Info-Block April von IM Hans Rindberger, Bio-Imker

Astacus

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16 Okt. 2007
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Südstadt
Imker seit
2004
Heimstand
Güssing
Rähmchenmaß/Wabengröße
EHM, Zanderflach
Eigene Kö Zucht ja/nein
Ja
Info-Block April

IM Hans Rindberger, Bio-Imker, A-4893 Zell am Moos, Gassen 12,
Tel./Fax 0 62 34/83 56, E-Mail: hans.rindberger@aon.at

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Tipps für Anfänger und Fortgeschrittene

Kleinere Ausfälle von Bienenvölkern werden in der Bio-Imkerei als natürliche Auslese hingenommen. Es muss nicht alles „durchgebettelt“ werden. Sind die Ausfälle größerer Art, muss der Umgang mit den Bienen unbedingt geändert werden. Es ist nicht hinzunehmen, dass so mancher Imker sich jedes Jahr die Bienen neu einstellt und sie im Winter wieder verliert.

Bienengesundheit
Bienenvölker, die jetzt bei warmen Tagestemperaturen ausfliegen, haben grundsätzlich den Winter überstanden. Im April jedoch ist noch so manches Volk verhungert. Der Imker tut gut daran, den Futtervorräten in den Bienenvölkern große Aufmerksamkeit zu schenken. Die ersten Einträge aus den Weiden sind vorbei und durch Schlechtwettereinbrüche, die oft drei Wochen dauern können, kommen die Bienen unter Umständen in Bedrängnis. Wenn die Bienenvölker im März gefüttert wurden und dadurch ein größerer Brutumfang erreicht wurde, ist die Gefahr des Verhungerns im April noch größer. Die Frühjahrsreizfütterung ist umstritten, sie führt oft zu starkem Bruteinschlag, der Schwarmdruck im Mai kann dadurch zur Mehrarbeit für den Imker werden. Also, bei Kontrollen die Beute hinten leicht anheben und dadurch den Futtervorrat abschätzen. Ist eine Beute zu leicht und das Volk in Ordnung, bekommt es bei mir eine Futtertasche mit angetautem, zähflüssigem Honig. In die Futtertasche muss auf den Honig eine kleine „Einstreu“ gegeben werden: Wachsbrösel, Hobelspäne oder ähnliches schwimmendes Material damit die Bienen nicht ertrinken. Weitere Effekte der Honigfütterung habe ich in der Februarausgabe beschrieben. Ab Mitte des Monats wird beim Öffnen oder bie der ersten Erweiterung der einzargig überwinterten Bienenvölker im zweiten Magazin ein ausgeschnittenes Rähmchen als Baurähmchen seitlich als zweite Wabe neben Pollen- und Futtervorräten eingehängt. Dieser Drohnenbaurahmen wird nach Verdeckelung der Drohnenbrut durch einen neuen Baurahmen ausgetauscht, ausgeschnitten und dem Sonnenwachsschmelzer zugeführt. Diese Maßnahmen entschärfen den Varroabefall und wirken schwarmdämpfend. Varroabehandlungen die im Herbst üblich sind sollten im Frühjahr nicht gemacht werden. Die Königin ist jetzt weitaus empfindlicher und die Bienenvölker sind für eine störungsfreie Entwicklung dankbar.

Wabenbau

Bei der ersten Nachschau im Bienenvolk müssen alte oder verschimmelte Waben entfernt werden. Entweder man engt das Volk ein oder ersetzt mit hellen ausgebauten Waben. Wenn diese auch noch Honig oder Winterfutter enthalten, ist das für eine gute Entwicklung sehr förderlich. Die Ergänzung mit Mittelwänden ist erst ab Kirsch- und Löwenzahnblüte möglich. Der Brutkörper darf im April auf keinen Fall auseinandergerissen werden.


