Strohbienenkorb, Tipps und Tricks gesucht

Josef Fleischhacker

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Einen herrlich schönen Strohbienenkorb hatte ich schon einmal im Einsatz, leider war der vor Wetterunbilden mehr oder weniger ungeschützt, soll heißen wurde weder gestrichen noch sonstwie geschützt, eben deswegen wurde vor allem der untere Teil sehr rasch morsch.

Die neuen Körbe sollen nicht nur langlebiger werden, sondern auch über diese höchst interessante Betriebsweise möchte ich nun mehr erfahren, eben deswegen meine Fragen

* ist Kuhdung tatsächlich passend, oder

* wäre ein Farbanstrich besser

* wie geht die mit dem einstecken von Zweigen und vor allem

* wären da Weidenzweige richtig


Wäre doch nett, könnten wir uns darüber unterhalten

Josef

Stroh-Bienenkörbe.jpg
 
Ich beschäftige mich schon länger mit dem Thema, sehr faszinierend die Betriebsweise.

Zum Schmieren der Körbe:
Am besten reiner frischer Kuhmist vom "Weidevieh", am besten nicht mit Lehm mischen, das es dann oft zu Rissen neigt. Kleiner Wetterschutz sollte aber schon vorhanden sein, so ganz an der frischen Luft ist je nach Klima bestimmt nicht gut.

Hier gibs einen sehr kurzen aber doch vollständigen Bericht über die Korbimkerei, ich denke ein paar Sachen sind Diskussionswürdig:

http://www.nna.niedersachsen.de/dow...tuelper_eine_aussterbende_Betriebsweise_.pdf;
 
Freut mich, auch der Bumble beschäftigt sich mit diesen Körben, zwoa sama hiaz scho!

Am besten reiner frischer Kuhmist vom "Weidevieh"

Dies bedeutet ein graues Haar mehr, im ganzen Bezirk kenne ich keine einzige vierbeinige Kuh, gingen da eventuell auch Mist der Hochlandrinder, dürfte an sich ja auch nichts anderes sein?

Josef
 
Das nehme ich an, Rind ist Rind zumindest der Produzierte mist....

Schöne Körbe hast du da :)
 
Die werden aus Stroh gefertigt, nicht aus Weiden.
Nur, langes Stroh gibt es heute kaum noch auf den Feldern.
 
Hallo,

ich hab während der Ausbildung einen Korbbindekurs gemacht und einen komplett selber gemacht. Man muss Langhalmiges Getreide mit der Sense mähen und trocknen lassen. Wenn das Stroh durch einen Mähdrescher gegangen ist, kann man das sowieso vergessen. Vorm dem binden schneidet man die Ähren raus und fängt mit der Spitze oben an. Dann Wickelt man spiralförmig immer weiter nach unten. Früher wurde der letzte Ring nicht aus Stroh sondern aus Wurzeln gewickelt, weil die besser mit der Feuchtigkeit klarkommen.

Zum einstreichen eignen sich Kuhfladen aus dem Mai von einer fetten Wiese am besten. Später im Jahr werden die Fasern nicht haltbar genug. Der Durchfall aus dem Boxenlaufstall geht garnicht, weil die Viecher da ja kein Graß fressen sondern nur Silo-Elend.
Die Körbe mit irgendwelcher Farbe oder Lack oder so einzuschmieren ist meiner Meinung nach auch nicht gut, weil dann die Stockfeuchte nicht aus dem Material entweichen kann. Der Korb gammelt dann innerhalb des Strohs.

Die alte Heidebetriebsweise lief damals so ab das die Völker bewusst zum schwärmen getrieben wurden und diese Schwärme dann Heidehonig gemacht haben.

Mfg Malte Niemeyer
 
Mensch Josef, wo hast du denn die Schätze her, die sehen ja klasse aus! Manoman, was soll ich denn noch alles anfangen, will auch solche Körbe habn! :)
Eine Frage zur Korbimkerei: hab ich mir das richtig gemerkt, man schneidet die Honigwaben raus und dreht die Körbe immer wieder, weil die Bienen im Korb den Honig immer "hinten" einlagern? Oder so ähnlich, wie war das nochmal genau?
Lg Marion
 
ich hab während der Ausbildung einen Korbbindekurs gemacht und einen komplett selber gemacht.

