Umfassender Bericht der "Netzfrauen"

Hagen

Super-Moderatoren
Teammitglied
Registriert
23 Mai 2011
Beiträge
4.450
Punkte Reaktionen
25
Ort
Mittenwald
Imker seit
2011
Heimstand
Bei mir im Garten
Wanderimker
Ja, teilweise.
Rähmchenmaß/Wabengröße
Zander
Schwarmverhinderung wie
Ableger; (Weiteres noch offen)
Eigene Kö Zucht ja/nein
Ja
Liebe Imkerkollegen und Mitstreiter,

nachfolgend ein sehr detaillierter und umfassender Bericht der
"Netzfrauen".
An dieser Stelle möchte ich die Seite "NEtzfrauen.org" empfehlen,
denn die Damen dort arbeiten Ehrenamtlich aus persönlicher
Motivation und betreiben einen wirklich investigativen Journalismus.
Den Bericht habe ich wegen seiner Länge in zwei Beiträge geteilt.

TEXT:

Wissenschaftlicher Skandal in Großbritannien – Bienen vs. Chemie-Lobby im Weißen Haus
Es steht schlecht um die deutschen Bienen. Sie fehlen nun bei der Bestäubung von
Pflanzen und bei der Honigproduktion.

Zur Varoose, zu Viren und Klimawandel kommen noch weitere lebensbedrohende Schäden für die
Bienenvölker. Dazu zählen die in der Landwirtschaft verwendeten Neonicotinoide und Monokulturen,
die zu einer einseitigen Nektar- und Pollenernährung führen, und andere neu eingeschleppte
Krankheitserreger und Parasiten.
Etwa 30 Prozent der Bienenvölker haben den vergangenen Winter nach Schätzungen der Imker nicht überlebt
– normalerweise sind es nur zehn Prozent. Bei insgesamt rund 750.000 Bienenvölkern in Deutschland ergebe sich ein
Verlust von 225.000 Völkern. Auch in Österreich sind die Verlustmeldungen alarmierend und auch Großbritannien
meldet einen starken Rückgang der Bienen. Sogar das Weiße Haus in den USA hat eine Task Force für die Bienen
eingerichtet. Das Weiße Haus schlägt neue Forschungen vor, die dem Untersuchungsausschuss vorgelegt werden sollen.
Doch wozu noch weitere Studien, wenn eindeutig bewiesen ist, dass die Pflanzenschutzmittelgruppe der Neonicotinoide das
Bienensterben begünstigen.
Um das Bienensterben einzudämmen, hat die EU vor zwei Jahren einige bienenschädliche Pflanzenschutzmittel verboten.
Das Teilverbot zeigt nun Teilerfolge, dennoch geht das Tiersterben weiter. Bienenforscher hoffen deshalb, dass das Verbot
verlängert wird und die Schutzmaßnahmen ausgedehnt werden.