Anerkennungsmodalitäten für Bio-Imkerei
Wie werde ich Biobetrieb?
Das Erste wird wohl die Überprüfung des Betriebswachses sein. Eine Beschreibung finden sie in der Jännerausgabe unter „Neueinsteiger/Umsteiger“ in dieser Zeitschrift.
Wie geht es weiter:
Ø Informationseinholung durch Umstellungskurs oder Studium der Produktionsrichtlinien für biologische Bienenhaltung
Ø Anmeldung bei einer der unten angeführten österreichischen Bio-Kontrollstellen
Ø Ab Abschluss des Kontrollvertrages beginnt die Umstellungszeit zu laufen, Verkaufsprodukte bleiben vorerst konventionell.
Ø Kontrolle durch die Bio-Kontrollstelle und Ziehung einer Wachsprobe
Ø Behebung etwaiger Mängel innerhalb von Fristen
Ø Sind bei der Wachsuntersuchung keine Rückstände feststellbar ist nach einem Jahr ab Kontrollvertragsabschluss eine Anerkennung möglich. Werden Rückstände im Betriebswachs festgestellt, bleibt man bis zu deren Behebung Umstellungsbetrieb
Ø Übermittlung des Zertifikates durch die Kontrollstelle
Ø Die Produkte können als Umstellungsware bzw. bei Anerkennung als Bioware vermarktet werden

Ein Beitritt zu einem Bio-Verband wie „Bio-Austria“ ist empfehlenswert. Die Kontaktnahme mit den Kontrollstellen wird von dort organisiert, das Logo für die Auslobung der Produkte kann verwendet werden, Werbematerial und Informationen der bestehenden Bundesländer-Arbeitsgruppen (Futterzuckerbeschaffung usw.) stehen zur Verfügung. Alles ist natürlich mit Kosten verbunden, eine Bewertung der Vor- und Nachteile ist anzustellen. Einige Kleinimker arbeiten nach den Bio-Vorgaben nur aus Eigeninteresse, sie können jedoch nicht mit dem Bio-Hinweis vermarkten. Für die Zertifizierung ist die Kontrollstelle als „Zeuge“ der angegebenen Wirtschaftweise des betroffenen Imkers wesentlich.

Informationen
„Produktionsrichtlinien für die biologischen Landwirtschaft in Österreich“ Fassung Juli 2006 Herausgeber: Bio-Austria, Verein zur Förderung des Biologischen Landbaus, Europaplatz 4, 4020 Linz, Tel. 0732-65 48 84 Fax –40, Internet: http://www.bio-austria.at E-Mail: office@bio-austria.at

Verein „InfoXgen“ http://www.infoxgen.com Branchenspezifische Regelungen „Biologisch Imkern“

Weiters alle Bio-Austria Landesorganisationen in den Landeshauptstädten

Bio-Kontrollstellen in Österreich

ABG (Austria Bio Garantie)
Königsbrunnerstraße 8
2202 Enzersfeld
Tel. 02262-672 212-34

SGS (Austria Controll-Co. GesmbH)
Diefenbachgasse 35
1150 Wien
Tel. 07-512 25 67-32

Lacon GmbH, Prüfinstitut
4122 Arnreit 13
Tel. 07282-7711

SLK (Salzburger Landwirt, Kontrolle GmbH)
Maria-Cebotari-Straße 3
5020 Salzburg
Tel. 0662-649 483-0

BIKO (Verband Kontrollservice Tirol)
Brixner Straße 1
6020 Innsbruck
Tel. 0512-59 29-337

