Info-Block November von IM Hans Rindberger, Bio-Imker

Astacus

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Ja
Info-Block November
Tipps für Anfänger und Fortgeschrittene

IM Hans Rindberger, Bio-Imker, A-4893 Zell am Moos, Gassen 12,
Tel./Fax 0 62 34/83 56, E-Mail: hans.rindberger@aon.at

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Holz ist ein wunderbarer Baustoff. Nicht nur die Bienen, auch der Imker fühlt sich im Holzbau wohl. Jeden Winter füllt bei der Bienenkästenherstellung der Duft der Weymouthskiefer die Werkstatt. Man ist erst zufrieden, wenn auch die Imkerwohnung mit diesem Holz ausgekleidet ist. So habe ich mir die Wohnstube vor ca. 10 Jahren ganz mit Weymouthskiefer vertäfelt. Das Wohnklima ist ausgezeichnet.

Kleine regionale Geschichte der Imkerei

Der älteste Hinweis auf Bienenhaltung in unserer Gegend stammt aus der Zeit der Klostergründung in Mondsee. In der Stiftungsurkunde von 748 nach Christus sind vier Zeidler (mittelalterl. Bezeichnung für Imker) angeführt. Über die Jahrhunderte bis in unsere Zeit standen bei den meisten Häusern außerhalb der Ortschaften Bienenstöcke.

Auf einer Art Balkon am Wohnhaus oder Nebengebäude wurden im Schutz des Vordaches die Bienen in Rauchfangfässern oder Strohkörben gehalten. Diese Aufstellung wurde auch als „Imp-Gang“ bezeichnet. Jeweils im Frühjahr (um Josefi) wurde der „Imp gebrochen“, d.h. den Bienen wurde die Hälfte des Honigvorrates aus dem Vorjahr entnommen, indem der Wildbau mit Honig herausgebrochen oder gestochen wurde. Es wurde auch darauf geachtet, dass in geraden Jahren die rechte Seite „geerntet“ wurde und in ungeraden Jahren die linke. Die Bauerneuerung im Bienenstock war dadurch gegeben.

Nicht jeder Bienenhalter war jedoch Imker. Um sich mit den Bienen, vor denen man immer schon einigen Respekt hatte, nicht anzulegen, wurde das „Imp-Brechen“ gegen geringen Lohn von Imkern durchgeführt. Ein kleiner Teil dieser „vollwertigen“ Wabenstücke war zum sofortigen Verzehr bestimmt. Dieser Umstand führt heute noch bei manch einem „Bio-Freak“ zu einer einseitig verklärten Sicht dieser damaligen Praxis.
Die restlichen Wabenstücke wurden in einem großen Topf, meist im Wasserbad am Herd „ausgelassen“. Das heißt, Honig und Wachs wurden bis zur Verflüssigung erwärmt. Dazu wurde die Restwärme des Küchenherdes oder des „Rohres“ in der Nacht genützt. Am nächsten Tag konnte man vom abgekühlten Honig das oben schwimmende Wachs abnehmen. Bienenwachs wurde im Haushalt gebraucht. Sehr wichtig war es z.B. für den Sattler, wenn er im Haus auf „Stör“ war, zum Wachsen des Spagates bei der Arbeit am „Rosszeug“.

Der durch Erhitzung gewonnene Honig war natürlich nicht „vollwertig“. Bienenwachs schmilzt erst ab ca. 60 Grad Celsius. Im Honig werden jedoch schon ab 42 Grad wichtige Teile (Enzyme) geschädigt. Das hat die Menschen damals nicht gekümmert. Der Honig wurde in Töpfe oder Gläser abgefüllt, diese bis zum Verbrauch mit Butterpapier verschlossen. Die Versorgung mit Honig reichte meist nicht allzu weit über den eigenen Haushalt hinaus.
Da es diese Art der Honiggewinnung seit vielen Jahrzehnten nicht mehr gibt (die Gewinnung des Honigs erfolgt bei uns nur mehr durch Ausschleudern), ist der Begriff „kalt geschleudert“, der auf manchen Honigetiketten aufscheint, überflüssig und irreführend.

