Natürliche bienenhaltung?

Tilberi93

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Hallo ihr lieben, vielen Dank für die hilfreichen Tipps im Juli. Aber
jetzt bin ich nun seit 5 Monaten bienenbesitzerin u kann mich mit der konventionellen Bienenhaltung immer noch nicht abfinden. Habe mich jetzt im Netz auf die Suche gemacht u bin auf folgende Seite gestoßen:
http://www.natuerliche-bienenhaltung.ch
Nach diesen Experten ist es möglich Bienen wieder auszuwildern und somit auch wieder wild lebende Völker in der Natur anzusiedeln. Hat irgendjemand von euch Kenntnisse inwieweit dies umsetzbar ist? Ich habe riesiges Interesse daran. Ich will keinen Honig ernten u auch keinen sonstigen Nutzen von meinen Bienen. Ich möchte einfach nur das sie die Natur bereichern. U es kann doch doch nicht sein das der Mensch alle wilden Bienenvölker ausgerottet hat u es nicht mehr möglich ist das Bienen in freier Wildbahn existieren.
 
Hallo,

man müsste sowohl eine Biene organisieren, die Milbenresistent ist, als auch für Tracht und geeignete Behausungen sorgen.

Afrikanisierte Killerbienen sind resistent, allerdings zeigen auch einige Rückzüchtungen einen besonders ausgeprägten Putztrieb, der ihnen die Fähigkeit gibt, einige Zeit ohne Behandlung auszukommen.

Dann müsste man sich entweder eine Gegend suchen in der das ganze Jahr über genug Tracht ist, damit sich die Völker mit genug Winterfutter eindecken können. Oder man säht große Flächen mit Blühfläche aus. Und man muss irgendwelche Baumhöhlen basteln, damit die abgehenden Schwärme irgendwo einziehen können..

Wenn man die Völker als auch die abgegangenen Schwärme ab und an auf varroa kontrolliert und im Herbst fehlendes Futter ergänzt, könnten sie überleben.

Allerdings stellt sich die Frage wie weit das dann wildlebende Völker sind die man da aussetzt...

mfg Malte Niemeyer
 
Hallo Tilberi,

jeder Imker macht dieses "Experiment" jedes Jahr mehr oder weniger unbeabsichtigt: nicht jeder Schwarm, der im Frühling auf Reisen geht, wird wieder eingefangen! Viele gehen unbemerkt ab und "bereichern" dann die Natur als wildlebendes Bienenvolk. Unsere Bienen sind sehr wohl in der Lage, sich in der Natur häuslich einzurichten und benötigen unsere Holzkästen nicht.

Doch leider - wohl alle diese unbeabsichtigten Schwärme werden sterben.
Mir sind in diesem Jahr ettliche entwischt - und es tut mir in der Seele weh, wenn ich daran denke daß von diesen Schwärmen wohl kein einziger mehr lebt.

Das hat zwei Gründe:

1. Die Varroa-Milbe.
Jedes Bienenvolk hat sie, kein Volk überlebt sie ohne Hilfe des Imkers. Mag sein daß ein wildes Volk 2 Jahre durchhält, bevor es an der Milbe elendig eingeht - aber sterben wird es. Ohne unsere Hilfe können sich die Bienen nicht gegen die Milbe wehren. Man versucht es seit 30 Jahren, aber es wird noch länger dauern bis die Bienen durch "natürliche Auslese" bzw. Zucht dazu in der Lage sein werden.

2. Futter!
Heuer gab es wenig Honig zum ernten, also auch wenig Honig für wildlebende Bienen. Es reicht nicht für eine Überwinterung, was sie in der freien Natur finden. Lies mal im Forum, so mancher Imker berichtet hier, daß er in diesem Jahr literweise Futter in die Völker schüttet, diese aber nur wenig an Gewicht zulegen. Das bedeutet: unsere Völker finden im Moment weniger als sie verbrauchen. Ein wild lebendes Volk würde also in diesen Tagen vermutlich schon seine Winterreserven aufbrauchen und bis Jahresende verhungern.

Nein, es kann in der von uns Menschen fast kaputt gemachten Natur kein Bienenvolk mehr überleben. Traurig, aber wahr.


Es ist gut, wenn es Menschen wie Dich gibt, die sich um die Bienen sorgen! Ich verstehe sehr gut, daß dir vieles in der Imkerei nicht gefällt (das ist bei mir genau so, bin ja auch erst im 3ten Jahr). Finde den Weg, der dir taugt, aber folge nicht jedem Rat, auf dem "natürliche Bienenhaltung" steht. Lerne über Bienen so viel du kannst - dann wirst du selbst beurteilen können, was stimmig ist und was nicht. Denn nur wer weiß was Bienen brauchen kann entscheiden was sie nicht brauchen!

