Der Bienen-Much
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Mit dem „Gesetz der 40 Tage" bezeichnet man den Entwicklungsgang der Arbeitsbiene vom Ei der Königin bis zur Flugbiene, der im allgemeinen den Zeitraum von 40 Tagen ausmacht.
Es hat nicht an Fachschriftstellern und Bienenwissenschaftlern gefehlt, die immer wieder mit Recht darauf hinwiesen, dass man eigentlich von einem Gesetz im Sinn des Wortbegriffes in diesem Zusammenhang nicht sprechen kann. Selbstverständlich ist der Begriff „Gesetz" unglücklich gewählt, denn die Natur lässt sich in ihrer Lebenskraft nicht in Gesetze einfangen, sondern stellt uns immer wieder vor neue Rätsel. Trotzdem erscheint es mir nicht günstiger, wenn man nun an Stelle des Wortes „Gesetz" das Wort oder den Begriff „Regel der 40 Tage" setzen möchte, denn der Begriff „Regel" erscheint mir nicht weniger starr als der Begriff „Gesetz". Man sollte aus diesem Grund meines Erachtens ruhig bei dem „Gesetz der 40 Tage" verbleiben, jedoch immer dabei bedenken, dass es sich bei diesem Begriff nicht um etwas Starres handelt, sondern um einen Begriff für die Entwicklungszeit vom Ei der Königin bis zur Trachtbiene, die durch die Anpassungsfähigkeit der Natur an bestimmte notwendige Erfordernisse, von Fall zu Fall kürzer oder länger währen kann, die jedoch im Durchschnitt eben die vierzig Tage umspannt.
Welche Grundlagen haben nun überhaupt zur Festsetzung und Festigung des Begriffs „Gesetz der 40 Tage" geführt.
Schon Pfarrer Gerstung erkannte auf Grund langjähriger eingehender Beobachtungen, dass die Arbeitsbiene vom Tag des Schlüpfens aus der Zelle bis hin zur Trachtbiene verschiedene Entwicklungsstadien durchlebte, über die Brutpflege und über die Tätigkeit der Baubiene und Wachbiene wurde sie endlich zur Trachtbiene. Der „Bienenbaron" v. Berlepsch stellte bereits eingehende Untersuchungen über diesen auch von ihm beobachteten Entwicklungsgang der Arbeitsbiene an, brach diese Versuche jedoch leider zu früh ab, so dass sie nicht beweiskräftig genug waren. Die Vermutungen v. Berlepschs wurden dann später durch Versuche Prof. Dr. Rösch, die in gleicher Richtung liefen, einwandfrei bestätigt. Professor Rösch führte exakte Beobachtungen in mehreren besonders hergerichteten Beobachtungsvölkern durch. Nach genauer Kenntlichmachung der jeweils schlüpfenden Bienen beobachtete er nun Hunderte von Bienen bei ihrer Entwicklung vom Augenblick des Schlüpfens aus der Brutstelle bis an ihr Lebensende. Durch diese genauen Beobachtungen wies er einwandfrei nach, dass im Bienenvolk eine „Arbeitsteilung nach dem Alter" besteht.*
* Dr. Rösch: Untersuchungen über die Arbeitsteilung im Bienenstaat. Zeitschrift für vergl. Physiologie, Berlin 1925, 1926, 1930. Dr. Rösch: Die Arbeitsteilung im Bienenstaat. Kosmos Nr. 4/33, S. 125.