Auch die jüngsten Studien haben gezeigt, dass Neonicotinoide die Bienenstöcke schädigen.
Aber, wie auch schon beim Glyphosat oder genmanipuliertem Saatgut, werden die Studien seitens der Regierungen
kritisiert und/oder nicht anerkannt. Feldversuche seien aufgrund des Verhaltens von Bienen innerhalb und außerhalb
des Bienenstockes schwierig, wird u.a. als Begründung angeben. Und kaum, dass das Pestizid-Verbot angewendet
wird, mehren sich bereits die erhobenen Industrie-Finger in den Medien und weisen darauf hin, welche „gravierenden“
Folgen das Verbot bereits habe. 15 % weniger Ernte sei für dieses Jahr bei Raps zu erwarten – ein gefährlicher Verlust
nicht nur für die Ernährung sondern auch für das so wichtige Biodiesel.
Es werden Farmer in England zitiert, die jetzt nicht nur weniger Raps ernten sondern auch deutlich mehr Pestizide ausbringen müssten.
Die EU ist der weltweit größte Hersteller von Raps. Wir Netzfrauen berichteten in unserem Beitrag
Das Imperium schlägt zurück – Wen interessieren schon die Bienen? darüber. Auch die Regierung von
Obama nimmt die Sorgen der Industrie zur Kenntnis, doch dazu später mehr.
[h=2]Ende des Teilverbots[/h]Noch dieses Jahr endet das zweijährige Teilverbot. Einer eventuellen Weiterführung des
Verbots geht noch eine abschließende Evaluierung der Verbotsmaßnahmen voraus,
welche den Mitgliedsländern und der EU-Kommission vorgelegt wird. Wir Nezfrauen hoffen,
dass die Teilverbote bleiben werden – alles andere wäre ein Rückschritt. Außerdem sind die
meisten Neonicotinoide weiterhin erlaubt, welches ebenfalls von der Europäischen Kommission
in dem Verbot mit einbezogen werden muss.
«Syngenta, Bayer, BASF – The bee-killers» sind grosse, multinationale Firmen, welche hochgiftige,
systemische Pestizide herstellen und verkaufen. Diese Pestizide sind für das Massensterben von
Bienen und anderen Bestäubern, die für Umwelt, Landwirtschaft und die globale Nahrungsmittelproduktion
wichtig sind, mitverantwortlich. Das Geschäft mit den für Bienen tödlichen Pestiziden garantiert den
Unternehmen einen Profit in Milliardenhöhe. Auf der anderen Seite liegt der ökonomische Nutzen der
Bestäubung bei 265 Milliarden € pro Jahr. Die meisten Pflanzen und ein Drittel unserer Nahrung isind
auf die Bestäubung durch Bienen angewiesen.
In Europa klagen die Agrarchemie-Konzerne BASF, Bayer und Syngenta gegen die EU-Kommission,
um das vorläufige EU-Verbot der drei neonicotinoiden Wirkstoffe Imidacloprid, Clothianidin und Thiametoxam
zu Fall zu bringen. Zu welchen Mitteln gegriffen wird, zeigt der aktuelle Skandal.
Mehrere Minister der Regierung in Großbritannien stehen in der Kritik. Es handelt sich hier um eine zwei Jahre
alte Studie von Helen Thompson, Forschungsinstitut der Regierung für Ernährung und Umwelt. Sie kam zu dem
Ergebnis, dass es keine klaren konsistenten Beziehungen zwischen den Rückständen von Schädlingsbekämpfungsmitteln
und dem Rückgang der Bienenvölker, sowie der Zahl der neuen Königinnen gäbe. Besagte Studie von der government’s
Food and Environment Research Agency auf englisch:
Effects of neonicotinoid seed treatments on bumble bee colonies under field conditions March 2013 .
Bedeutet, die maßgebliche Studie wurde von der Regierung bezahlt und behauptet, dass es keinen
Zusammenhang zwischen dem steigenden Bienensterben und den Neonicotinoiden gibt.
Der Skandal – Helen Thompson arbeitet jetzt für die Agrarindustrie Syngenta, der Konzern,
der nun gegen das Neonicotioide-Verbot der Europäischen Kommission klagt und die Pestizide herstellt.

Aber Dave Goulson von der University of Sussex in Brighton hat die Daten erneut analysiert. [Auf englisch
Neonicotinoids impact bumblebee colony fitness in the field; a reanalysis of the UK’s Food & Environment Research Agency 2012 experiment Dave Goulson​ March 24, 2015]
[h=3]INFOBOX[/h]Dave Goulson ist ein englischer Biologe. Er ist Professor an der University of Sussex und bekannt als Fachmann für
Bionomie und den Schutz der Hummel. 2006 gründete Goulson den Bumblebee Conservation Trust, eine gemeinnützige
Organisation, die sich für den Schutz der Hummeln einsetzt.

Goulson forscht seit 20 Jahren an Hummeln. Wie viele Forscher in der Task Force hat er teilweise
eigenes Geld und Forschungsmittel der Universität für das Projekt eingesetzt. Gegründet wurde die
Task Force vor fünf Jahren von dem Niederländer Martin Bijleveld aus Lexmond. Mittlerweile kommt
auch finanzielle Unterstützung von Nicht-Regierungsorganisationen und aus Forschungsfonds.
Die Task Force berät zwei Kommissionen der Weltnaturschutzunion IUCN.

[h=3]Neonicotinoide und die Europäische Union[/h]Die Zulassung für Wirkstoffe erteilt die Europäische Union. Federführend ist die Europäische
Behörde für Lebensmittelsicherheit, EFSA – eigentlich eine als industriefreundlich bekannte
Behörde. Bei den Neonicotinoiden hat aber auch die EFSA Anfang 2013 eine Reihe von Risiken
für Bienen identifiziert. Die EU-Kommission erließ daraufhin ein zweijähriges Moratorium,
das den Gebrauch der Mittel eingrenzt. Für Hummelforscher Goulson zu wenig:

„Die EU sollte mindestens ihr Moratorium aufrechterhalten. Ich denke aber, wir müssen auch das
große Ganze betrachten: Denn die Chemikalien werden ja weiter benutzt. Und wo sie nicht mehr
genutzt werden können, wird den Landwirten von der agrochemischen Industrie geraten, einfach ein
anderes Pestizid zu nutzen. Das löst aber nicht das große Problem, dass wir komplett von Pestiziden abhängig sind”.