Ich wünsche Dir viel Glück auf diesem Weg - wenn du ihn konsequent gehst, auch mal über deinen Schatten springst und Dinge tust, die dir nicht gefallen, dann wirst du eine echte Hilfe für die Bienen werden!

Nils
 
Hallo Tilberi,

diese Gedanken mache ich mir auch immer. Wie könnte es gehen, dass die Bienen ohne uns überleben?

Heuer würden alle wilden Schwärme im Winter zugrunde gehen. Kein Futter.
Aber genau deshalb leben Königinnen mehrere Jahre, das nächste Jahr würde eine Vermehrung wieder möglich machen.

Wenn Dich das mehr interessiert, dann versuche mal was über das Gotland-Projekt herauszufinden.

Dort wurden Bienenvölker ausgesiedelt, allerdings in künstlichen Behausungen und sich selbst überlassen. Die Milbe erledigte in den ersten Jahren den Großteil der Völker. Es stellte sich aber ein natürliches Gleichgewicht ein, so dass es immer noch Bienen gibt. Auf Gotland ist es strikt verboten, Bienen mitzubringen, damit die Genetik sich entwickeln kann.

Leider ist genau das auf dem Festland nicht so einfach, denn wir müssten jahrelang ohne Bienen auskommen, bis sich ein Gleichgewicht Biene-Milbe einstellt und der Mensch dürfte NICHT eingreifen. Vielleicht maximal Schwärme fangen und einlogieren.

Gruss, Christian
 
will hier nicht wieder die Resistenz-Frage durchkauen, aber muss Malte korregieren, die scuts sind nicht resistent. Das wurde sogar von offizieller Seite bestätigt, nachdem enorme Verluste durch die Varroa aufgetreten sind.
Zu Gotland: im Vergleich zu Brasilien sind das Sankastenspiele. In Brasilien gibt es MILLIONEN wilde scut Völker und da hat sich keine Resistenz herausgebildet. Auch nicht die angeblich resistenten italienischen Bienen von der Insel habe in Deutschland überlebt.
Brasilien erlebte eine Welle der japanischen Varroa, was keine Schäden verursachte, ausser dem Märchen die scut sei gegen Varroa resistent, später mit der koreanischen gings dann bergab.

Natürliche Bienenhaltung: wie hält man denn einen Hund natürlich? Wie einen Wolf? Bienen sind Nutztiere und seid ewigen Zeiten als soche selektiert worden, sie jetzt "ganz natürlich" in der Wildnis auszusetzen kann (in Zeiten von Varroa) nur den Tod bedeuten.
 
AW: natürliche Bienenhaltung?

In Bezug auf wildlebenden Bienen, kann ich auch meinen Senf dazu geben. Bei mir in der Arbeitsstelle - ich arbeite in der Seilbahnbranche - haben wir einen sehr großen wild lebenden Bienenstock in einem Metallrohr einer Stütze Durchmesser: 150 cm, Länge: 20 m. Die Rohre sind mit Lochbohrungen von 50 mm versehen, da werden sie auch reingekommen sein. Das ganze ist in der Talstation auf 950 m Seehöhe in einem unwegsamen Gelände, umgeben von Gebüsch, Brennessel, Beeren usw. Ich weiß jetzt schon 4 Jahre davon und soweit es eine Beobachtung zulässt, wächst der Stock von Jahr zu Jahr. Ich glaube dass sich die Bienen in freier Wildbahn sehr wohl die modernen Bauten zugute machen um zu überleben. Leider ist es nicht möglich das Stützenrohr zu öffnen um gründlich nachzusehen, es gibt aber tatsächlich ein Überleben in freier Wildbahn.
 
es gibt aber tatsächlich ein Überleben in freier Wildbahn.

Servus Horup,

oft hört man von solchen Völkern und gerne möchte ich glauben, dass es resistente Völker wirklich gibt. Wenn man aber von Fällen liest, in denen soche Völker in Beuten eingeschlagen wurden, dann erfährt man meist, dass die Völker kurz darauf an der Varroa eingingen.

Die einen sagen nun, das liege an der unnatürlichen Haltung der Bienen durch den Imker. Andere meinen, solche Völker würden auch in der Wildbahn eingehen und durch immer weider einziehende Schwärme entstünde lediglich der Eindruck, ein Volk könnte lange und alleine in der freien Natur überleben.

