So, ich komme gerade von besagtem Vortrag.
Vorweg ist zu sagen, dass dieser von Frau DI Köglberger von der AGES wirklich sehr informativ, umfassend, mit vielen Bildern und Videos ausgestaltet, aso kurzum sehr gut gemacht und vorgetragen wurde. Umso mehr war ich verwundert, dass das Interesse dieses doch sehr brisanten Themas eher bescheiden war- vielleicht lags ja am Wetter....
Hier nun die wichtigsten Aussagen zusammengefasst:
Der Vortrag hat sich im wesentlichen in 3 Teile gegliedert:
* Biologie
* Verbreitung und Auswirkung
* Maßnahmen (gesetzlich und imkerlich)
Eistadium 3-6 Tage (meist 3-4, je nach Begünstigung durch Wärme und Luftfeuchtigkeit
Fressphase 10-16 Tage
"Wanderlarven" wandern anschließend aus dem Stock heraus zur Verpuppung im Boden (3-4 Wochen), danach schlupf des Käfers aus dem Boden
Alter des Käfers etwa 6 Monate (bis zu 14 Monate)
1-6 Generationen pro Jahr möglich, je nach Bedingungen (Klima). In Kanada Grenze der Überlebensfähigkeit
ADULTE KÄFER
> paarungsreif nach einer Woche
> können 10-16 km weit fliegen um Stock zu finden (angelockt durch Stockgeruch)
Wichtigste Erkennungsmerkmale des Käfers:
> keulenförmige Verbreiterung der Fühler
> spezielle Form des Halsschildes
> Farbe rotbraun bis braunschwarz (umso dunker je älter, nach schlupf noch rötlicher)
Schädigend sind die Larven und deren Fraß, nicht so der Käfer selbst.
Lebensdauer:
> im Volk 6-14 Monate
> auf Obst: mehrere Monate (zum Teil auch Vermehrung)
> auf bebrüteten Waben: 50 Tage
> ohne Nahrung und Wasser: 8-9 Tage
Eier:
> in Ritzen und Spalten
> in Brutzellen (kurz vor Verdeckelung)
> etwa 2/3 der Größe von Bieneneiern
Larve:
> Größe bis 1,2 mm> 3 Beinpaare im Brustbreich
> Borsten- Doppelreihe am Rücken (fühlt man auch)
> keine Bauchbeine wie Wachsmottenlarve (letztere lässt sich leicht zerdrücken, SHB nicht)
> fressen Bieneneier, Brut, Pollen, Honig
> Hefe zersetzt dann den Honig, reicht nach faulen Orangen
> Honig beginnt zu gären und rinnt aus den Zellen
Larven sind schädigendes Stadium !!
->
Verpuppung:
Im Boden miest bis 20cm Tiefe (humoser, leichter, leicht feuchter Boden)
> meist im Bereich ca. 2m vom Stock entfernt (
max bis 200m um den Stock!)
> unsere Böden erfüllen größtenteils Voraussetzungen
> Im Außtenstadium angreifbarer als im Bienenstock
> Puppenstadium 3-4 Wochen, bis zu 12 Wochen bei ungünstigen Bedingungen, eine Woche bei optimalen Bedingungen
Im Ursprünglichen Verbreitungsgebiet (Arfika südl. der Sahara) weniger das Problem weil scutellata dort wehrhafter und stärkeres Hygieneverhalten, nur nach sog. Fluchtschwärmen kommt es zu starkem Befall des zurückgelassenen Stockes.
Käfer können in Schwärmen mitfliegen (Schwarm ist also nicht unbedingt befreit vom Käfer!!)
Käfer locken andere Käfer an (Pheromone)
Futtergabe an die Käfer durch Trophallaxis (gelingt auch den Käfern), daher Lebensdauer höher
Bei massenhaften Befall (unter optimalen Bedingungen für den Käfer) kommt es zum "slime out", wo eine schleimige Honigbrühe aus der Beute rinnt. In USA so geschehen, deshalb musste dort imkerliche Praxis angepasst werden (Hygiene)
> Anwendung von Fallen und Insektiziden
> Schäden in gemäßigten Klimazonen gering
Ist seit einem Jahr auch in Brasilien
2000: Aufgetreten in Ägypten, dürfte aber wieder erloschen sein
2002: Australien, dort bereits etabliert, aber nicht so große Probleme wie in USA, weil man schon mehr wusste...
Sept 2014: Italien
Gesetzliche Maßnahmen werden durch EU- Regeln gegeben!! (würde auch in Österreich so sein)
> Innerhalb 20 km Schutzzone (kein Transport von Bienen, Kontrollen etc.
> 100km Überwachungszone (Keine Ausfuhr von Bienen, Hummeln etc)
> bei pos Befund derzeit Vernichtungstaktik (verbrennen), Entschädigungen von 395 €/ Volk wurden wenn auch spät schließlich ausgezahlt.
Fund in Sizilien vom 7.11.2014 blieb Einzelfall
2014 insgesamt 61 offzielle Fälle
16.09.2015: erneute Funde in Kalabrien (insgesamt 29 Neuausbrüche)
Es wurden Überwachungsableger aufgestellt, die ständig auf Käfer inspiziert werden
> Kontrollmaßnahmen und Sperren aufrecht bis mind. März 2017
> Keine Ausfuhr von Bienen aus der 100 km Überwachungszone
Nördliche Verbreitungsgrenze:
> 2 Generationen in gemäßigten Zonen erwartet
> Käfer könnte sich theoretisch in allen EU Staaten vermehren
> natürliche Ausbreitung: Kalabrien bis Abruzzen etwa 100 Jahre
ABER:
> großes Fragezeichen mit menschlicher "Unterstützung"- kaum abschätzbar!!
Befall bzw. Verdacht sind ANZEIGEPFLICHTIG!
> Diagnose hauptsächlich durch Sichtkontrolle
> wichtig schnelle Kontrolle an unzugänglichen Stellen (da Käfer lichtscheu und verkriecht sich schnell, sehr flink)
Diagnosefallen werd ich hier nicht ausführen...
Prävention der Massenvermehrung:
> Gute Völkerführung
> keine schwachen Völker
> Verhältnis Bienen- Raum beachten
> keine unzugänglichen Bereiche
> Tote Völker nicht am Stand stehen lassen
> Sonnige Standplätze vorteilhafter
> Einsatz diverser Fallen
> Wabenlager auf Befall kontrollieren
> Temperatur im Wabenlager unter 10 °C, dann keine Vermehrung möglich
> Geringe Luftfreuchte ungünstig für Käferlarven
Insektizide:
> Checkmite (Wirkstoff Coumaphos), auch in einigen EU Ländern zugelassen...
> Apithor (Wirkstoff: Fipronil), für Europa eher ungeeignet
Erforschung alternativer Bekämpfungsmethoden:
> Pheromonfallen (Peter Neumann), Fortpflanzungszyklus stören
> sterilisieren mit Gammastrahlung (zu Beginn einer Ausbreitung denkbar; schon bei anderen Schädlingen erfolgreich)
EMPFEHLUNG VON DER AGES:
Keine Transporte von Bienen, Waben etc aus Italien!!!
Link über aktuelle Situation gibts unter
www.ages.at
Man geht davon aus, dass der Beutenkäfer in Österreich keine "zweite Varroamilbe" werden wird.
So eh schon wieder viel zu viel geschrieben, aber vielleicht wills ja doch jemand genau wissen, ich versuch auch noch das Handout hochzuladen..
Titus