Info-Block Juni von IM Hans Rindberger, Bio-Imker

Astacus

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Ja
Info-Block Juni 2007

Tipps für Anfänger und Fortgeschrittene

IM Hans Rindberger, Bio-Imker, A-4893 Zell am Moos, Gassen 12,
Tel./Fax 0 62 34/83 56, E-Mail: hans.rindberger@aon.at

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Mit dem Einsetzen der Waldtracht ist die Schwarmzeit vorüber. Ein erwerbsorientierter Imker muss die zur Verfügung stehenden Trachten nützen. Ganz ohne Wanderung wird es meist nicht gehen. Wir sind früher in den Raps und sogar einmal in die Alpenrose gewandert. Vor etwa 20 Jahren haben wir uns entschlossen, die Bienen nur mehr in der unmittelbaren regionalen Umgebung in einem Umkreis von ca. 25 km aufzustellen. Es war eine wirtschaftlich- und ökologisch richtige Entscheidung.

Mit den Bienen wandern

Im Juni beginnt im Normalfall der Wald zu honigen, diese Tracht sollte unbedingt genutzt werden. Nicht jedes Waldstück honigt, und der Imker muss im Juni „ausschwärmen“ und mit seinen „Fühlern“ den richtigen Platz finden. Stehen die Bienenvölker von vornherein in der Nähe eines Waldes, sollte man in Ruhe erst einmal abwarten was passiert. Es sind schon oft Völker sinnlos verstellt worden (ist mir auch schon passiert). Abgesehen von der vielen anstrengenden Arbeit, ist jede Verbringung eine Belastung für die Bienen.
Eine Bienenwanderung macht also nur Sinn, wenn der Mehrertrag wirtschaftlich gebraucht wird. Einen Freizeitimker mit seinem Hausbienenstand sollte man nicht unbedingt zu einer Wanderung drängen.
Als Voraussetzung für die Umstellung eines Bienenstandes muss eine gültige Wanderbescheinigung vorliegen. Diese wird nach Ansuchen über die Landesverbände vermittelt. Der Grundbesitzer eines ins Auge gefassten Aufstellungsplatzes muss kontaktiert werden, die Aufstellerlaubnis und eine eventuelle Entschädigung müssen vereinbart werden. Der Wanderplatz soll mit einem Fahrzeug leicht erreichbar sein und muss für die Aufstellung vorbereitet werden. Von Vorteil ist es auch, wenn der Platz nicht in der prallen Sonne aber auch nicht im völligen Waldesdunkel liegt.
Bei der jeweiligen Gemeinde ist die Bienenaufstellung rechtzeitig anzuzeigen (mit Wanderbescheinigung). Sind Dauerbienenstände in der Nähe, ist auch das Einverständnis des betroffenen Imkers einzuholen bzw. ist der örtliche Imkerverein zu kontaktieren. Diese Formalitäten sind in den jeweiligen Bienenzucht-Landesgesetzen festgelegt. Eine genaue Information darüber ist rechtzeitig notwendig.
Oft begegnet man Unverständnis und Vorurteilen, seien es die ansässigen Imker, die Angst vor Ertragsschmälerung haben, oder es sind die Grundbesitzer oder deren Nachbarn, die Angst vor den Bienen haben. Am besten ist es, wenn man von allen möglichst weit weg, irgendwo versteckt, in Ruhe seiner Arbeit nachgehen kann.
Dass man nur vitale und gesunde Bienenvölker an einem anderen Platz aufstellt, ist selbstverständlich. Für mich ist auch noch wichtig, dass die „Bienennachbarn“ meine halbwegs reine Carnica nicht „aufmischen“. Ich würde eine Umgebung mit gelben Bienen nicht anwandern.
Die Durchführung muss vorbereitet werden. An den Vortagen sollten die betroffenen Bienenvölker nicht zerlegt worden sein, die Waben bewegen sich sonst beim Transport (sind nicht festgekittet). Der frühe Morgen ist die beste Zeit für einen Bienentransport. Die Luft ist noch frisch, die Überhitzung der Bienen ist dadurch leichter zu vermeiden. Die Bienen dürfen nicht zu eng sitzen, durch eine rechtzeitige Erweiterung ist dies zu entschärfen. Für eine entsprechende Belüftung und einen festen Zusammenhalt der Bienenbeute ist zu sorgen.
In diesem Bereich gibt es eine Menge an Hilfsmitteln. Spanngurte mit wenig Toleranz sind wesentlich (Ratsche oder Spannhebel)! Weiters ist für Lüftungsgitter, ein entsprechendes Transportmittel und eine geeignete Aufstellungsunterlage am neuen Platz zu sorgen.
Bei Bienentransporten ist höchste Vorsicht geboten. Man sollte zu zweit sein, Wassersprüher und gute Klebebänder bei sich haben und die Bienenvölker gut (unverrückbar) verladen. Passiert eine Notbremsung oder gar ein Unfall, sind auseinander fallende Bienenbeuten eine Katastrophe.
Ich formuliere das deshalb so eindringlich, weil ich mich über manche Imker, die bei mir Bienen kaufen und transportieren immer wieder wundere, dass sie besonders bei den Spanngurten oft eine schlechte Vorstellung von Sicherheit haben.

