Glyphosat, GVO´s und Lobbyismus

Hagen

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Ja
Etwas über die Hersteller und deren Art und Weise
möchte ich Euch nicht vorenthalten.
Eine kleine Anmerkung noch von mir vorab:
Das Agent Orange, das im Vietnam-Krieg eingesetzt wurde und noch heute zu Behinderungen
bei Neugeborenen führt, wurde von Bayer, Monsanto und Dow Chewmical hergestellt.

schrieb:
Monsantos Verbrechen an der Menschheit rächen sich: Der US-amerikanische Gen-Gigant aus St. Louis steckt in großen Schwierigkeiten.
Der alte Satz: »Flüche sind wie Hühner, sie kommen immer auf die Stange zurück« – im Deutschen etwa: »Untaten fallen immer auf den
Urheber zurück« – war selten so passend wie zur Beschreibung dessen, was heute dem weltgrößten Anbieter genmanipulierten (GVO-)
Saatguts und dazugehöriger Unkrautgifte widerfährt. Und es könnte kaum ein besseres Ziel treffen.
schrieb:
von F. William Engdahl

Seit sich US-Präsident George H.W. Bush 1992 mit der Geschäftsleitung von Monsanto dazu verschwor (jawohl, Virginia, es gibt Verschwörungen),
einer nichtsahnenden amerikanischen Bevölkerung GVO aufzudrücken, schien Monsanto nicht mehr zu stoppen.


Mithilfe von Bushs Erlass, der völlig unwissenschaftlichen Doktrin der Substanziellen Äquivalenz, wonach keine staatliche US-Behörde Gentech-Produkte
unabhängigen Tests unterziehen durfte, konnte Monsanto eigene frisierte Tests durchführen und den Aufsichtsbehörden der USA und der EU als
stichhaltig präsentieren. Das Ergebnis[1] war, dass Gen-Saatgut die US-Landwirtschaft übernahm, auch weil Farmern die Lüge aufgetischt wurde,
GVO steigerten den Ernteertrag und benötigten weniger chemische Pflanzenschutzmittel.


Monsanto verbreitete Gentech-Saatgut in der ganzen Welt, durch Bestechung wie in Indonesien und durch die Machenschaften der US-Regierung.
Monsanto bezahlte Wissenschaftler für falsche Aussagen über die Sicherheit seiner Produkte.


Der Konzern korrumpierte die Brüsseler Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA), seine Position zu stärken, auch dann noch, als
alarmierende Untersuchungen wie die berühmte Studie von Professor Gilles-Éric Séralini[2], die im September 2012 in der renommierten Zeitschrift
Food and Chemical Toxicology veröffentlicht wurde, die ganze Welt schockierten. Diese erste Langzeitstudie über eine zweijährige Fütterung von 200
Ratten mit GVO zeigte schockierende Auswirkungen, zum Beispiel diese: »Weibliche Ratten, die mit Gen-Mais von Monsanto gefüttert wurden, starben
zwei- bis dreimal häufiger als die Tiere in der Kontrollgruppe, und sie starben schneller… Weibchen entwickelten große Mamma-Tumoren, fast immer
häufiger und früher als die Kontrolltiere; am zweithäufigsten geschädigt war die Hypophyse; der Sexualhormonhaushalt wurde durch die GVO- und
Roundup-Behandlung gestört.«


Monsanto versuchte umgehend, den Überbringer der schlechten Nachricht zu töten[3], indem die Zeitschrift Food & Chemical Toxicology unter Druck
gesetzt wurde, den früheren Monsanto-Mitarbeiter Richard E. Goodman einzustellen, der Séralinis Studie prompt für »unwissenschaftlich« erklärte
und zurückzog, ein bei wissenschaftlichen Fachzeitschriften höchst ungewöhnlicher und extrem seltener Akt. Ein Jahr später mussten Goodman
und der Chefredakteur zurücktreten; Séralinis Studie wurde in einer anderen wissenschaftlichen Zeitschrift erneut veröffentlicht.


Annus horribilis

Die Liste von Monsantos Vergehen und kriminellen Aktivitäten ist lang. Jetzt scheint es jedoch, als fielen die Untaten auf den Urheber zurück.

Das Jahr 2015 entwickelt sich zu einem, das Großbritanniens Königin Elisabeth ein Annus horribilis nennen würde, ein ganz fürchterliches Jahr.
Am 20. März 2015 bewertete[4] die Internationale Krebsforschungsagentur (IARC) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Karzinogenität
[krebserzeugende Eigenschaft] von Glyphosat, dem Hauptbestandteil von Monsantos meistverkauftem Herbizid Roundup.