Goulson fordert daher, dass die EU unabhängige Forschung finanziert und selbst die Landwirte im großen
Stil zu alternativen Pflanzenschutzmitteln berät. Langfristig wünschen sich er und seine Kollegen sogar den
globalen Ausstieg aus der Nutzung der systemischen Pestizide. Quelle

Goulson fand heraus, dass die Daten ganz klar einen Zusammenhang zwischen Pestizidgehalt und und dem
Bienensterben ergäben. Die Studie ergab 50 Prozent weniger neue Königinnen in den Bienenstöcken in der
Nähe der pestizidgetränkten Felder – auch wurde in der detaillierten Analyse festgestellt, dass die kontrollierten
Kolonien durch Neonicotinoide kontaminiert waren.


[Weiter in Beitrag #2]
 
[Fortsetzung aus Beitrag #1]

[h=3]Wissenschaftlicher Skandal[/h] „Das ist ein Skandal”, sagte Matt Shardlow des Charity Buglife, der zu diesem Thema eingesetzt wurde.
„Die wissenschaftlichen Prozesse scheinen absichtlich manipuliert worden zu sein, um die Umweltminister
umzustimmen”. Obwohl als Pilotstudie beschrieben und dem Fehlen von Daten, reichte die Studie von Helen
Thompson , die mittlerweile bei Syngenta arbeitet, dazu aus, den damaligen britischen Umweltminister Owen
Paterson davon zu überzeugen, dass er keine Gründe für ein Verbot auf der Grundlage der Feldversuchen sehe.
Auch in Großbritannien wird ein starker Rückgang, wie auch anderswo, registriert. Mehrere Studien, die belegen,
dass Neonicotinoide für das Bienensterben verantwortlich sind, reichten zum Glück aus, um die EU davon zu
überzeugen, dass die Pflanzenschutzmittel im Jahr 2013 vorübergehend verboten wurden.
Wissenschaftler sind sich einig, dass die Thompson-Studie zu verbieten sei und nicht mehr Online durch die
britische Regierung veröffentlicht werden darf. Quelle: Bee pesticide study furore is called a ‘scandal’ (27.März 2015)
Weltweit verringern sich seit Jahren die Insektenpopulationen. In einem bunten Video mit vielen Grafiken fasst
die Task Force on Systemic Pesticides die Ergebnisse ihrer Analyse zusammen: Mehr als 800 Studien haben die
knapp 30 Wissenschaftler aus aller Welt ausgewertet: eine „weltweite integrierte Bewertung von Neonikotinoiden
und Fipronil”.
Es ist deutlich geworden, dadurch, dass wir die Böden, das Wasser und die Pflanzen verunreinigen, wird alles den
Pestiziden ausgesetzt. Die Befunde weisen sehr deutlich darauf hin, dass die Effekte im Prinzip universell sind:
Alle Insekten, die in Landwirtschaftsflächen leben, sind betroffen. Und nicht nur dort, auch in Bächen, Flüssen
und Teichen und so weiter – was ziemlich beunruhigend ist.

[h=3]125 Interessengruppen haben einen Brief zur Bienenrettung an Obama unterzeichnet[/h]
Mehr als 125 Interessengruppen aus den Bereichen Naturschutz, Imker, Lebensmittelsicherheit, Religion, Volk
und Landwirtschaft forderten Präsident Obama und die Umweltschutzbehörde auf, eine schnelle und sinnvolle
Maßnahme zu ergreifen, die die Bestäuber vor giftigen Pestiziden schützt.
„Es ist Zeit, Pestizide, die unsere Bienen töten zu stoppen”, sagte Lori Ann Burd, Direktorin für Umwelt und
Gesundheit am Zentrum für biologische Vielfalt. „Wenn Bienen und andere Bestäuber noch eine wirkliche Zukunft
in diesem Land haben sollen, muss Präsident Obama konkrete Schritte unternehmen, um sie vor diesen giftigen Stoffen zu schützen”.
Der Brief fordert den Präsidenten auf, gegen eine Klasse von Pestiziden, den Neonicotinoiden, tätig zu werden. Diese systemischen
Gifte sind auch eine Bedrohung für die Lebensmittelversorgung des Landes, da ein Drittel der Nahrung in den Vereinigten Staaten von
Bienen bestäubt werden muss.
Unter anderem fordern die 128 unterzeichnenden Interessengemeinschaften in dem Schreiben:
§ beschleunigte Überprüfung der Registrierungsprozesse für Neonicotinoide;
§ Stärkung der Risikobewertungsanforderungen;
§ Schließung von Lücken, die dazu führen können, dass gefährliche Pestizide mit unzureichender Überprüfung genehmigt werden
können;
§ Verbesserungen in der Überwachung der Neonicotinoide bei der Verwendung in der Saatgutbeschichtung;
§ Upgrade des Incident Reporting System der EPA (Berichtssystem über kritische Vorkommnisse) für die toten Bienen und
Vögel und
§ EPA unterstelltem Endangered Species Act (Artenschutzbehörde ) welche sicherstellen muss, dass diese giftigen Pestizide
nicht die gefährdeten Arten des Landes töten.
Neonicotinoide werden in der US-Landwirtschaft verwendet und gelten als besonders schädlich, weil sie systemische
Pflanzenschutzmittel sind – diese vergiften Gesamtanlagen, einschließlich Nektar und Pollen – und können noch Monate
oder sogar Jahre in den Pflanzen, Böden und den Flüssen nachgewiesen werden.
[125 Groups Call on President Obama to Protect Bees, Pollinators From Pesticides – Letter Comes Ahead of Pending Report From White House Pollinator Task Force]
[h=3]INFOBOX[/h]Systemisch bedeutet, dass sie in die gesamte Pflanze eindringen, also in Blätter, Blüten und Früchte.
Dass sich die Mittel auch auf Bestäuber, wie zum Beispiel Honigbienen, auswirken, haben Einzelstudien
in den vergangenen Jahren bereits gezeigt – viel Forschung wurde ausgelöst durch das Bienensterben.

