Die Verbindung der Biene mit "ihrem" Wachs

Spessartbiene

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Hallo zusammen,

welchen Zusammenhang, welche Verbindung haben Biene und "ihr" Wachs? Ist Bienenwachs gleich Bienenwachs?

Bei der Lektüre von "Phanömen Honigbiene" von Professor Jürgen Tautz (ISBN 978-3827418456) bin ich auf folgende interessante Passage gestoßen, die mich zum Nachdenken gebracht hat:

Die Körperoberfläche der Bienen ist wie bei allen Insekten mit einer dünnen Wachsschicht überzogen. Dieses kutikuläre Wachs unterscheidet sich im Prinzip nicht vom Wabenwachs. (...) Die Wachszusammensetzungen auf den Bienenoberflächen sind nicht bei allen Bienen gleich. Ein erblicher Anteil sorgt dafür, dass das Wachs von Bienen, die zueinander Vollschwestern sind, ähnlicher ausgeprägt ist als das Wachs von Halbschwestern, also solchen mit der gleichen Mutter, aber unterschiedlichen Vätern. Aber auch die Umgebung ,in der die Bienen leben, beeinflusst die Kutikularwachszusammensetzung. So übernimmt die Wachsschicht des Bienenkörpers Bestandteile des Wabenwachses. Auf diese Weise kommt als "Staatenflagge" eine typische bienenvolktypische Wachsduftmarke zustande, die es den Wächtebienen ermöglicht, am Stockeingang nestzugehörige von nestfremden Bienen zu unterscheiden und nestfremden den Zugagng zu verwehren.

(Zitiert aus Kapitel 7 "Das größte Organ der Bienenkolonie - Wabenbau und Wabenfunktion", Unterpunkt: "Der chemische Gedächtisspeicher")

Seitdem ich dies gelesen habe mache ich mir Gedanken über die Idendität von Biene und Wachs.

Was passiert beim Wabentausch zwischen Völkern? Welchen Einfluss haben Mittelwände von Wachs aus anderen Völkern - teilweise aus entfernten Regionen.

Was denkt Ihr darüber?

Gruß,
Hermann

P.S.: Es lohnt sich das Buch zu kaufen. Mithilfe der ISBN könnt Ihr das leicht bei Eurem örtlichen Buchhändler machen - der zahlt im Gegensatz zum großen Online-Händler auch wirklich Steuern auf seine Gewinne, schafft Arbeitsplätze und vor allem: das Buch kostet dort nicht mehr!
 
Hallo Hermann,
das ist auf alle Fälle ein interessanter Ansatzpunkt, aus diesem Blickwinkel hab ich das bisher nicht gesehen.
 
Und diese Wachsschicht schützt natürlich auch die Biene bei unseren Säure Attacken, aber nicht die Milbe
 
Es lohnt sich das Buch zu kaufen. Mithilfe der ISBN könnt Ihr das leicht bei Eurem örtlichen Buchhändler machen - der zahlt im Gegensatz zum großen Online-Händler auch wirklich Steuern auf seine Gewinne, schafft Arbeitsplätze und vor allem: das Buch kostet dort nicht mehr!

Hallo Hermann,
das stimmt 100%ig - ich sollte mein Buch wieder mal von vorne bis hinten lesen ... , glaube, das hat aber auch nix mit Esoterik zu tun, sondern nur mit unserem "Halb"wissen ...
Aber jetzt hab ich zum lesen ja zumindest am Wochenende Zeit, wenn die Gudsde auf Arbeit ist.

Danke für den Tip !

Wolfgang
 
Ein interessanter Thread Hermann!

Ich habe noch nie gehört dass Bienen mit Wachs überzogen sind, wenn dem so ist, dann muss diese Schicht äußerst dünn sein? Wie stellt man fest das es wirklich so ist? wie kommt dieses Wachs auf die Bienen? Geschieht das bereits in der Zelle vor dem Schlupf der Biene, oder wird es erst nach dem Schlupf aufgebracht?
 
AW: Restentmilbung 2014

Frische Wachsplättchen habe ich derzeit auch noch auf der einen oder anderen Windel. Was sagt uns das?
mir sagt das gar nichts!
Jeder Biene produziert in ihrem Leben genau so viel Wachsschuppen wie alle anderen Bienen. Jungbienen können mehr Wachsproduzieren als alte Bienen. Wenn die Bienen bauen können, dann verwenden sie diese Schuppen, wenn nicht dann fallen diese schuppen runter, auf die windel oder beim nächsten Flug. Unter Schwärme, die für 3 Tage in Kellerhaft gebracht werden, findet man auch Wachsschuppen, obwohl nicht alle bis dahin anfangen zu bauen.
 
AW: Restentmilbung 2014

Mmmh Salsa,

das würde ja bedeuten die Bienen produzieren Wachs obwohl sie es nicht brauchen? Solche Verschwendung kenn ich nur vom Menschen, nicht von den Bienen :)
"Meine" Wachsschuppen die ich auf der Windel sah, konzentrierten sich auf einen kleinen Bereich, überwiegend in der Mitte der Traube in einer einzigen Gasse.