Nach seinen Forschungen machen alle Arbeitsbienen im Verlauf ihres Lebens in einer ganz bestimmten Reihenfolge alle im Bienenvolk in Frage kommenden Arbeiten durch. Kaum hat die Jungbiene ihre Zelle verlassen, so beginnt als erste Tätigkeit die eigene Reinigung. Sie putzt sich, indem sie sich von den ihr noch anhaftenden Wachsteilchen befreit. Kaum ist dies geschehen, so geht sie an die Reinigungsarbeit ihrer eigenen Zelle sowie der Nachbarzellen, um diese für die neue Eiablage durch die Königin herzurichten. Futterreste und verbliebene Wachsteilchen werden entfernt und somit eine gründliche Reinigung durchgeführt. Diese Tätigkeit, mit der noch die Erwärmung der verdeckelten Brut verbunden ist, verrichtet sie an den ersten zwei bis etwa drei Tagen. Jetzt tritt sie in das Stadium der Ammenbiene. Vom vierten bis zum fünften Tage obliegt ihr in diesem Entwicklungsstadium die Pflege und Versorgung der über drei Tage alten Maden mit Honig und Pollen bis zu deren Verpuppung. Am sechsten Tage entwickeln sich, wie Dr. Rösch durch mikroskopische Untersuchungen einwandfrei nachgewiesen hat, vorn im Kopf der Arbeitsbiene die Futtersaftdrüsen. Jetzt beginnt die Brutpflege und Fütterung der jüngsten Brut von ein bis drei Tagen, die ausschließlich mit Futtersaft aus den Futtersaftdrüsen ernährt wird. Diese Tätigkeit wird nun etwa bis zum elften oder zwölften Lebenstag ausgeführt, inzwischen sind andere Jungbienen in großer Zahl nachgewachsen. Die älteren werden dadurch in ihrer Tätigkeit entlastet, wenn nicht gar arbeitslos. Durch die hierdurch entstehende Ruhe und bessere Nahrungsauswertung entwickeln sich die Wachsdrüsen an der Bauchseite, in denen kleine Wachsplättchen abgesondert werden. Das Stadium der Baubiene ist herangekommen. Die Biene verwertet die Wachsplättchen bei der Herrichtung von Waben oder beim Ausbau der Mittelwände. Jedoch werden während dieser Entwicklungszeit auch noch einige andere Arbeiten mit durchgeführt, die schon eine Bekanntschaft mit der Außenwelt ermöglichen. Die Wohnung muss gereinigt, Müllreste und tote Bienen müssen aus der Wohnung geschafft werden. Bei starker Trachtzeit wird den eifrigen Sammlerinnen und Trachtbienen der Nektar abgenommen und in die Zellen getragen. In ungeeigneten Zellen abgelagerter Nektar wird in den Honigkranz umgetragen, der in die Zellen getragene Pollen wird festgestampft, und außerdem finden auch schon die ersten Orientierungsflüge statt.
Bei diesen zahlreichen Aufgaben, die etwa bis zum achtzehnten Lebenstag durchgeführt werden, vergeht die Zeit. Ein neues Stadium der Entwicklung ist herangebrochen. Aus der Baubiene wird die Wachbiene, die nunmehr ihre Vorspiele vor dem Flugloch hält, um sich genau auf die Lage der Wohnung einzufliegen, die aber gleichzeitig das Flugloch bewacht und jeden Feind rücksichtslos vertreibt und koste es das eigene Leben. Bei dem Vorspiel vor der Wohnung und den Orientierungsflügen verstärkt sich die Sehnsucht, es den nektareintragenden Schwestern gleichzutun, und so wird aus der Wachbiene etwa am zwanzigsten Lebenstage die Trachtbiene. Also erst, nachdem die heranwachsende Jungbiene alle Innenarbeiten der Reihe nach durchgeführt hat, kommt sie in einem Alter von 20 Tagen zum direkten Außendienst als Flug- und Trachtbiene. Diese Tätigkeit übt sie nun . bis zu ihrem Tode aus, ohne etwa eine der Aufgaben eines vorhergehenden Entwicklungsstadiums wieder aufzunehmen. Ja selbst, wenn sie auch eine Aufgabe eines vorhergehenden Entwicklungsstadiums wieder aufnehmen wollte, so könnte sie es doch nicht, denn diese Arbeitsteilung nach dem jeweiligen Alter der Bienen hat, wie Dr. Rösch nachwies, körperliche, anatomisch-physiologische Voraussetzungen. Die Biene wäre also einfach nicht in der Lage, die Aufgabe eines