Weisellos im Januar - was nun?

Nils

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Servus beinand,
ich brauche schon wieder mal euren Rat....

Es geht um mein Volk Nr. 5. Ein Zweizarger, relativ stark aber mit ein bischen mehr Totenfall. Auf dem Gitterboden liegen geschätzt 2-3 Handvoll Bienen.

Ich wog gestern Mittag das Volk und hob es seitlich an. Das Ganze geschah ohne Erschütterung und die Bienen brausten nicht auf. Gegen 15 Uhr, so wurde mir berichtet, sind sie sehr schön geflogen.

Trotzdem stellte ich gegen 16 Uhr fest, daß das Volk sehr laut ist. Sie ventilierten sehr stark, am Flugloch waren Bienen die aufgeregt herum liefen (alle anderen Völker hatten die Fluglöcher bereits "geschlossen"). Auch ein Blick durch die Folie zeigte daß sie im ganzen Kasten aufgeregt herum laufen.
Das laute Summen war auch spät Abends noch hörbar und auch heute früh summte es merklich lauter aus diesem Kasten.

Als ich eben nochmal das Ohr ans Flugloch hielt fand ich zufällig das hier im Gras vor dem Flugbrett:
QueenVolk5.jpg
Leider schon etwas naß vom Regen - aber das dürfte wohl die Queen Mum sein?
Das ist doch eine Königin, oder? :-k

Das Volk war im letzten Jahr etwas lätschert, sie entwickelten sich langsam. Trotzdem kamen sie in Schwarmstimmung und ich ließ sie eine junge Königin heranziehen. (Alte Kö raus, eine junge blieb). Diese legte bereits Eier und war sehr dick. Dennoch gefiel sie ihnen nicht, denn kurz darauf fand ich eine zweite, dünne Königin im Kasten! Ich beließ beide - Schwarm ging keiner mehr ab. Ich nehme an sie weiselten um. Wer von den beiden das Rennen machte ist unklar.

Seit einigen Wochen schon ist recht wenig Gemüll auf der Windel. Und gestern eben diese Aufregung.

Ich nehme mal an daß es ziemlich sicher sein dürfte, dass dieses Volk nun weisellos geworden ist. Ob das was mit meiner sanften Wiegeaktion zu tun hat? Ich kanns mir nur schwer vorstellen....

Wie auch immer - was nun tun?
Ich hätte noch einige Apideas auf dem Balkon stehen. Diese flogen die letzten Tage schön, ich nehme an die Königin darin lebt noch.

Soll ich nun:

a) nix tun
b) einfach ein Apidea schnappen und oben in einer Leerzarge drauf stellen auf die Wintertraube? Boden leicht offen. Sind die Indizien so klar, daß man sicher gehen kann daß es weisellos ist?
c) ganz was anderes tun?

Heute ist kein Flugwetter (max. 4 Grad, Regen), morgen soll es nochmal 10 Grad warm werden, aber recht stürmisch.

Ich wäre Euch dankbar für Euren Rat :)


Nils
 
Laut Hinterleib ist dies ziemlich sicher die Kö, das Volk ist unruhig und braust, ist zu später Stunde noch beim Flugloch aktiv, also alles sichere Anzeichen für eine Weisellosigkeit. Nun musst Dich aber beeilen, solche Völker werden, da hoffnungslos weisellos sehr rasch drohnenbrütig, somit wäre dies hier

b) einfach ein Apidea schnappen und oben in einer Leerzarge drauf stellen auf die Wintertraube ? Boden leicht offen.

so rasch als möglich machen. Geht auch bei nur ganz wenigen Plusgraden, Deckel abheben, Folie zurückziehen, Leerzarge geben, Apidea bei geöffnetem Flugloch auf zwei Hölzchen relativ weit vorne stellen, die Verbindung geht somit rasch und ohne jede Aufregung vonstatten.

Letztendlich sind ja solche Apidea-Jungvölkchen für solche Akuthilfen vorhanden, also nur zu und berichte uns darüber.

c) ganz was anderes tun?

Um Drohnenbrütigkeit zu verhindern kannst auch auf Zeit setzen, also bei passend warmen Wetter (Flugwetter) eine Brut-Randwabe opfern und diese ins Volk geben, somit hat zumindest drei Wochen Zeit gewonnen, was dem Volk allerdings in keinster Weise hilft.