Da ich glaube, sie produzieren nur Wachs, wenn sie es auch wirklich brauchen, frage ich mich: wozu brauchen sie es?
"Verdeckeln von Brutwaben" war mein erster Gedanke....

Ciao,

Nils
 
@Salsa und Nils: ich habe eure beiden Kommentare hier her geschoben, ist zwar auch nicht ganz 100% passend, aber doch noch besser als bei der Restentmilbung :)
Hoffe, das ist ok so.

lg Marion
 
Wie stellt man fest das es wirklich so ist?

1 kg Bienen in den Wachsschmelzer rein schmeißen und schauen, ob daraus Wachs kommt! :-D
Du bringst mich auf Ideen, ich suche seit Langem einen guten biologischen Ofenanzünder...

Solche Verschwendung kenn ich nur vom Menschen, nicht von den Bienen
Warum Verschwendung? Das ist wie bei uns Schwitzen und hat mehere Funktionen. Z.B. Entgiftung der Körper etc.
Deine Beobachtung auf der Windel habe ich auch gemacht, ich habe es mir so erklärt, dass Jungbienen sich meist in der Mitte der Traube aufhalten und deswegen fälfallen die Schuppen vermehrt in der Mitte.

Nils, ich bin mittlerweile ganz vorsichtig mit meiner Windelbeobachtung und den daraus folgenden schlussfolgerungen. Klar kann man manche Hinweise finden, wie z.B hungriges Volk etc, aber was Brutaktivität betrefft, glaube ich selber nicht, dass man diese von der Windel genau ablesen kann.
 
wie kommt dieses Wachs auf die Bienen?

Hallo Max!

Ich schätze, da habe ich im Ausgangszitat oben einen entscheidenden Teil unterschlagen. Da wo dort "(...)" steht, ist im Bich folgendes zu lesen:

Das ist auch nicht weiter erstaunlich, da die wachsschwitzenden Drüsenfelder ihren Ursprung in den Drüsen haben, die einstmals nur der Bildung und Ausscheidung des Kutikularwachses dienten.

Gruß,
Hermann
 
der Schutz ist wirklich nur minimal
Und wenn ich es richtig verstanden habe, wirkt die Säure ja durch die Übersäuerung und wird durch das Atmungs-System aufgenommen. Deswegen sind Bienen, die was Anstrengendes machen wie etwa gerade aus den Zellen Schlüpfen besonders gefährdet.

Gruß,
Hermann
 
Danke Hermann für die hochinteressanten Infos!

Hast du schon Versuche unternommen wie man wirklich sehen kann ob auch wirklich die Bienen mit einer Wachsschicht überzogen sind? Unterm Mikroskop usw.?

Wenn es so ist, so müssten wir die Betriebsweise völlig umstellen und wirklich keine Waben mehr zwischen den Völkern tauschen? Was bei mir in der Jungvolkbildung leider nicht machbar ist, bzw. ich müsste diese völlig neu gestalten.
 
Moin Max,

Hast du schon Versuche unternommen wie man wirklich sehen kann ob auch wirklich die Bienen mit einer Wachsschicht überzogen sind? Unterm Mikroskop usw.?
Nee, dazu fehlt es mir leider an Ressourcen (Zeit + Mikroskop). Ich bin die letzten 3 Wochen nicht zu den Bienen gekommen :( . Auch weiß ich nicht, wonach ich da konkret suchen müsste. Laut Duden ist die Kutikula ja ein dünnes Häutchen. Ob man das überhaupt sieht weiß ich nicht. Bei einem geölten Holzboden sieht man die Ölschicht ja vermutlich auch nicht unter dem Mikroskop.
Ach ja, das sagt Wikipedia zur >Kutikula<. Da ich ürsprünglich nach dem Bergriff "kutikulär" suchte hatte ich nur beim Duden nachgesehen.

Wenn es so ist, so müssten wir die Betriebsweise völlig umstellen und wirklich keine Waben mehr zwischen den Völkern tauschen?
Darüber habe ich mich auch schon Gedanken gemacht. Aber wir wissen ja nicht, wie sehr dies die Bienen beeinflusst. Und bei Tautz ist ja auch zu lesen, dass die Bienen durch ihren Körperkontakt zu den Waben selbst dieses Wachs in die Kutikula aufnehmen. Sind die Bienen darauf vorbereitet, mit fremden Wachs klar zu kommen - etwa wenn die alte Königin schwärmt und die Nachkommen der neu Nachgezogenen ein anderes Wachs hervorbringen? Oder was, wenn ein Schwarm in eine verlassene Bienenbehausung einzieht in der möglicherweise auch noch nicht von den Motten zerfressenes Wachs ist?
Für mich ist das eher Erklärung für Beobachtungen bei der Annahme einer zugesetzten Königin. Nicht die Königin macht den "Stockduft" aus sondern die Summe der "Ausdünstungen" der Bienen. Und die kommen der individuellen Ausdünstung der Königin erst nahe, wenn die eigenen Nachkommen die Herrschaft übernommen haben.
Im Großen und ganzen wissen wir eben noch zu wenig um daraus gute Schlussfolgerungen für die Auswirkungen auf unsere imkerlichen Methoden zu ziehen.

Gruß,
Hermann
 
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