zurückliegenden Entwicklungsstadiums noch einmal zu übernehmen, weil es ihre körperliche Beschaffenheit nicht zulässt. Es gibt bei ihr zwar eine Vorwärts- aber keine Rückwärtsentwicklung. Selbstverständlich kann sich die Entwicklung zur Trachtbiene durch Änderungen der natürlichen Gegebenheiten um einige Tage verkürzen oder aber auch um einige Tage hinauszögern. Die hier angeführte Entwicklung geht natürlich nicht, wie ich ja schon eingangs erwähnte, rein schematisch vonstatten. ,.Gerade darin liegt die Anpassungsfähigkeit dieses Arbeitssystems, dass die Zeitabschnitte, die auf die einzelnen Arbeitsgrade verwendet werden, den jeweiligen Bedürfnissen des Volkes entsprechend geschmeidig abgestuft werden. Das ganze System regelt sich dauernd selbst nach Angebot und Nachfrage, und diese ändern sich im Laufe der Jahreszeiten für das Bienenvolk mehrmals nach den verschiedenen Richtungen.*
* Dr. Rösch: Die Arbeitsteilung im Bienenstaat. Kosmos Nr. 4/33, S. 132
Trotzdem liegt der Mittelwert für diese Entwicklung von der schlüpfenden Jungbiene bis zur Trachtbiene bei neunzehn oder zwanzig Tagen. Wir wissen nun, dass die Arbeitsbiene zwei Entwicklungsstufen durchmacht. Zuerst die Entwicklung vom befruchteten Ei bis zur schlüpfenden Biene, die etwa zwanzig bis einundzwanzig Tage ausmacht, denn am einundzwanzigsten Tage schlüpft die junge Arbeitsbiene. Die zweite Entwicklungsstufe führt nun die geschlüpfte Jungbiene über die Arbeitsteilung nach dem Alter in ebenfalls etwa zwanzig Tagen zur Trachtbiene. Die Entwicklung einer Arbeitsbiene vom befruchteten Ei bis zur Trachtbiene dauert also etwa vierzig Tage. Diese Tatsache ist für die Betriebsweise des Imkers im Hinblick auf eine rechtzeitige Erstarkung der Völker von größter Wichtigkeit. Es ist das „Gesetz der 40 Tage", das der Imker für seine Maßnahmen berücksichtigen muss, wenn er nicht auf Zufallserfolge angewiesen sein will. Nur wenn der Imker um diese Gegebenheiten in der Entwicklung der Bienen weiß, dann wird ihm auch bewusst, dass zwar in einem gesunden Volk dauernd Bienen aller Stadien vertreten sind, das aber auch alle Bienen auf ihrem Gebiet Betätigung finden wollen. Eine Ammenbiene, deren Futterdrüse in Tätigkeit getreten ist, will diesen Futtersaft an die junge Brut abgeben. Eine Baubiene will und muss bauen. Der Imker wird darum das „Gesetz der 40 Tage" nicht nur beachten, sondern er wird auch dafür sorgen, dass durch seine eigenen Maßnahmen, stets alle Entwicklungsstadien ein reiches Betätigungsfeld vorfinden.
Herzliche Grüße
Dieter
Es hat nicht an Fachschriftstellern und Bienenwissenschaftlern gefehlt, die immer wieder mit Recht darauf hinwiesen, dass man eigentlich von einem Gesetz im Sinn des Wortbegriffes in diesem Zusammenhang nicht sprechen kann. Selbstverständlich ist der Begriff „Gesetz" unglücklich gewählt, denn die Natur lässt sich in ihrer Lebenskraft nicht in Gesetze einfangen, sondern stellt uns immer wieder vor neue Rätsel. Trotzdem erscheint es mir nicht günstiger, wenn man nun an Stelle des Wortes „Gesetz" das Wort oder den Begriff „Regel der 40 Tage" setzen möchte, denn der Begriff „Regel" erscheint mir nicht weniger starr als der Begriff „Gesetz". Man sollte aus diesem Grund meines Erachtens ruhig bei dem „Gesetz der 40 Tage" verbleiben, jedoch immer dabei bedenken, dass es sich bei diesem Begriff nicht um etwas Starres handelt, sondern um einen Begriff für die Entwicklungszeit vom Ei der Königin bis zur Trachtbiene, die durch die Anpassungsfähigkeit der Natur an bestimmte notwendige Erfordernisse, von Fall zu Fall kürzer oder länger währen kann, die jedoch im Durchschnitt eben die vierzig Tage umspannt.
Welche Grundlagen haben nun überhaupt zur Festsetzung und Festigung des Begriffs „Gesetz der 40 Tage" geführt.