[h=3]Wen interessieren schon Bienen, wenn der Profit im Vordergrund steht?[/h]Wie bereits geschrieben, haben die mehr als 125 Interessengruppen in einem Brief Obama zum Handeln gegen das
Bienensterben aufgefordert. Unmittelbar danach wurde seitens der Regierung der USA darauf aufmerksam gemacht,
dass in der EU das Verbot einiger Klassen der Pestizide dramatische Auswirkungen auf den Ertrag der Rapsernte hätte.
Und nun der Hammer aus den USA: „Neonics sind nicht wesentlicher Treiber für Bienensterben” –
USDA Studie steht im Gegensatz zu der Bereitschaft des Weißen Hauses, Pestizide einzuschränken”,
dieses steht in der Hufftigton Post, verfasst am: 25.März
2015 vonJon Entine, Exec Director, Genetic Literacy Project; Senior Fellow, World Food Center, University
of California-Davis.Wir haben einige Absätze für Sie übersetzt
Darin heißt es, dass selbst das Weiße Haus eine Task Force einrichten wird, die sich mit den verschwundenen
Bienen befassen soll. Es sollen neue Untersuchungen erfolgen, die dann dem Bundesuntersuchungsausschuss
vorgelegt werden sollen. Im letzten Sommer beauftragte Präsident Obama die Environmental Protection Agency
die widersprüchlichen Berichte die Pflanzenschutzmittel, insbesondere eine Klasse von Chemikalien, Neonicotinoide
betreffen, zu untersuchen. Diese seien als die wahrscheinliche Ursache des mysteriösen Bienensterbens und
sinkender Zahlen der Bienenstöcke bekannt.
Die neueste Schlagzeile der Landwirte auf das Bienensterben: Die Zahl der Bienenstöcke ist wie immer und
zeigt eine mehrjährige Verbesserung, nachdem 2006 das Massenbienensterben bekannt wurde – auch
Colony Collapse Disorder genannt.
[h=3]INFOBOX[/h]Als colony collapse disorder bzw. Völkerkollaps bezeichnet man ein in den 2000er Jahren in Nordamerika und Europa
beobachtetes massives Bienensterben. Symptome sind das Fehlen der erwachsenen Bienen im Stock. Die Brut, junge
Bienen, Honig und Pollen sind dagegen noch vorhanden.