Glückwunsch zu dieser guten und auch umfangreichen Ausbildung, bei uns in AT wird dies meines Wissens überhaupt nicht gelehrt, stattdessen Met- und Schnapserzeugung, sechs Jahre Ausbildung dauern ja doch lang

Hallo Josef schau Dir nachstehenden Film an. Hier wird ein Bienenkorb angefertigt.

Mach ich heute Abend, Danke dafür, ich freue mich schon darauf.

Mensch Josef, wo hast du denn die Schätze her, die sehen ja klasse aus! Manoman, was soll ich denn noch alles anfangen, will auch solche Körbe habn!

Hat auch meine Tochter gesagt, seitdem hab ich die beiden kleineren los, den großen musste ich mit Zähnen und Klauen verteidigen, ansonsten hätte ich auch schon längst los. Sag ich ja immer und keiner glaubt mir, ich bin für diese Welt viel zu gutmütig.

Der noch verbliebene Korb bekommt in unmittelbarerer Nähe des Bienenhauses einen Ehrenplatz, extra für ihm werde ich ein passendes Lagel -sagt man so?- anfertigen, der erste Schwarm 2015 bekommt diese Luxusherberge.

Josef
 
Diese Filme sind absolut genial, das ist etwas was man heute so gut wie nie irgendwo zu sehen bekommt. Übrigens diese Imkerei existiert noch.
 
Gibt es diese Lüneburger Stülpen auch noch zu kaufen?
 
Ich habe sie irgendwo mal zu kaufen gesehen, vom Laves werden aber auch Kurse für die Fertigung der Stülper angeboten.
 
Ich habe sie irgendwo mal zu kaufen gesehen, vom Laves werden aber auch Kurse für die Fertigung der Stülper angeboten.
Das wäre für mich aber schon sehr weit zu fahren. Vor allem gibt es in Bayern kein langhalmiges Stroh mehr. 30 bis 40cm Halme sind aber zu kurz für die Körbe.

Es wäre sehr nett von dir, wenn Du uns Bezugsquellen finden könntest. Mir gefallen diese dickwandige Körbe sehr gut.
Bio-Kuhkacke gibt es bei uns mehr als genug. :D

Im Internet findet man entweder zu kleine Körbe oder zu dünnwandige Körbe.
Die Dicke der Korbwände spielt vieleicht im Winter nicht einmal so die große Rolle (solange genügend Futter in den Waben ist). Die dickwandigen Körbe sehen einfach stabiler und robuster aus. Gerade für das Bienen abstoßen sollten die Körbe stabil genug sein.
 
Ich versuche mal raus zu bekommen wer die im Angebot hatte, kann aber ein wenig dauern.
 
Eine Frage zur Korbimkerei: hab ich mir das richtig gemerkt, man schneidet die Honigwaben raus und dreht die Körbe immer wieder, weil die Bienen im Korb den Honig immer "hinten" einlagern? Oder so ähnlich, wie war das nochmal genau?
Lg Marion
Hallo Primlchen,
was Du meinst, ist die Betriebsweise beim "Alemannischen Rumpf", gewissenermaßen eine Art des Strohkorbes. Diese Bienenbehausung hatte einen großen Durchmesser und eine niedere Höhe und stand auf einem Brett, in welches das Flugloch sozusagen eingearbeitet war, der Korb selber hatte kein Flugloch.
Im zeitigen Frühling (März, Lostag war der Josefitag!) konnte man abschätzen, wieviel Vorrat die Bienen noch benötigen und schnitt die überzähligen Honigwaben raus. Diese waren aufgrund des Form des Korbes auf der "hinteren", d. h. dem Flugloch abgewandten Seite. Danach drehte man den Rumpf um 180 Grad auf dem Standbrett und - bingo - die Bienen bauten frisches Wabenwerk in Richtung Flugloch und lagerten den Honig wiederum im hinteren Bereich des Korbes ab. Dies war zwar das "alte" Wabenwerk, hat aber anno dazumal niemanden gestört.