Sie fand »Hinweise auf Karzinogenität bei Versuchstieren. Darüber hinaus verursachte Glyphosat in menschlichen Zellen DNS- und Chromosomenschäden…
Bei einer Studie an Einwohnern einer Gemeinde wurden erhöhte Blutmarker von Chromosomenschäden (Mikronuclei) gemeldet, nachdem auf nahegelegenen
Feldern Glyphosat versprüht worden war.« Monsanto war darüber mit Sicherheit alles andere als begeistert.


Dem WHO-Bericht folgte ein komplettes Verbot von GVO-Saatgut in der Russischen Föderation, gefolgt von der Entscheidung für ein totales GVO-Verbot in
19 von 28 EU-Ländern, ein vernichtender Schlag gegen Monsanto und die Gentech-Lobby. Im September 2015 folgte ein weiterer Schlag gegen ein
Monsanto-Herbizid: Ein französisches Berufungsgericht erklärte Monsanto der chemischen Vergiftung für schuldig.


Das Gericht bestätigte das Urteil zugunsten[5] des Getreidebauern Paul François, dessen Rechtsanwälte geltend gemacht hatten, der Unkrautkiller
Lasso habe bei ihrem Mandanten neurologische Probleme verursacht, unter anderem Gedächtnisverlust und Kopfschmerzen. Später kündigte der
US-Bundesstaat Kalifornien an, man werde Glyphosat als Karzinogen führen, die erste Aufsichtsbehörde in den USA, die entsprechend entscheide,
so Dr. Nathan Donley, Wissenschaftler am Center for Biological Diversity.


Diese Rückschläge hatten ernste Folgen für den Gentech- und Chemiekonzern. Die Monsanto-Aktie fiel von 125 Dollar im Februar auf 29 Dollar.
Angesichts rückläufiger Verkaufszahlen kündigte Monsanto die Streichung von 2600 Stellen an, das sind zwölf Prozent der Beschäftigten[6].
Außerdem sollen drei Milliarden Dollar für den Aktienrückkauf verwendet werden, eine Form von Finanz- (im Gegensatz zu Gen-) Manipulation,
durch die der Gewinn pro Aktie auf magische Weise erhöht wird, indem Aktien vom Markt genommen werden.


Das Ganze wurde noch schlimmer, als die strategische Übernahme des Schweizer Gentech- und Agrochemiekonzerns Syngenta durch Monsanto
scheiterte. Seit 2011 verfolgte Monsanto die Strategie, mit Syngenta gleichzuziehen. Syngenta ist der weltgrößte Hersteller von Herbiziden und
Pestiziden, ein kleinerer Teil des Gewinns stammt aus patentiertem GVO-Saatgut. Monsanto dagegen ist der weltgrößte Anbieter von GVO-Saatgut,
erwirtschaftet aber nur einen relativ kleinen Anteil des Gewinns durch den Verkauf von Agrochemikalien.


Ende August bot Monsanto Syngenta[7] – berüchtigt für sein umstrittenes Herbizid Atrazin und seine Neonicotinoid-Herbizide – 47 Milliarden Dollar.
Der Schweizer Konzern lehnte ab und Monsanto musste das Angebot zurückziehen. Monsanto hatte das Übernahmeangebot unterbreitet, um weniger
abhängig vom GVO-Verkauf zu werden und stärker auf Gewinne aus dem Verkauf von Unkrautvernichtungsmitteln zu setzen. Ein Zeichen dafür, dass
Monsanto nicht an den »Wunder«-Eigenschaften des GVO-Saatguts interessiert ist. Jetzt will sich der Konzern auf giftige Chemikalien konzentrieren,
die die Giftstoffbelastung in Tieren, Pflanzen und Boden erhöhen.


In dem verzweifelten Versuch, das Terrain zu verteidigen und eine GVO-Kennzeichnung in den USA zu verhindern, betreibt Monsanto Lobbyarbeit beim
US-Kongress für ein Gesetz, das die Kennzeichnung von GVO in Lebensmitteln verbietet. Obwohl 80 Prozent aller abgepackten Lebensmittel in Amerika
GVO enthalten, wird dies den Verbrauchern verheimlicht; in der EU ist die Kennzeichnung Pflicht.