Wenn Du nun ein solches Volk kennst, dann hätten wir ja die einmalige Gelegenheut, das zu prüfen. Ist es Dir möglich dieses Vok im kommenden Jahr bis zum Einsetzen der ersten Schwärme ab und zu zu beobachten? Das könnte interessante Details liefern.

Gruß,
Hermann
 
Hallo,

hier am Universitätsgelände gibt es auch einen Schwarm.. Die Studenten erzählen sich das das Volk auch Varroaresistent ist, allerdings sieht der aufmerksame Beobachter das im Spätsommer immer geschwächte orientierungslose Bienen im Innenhof herumkrabbeln und das es im Frühjahr keine Kotflecken auf den geparkten Autos gibt... Irgendwann zieht dann wieder ein Schwarm ein und die Studenten freuen sich das das Volk angeblich noch lebt und endlich seine Winterruhe zuende ist (im April)...

Mfg Malte Niemeyer
 
Da sprecht Ihr einen wichtigen Punkt an wie diese "Märchen" zustande kommen. Mit den Scuts ist das ja noch viel dynamischer. Und die "Studien" hier in Brasilien sind meist nichts wert. So verstärken sich dann immer mehr diese "Wahrheiten".
Wenn dann mal jemand RICHTIG forscht und beobachtet sieht es dann ganz anders aus.

Wie ich immer sage, die SPEZIE kann (scut z.B) resistent sein, aber das Individuum/Volk ist es nimmer.
 
AW: natürliche Bienenhaltung?

In Bezug auf wildlebenden Bienen, kann ich auch meinen Senf dazu geben. Bei mir in der Arbeitsstelle - ich arbeite in der Seilbahnbranche - haben wir einen sehr großen wild lebenden Bienenstock in einem Metallrohr einer Stütze Durchmesser: 150 cm, Länge: 20 m. Die Rohre sind mit Lochbohrungen von 50 mm versehen, da werden sie auch reingekommen sein. Das ganze ist in der Talstation auf 950 m Seehöhe in einem unwegsamen Gelände, umgeben von Gebüsch, Brennessel, Beeren usw. Ich weiß jetzt schon 4 Jahre davon und soweit es eine Beobachtung zulässt, wächst der Stock von Jahr zu Jahr. Ich glaube dass sich die Bienen in freier Wildbahn sehr wohl die modernen Bauten zugute machen um zu überleben. Leider ist es nicht möglich das Stützenrohr zu öffnen um gründlich nachzusehen, es gibt aber tatsächlich ein Überleben in freier Wildbahn.

Die Gelegenheit so einen Schwarm in der Nähe zu haben und zu beobachten, hätte ich auch gerne. Leider ist bei uns alles genutzt, selbst der Wald unterliegt der
"industriellen" landwirtschaftlichen Nutzung. Somit gibt es keine alten Baumhöhlen. Und hohle Seilbahnmasten schon gar nicht.
Ich bin immer am Rumfragen, ob ich irgendwo ein naturbelassenes Stück Wald pachten könnte, um Klotzbeuten aufzustellen.
Dann würde ich die Bienen mal machen lassen.
Allerdings wird behauptet, dass die Nichtbehandler den anderen Imkern schaden, da wäre der Abstand zu anderen Imkern gut, - also am besten mitten in einem Waldgebiet mit 3 km Abstand zu
den nächsten Beuten. Aber sowas gibt es bei uns nur im Gebirge und da sind dann schon die Belegstellen.
Man müsste die Belgestellengebiete für sowas verwenden....
 
Es freut mich sehr, dass ich mit meinem Beitrag einen guten Dienst geleistet habe. Selbstverständlich werde ich die Bienen - den Schwarm - gerne weiterhin beobachten und wenn mir was auffälliges zu Augen kommt, dann berichte ich sehr gerne. Ich werde es mir angewöhnen ein bis zweimal im Monat dort vorbeischauen. LG Horst
 
Ich werde es mir angewöhnen ein bis zweimal im Monat dort vorbeischauen.


Wäre eine ganz wichtige Sache Horst, da könntest Erkenntnisse nach Reinigungsflügen bekommen, wie die Bienen im zeitigen Frühjahr aktiv werden und natürlich auch wann die ersten Drohnen erscheinen, all dies würde auf eine klaglose Überwinterung hindeuten.

Gäbe im zeitigen Frühjahr, also März bis Anfang April keinen Bienenflug, so wäre der Platz fertig um einen neuen Schwarm aufzunehmen, somit wäre das Volk im Bienenhimmel.

Josef
 
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