Schon Pfarrer Gerstung erkannte auf Grund langjähriger eingehender Beobachtungen, dass die Arbeitsbiene vom Tag des Schlüpfens aus der Zelle bis hin zur Trachtbiene verschiedene Entwicklungsstadien durchlebte, über die Brutpflege und über die Tätigkeit der Baubiene und Wachbiene wurde sie endlich zur Trachtbiene. Der „Bienenbaron" v. Berlepsch stellte bereits eingehende Untersuchungen über diesen auch von ihm beobachteten Entwicklungsgang der Arbeitsbiene an, brach diese Versuche jedoch leider zu früh ab, so dass sie nicht beweiskräftig genug waren. Die Vermutungen v. Berlepschs wurden dann später durch Versuche Prof. Dr. Rösch, die in gleicher Richtung liefen, einwandfrei bestätigt. Professor Rösch führte exakte Beobachtungen in mehreren besonders hergerichteten Beobachtungsvölkern durch. Nach genauer Kenntlichmachung der jeweils schlüpfenden Bienen beobachtete er nun Hunderte von Bienen bei ihrer Entwicklung vom Augenblick des Schlüpfens aus der Brutstelle bis an ihr Lebensende. Durch diese genauen Beobachtungen wies er einwandfrei nach, dass im Bienenvolk eine „Arbeitsteilung nach dem Alter" besteht.*
* Dr. Rösch: Untersuchungen über die Arbeitsteilung im Bienenstaat. Zeitschrift für vergl. Physiologie, Berlin 1925, 1926, 1930. Dr. Rösch: Die Arbeitsteilung im Bienenstaat. Kosmos Nr. 4/33, S. 125.
Nach seinen Forschungen machen alle Arbeitsbienen im Verlauf ihres Lebens in einer ganz bestimmten Reihenfolge alle im Bienenvolk in Frage kommenden Arbeiten durch. Kaum hat die Jungbiene ihre Zelle verlassen, so beginnt als erste Tätigkeit die eigene Reinigung. Sie putzt sich, indem sie sich von den ihr noch anhaftenden Wachsteilchen befreit. Kaum ist dies geschehen, so geht sie an die Reinigungsarbeit ihrer eigenen Zelle sowie der Nachbarzellen, um diese für die neue Eiablage durch die Königin herzurichten. Futterreste und verbliebene Wachsteilchen werden entfernt und somit eine gründliche Reinigung durchgeführt. Diese Tätigkeit, mit der noch die Erwärmung der verdeckelten Brut verbunden ist, verrichtet sie an den ersten zwei bis etwa drei Tagen. Jetzt tritt sie in das Stadium der Ammenbiene. Vom vierten bis zum fünften Tage obliegt ihr in diesem Entwicklungsstadium die Pflege und Versorgung der über drei Tage alten Maden mit Honig und Pollen bis zu deren Verpuppung. Am sechsten Tage entwickeln sich, wie Dr. Rösch durch mikroskopische Untersuchungen einwandfrei nachgewiesen hat, vorn im Kopf der Arbeitsbiene die Futtersaftdrüsen. Jetzt beginnt die Brutpflege und Fütterung der jüngsten Brut von ein bis drei Tagen, die ausschließlich mit Futtersaft aus den Futtersaftdrüsen ernährt wird. Diese Tätigkeit wird nun etwa bis zum elften oder zwölften Lebenstag ausgeführt, inzwischen sind andere Jungbienen in großer Zahl nachgewachsen. Die älteren werden dadurch in ihrer Tätigkeit entlastet, wenn nicht gar arbeitslos. Durch die hierdurch entstehende Ruhe und bessere Nahrungsauswertung entwickeln sich die Wachsdrüsen an der Bauchseite, in denen kleine Wachsplättchen abgesondert werden. Das Stadium der Baubiene ist herangekommen. Die Biene verwertet die Wachsplättchen bei der Herrichtung von Waben oder beim Ausbau der Mittelwände. Jedoch werden während dieser Entwicklungszeit auch noch einige andere Arbeiten mit durchgeführt, die schon eine Bekanntschaft mit der Außenwelt ermöglichen. Die Wohnung muss gereinigt, Müllreste und tote Bienen müssen aus der Wohnung geschafft werden. Bei starker Trachtzeit wird den eifrigen Sammlerinnen und Trachtbienen der Nektar abgenommen und in die Zellen getragen. In ungeeigneten Zellen abgelagerter Nektar wird in den Honigkranz umgetragen, der in die Zellen getragene Pollen wird festgestampft, und außerdem finden auch schon die ersten Orientierungsflüge statt.