Josef
 
Wenn man sich so gut "versichert" hat mit Apideas, kannst du in Ruhe die wärmere Zeit abwarten und dann handeln. Du verpasst nichts.
Auch eine allfällige Drohnenbrütigkeit ist bis dahin kein nennenswertes Problem. Wie üblich scheiden sich da die Geister.
Chrigel
 
Ich will hier meine Ueberlegungen noch etwas ausdeutschen.
Ich ziehe den "Sichtflug" dem "Blindflug" vor, was heisst, ich möchte zuerst den genauen Zustand des Volkes kennen, bevor ich meine "Versicherung" im Apidea riskiere.
Drohnenbrütigkeit ist nicht zwingend. Wenn die abgegangene Königin noch gelegt hat, wären NsZ vorhanden, was die Apidea Königin gefährden würde.
Sollte wider Erwarten eine weitere (legende oder unbegattete) Königin im Volk sein, hat sich das Zuwarten gelohnt
Ergo warte ich ab, bis die Temperaturen so sind, dass ich, ob drohnenbrütig oder nicht, das Volk etwas abseits abwischen und die Apidea Königin in einem Zusetzer in eine Wabengasse stecken kann. Gleichzeitig enge ich das Volk auf eine Zarge ein. Das Flugloch sichere ich mit einem Absperrgitter gegen eine allfällig vorhandene Königin. Damit schaffe ich eine Kunstschwarmsituation, was bekanntlich die sicherste Voraussetzung für die Annahme der Königin ist.

Chrigel
 
wenn das Minivolk im Apidea genug Futter hat - "auf die Hände setzen!" Es ist Winter!
Die Wahrscheinlichkeit, das die Bienen das Problem lösen ist genauso hoch wie das Risiko auch noch die Reservekönigin zu verlieren.
 
Ich würde eine Königin aus dem Apidea entnehmen, die Königin im Honigwasserbad taufen und einfach ins Volk von oben in die Wintertraube geben.
Eine Restgefahr stellt eine unb. Königin da, die möglichweise im Volk ist...
 
Ich finde es gut so, wenn es hier verschiedene Meinungen gibt und wir darüber reden können, gerade Jungimker sollten hier verschiedene Lösungen erkennen können, dies hier

Eine Restgefahr stellt eine unb. Königin da, die möglichweise im Volk ist...

glaub ich ganz einfach nicht, siehe das atypische Verhalten beim Flugloch. Wäre nämlich tatsächlich noch eine Kö drinnen, sekundär ob begattet oder unbegattet, so wäre dieses Volk glücklich und zufrieden, was sich auch beim Flugloch bemerkbar macht. Dies trifft natürlich auch für WsZ zu, wobei auch egal wäre ob offen oder geschlossen.

Ich ziehe den "Sichtflug" dem "Blindflug" vor, was heisst, ich möchte zuerst den genauen Zustand des Volkes kennen, bevor ich meine "Versicherung" im Apidea riskiere.

Keine Sorge, der Nils hat noch zumindest vier weitere einsatzbereite Apideas zur Hand.

Josef
 
Hallo,
hier ist der Jungimker mit den Fragen ;-)
Warum kann ich dann die Kö nicht mit einem Zusetzkäfig zusetzen?
Gruß Michi
 
Warum kann ich dann die Kö nicht mit einem Zusetzkäfig zusetzen?

Dagegen sprechen viele Gründe

* das Volk muss bis zum Brutbereich geöffnet werden, was zur Jetztzeit nicht angeraten werden sollte

* wäre eine Kö oder WsZ drinnen so wäre dies der Tod der zugesetzten Kö

* was sollte mit den Apidea Bienen geschehen, dieses Kleinvolk würde garantiert Drohnenbrütig werden

Josef
 
Vielen Dank für die zahlreichen Wortmeldungen und Gedanken zu dieser Sache!

Recht bald nachdem ich Josefs Rat gelesen habe schritt ich zur Tat und setzte ein Apidea ein. Die Auswahl, welches Apidea war einfach: das mit dem wenigsten Futter.Es hat seit Weihnachten über 600g Futter verbraucht und dürfte demnach nicht weisellos sein...