Das Landwirtschaftsministerium kündigte Ende der vergangenen Woche an, dass die Honigproduktion, die unterbrochen
worden war, nachdem Colony Collapse Disorder (CCD) vor neun Jahren die Bienenpopulation verwüstete, sich weiterhin
erholen würde, und zwar um 14 Prozent. Die Gesamtzahl der Bienenstöcke hat sich ebenfalls gegenüber letzten Jahr
erhöht, um 100.000 oder 4 Prozent. Die Gesamtzahl der Bienenstöcke ist heute höher als noch im Jahr 1995, als Neonics,
wie sie oft genannt werden, gerade auf den Markt gekommen seien.
Dieser Bericht wurde nur wenige Tage nach einer von der USDA (U.S. Department of Agriculture)-geförderten Studie
veröffentlicht, die ergab, dass umfassend geförderte Behauptungen, die Neonics seien der Haupttreiber von
gesundheitlichen Problemen, erheblich verzerren, dies betreffe die wissenschaftliche Erklärung, warum die Bienen
in den letzten Jahrzehnten zu kämpfen hätten.
Nach der CCD-Krise stabilisiere sich die Anzahl der Bienen und stehe jetzt im 20-Jahres-Hoch, sowohl in Nordamerika
als auch weltweit. Wissenschaftler glauben, es war ein kurzlebiges Phänomen, das mehrmals in den letzten Jahrhunderten
aufgetreten ist.
Wer bis hierher gelesen hat, kann sich nur an den Kopf fassen, doch damit nicht genug, es geht noch weiter. Nun kommt
der Angriff auf uns Bienenretter, also alle Organisationen und Wissenschaftler, die sich mit der Thematik Bienensterben
befassen.
Der Verfasser und Genetiker Jon Entine weiter:
Die wahre Ursache für das Problem des Bienensterbens gerät allmählich in den Fokus. Eine Reihe von Studien, die den
Zusammenhang von Pestiziden in Pollen und der Bienengesundheit untersuchten, wurden jüngst von unabhängigen Forschern
in der PLoS ONE veröffentlicht.
Wir Netzfrauen haben für Sie die ersten Sätze aus dem Ergebnis einer Studie frei übersetzt: „Unsere Ergebnisse belegen,
dass Imidacloprid Exposition Dosen bis zu 100 ug / kg keine wesentlichen Auswirkungen auf die Beschäftigung mit Futtersuche
oder die Kolonie hat. Das zeigen die Leistungen während und kurz nach 12 Wochen der Exposition. Studie auf Englisch:
Assessment of Chronic Sublethal Effects of Imidacloprid on Honey Bee Colony Health Galen P. Dively , Michael S. Embrey,
Alaa Kamel, David J. Hawthorne, Jeffery S. Pettis Published: March 18, 2015
Jeffery Stuart Pettis, einer der Autoren dieser Forschungsgruppe, ist ein amerikanischer Biologe und Entomologe und für
seine umfangreichen Forschungen über das Verhalten von Bienen bekannt . Er ist derzeit der Forschungsleiter an der
United States Department of Agriculture. Unabhängiger Forscher?
Die neue Studie zeige, dass die früheren Studien über Pestizide als wahrscheinliche Ursache der rückläufigen
Bienengesundheit gehypt wurden, so der Verfasser Jon Entine weiter.
[h=3]INFOBOX[/h]Dass die Interpretation dieser neuen Studie vielfältig ist – also je nach dem Auge des Betrachters, zeigt die
Meldung des ORF.at – Unter Verdacht geriet besonders die Pflanzenschutzmittelgruppe der Neonicotinoide.
In Studien wies man die negativen Auswirkungen der synthetischen, nikotinbasierten Stoffe nach, unterstrich
aber auch die anderen Faktoren, die das Bienensterben begünstigen. Das bestätigt nun eine
Studie der University of Maryland, die diese Woche erschienen ist.

Die „gute Nachricht” ist, laut Christian Boigenzahn, Obmann des Vereins “Biene Österreich”und
Lektor an der BOKU Wien, dass seit dem Teilverbot einige Besserungen in Österreich beobachtet
werden konnten: In Proben sind tatsächlich kaum mehr Rückstände von den verbotenen Neonicotinoiden
gefunden worden. Allerdings entdeckte man bei Verdachtsfällen nunmehr Rückstände des Pflanzenschutzmittels
Fipronil (kein Neonicotinoid), „wobei wir nicht wissen, woher das kommt”, erklärt Boigenzahn gegenüber science.
ORF.at. Paradox: Das Mittel war im vergangenen Jahr in Österreich für den landwirtschaftlichen Gebrauch nicht
erlaubt und ist auch in vielen Ländern der EU verboten. In Ameisenmitteln für den Hausgebrauch und in der
Tiermedizin ist das Mittel hingegen weiterhin als Wirkstoff im Einsatz. Die AGES wollte Boigenzahns Aussagen
bezüglich der Proben nicht bestätigen, da der aktuelle Monitoring-Bericht erst beim Landwirtschaftsministerium
zur Approbation aufliegt. Mit einer Veröffentlichung wird im April oder Mai gerechnet.