Beuten und Mittelwände

Bei meinem Neuanfang vor über 20 Jahren habe ich das Einheits- und Zandermaß nebeneinander ausprobiert. Bewährt hat sich das neunrahmige Zandermaß. Die Magazinbeute aus Holz (Weymouthskiefer) ist für mich die beste Bienenwohnung. Damit kann ich den Bienen trotz Ausnützung der Wirtschaftlichkeit annähernd natürliche Voraussetzungen für eine gute Entwicklung bieten. Die Vorliebe der Bienen für die Hochwabe und die günstige Regulierung des Wärmehaushaltes sind hier gegeben.

Um Missverständnissen vorzubeugen:

Unter „Hochwabe“ meine ich die übereinander gestellten Magazine und nicht ein übergroßes Wabenmaß im Brutraum, das neuerdings von einigen Fachleuten empfohlen wird. Rähmchen im übergroßen Maß haben den Vorteil, dass keine Zwischenleisten das Brutnest stören. Sie können jedoch im Spätwinter eine Gefahr für das Bienenvolk werden. Durch die langen Seitenmaße, oft bis zu 42 x 38 cm, können die Bienen und die Königin nicht in eine andere Wabengasse hinüberwechseln. Das passiert dann, wenn im März ein Kälteeinbruch stattfindet und sich das Brutnest in der Mitte der Waben befindet. Die Bienen sind an das Brutnest und den meist darüber liegenden Vorrat gebunden. Bei einer Außentemperatur von unter null Grad können sich die Bienen nicht einen Millimeter von der Nestkugel entfernen. Die Waben müssten Löcher haben, um diesem Problem vorzubeugen.

Trotzdem wird diese Großwabe recht häufig auch bei den Bio-Imkern eingesetzt.
Woher die Ansicht kommt, dass diese Wabe besonders gut sei, weiß ich nicht. In der Natur gibt es kein Beispiel dafür. Wenn den Bienen ein Hohlraum angeboten wird und sie einziehen, bauen sie Wabenzungen. Ist es ein hoher Raum, werden die Zungen nach unten gebaut. Sie sind niemals breiter als höchstens 25 bis 30 cm. Wächst das Volk oder steht es unten an, werden weitere Zungen daneben gebaut. Das Bienenvolk hat dadurch in der Winterkugel immer die Möglichkeit, am Wabenrand die Wabengasse zu wechseln. Ein Imker müsste eigentlich wissen, dass es keine Winterkugel mit 40 cm Durchmesser gibt. Die komplizierte Austauschbarkeit solch großer Waben ist ein weiteres Problem.

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„Winterkugel“ auf Naturbau. Die Wachszungen sind 25 cm bis 30 cm breit.

Naturbau als Orientierung

Die Bienen fühlen sich auf Naturbau sicher wohler, besonders im Winter. Die meiner Ansicht nach zu dicken Handelsmittelwände in der herkömmlichen Bienenhaltung fordern von den Bienen einen zusätzlichen Energieaufwand. Ich versuche diesen Umstand durch dünnere Mittelwände etwas zu „entschärfen“. Die runden Ränder von Naturbauwaben haben meine Bienen bis jetzt nur bei den Versuchen in Klotz- und Glasbeuten genossen. Den Entschluss, bei den Wirtschaftsvölkern Naturbau im Brutraum auszuprobieren, werde ich in nächster Zeit sicher umsetzen (geht leider nur gut mit Naturschwärmen). Bei den Demeter-Imkern ist im Brutraum Naturbau vorgeschrieben. Die Versuche mit größeren (Kunststoffwaben) oder kleineren Wabenzellen (Mittelwandprägung) gegen das Varroa-Problem führt aus meiner Sicht zu nichts. Man braucht ja nur einen Naturbau nachzumessen um festzustellen, was die Bienen wollen.

