bei Windstille schon :)
Ich gebe zum Teil auch meine ganzen Zargen mit - muß aber natürlich vorher auf Weiselrichtigkeit prüfen. Aber bei den Zweizargern geht das Mitgeben des kompletten Stocks nicht.

Zeit wirds für 20 Grad und mehr - letztes Jahr war das erst am 06. Mai (!) so weit.

Servus,

Nils
 
Moin Nils,

bei 15°C sehe ich da kein Problem. Vorletzes Wochenende habe ich bei unter 10°C die Völker kontrolliert und eingeengt (angepasster Brutraum mit Schied auf 1,5 Zander). Dazu habe ich auch nahezu alle Waben gezogen. Den Bienen hat das nicht gefallen, die wurden richtig stinkig. Letzes Wochendende habe ich eine Reizfütterung bei diesen Völkern gemacht und gesehen, wie toll die sich entwickeln. Ich denke dass dies wegen dem Eingriff und nicht trotz des Eingriffes so ist. ;) .

Gruß,
Hermann
 
Danke Hermann,

ein interessanter Bericht! Gefühlsmässig würde ich bei den von mir umgehängte Völkern auch sagen, daß sie sich eher WEGEN des Eingriffs jetzt besser entwickeln können, aber das mit den Gefühlen ist in der Imkerei manchmal so eine Sache :) Mir kam dabei auch das Thema "Schied setzen" bei den Dadantlern & Co. in den Sinn. Bisher habe ich mich mit dem Thema noch nie beschäftigt.

Den Bienen hat das nicht gefallen
Gefreut haben sich meine bestimmt auch nicht - aber sie waren ganz ruhig und brav. Ich hänge gerne ohne Rauch um, damit ich sehe wie sie drauf sind. Und damit ich überhaupt was sehe, das Ganze auch ohne Schleier.

Bis jetzt habe ich kein grantiges erwischt, es ging alles recht ruhig und ohne einen Stich ab ;)
Wahrscheinlich sind alle Völker die ich verkaufe brav und die, die bleiben dürfen grantig? Uihuih... *lach*


Ciao,

Nils
 
Ich hätte da noch eine Frage....

Woran erkennt man denn, wenn ein Volk durch zu frühes und kühles umhängen Schaden genommen hat?
 
Woran erkennt man denn, wenn ein Volk durch zu frühes und kühles umhängen Schaden genommen hat?

Ist kein schöner Anblick, verkühle und somit abgestorbene Brut wird ausgeräumt, sehr häufig wird die eine oder andere Larve beim Flugbrett hinterlassen.

Josef
 
Brut wird ausgeräumt,
Danke Josef!

Somit wäre eine Schädigung also recht rasch erkennbar?
Bei meinen bisher umgehängten habe ich auf auf ausgeräumte Brut geachtet und keine gefunden.

Als ich gestern Besuch von einem Anfänger bekam, schauten wir mal gemeinsam durch die Folie eines Volkes, das ich tags zuvor umgehängt habe (bei 15 Grad, bedeckt, windstill, starker Polleneintrag und Flug).

Die Folie war extrem warm, sie haben bereits unter der Folie etwas gebaut und das Volk wirkte viel aktiver als vor dem Umhängen. Auf 2 Zargen wirkte es ganz ok, Wärme war keine zu spüren. Jetzt auf 1 Zarge überraschte es mich durch die Wärme und Aktivität. Zumindest die Reduktion des Raumangebotes scheint eine sehr belebende Wirkung zu haben.

Servus,

Nils
 
Hallo Nils,
kann durchaus sein, daß Du mit der Aktion das Volk "geweckt" hast. Hab ich selber schon einige Male erlebt, allerdings in Hinterbehandlungsbeuten. Flug nicht erkennbar, durch die Glasscheibe sah man auch nichts. Wärme war ebenfalls nicht spürbar. Ich dachte, die betreffenden Völker sind ex, also wollte ich bei passender Gelegenheit -und ohne Rücksicht auf die jeweilige Witterung- die Sache ausräumen. Nach der 2. bis 3. Wabe kam man mir ziemlich verärgert entgegen, also schnell die Sache wieder schließen. Fast jedesmal wurden das meine besten Völker am Stand, die im Sommer bis auf 48 Waben saßen.
Ein Altmeister -G.A. Oeser- hat mal geschrieben, daß es nie die schlechtesten Völker sind, die sich im Frühjahr Zeit lassen.