„Die schlechte Nachricht ist, dass das Bienensterben weitergeht”, behauptet hingegen Helmut Burtscher von
Global 2000. Zwar seien die alljährlichen Erhebungen der Wintersterblichkeit von Bienenvölkern noch im Gange,
jedoch zeichne sich bereits jetzt ab, dass diese für den Winter 2014/2015 höher ausfallen wird als üblich.
Das war bereits im Winter zuvor der Fall. Quelle

[h=3][FORTSETZUNG IN BEITRAG #3][/h]
 
[Fortsetzung von Beitrag #2]

[h=3]Forscher in der Vergangenheit machten oft ihre Experimente auf der
Basis extrem hoher Mengen von Pflanzenschutzmitteln[/h]Der Autor Jon Entine berichtet, dass die Wissenschaftler – alle unabhängig und in einer Kooperation
mit dem USDA-ARS Bee Research Laboratory – festgestellt haben, dass viele Forscher in der Vergangenheit
oft ihre Experimente auf der Basis auf extrem hohe Mengen von Pflanzenschutzmitteln gemacht hätten,
– weit mehr als eine Biene normalerweise in ihrem Leben erhalten könnte. Sie stellten fest, dass, anstatt
realistischer Dosen von Pestiziden auf Feldern, die Prüfung immer am oberen Ende dessen war, was Bienen
tatsächlich erfahren müssten.
Diese Studie würde den Forderungen der Interessengruppen, die Obama mit dem Brief zur Rettung der Bienen
aufgefordert hätten, widersprechen, so der Autor weiter. Deren Forderungen können dadurch geschwächt werden.
In der „Studie zum Bienensterben – das Bayer-Insektizid sei nicht alleinige Ursache [der CCD]”, veröffentlicht
in der Bloomberg News, in einer zusammenfassende Analyse, heißt es: „Ein weit verbreitetes Insektizid, das
von der Bayer AG entwickelt und zu den Todesfällen von Honigbienen führen soll, ist nicht die Hauptursache für
diese Todesfälle”, sagten die Forscher von der University of Maryland. „Die Argumente der Umweltschützer, die
versuchen, die Verwendung der Chemie zu verbieten, können somit widerlegt werden”.
Der Autor geht noch weiter. Es wird immer interessanter, wie die Befürworter von Pestiziden vorgehen, genauso
müssen wir uns dieses mit dem genmanipulierten Saatgut vorstellen. Und schlimm wird es, wenn diese Studien
dann auch noch der Europäischen Kommission vorgelegt werden, wenn diese über eine Verlängerung des Moratoriums
der Neonikotinoiden abstimmen werden.
Der Autor berichtet ebenfalls in seinem Bericht, dass auch die Studie von Chensheng Lus Neonic in
Frage gestellt gestellt wurde. Die
umstrittene Forschung von Chensheng Lu, einem Umweltwissenschaftler
der Harvard University, habe die Dosen von 10 bis 100-mal höher verwendet, wie sie in der realen Welt zu finden
seien. Zusammengefasst bedeutet das, was der Autor schreibt, dass alle bisherigen Studien, die beweisen,
dass der Einsatz von Pestiziden für das Bienensterben verantwortlich sind, widerlegt wurden.
Viele Umwelt- und Boulevard-Journalisten malten ein alarmierendes Bild auf der Basis der Lu-Forschung:
„Die New Harvard Studie beweist, warum die Bienen alle verschwinden”. Das wären wieder typische Beispiele
für Hunderte von Blog-Posts. Also, alles halb so schlimm, wenn es nach dem Autor ginge.
„Wenn die US-Regierung sich auf die Reduzierung von Neonics/Neonikotinoiden einigen würde, könne
das geschehen, was in Europa geschah. In Europa wurden die Neonics/ Neonikotinoiden vor 15 Monaten
nach einer wilden Lobby-Kampagne von Aktivisten verboten. So haben die Landwirte begonnen,
sie durch ältere Pflanzenschutzmittel zu ersetzen, die bereits vor Jahren abgelaufen waren. Dieses
hat nun einen hohen Kollateralschaden verursacht. So ist das Ergebnis einer Panik-Lösung –
ein offenes Moratorium für die Anwendung der Neonics – führte tatsächlich zu einer erhöhten
Bienensterben.”