Kunststoffe

Der Einsatz von Kunststoffen im Bio-Landbau ist nach Möglichkeit zu vermeiden und in bestimmten Bereichen verboten. Einige Gründe dafür: Die Grundlage für die meisten Kunststoffe ist Erdöl, die Entsorgung ist problematisch. Da sehr viele Lebensmittel natürliche Säuren enthalten, ist die Lagerung in Kunststoffbehältern, auch wenn sie als „lebensmittelecht“ bezeichnet werden, für einen hohen Qualitätsstandard nicht geeignet. Kunststoff ist grundsätzlich ein hartes und sprödes Material. Damit es elastisch wird, müssen so genannte Weichmacher eingearbeitet sein. Diese Weichmacher werden von Säuren ausgelaugt. Honig, der viele Säuren enthält, in Kunststoffbehältern gelagert und noch dazu im Wärmeschrank aufbereitet, wird unweigerlich einen Teil der Weichmacher herauslösen. Davon kann man sich durch eine Riechprobe überzeugen.
Kunststoffbeuten sind in der Bio-Imkerei nicht gestattet. Zu den schon angeführten Gründen kommt noch, dass das Klima in diesen Bienenkästen „zu gut“ ist. Die Reaktion der Bienen auf die Außentemperatur ist nicht unbedingt natürlich. Sie brüten nachweislich länger und jeder Imker weiß, dass das nur der Varroa-Vermehrung dient. Meiner Ansicht nach ist die Honigreifung nur in Kästen aus natürlichen Stoffen optimal möglich. Ich lasse deswegen auch die übliche Plastikfolie auf den Holzmagazinen weg. Man kann hier ein Baumwoll-Wachstuch verwenden.
Diese Dinge sind zum Großteil bekannt! Daher verstehe ich nicht, warum immer noch solche Mengen an Kunststoff-Bienenkästen und Plastikgeschirr für die Honiglagerung eingekauft werden. Es fehlt vermutlich an Beratung. Das wunderbare Holz, das wir haben, wird schlecht oder kaum genützt, das kostbare und teure Erdöl dagegen wird zu Plastik verarbeitet, damit wir viel zum Wegwerfen haben.
Das Argument, Edelstahlbehälter wären für die Honiglagerung zu teuer, ist so nicht richtig. Würden die Imker durch Qualitätssteigerung eine angemessene Preisgestaltung für ihre Produkte machen, könnten sie sich diese Betriebsmittel ohne weiteres leisten. Man sollte sich dabei an den Winzern orientieren.
Manche Imker haben wegen der Langfristigkeit dieser Investition Bedenken. Wird ein Betrieb eventuell aufgelöst, kann die Edelstahlausstattung mit Sicherheit wieder gut abgesetzt werden.

Es wäre auch eine Qualitätsverbesserung, würde bei der Wiederaufbereitung des Honigs nur mit Tauchwärmer und Melitherm gearbeitet. Der Wärmeschrank ist nicht die beste Lösung.

Der aktuelle Monatshinweis

Ab Ende Oktober steht die Varroa-Restentmilbung an. Bei uns sind um diese Zeit die Völker brutfrei. Es gibt mehrere Möglichkeiten der Durchführung. Ich bevorzuge die Begasung mit Oxalsäure. Eine einmalige, effektive Anwendung genügt, um den Bienen einen guten Start im nächsten Frühjahr zu ermöglichen.
Ich arbeite hier mit Varrox- oder EMK-Verdampfer. Diese Verdampfer – mit Autobatterie betrieben – haben meiner Ansicht nach die beste Umsetzung der Oxalsäure. Mit einer Lastwagenbatterie und 4-5 Verdampfern (abwechselnd 2 und 2) lässt sich eine ganze Menge Bienenvölker bearbeiten.
Diese „Nachbehandlung“ habe ich vor der Oxalsäure 13 Jahre lang mit Milchsäure-Besprühung durchgeführt. Es war viel Arbeit, hat aber gut funktioniert.
Die sogenannte Restentmilbung sollte so früh als möglich (Brutfreiheit vorausgesetzt) durchgeführt werden. Die Bienen können dann meist in der Folge noch ausfliegen, sich reinigen und dadurch eine angenehmere, störungsfreie Winterruhe genießen. Werden diese Behandlungen im Winter gemacht, ergibt das eine massive Störung.

In den folgenden Monaten haben die Bienen Ruhe vom Imker. Das ist besonders für die Bienen gut. Der Imker hat nun Zeit, sich um die Betriebsmittel zu kümmern, eventuell Informationen über den Umgang mit der Varroa einzuholen. Es ist leider so, dass im Umgang speziell mit der Ameisensäure noch sehr viele Unsicherheiten existieren. Sehr oft werden viel zu große Mengen angewendet und die Bienen damit geschwächt. Eine Vermittlung, wie man mit kleinen Mengen Säure eine hohe Wirkung erzielt, ist leider nur im persönlichen Umgang (in Form von Kursen und Vorführungen) möglich.

Hans Rindberger
 
Ich finde den Beitrag besonders informativ.Besonders den Schlusssatz find ich besonders interessant als AnfängerIN mit Ameisensäure.Also die Dosierung von Ameisensäure soll so gering wie möglich sein.
 
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