Liebe Grüße
Manny
 
Hallo,

die deutsche Imkerberufsschule liegt mitten im Heidegebiet. Dort waren damals Hundertausende dieser Körbe im Einsatz. Deswegen haben wir während der Berufsschule diesen Kurs gemacht. leider haben außer einen 4 Stündigen Vortrag über Met nichts zur Alkoholherstellung gemacht.

Wenn der Bienenzaun (oder auch Korb-lagd genannt) von oben Wasserdicht war, hielten diese Körbe locker ihre Hundert Jahre aus. Die man heute neu kaufen kann, taugen meistens nicht besonders viel. Sie sind meistens irgendwo in Osteuropa hergestellt und sehr weich gebunden. Auf einen echten Heidekorb kann man sich draufsetzen ohne das er kaputtgeht. Wenn ihr Interesse an solchen Dingern habt, sollte man im Internet gucken oder in Abbruchhäusern oder so rumstöbern. Da hab ich meine größtenteils gefunden.

Die Betriebsweise lief meistens so ab das die Körbe bewusst zum Schwärmen getrieben wurden. In der Regel ging bei den schwarmtriebigen Heidebienen nach dem Vorschwarm sogar noch ein Nachschwarm oder teilweise sogar mehrere Nachschwärme ab. Diese Schwärme wurden alle aufgeschlagen und sowohl der Schwärmer als auch die Schwärme haben sich dann während der Sommertracht aufgebaut und gingen dann alle in die Heidetracht. Da das Flugloch oben war, war der Honigvorrat meistens unten. Deshalb konnte man die Bienen mit Rauch zurückdrängen und den Honig rausschneiden, wenn über den Sommer mal zu viel Sommertracht eingetragen wurde. Während der Heide machten alle Völker Heidehonig und wurden danach abgestoßen. Aus 2 oder mehreren Völkern wurde ein Volk zur Überwinterung vereinigt. Durch das alte Erbgut waren die Völker zu der Zeit schon aus der Brut. Die Nachschwärme aus dem Frühjahr waren die sogenannten Leibimmen. Die hat der Imker fürs nächste Jahr behalten. Alles andere wurde entweder im Herbst verkauft oder nach der Überwinterung per Bahn nach Süddeutschland geschickt.

Die Körbe mit den Heidehonigwaben wurden dann den ganzen Winter über ausgeschnitten und die Waben gepresst oder als Scheibenhonig verkauft. Anschließend wurden die Körbe instandgesetzt. Über den Sommer hatte eine durchschnittliche Lüneburger Heideimkerei nicht selten mehr als 1 000 Völker. Im Winter nur etwa 200-500.

Mfg Malte Niemeyer
 
Hier wäre ein Link zu dieser alten aber sehr interessanten Art der Imkerei: http://www.imkerverein-villingen.de/geschichte.html

Heute müssten trotzdem die Bienen abgetrommelt oder eher abgestoßen werden, um die Bien in Magazinen gegen die Varroa zu behandeln. Anschließend müsste das Volk ohne der alten Brut wieder in den Korb gestoßen werden.

Die Frage ist nur: Wann, zu welchem Zeitpunkt? So wie in dem Film über die Korbimkerei?

Die alte Betriebsweise unserer Vorfahren wäre wegen der Varroa kaum möglich. Oder?
Der altvordere Korbimker mit dem Allemanischen Rumpf-Korb (ARK) hatte die Varroa nicht. Er erntete den Honig um den 19.März und drehte den Korb einfach um 180 Grad.

Würde hier die OS-Träufelung/Bedampfung oder auch andere Behandlungsarten im Frühjahr der Honigernte im nächsten Jahr schaden?
Würde der Korb nach einer Tymolbehandlung eine Ewigkeit weiterstinken?
Oder doch im Sommer in Magazinbeuten abstoßen und behandeln und wieder ab in den Korb?
 
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