Ein neues, von Monsanto unterstütztes US-Gesetz wurde vom Repräsentantenhaus verabschiedet und liegt jetzt dem Senat zur Debatte vor.
Durch das Gesetz H.R.1599 mit dem irreführenden Namen »Gesetz über sichere und genaue Kennzeichnung von Lebensmitteln (SAFE)« würde die
Kennzeichnung landesweit auf freiwilliger Basis erfolgen, einzelne Bundesstaaten dürften keine Kennzeichnungspflicht verhängen.


Damit soll dem Vorpreschen einzelner Bundesstaaten begegnet werden, die mangels einer nationalen Regelung eigene Bestimmungen erlassen haben.
Laut einer kürzlich durchgeführten Umfrage der New York Times befürworten 93 Prozent der Amerikaner eine Kennzeichnung von GVO-Lebensmitteln,
drei Viertel der Befragten äußerten sich besorgt über Gentech-Produkte in Lebensmitteln.


Geld von Monsanto könnte die Verabschiedung von H.R.1599 erkaufen. Aktivisten haben das Gesetz in »DARK« umgetauft, weil Amerikaner über ihr
Essen im Dunkeln gelassen werden.


Die Zukunftsaussichten von GVO sind definitiv schlechter als zu irgendeinem Zeitpunkt nach dem verhängnisvollen Treffen 1992 mit Papa Bush im Weißen Haus.

Querverweise:

[1] The Principle of Substantial equivalence is Unscientific and Arbitrary
http://www.i-sis.org.uk/subst.php

[2] RETRACTED: Long term toxicity of a Roundup herbicide and a Roundup-tolerant genetically modified maize
http://dx.doi.org/10.1016/j.fct.2012.08.005

[3] The Goodman Affair: Monsanto Targets the Heart of Science
http://www.independentsciencenews.org/science-media/t..

[4] IARC Monographs Volume 112: evaluation of
five organophosphate insecticides and herbicides
http://www.iarc.fr/en/media-centre/iarcnews/pdf/Monog..

[5] Monsanto's Migraine: Big Fiascoes Facing the World's Biggest Seed Company
http://www.alternet.org/environment/monsanto-suffers-..

[6] Monsanto's Stock Is Tanking. Is the Company's Own Excitement About GMOs Backfiring?
http://www.motherjones.com/tom-philpott/2015/10/monsa..

[7] Monsanto Halts Its Bid to Buy Rival Syngenta—For Now
http://www.motherjones.com/tom-philpott/2015/08/monsa..

VG
Hagen
 
Das kam heute über einen Newsletter von SumOfUs.org:
Noch vor einem Monat waren sich die Verantwortlichen bei Monsantosicher, ihr Kassenschlager werde erneut durchgewinkt: Die EuropäischeKommission war fest entschlossen, Glyphosat für weitere 15 Jahre zulassen.Doch der lautstarke Protest von NGOs, Wissenschaftlerinnen undzehntausenden SumOfUs-Mitgliedern hat dafür gesorgt, dass Vertretermehrerer Mitgliedsländer ihre Zustimmung verweigerten. Die geplanteAbstimmung über Glyphosat wurde verschoben -- aus Angst der EU-Kommission voreinem Verbot.
Jetzt mischt sich auch das EU-Parlament ein und könnte dafür sorgen,dass die Wiederzulassung von Glyphosat auch im Mai scheitert. Inwenigen Tagen stimmen die Parlamentarier über einen Antrag der Abgeordneten imUmweltausschusses ab -- ihre Forderung: Keine Zulassung von Glyphosat solangeunabhängige Wissenschaftler die Bedenken über die Krebsgefahr des Giftes nichtausgeräumt haben.
Wenn wir diese Abstimmung gewinnen, rückt das Ende von Monsantos Gift ingreifbare Nähe: Die EU-Kommission wird es im Mai schwer haben, dieGlyphosat-Wiederzulassung durchzudrücken.

Unterschreiben kann man die Petition hier :
https://actions.sumofus.org/a/europ...akid=18473.7852524.EHAbyU&rd=1&source=fwd&t=2
 
Ich bin gerade etwas irritiert weil:

Ich gestern im Baumarkt Glyphosat ,in Roundup verpackt, hätte kaufen können. Wenn das Zeugs momentan gar keine Zulassung hat, warum befindet es sich dann noch in den Regalen? Ich hab dann lange mit dem zuständigen Verkäufer diskutiert, leider hat er da auch keinen Einfluss drauf, auch wenn er voll meiner Meinung war.
Also für wen ist es denn nun verboten und für wen nicht?

schöne Grüße Ronny
 
Moin Ronny,
es ist nicht verboten, sondern es wird über eine Verlängerung der Zulassung bis 2030 glaube ich verhandelt.
VG Dieter
 
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