Noch etwas zum Aufstellplatz

Unsere Wirtschaftsvölker werden schon seit vielen Jahren nicht mehr der üblichen Umweislung unterzogen. Ich vertraue auf die Selbstumweislung der Bienen, sie machen das besser als wir. Dazu ist man von der jeweiligen Bienen-Umgebung abhängig. Besteht in der Umgebung sozusagen eine „bunte Mixtur“ an Bienen, ist diese Möglichkeit der Königinerneuerung für mich nur beschränkt möglich. Hier kann nur durch eine regelmäßige Umweislung mit Reinzuchtköniginnen (Carnica) der Bestand einheitlich aufrecht erhalten werden. In manchen Gegenden haben sich die Imker längst damit abgefunden, mit einer gelben Mixtur zu imkern.
Beim Aufstellplatz für die Bienen (auch am Wanderplatz), sind für mich die in der Märzausgabe angeführten Kriterien wichtig. Der Aufwand bei der Platzsuche ist höher, aber die Bienen haben es mir längst hereingebracht. Ich habe die Überzeugung, dass für Bienen, die ganzjährig auf solchen Plätzen aufgestellt werden, nicht nur die schon angeführten Vorteile eintreten, sondern auch die Selbstumweislung von den Bienen rechtzeitig durchgeführt wird. Ihr Wohlfühlen am Platz ist hiefür scheinbar die Ursache. Dieser auch als „stille Umweislung“ bezeichnete Vorgang erbringt die schönsten und besten Königinnen, vorausgesetzt, die schon erwähnte Umgebung stimmt.
Durch meine festgelegte, beschränkte Verbringung der Bienenvölker habe ich in der Umgebung mittlerweile genug brauchbare Aufstellplätze.

Noch etwas zu den leider wieder sehr emotionell ausgebrochenen Auseinandersetzungen in den „Kreuzungsgebieten“. Für ein „Sauberhalten“ dieser oder jener Bienen(kunst)rasse ist man gezwungen, ständig aus Reinzuchtgebieten Königinnen zu kaufen und umzuweiseln (ich habe dies bereits angeführt). Es entsteht eine große Abhängigkeit. Die eigene, womöglich eine „Spätbrüterlinie“ ist dahin, die Arbeit ist weitaus mehr und stille Umweislung wie bei mir kann man vergessen. Wo bleibt hier die Vernunft? Müssen sich die Imker zu den schon bestehenden Problemen auch noch künstliche schaffen? Ich verstehe das nicht.

Melizitose

Bei der Waldtracht kommt es immer wieder zur Entstehung von Melizitosehonig. Dies ist ein an sich wertvoller Honig, der jedoch sofort in den Waben fest wird (kandiert). Der Standimker ist diesem Umstand ausgeliefert, der Wanderimker hat die Möglichkeit, die Bienen woanders hinzubringen. Er darf nur zeitlich nicht zuwarten, ansonsten sind eine Menge Waben blockiert. Tritt plötzlich eine starke Zunahme beim Waagstock ein, kann man schon am zweiten oder dritten Trachttag nachschauen, wie der neu eingetragene Honig in den Waben aussieht. Die Oberfläche muss glänzend klar sein, drückt man einen Finger in die Wabe, muss der Honig klar herunterfließen. Hat die Oberfläche keinen Glanz, erscheint sie trübe und wirkt der Honig bei der Fingerprobe schon kandierend oder fest, wird Melizitose (Zementhonig) eingetragen.
Für die Verwertung dieses Honigs gibt es beschränkte Möglichkeiten. Diesbezüglich habe ich nur eine Erfahrung anzubieten: Bei uns wird dieser Honig zur Metzubereitung ausgelaugt.