Wenn das stimmt, hätte man ja den Teufel mit dem Belzebub ausgetrieben.
Die Auswirkungen auf die landwirtschaftliche Erzeugung des europäischen Verbots werden auch in den
Fokus kommen, so der Autor, und das Bild wird hässlich sein. Neonics werden am häufigsten auf Raps
verwendet, in Nordamerika als Canola bekannt. Ee wird in erster Linie verwendet, um Öl zu produzieren.
Während die Rapsproduktion Rekordwerte in den Vereinigten Staaten und Westkanada erreichen, an Orten,
wo die Zahlen der Bienenstöcke auf dem Rekordniveau sind, leiden Europas Bauernhöfe.
Die Zahlen, die Anfang des Monats von den europäischen landwirtschaftlichen Genossenschaften veröffentlicht
wurden, zeigen, dass die regionale Rapsproduktion voraussichtlich um bis zu 7 Prozent in diesem Jahr fallen wird.
„Die Situation ist sehr ernst, in Deutschland wird ein Rückgang von bis zu einer Million Tonnen im Rapsanbau geschätzt.
Einige Länder seinen besonders betroffen, wie in Teilen Großbritanniens, wo Produzenten 40 Prozent ihrer Produktion verloren”,
sagte Arnaud Rousseau, Vorsitzender der Arbeitsgruppe Ölsaaten.
Wie schon oben geschrieben, haben wir Netzfrauen bereits in diesem Beitrag Das Imperium schlägt zurück – Wen interessieren schon die Bienen?
darüber berichtet und auch widerlegt.
Man könnte fast den Eindruck gewinnen, die Menschheit würde verhungern, weil die schädlichsten der Neonics verboten wurden.
Zumindest ist ein „Bauernsterben“ wohl unvermeidbar, wenn das so weiter geht …ach nein, stimmt ja, es handelt sich um Raps
für die Ölproduktion. Genauso sieht es aus, doch dann fragen wir uns, wenn Raps so viel wichtiger ist, warum weichen diese
Pflanzen dem Mais? Ach ja, wegen der Biogasanlagen… wen interessieren da schon die Bienen?
Interessant, was wir nun als nächstes erfahren. Der Autor schreibt, dass die Landwirte in der EU Genossenschaft die
EU-Kommission aufgefordert haben, eine sozioökonomische Folgenabschätzung unter Abwegung der Höhe des Schadens
einzuleiten.
Alle Augen sind nun nach Washington gerichtet, das sich mit den schädlichen Folgen des europäische Moratorium
beschäftigen werden muss, so der Autor. Aktivisten haben versucht, politischen Druck in den Vereinigten Staaten
auszuüben, obwohl es einen Anstieg der Bienen gebe und nicht einen Anstieg des Bienensterbens – in den
USA und in Europa. Im vergangenen September hat eine Koalition von Umweltgruppen als Co-Autor mit einem
Brief, von 60 Demokraten im Kongress unterzeichnet, die EPA gedrängt, die Nutzung von Neonicotinoiden zu
beschränken. Zitiert wurde das Forschungsergebnis von Chensheng Lu, mit dem Hinweis auf das
Bienensterben und dass die Bestäuber einen
alarmierenden Rückgang erlitten.hätten.
Was ist als nächstes dran? Das Weiße Haus, die Pollinator (Bestäuber) Task Force wird seine Bewertung
über die Gesundheit der Bienen verkünden.
Wir können nur hoffen, dass das Weiße Haus nicht die neue Studie der USDA-ARS verwendet, denn wie der Autor
Jon Entine, Geschäftsführender Direktor der Genetic Literacy Project und Senior Fellow am World Food
Center Institut für Ernährungs- und Landwirtschaftskompetenz, University of California-Davis, schreibt,
sei die Studie von Chensheng Lu nun widerlegt.

Die Pestizid-Industrie arbeitet hart gegen ein Verbot in Nordamerika, wo Neonics mehr als 80 Prozent des Umsatzes
aller Saatgutbehandlungen ausmachen. 2011 gab es sieben Neonicotinoide von verschiedenen Firmen auf dem Markt.
Die Hauptentwickler des Pestizids sind Syngenta und Bayer CropScience. Sie haben eine Lobby-Kampagne gegen
Kontrollen finanziert. Die Studie der Bundesregierung im vergangenen Jahr ergab, dass bei 70 Prozent der toten
Bienen, die während der Mais- und Sojapflanzperioden 2012 und 2013 gesammelt wurden, Neonicotinoid Rückstände
vorhanden waren.
In dieser Woche schlägt Ontario neuen Regeln vor, die die Anzahl der Hektar mit Neonicotinoid behandeltem Mais-
und Sojasamen auf 80 Prozent bis 2017 reduzieren soll. Aber sindt 80 Prozent genug und wird 2017 zu spät sein?
Der Autor Entine kritisierte bereits im Forbes die Studie von Saralini im Mai 2013. Saralini ist ein Kritiker
des Monsanto Roundup und von GVO. Dazu unser Beitrag:
Das tägliche Gift Pestizide – “Mord auf Raten” – doch Brüssel erkennt die neue Studie nicht an!
Vielleicht sollte der Autor Entine bei uns lesen, denn in Deutschland wurde am 11.3.2015 das Urteil des
Landgerichts Düsseldorf verkündet, dass der BUND wieder ohne Einschränkung sagen darf, dass zwei von
Bayer hergestellte Pestizidprodukte für Bienen gefährlich sind und dass es sich bei dem darauf abgebildeten Logo
mit dem Aufdruck „nicht bienengefährlich” um eine Irreführung von Verbrauchern handelt. Lesen Sie dazu:
Bienen gewinnen gegen Chemieriesen
Wir möchten auch auf einen Beitrag hinweisen, der ebenfalls diese Woche veröffentlicht wurde. Auch der
Norden Amerikas macht sich Sorgen, denn auch hier ist ein noch nie da gewesenes Bienensterben zu verzeichnen.
Einer der wichtigsten Faktoren soll, bei dem Bienensterben stark im Verdacht, die Verwendung von Pestiziden
– die Behandlung mit Neonicotinoid für Mais- und Sojasamen sein.
Ontario bezieht sich auf das Pestizid-Teil-Verbot der EU. Sie schreiben, dass die Europäische Behörde
für Lebensmittelsicherheit festgestellt hatte, dass Neonicotinoide ein hohes Risiko für Bienen darstelle.
Und dass die von der Industrie finanzierten Studien fehlerhaft seien und Datenlücken aufweisen würden.