BIOS (Biokontrollservice Österreich)
Feyregg 39
4552 Wartberg
Tel. 07587-71 78-0

Aktueller Monatshinweis

Ein gute Kopfisolierung der Bienenkästen ist jetzt von Vorteil. Das Enghalten der Bienenvölker ist im April für eine gesunde Frühjahrsentwicklung wesentlich. Man darf nur nicht bei Wärmeeintritt um die Kirschblüte die Erweiterung übersehen, ansonsten gibt es frühe Schwärme. So wie die voraussichtliche Witterung aussieht, gibt es heuer ein frühes Jahr. Durch die milden Wintertemperaturen und oftmaligen Ausflüge der Bienen ist dem Futtervorrat Beachtung zu schenken. Bis zum 1. Mai ist die Gefahr des Verhungerns gegeben. Sollte durch die Klimaveränderung eine Verlängerung der Vegetation eintreten, wird sich auch bei der Bienenhaltung einiges ändern. Vorerst werden sich die Probleme mit der Varroamilbe steigern. Eine längere Vegetationszeit bringt kürzere Winterpausen und damit eine kürzere oder gar keine Brutpause bei den Honigbienen.
Sind bei manchen Bienenkästen die Bienen „herausgestorben“ oder ausgezogen, so haben sich meist die Nachbarvölker den Vorrat heimgeholt. Gegen dieses „Aufräumen“ unserer Bienen ist eigentlich wenig einzuwenden. Man braucht nur mehr die leeren Kästen wegzuräumen und die Waben zu versorgen. Sind die Bienen im Spätherbst (bei Brutfreiheit) durch eine Behandlung von den Rest-Varroamilben befreit worden, ist eine Varroaverteilung bei diesen Aktionen ohne Bedeutung. Findet man jedoch verlassene Brut in den leeren Beuten, sollte genau nachgeschaut werden, ob in den verdeckelten Zellen Bienenpuppen enthalten sind. Ist der Inhalt eine schleimige, fadenziehende Masse, ist Vorsicht geboten. Ein Fachmann für Bienenkrankheiten, den es bei den Imkervereinen gibt, sollte sich das anschauen. Es kann sich hier um eine infektiöse Krankheit handeln. Bevor das nicht abgeklärt ist, müssen solche Wabenbestände weggesperrt werden, einwandfreier hygienischer Umgang ist einzuhalten. Das Ausräumen der Futterreste solcher Waben durch die Bienen birgt immer eine gewisse Gefahr, dass eine Krankheit über den ganzen Stand verteilt wird. Besser ist es, falls es sich auszahlt, diese Altwaben auszuschleudern, das Winterfutter abzukochen und dann nach Bedarf den Bienen zu verabreichen.
Gibt es am Stand Ende des Monats sogenannte „Kümmerlinge“, denen man ansieht, dass eine Entwicklung aussichtslos ist, werden diese mit anderen Völkern vereinigt. Man kann dabei die Bienen an einem warmen Tag vor dem Stand abkehren und brauchbare Brutwaben einem Volk zuhängen. Wird jedoch vorher bei der Nachschau eine Vermilbung festgestellt (man schaut sich die Bienen an und zieht einige verdeckelte Bienenmaden mit einer Pinzette), ist es besser, dieses Minivolk durch Abbrennen eines Schwefelstreifens human zu „erlösen“. Dies wird am Abend bei gut verschlossener Beute durchgeführt. Waben und Vorräte werden weiterverwendet, die Brut muss ausgeschnitten und dem Sonnenwachsschmelzer zugeführt werden.

Ausblick

Das Frühjahr lässt sich nicht mehr aufhalten, die Wachsmittelwände sind eingelötet, freigewordene Bienenkästen sind gereinigt und repariert, die hohe Zeit der Bienen und des Imkers kann kommen. Wir freuen uns darauf!

Hans Rindberger

Berichtigung zur April-Ausgabe

Beim Abschnitt „Anerkennungsmodalitäten für Bio-Imkerei“ ist mir ein Fehler unterlaufen. Bei tierischen Produkten gibt es keine Umstellungsware! In der Umstellungszeit (die Bio-Richtlinien müssen ab Vertragsabschluss eingehalten werden) können Lagerbestände und Ernten nur konventionell vermarktet werden.
Die auf die Zertifizierung folgenden Ernten können als Bio-Ware ausgelobt werden.
 
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