Ernte

Die Waldhonigernte ist eine anstrengende Arbeit. Wenn die Witterung vom Mai bis zum Juli passt, nicht zu trocken ist eher besser, kann mit einem guten Ergebnis gerechnet werden. Bei der Honigentnahme sollte man zu zweit sein, der Einsatz von Hilfseinrichtungen bei der Ernte ist den Imkern überlassen. Ich möchte dazu keine Empfehlungen geben. Wichtig sind einige Leermagazine, Böden und Abdeckungen zum Transport der Honigwaben. Der Zeitpunkt der Entnahme liegt im Ermessen des Imkers. Anfänger neigen in ihrem „Schwung“ zu verfrühter Honigentnahme, dabei ist immer der eventuell zu hohe Wassergehalt ein Risiko. Zu langes Zuwarten hat beim Waldhonig auch keinen Sinn, die Bienen verbauen den Honig derart, dass er fast nicht mehr herausnehmbar ist. Bei anhaltender Tracht entsteht auch eine Brutbeschränkung, wenn die Bienen nicht „erleichtert“ werden. Wird ein Absperrgitter verwendet, soll es bei Waldtracht sofort herausgenommen werden (in der Bio-Imkerei sollte es möglichst gar nicht verwendet werden), die Bienen haben es dann viel leichter, den Honig einzulagern.
Alle Einrichtungen zur Honiggewinnung müssen jetzt in „Schuss“ sein. Entdeckelungsvorrichtung, Schleuder, Siebe und Lagergeschirr müssen in bestem Zustand sein, eine Behinderung der Ernte durch Schwächen bei diesen Einrichtungen trüben die Freude an der Bienenhaltung.
Bei der Bio-Imkerei (Bio-Austria Mitglieder) ist die Lagerung des Honig in Edelstahlbehältern vorgeschrieben. Die Argumente gegen Kunststoffe in der Imkerei habe ich in der Novemberausgabe angeführt. Zur Edelstahlanschaffung wäre noch anzumerken, dass bei der zu erwartenden Preissteigerung für Edelstahl die Behälter bei eventueller späterer Absetzung sicher wieder gut verkauft werden können.
Bei einer ausgiebigen Waldtracht können die Bienen diesen „Überschuss“ an Vorräten gar nicht verbrauchen. Die Natur hat auch hier für Nutznießer vorgesorgt.

Aussichten

Das heurige Frühjahr war nicht nur bei der Bienenentwicklung völlig überraschend. Der Arbeitsdruck im April war derart groß, dass ich dies, noch dazu in unserer Höhenlage, überhaupt noch nie erlebt habe. Wir können nur hoffen, dass das Jahr nicht zu trocken wird, ansonsten steht einem guten Bienenjahr nichts entgegen.
Im Bergland haben die Bienen voraussichtlich auch weiterhin gute Aussichten in ihrem Bestand. In anderen Gegenden wird es zunehmend schwieriger für unsere Schützlinge. Der Bio-Landbau im Allgemeinen ist eine gute Grundlage für die Bienenhaltung. Es ist doch bekannt, dass dort keine Gifte ausgebracht werden, die ganzheitlichen ökologischen Zusammenhänge in der Natur besser beachtet werden und eine eher blühende Landschaft bevorzugt wird. Es wäre hoch an der Zeit, dass die Imkerschaft und deren Funktionäre, Bio-Imker oder nicht, eine Förderung des Bio-Landbaues durch Bewusstseinsannäherung herbeiführen sollten. Uns muss klar sein, dass nur der Bio-Landbau eine langfristig brauchbare Grundlage für die Bienenhaltung ist.
Für mich sind das nicht nur ideologische sondern auch fundamentale Grundlagen. Beziehen wir diese Ganzheitlichkeit in unsere Überlegungen ein und gönnen wir unseren Bienen diese Möglichkeiten, dann brauchen wir uns um unsere Lebensqualität nicht zu sorgen!

Ihr Hans Rindberger
 
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