VG Wolfgang
 
Hallo,
ich denke der Unterschied zwischen Ein- und Zweizargern ist nur gefühlt. Bei zwei Zargen kühlt die Luft bis zur Folie mehr ab, durch das einengen hast du Waben mit Brut bis an den oberen Rand. Wenn du bei zwei zargen im/am Brutnest messen würdest, wäre es ähnlich warm. Und auch das mehr an Aktivität wirkt vermutlich nur so, weil die Bienen dichter gedrängt sind und es spielt sich eben mehr oben ab, und nicht zwischen den Zargen. Mit einer Zarge, sieht das Volk auch immer stärker aus, als mit zwei Zargen, finde ich.
Gruß Jeffrey
 
Mm, echt schwierig. Es ist ja nicht so daß mich Eure Worte unberührt lassen...

Im Moment wälze ich mich mit dem Thema des Nachts schlaflos im Bett hin und her...
Hätte ich nicht in 1,5 Wochen meinen OP-Termin und muß damit rechnen, die darauffolgenden Wochen nicht an den Bienen arbeiten zu können, dann würde ich jetzt .... gar nix tun.
Aber so drückt und drängt das Thema mich und ich würde es gerne noch erledigen - was zeitlich aber wohl nicht mehr geht.


Die Völker, die jetzt noch für Käufer umgehängt werden müssen, lasse ich von den Käufern umhängen. Dann bin ich das Thema schon mal los.

Von den Völkern, die ich noch behalten möchte, sind derzeit ca. die Hälfte auf 2 Zargen. Sie müssen unbeindgt auf 1 Brutraumzarge eingeengt werden, sonst funktioniert meine geplante 1 BR - Betriebsweise nicht.

Dazu überlege ich mir gerade - eingedenk Eurer obigen Worte - folgendes:

Jetzt lasse ich sie erst mal auf 2 Zargen. Wenn dann in 3 Wochen (?) der HR drauf gehört, enge ich sie mit Hilfe eines hilfsbereiten Imkerkollegen auf 1 Zarge ein und erweitere im gleichen Arbeitsschritt mit ASG und einen halben Honigraum (oder gleich 2, mal schauen).

Was haltet ihr davon?
Bis dahin (ca. Ostern, Mitte April) müsste es doch halbwegs warm sein, so daß ein Einengen nicht gar so weh tut, auch ist das Volk dann stärker und verkraftet den Kälteschock leichter?

Oder geht das nach hinten los und die Völker sind in 3 Wochen so stark, daß sie nicht mehr in eine Zarge passen (mehr als 10 Rähmchen Brut)??


Was denkt ihr?


Danke,

Nils
 
Hallo,
ich sehe beim Umhängen nicht so die Probleme, ich habe letztes We auch kurz in die Völker geschaut und waben gezogen. Und diese We soll es ja richtig warm werden.
Je später, auf umso mehr Rähmchen ist die Brut verteilt. Du kennst doch dein Gegend und Völker am Besten, und musst wiessen, welche Stärke deine Völker wan erreichen.
Gruß Jeffrey
 
Hallo Nils,
ist doch ganz einfach.
Nach Deiner OP kannst Du nicht an die Bienen.
Die einräumige Betriebsweise spart Zeit, erfordert aber Deine Kontrolle.

Bis Zweizarger soweit sind, dass sie abhauen wollen, bist Du wieder gesund
oder Ende Raps/Frühtracht lässt Du von einem Kollegen die Völker teilen in Brutling und Flugling.
Damit ist das Thema für weitere 4Wochen erledigt und Du hast zur Linde die doppelte Anzahl Völker und damit einen Ausgleich für den vergebenen Honig oder verkaufst die Jungvölker und bekommst Kohle...