Da Volk 5 immer noch laut war (immerhin nach nun 24 Stunden) muß davon ausgegangen werden daß sie weder eine Königin im Volk haben, noch die Möglichkeit zur Nachschaffung. Nach 24 Stunden hätten sie bereits Arbeiterinnenzellen umgebaut und würden sich nicht mehr weisellos fühlen. Dann wären sie wieder so ruhig wie zuvor. (So zumindest meine Interpretation).

Ein weiterer Grund für diese Alternative war auch, daß ich nicht weiß was ich mit 5 Apideas im Frühling machen soll ;)


Wie ging ich nun vor?
Ich nahm beim weisellosen Volk 5 den Deckel ab, zog vorne die Folie einige cm zurück und deckte den hinteren Bereich mit Zeitungspapier zur Wärmeisolierung ab. Darauf setzte ich eine Leerzarge. Das Volk war immer noch sehr laut und sitzt recht weit oben - vielleicht auch wegen der höheren Aktivität.
Das Resultat schaut so aus: (Flugloch wäre oben im Bild)
V5_1.jpg

Sodann eilte ich schnell ins Haus und stürmte in den erste Stock, um das Apidea vom Balkon zu holen. Wie ein rohes Ei trug ich es langsam in den Garten und setzte es mit etwas aufgezogenem Boden (ca. 1 Apidea-Gasse) ein. Da es ein 3zargiges Apidea ist mußte ich eine zweite Leerzarge verwenden um das Volk wieder zu machen zu können.

Aufgrund des hohen Überbaus waren keine Stöckchen zum unterlegen nötig. Die Bereiche links und rechts vom Apidea deckte ich dann noch mit Zeitungspapier zu (im Bild unten noch nicht).

V5_2.jpgV5_3.jpg

Schon ein seltsamer Anblick - ein Vierzarger im Winter....
V5_4.jpg


Ich sehe nun folgende Probleme:
Das Apideavolk saß bereits ganz oben in der 3ten Apidea-Zarge. Mindestens die unterste Apidea-Zarge ist leer. Somit besteht zwischen Volk 5 und Apidea-Volk eine relativ große Distanz von geschätzt 30 cm. Ich hoffe jedoch daß der Königinnen-Duft dennoch zum Volk 5 hinunter reicht. Vor allem morgen bei vorhergesagten 10-12 Grad plus sollte es den Bienen möglich sein, die Königin im Apidea zu "besuchen".

(Vermutlich wird die gesamte Wintertraube von Volk 5 versuchen, sich ins Apidea zu zwängen? So erging es mir mal bei einem weisellos gewordenen Nachschwarm, der ebenfalls ein Apidea bekam....)

Das Apidea wird hier vermutlich noch ettliche Wochen drin stehen und nicht so schnell verlassen werden. Gewiss ist hier noch Brut drinnen - und bis Madam nach unten steigt um zu stifteln, na das kann im Winter wohl dauern...

Ich hoffe die Apidea-Mannschaft merkt sich den neuen Platz beim ausfliegen - ansonsten kehren sie zum alten Apidea-Standort zurück. Der ist nur 5 Meter weiter weg auf dem Balkon des Hauses....


Ich werde weiter berichten :)


Nils


PS: nachdem die tote Königin etwas getrocknet war, war sie eindeutig auch an den Beinchen als Königin zu erkennen. Sie erschien noch recht "frisch", also noch nicht sehr lange verstorben. Wann setzt bei Bienen eigentlich die Totenstarre ein?? ;)
 
Danke für Eure Tipps!!
 
Nils, die gehen dir freiwillig von dort nicht mehr so schnell raus, ist vorerst auch nicht wichtig. Sollte es wieder wärmer werden nimm von unten vier entbehrliche Waben heraus und geb das Apidea direkt neben die vollen HoW. Schon klar, ist Nötigung und imkerlich ein kleines Schurkenstück, gewährleistet jedoch den direkten Futterkontakt.

Danke für Eure Tipps!!

Keine Ahnung wo du herkommst und wer du bist, nichtsdestotrotz kannst jedoch die hier beteiligten zu einem Heurigenbesuch einladen, spricht ja nichts dagegen. :SM_1_12: :SM_1_35:

Josef
 
Wenn die Bienen nach oben ins Apidea gehen, besteht da nicht die Gefahr das sie verhungern, richtig kalt kann es ja noch werden.
MfG liwal
 
Wenn die Bienen nach oben ins Apidea gehen, besteht da nicht die Gefahr das sie verhungern,

Schon, und natürlich, ist ja nahezu kein Futter mehr drinnen und der Platz wird eng werden. Bin mir aber sicher Nils wird auch diesen Aspekt im Auge behalten und dementsprechend agieren.