Bei diesen zahlreichen Aufgaben, die etwa bis zum achtzehnten Lebenstag durchgeführt werden, vergeht die Zeit. Ein neues Stadium der Entwicklung ist herangebrochen. Aus der Baubiene wird die Wachbiene, die nunmehr ihre Vorspiele vor dem Flugloch hält, um sich genau auf die Lage der Wohnung einzufliegen, die aber gleichzeitig das Flugloch bewacht und jeden Feind rücksichtslos vertreibt und koste es das eigene Leben. Bei dem Vorspiel vor der Wohnung und den Orientierungsflügen verstärkt sich die Sehnsucht, es den nektareintragenden Schwestern gleichzutun, und so wird aus der Wachbiene etwa am zwanzigsten Lebenstage die Trachtbiene. Also erst, nachdem die heranwachsende Jungbiene alle Innenarbeiten der Reihe nach durchgeführt hat, kommt sie in einem Alter von 20 Tagen zum direkten Außendienst als Flug- und Trachtbiene. Diese Tätigkeit übt sie nun . bis zu ihrem Tode aus, ohne etwa eine der Aufgaben eines vorhergehenden Entwicklungsstadiums wieder aufzunehmen. Ja selbst, wenn sie auch eine Aufgabe eines vorhergehenden Entwicklungsstadiums wieder aufnehmen wollte, so könnte sie es doch nicht, denn diese Arbeitsteilung nach dem jeweiligen Alter der Bienen hat, wie Dr. Rösch nachwies, körperliche, anatomisch-physiologische Voraussetzungen. Die Biene wäre also einfach nicht in der Lage, die Aufgabe eines zurückliegenden Entwicklungsstadiums noch einmal zu übernehmen, weil es ihre körperliche Beschaffenheit nicht zulässt. Es gibt bei ihr zwar eine Vorwärts- aber keine Rückwärtsentwicklung. Selbstverständlich kann sich die Entwicklung zur Trachtbiene durch Änderungen der natürlichen Gegebenheiten um einige Tage verkürzen oder aber auch um einige Tage hinauszögern. Die hier angeführte Entwicklung geht natürlich nicht, wie ich ja schon eingangs erwähnte, rein schematisch vonstatten. ,.Gerade darin liegt die Anpassungsfähigkeit dieses Arbeitssystems, dass die Zeitabschnitte, die auf die einzelnen Arbeitsgrade verwendet werden, den jeweiligen Bedürfnissen des Volkes entsprechend geschmeidig abgestuft werden. Das ganze System regelt sich dauernd selbst nach Angebot und Nachfrage, und diese ändern sich im Laufe der Jahreszeiten für das Bienenvolk mehrmals nach den verschiedenen Richtungen.*
* Dr. Rösch: Die Arbeitsteilung im Bienenstaat. Kosmos Nr. 4/33, S. 132
Trotzdem liegt der Mittelwert für diese Entwicklung von der schlüpfenden Jungbiene bis zur Trachtbiene bei neunzehn oder zwanzig Tagen. Wir wissen nun, dass die Arbeitsbiene zwei Entwicklungsstufen durchmacht. Zuerst die Entwicklung vom befruchteten Ei bis zur schlüpfenden Biene, die etwa zwanzig bis einundzwanzig Tage ausmacht, denn am einundzwanzigsten Tage schlüpft die junge Arbeitsbiene. Die zweite Entwicklungsstufe führt nun die geschlüpfte Jungbiene über die Arbeitsteilung nach dem Alter in ebenfalls etwa zwanzig Tagen zur Trachtbiene. Die Entwicklung einer Arbeitsbiene vom befruchteten Ei bis zur Trachtbiene dauert also etwa vierzig Tage. Diese Tatsache ist für die Betriebsweise des Imkers im Hinblick auf eine rechtzeitige Erstarkung der Völker von größter Wichtigkeit. Es ist das „Gesetz der 40 Tage", das der Imker für seine Maßnahmen berücksichtigen muss, wenn er nicht auf Zufallserfolge angewiesen sein will. Nur wenn der Imker um diese Gegebenheiten in der Entwicklung der Bienen weiß, dann wird ihm auch bewusst, dass zwar in einem gesunden Volk dauernd Bienen aller Stadien vertreten sind, das aber auch alle Bienen auf ihrem Gebiet Betätigung finden wollen. Eine Ammenbiene, deren Futterdrüse in Tätigkeit getreten ist, will diesen Futtersaft an die junge Brut abgeben. Eine Baubiene will und muss bauen. Der Imker wird darum das „Gesetz der 40 Tage" nicht nur beachten, sondern er wird auch dafür sorgen, dass durch seine eigenen Maßnahmen, stets alle Entwicklungsstadien ein reiches Betätigungsfeld vorfinden.
Herzliche Grüße
Dieter