Der Kollege schleudert den Honig und erhält für seine Arbeit -Honigernte und Völkerteilung- die Hälfte des Honigertrages. Klingt großzügig, ist es aber nicht denn damit bist Du die Sorge los und er ist motiviert die Arbeit wirklich gut zu machen. Kein Ertrag oder Schwärme - keine Entlohnung.

Setze das Brutnest nach oben, unteres Zarge Mittelwände, DR oben, Abspergitter drauf und 2Tage vor Deiner OP packst Du den Honigraum drauf.
So können sich Deine Völker zu Riesenvölkern entwickeln, haben unten und oben genug zu tun - nach Belieben. Da das Brutnest oben ist, wird der Honigraum alsbald begonnen auszubauen. Sollte Mitte der Frühtracht der Honigraum voll sein, so packt Dein Kollege einen weiteren dazwischen.
Also Material vorbereiten, MW einlöten, Böden in Bereitschaft stellen, damit Dein Kollege nur die Arbeit an Deinen Völkern hat. Bist leider zu weit weg, sonst würde ich Dir helfen.

Bei dieser Vorgehensweise kann ruhig Murphys Gesetz zuschlagen und sich Deine Genesung verzögern. Du hast gut vorgesorgt. Alles wird gut und es wird trotzdem ein erfolgreiches Bienenjahr für Dich.

Käufer von Völkern setzen ihre Völker bei mir immer selbst um und ggf. stehe ich daneben und gebe Tipps. Arbeiten dürfen sie schon selbst...
Mit freundlichen Grüßen
 
Hallo Nils,
ist doch ganz einfach.
Nach Deiner OP kannst Du nicht an die Bienen.
Die einräumige Betriebsweise spart Zeit, erfordert aber Deine Kontrolle.

Bis Zweizarger soweit sind, dass sie abhauen wollen, bist Du wieder gesund
oder Ende Raps/Frühtracht lässt Du von einem Kollegen die Völker teilen in Brutling und Flugling.
Damit ist das Thema für weitere 4Wochen erledigt und Du hast zur Linde die doppelte Anzahl Völker und damit einen Ausgleich für den vergebenen Honig oder verkaufst die Jungvölker und bekommst Kohle...

Der Kollege schleudert den Honig und erhält für seine Arbeit -Honigernte und Völkerteilung- die Hälfte des Honigertrages. Klingt großzügig, ist es aber nicht denn damit bist Du die Sorge los und er ist motiviert die Arbeit wirklich gut zu machen. Kein Ertrag oder Schwärme - keine Entlohnung.

Setze das Brutnest nach oben, unteres Zarge Mittelwände, DR oben, Abspergitter drauf und 2Tage vor Deiner OP packst Du den Honigraum drauf.
So können sich Deine Völker zu Riesenvölkern entwickeln, haben unten und oben genug zu tun - nach Belieben. Da das Brutnest oben ist, wird der Honigraum alsbald begonnen auszubauen. Sollte Mitte der Frühtracht der Honigraum voll sein, so packt Dein Kollege einen weiteren dazwischen.
Also Material vorbereiten, MW einlöten, Böden in Bereitschaft stellen, damit Dein Kollege nur die Arbeit an Deinen Völkern hat. Bist leider zu weit weg, sonst würde ich Dir helfen.

Bei dieser Vorgehensweise kann ruhig Murphys Gesetz zuschlagen und sich Deine Genesung verzögern. Du hast gut vorgesorgt. Alles wird gut und es wird trotzdem ein erfolgreiches Bienenjahr für Dich.

Käufer von Völkern setzen ihre Völker bei mir immer selbst um und ggf. stehe ich daneben und gebe Tipps. Arbeiten dürfen sie schon selbst...
Mit freundlichen Grüßen
 
Sehr sehr guter Tipp von Nikita! Ein Profi eben!
 
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