Doch die Pestizid-Industrie arbeitet hart gegen ein Verbot in Nordamerika, wo Neonics mehr als 80 Prozent
Umsatz aller Saatgutbehandlungen ausmache. Ab 2011 waren sieben Neonicotinoide von verschiedenen
Firmen auf dem Markt. Die Hauptentwickler der Pestizide seien Syngenta und Bayer CropScience.
Sie haben haben eine Lobby-Kampagne gegen die Kontrollen finanziert. Ontario erwägt eine Reduzierung
der Neonicotinoide. Quelle In Ontario starben 37 Millionen Bienen nur Wochen nach dem Anbau von
GMO-Getreide. Imker Dave Schuit, der in Elmwood Honig produziert, verlor damit rund 600 Bienenstöcke
auf einen Schlag. Lesen Sie dazu:
Auf Honig kann man verzichten – auf Bestäubung nicht! 37 Million Bees Found Dead In Ontario, Canada After Planting Large GMO Corn Field
[h=2]Es ist Zeit, den Bienenmord zu beenden!
Es ist Zeit für ein Verbot der Pestizide! Jetzt![/h]Da wir Netzfrauen keine Bienen-Experten sind, haben wir uns Hilfe geholt. Unter anderem das
Bündnis zum Schutz der Bienen www.mellifera.de/neonics. Wir werden auch fachmännisch von
der Imkerei Ahrens aus Müden unterstützt.
Nun nimmt der Imker Klaus Ahrens am „O2-MeinBusiness”-Voting teil und hofft, ein Werbebudget
von 20.000 Euro zu gewinnen. Das Geld soll für den Schutz der Bienen eingesetzt werden. Denn,

wenn Sie den Beirag bis hierher gelesen haben, werden Sie feststellen, dass auf uns noch eine
Menge Arbeit wartet, um die Bienen vor den großen Chemiekonzernen zu schützen. Sie können
hier O2-Voting für Klaus bis Sonntag abstimmen.
„Das Geld könnte ich gut gebrauchen, um den Bienenschutz zu bewerben und den Lehrbienenstand
besser bekannt zu machen“, sagt der Imker, der derzeit auch an einer neuen Homepage arbeitet.
„Auf dieser Adresse sollen die Besucher alles über Bienen finden“, sagt Ahrens, „ich will auf die
Probleme dieser Tiere aufmerksam machen“.
Sterben die Bienen, stirbt der Mensch. Ohne Bienen wäre das Nahrungsangebot für uns Menschen
zumindest sehr stark reduziert. Das Aussterben aller Insekten wäre das Todesurteil für die meisten
Lebewesen auf diesem Planeten. Und zahlreiche Studien haben einen so überzeugenden Zusammenhang
zwischen Neonicotinoiden und dem Bienensterben hergestellt, dass in Europa gehandelt wurde.
Die Industrie wird aber sicher alles daran setzen, das Neonic-Verbot auszuhebeln bzw. eine Ausweitung
auf weitere offensichtlich giftige Mittel zu verhindern.

In Europa klagen die Agrarchemie-Konzerne BASF, Bayer und Syngenta gegen die EU-Kommission,
um das vorläufige EU-Verbot der drei neonicotinoide Wirkstoffe Imidacloprid, Clothianidin und
Thiametoxam zu Fall zu bringen.

Wir alle müssen uns dafür einsetzen, dass ihnen das nicht gelingt. Hochgiftige Pestizide und genmanipulierte
Lebensmittel sind eine große Gefahr für Bienen, Mensch und Natur.

Mehr Informationen Bienensterben – Lebensmittelversorgung bedroht

Netzfrau Doro Schreier

TEXT ENDE

Danke an Doro Schreier und den Netzfrauen für diesen umfassenden und detaillierten Bericht.

VG
Hagen
 
Zurück
Oben