Josef
 
Einfach mal 1-2 Tage abwarten, dann die leeren Apideazargen entnehmen und die oberste direkt auf die Rähmchen stellen. Beim nächstenmal direkt vor dem "Aufsetzen" die Leerzargen entnehmen, dann hat man weniger Stress.
 
Ein kurzes morgentliches Update:

1-2 Std. nach einsetzen des Apideas waren sie immer noch lauter als gewöhnlich, jedoch schien mir das Geräusch schon etwas weniger panisch zu sein.
Abends und heute früh war nichts auffälliges mehr aus dem Volk zu vernehmen.

nächstenmal direkt vor dem "Aufsetzen" die Leerzargen entnehmen
Das wäre eine gute Idee gewesen :)

Bin mir aber sicher Nils wird auch diesen Aspekt im Auge behalten
Ja, jetzt schon :)
Danke Liwal für den Hinweis! Der Zweizarger hätte ja noch genug Futter drin (13 kg) und die ganze Traube wird im Apidea keinen Platz finden. So hoffe ich doch, daß das Futter umtragen etc. funktionieren wird. Aber ich werde das im Auge behalten...

Servus,

Nils
 
dann hat man weniger Stress.
Der Eingriff von Nils war wenig durchdacht.
Aktionitis führt immer zu Stress. Das sieht man daran, was jetzt alles an Mutmassungen, Empfehlungen , dringenden Massnahmen und Arbeiten zu einer ordentlichen Beutenordnung hier einfliessen. Vorerst werden wohl einmal die Apideazargen an Bienen überquellen und die Königin wird die leeren Apideawäbchen von oben nach unten bestiften. Und wenn sie erst einmal unten ist, muss für diese Brutwäbchen wieder ein Lösung gesucht werden. Es wird eine mühsame Geschichte werden. Sollten die Bienen nicht in die Apideas hochsteigen, beginnt das Grübeln von neuem. Was ist da los, hoffentlich wird es nicht sehr kalt, weil im Apidea das Futter nirgendwo hinreicht etc.
Abwarten und in einem Arbeitsgang am ersten warmen Tag die Sache nach meinem Vorschlag erledigen, hätte Nils einiges erspart. Wobei ich nicht ausschliessen will, dass es auch so gut kommen wird. Viele Wege führen nach Rom...der eine einfacher, der andere beschwerlicher.
Was mich immer "beeindruckt" hier im Forum ist diese Angst vor der Drohnenbrütigkeit - fast wie wenn das Faulbrut wäre.
Chrigel
 
Bin schwer im Einsatz, das Magazin wird runderneuert, aber eine kleine Pause ist immer drinnen.

Vorerst werden wohl einmal die Apideazargen an Bienen überquellen und die Königin wird die leeren Apideawäbchen von oben nach unten bestiften.

Wenn dieser höchst erfreuliche Moment passiert so ist die Kö angenommen und rundum glücklich und zufrieden, was wir ja alle erhoffen.

Und wenn sie erst einmal unten ist, muss für diese Brutwäbchen wieder ein Lösung gesucht werden.

Ist doch ganz einfach, volle BrW aberl kommen in ein Leerrähmchen, werden mit Gummi gesichert und der Nils hat eine weitere wertvolle BrW. Glaub mir Christian, mit guter Vorbereitung geht dies innert zweier Minuten.

Was mich immer "beeindruckt" hier im Forum ist diese Angst vor der Drohnenbrütigkeit - fast wie wenn das Faulbrut wäre.

Ist doch ein Supergau

* das Volk ist verloren

* wertvoller Bienennachschub in Form von Jungbienen geht verloren

* beim abkehren besteht die Gefahr, dass es die eine oder Afterweisel zurück zum alten Standort schafft, könnte für die neue Kö, in diesem Falle Apidea Kö eine ernsthafte Gefahr werden.

* die abgekehrten und Not suchenden Bienen bringen dem Volk überhaupt nichts

Aber wetten wir, der Fehler passiert ihm nun kein 2. mal mehr

Gscheiterl, erst schweigen, nachher höhnisch reden, also das hab ich schon gerne :n95:

Josef
 
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