Nach M. Hederer wird 2014 das schlechteste Bienenjahr aller Zeiten

Hagen

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2011
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Ja, teilweise.
Rähmchenmaß/Wabengröße
Zander
Schwarmverhinderung wie
Ableger; (Weiteres noch offen)
Eigene Kö Zucht ja/nein
Ja

TEXT von
UMWELTINSTITUT MÜNCHEN:


Obwohl sich immer mehr Menschen in Deutschland für die Imkerei interessieren,
sinkt die Zahl der Bienen. Manfred Hederer, Präsident des deutschen Berufs- und Erwerbsimkerbundes,
erwartet für 2014 das schlechteste Bienenjahr der Geschichte und das fünfte sehr schlechte Jahr in Folge.
Deutschland importiert bereits 80 Prozent des verzehrten Honigs.

Die wichtigsten Gründe für das Bienensterben liegen in der industriellen Landwirtschaft.
Auf intensiv genutzten Flächen finden Insekten zu wenige Blüten. Hinzu kommt der Einsatz von Pestiziden,
die Bienen töten, schwächen oder verwirren. Beides trifft nicht nur die Honigbienen,
sondern auch die für die Bestäubung wichtigen Wildbienen und Hummeln.

Das Umweltinstitut fordert eine Landwirtschaft mit weiten Fruchtfolgen und ohne Chemie.
Nur eine ökologische Landwirtschaft hat Zukunft, weil nur sie die Bienen und ihre wilden Verwandten fördert,
die für die Bestäubung vieler Pflanzen notwendig sind.

[LINK im TEXT zur INFO über Pestizide allgemein: http://www.umweltinstitut.org/themen/landwirtschaft/pestizide.html ]

TEXT ENDE

VG
Hagen

 
2014 war zwar für mich wirklich das schlechteste Bienenjahr, aber mein Herr Vater meint, Ende der 50er Jahre gab es noch viel schlechtere Jahre.
Allerdings mache ich für das katastrophale Bienenjahr 2014 das Wetter - und nur das Wetter - verantwortlich.
 
Hallo Hagen,
Imker sind die „Wandergesellen“ innerhalb der Landwirtschaft. Dies trifft um so mehr auf den Erwerbs- und Berufsimkerstand zu. Als Standimker muß man schon in einer intakten, das ganze Jahr mit einem Trachtband, versorgten Gegend imkern. Selbst da reicht es gerade mal für höchstens 15 Völker. Deshalb werden Adressen von guten Wandergebieten auch schon mehr und mehr als Geheimnis behandelt und nicht mehr weitergegeben. Wie sollen aber Berufsimker in Mais und Getreidewüsten mit ihren Völkern Honig produzieren?(Anmerk.: M. Hederer ist Berufsimker)
Aus Berlin war zu hören, das es schon mit Anwohnern Ärger gab, weil Berufsimker 50- 100 Bienenvölker in Baulücken der Stadt, zur Lindentracht gestellt hatten.
Zu dem Problem der schwindenden Bienenzahlen trotzt mehr Imkern, habe ich mir schon vor 3 Jahren auf einer Imkerversammlung „das Maul verbrannt“. Behaupte aber auch heute es liegt an den von Imkern gehaltenen Völkerzahlen. Für einen Altimker der aufgibt kommen 2 Neue, der Altimker hielt im Schnitt 20-30 Völker, die Neuimker 3-6 Völker, darin liegt der Hund begraben.
Die angesprochene Problematik mit PSM, ist natürlich richtig und betrifft wohl alle Imker in irgend einer Art und Weise,
meint der vesteimker
 
Ein anspruchsvolles Bienenjahr mit regional extremen Ernteunterschieden im Glarner Alpental - ich hatte kaum Frühjahrshonig aber eine schöne Sommerernte.
Die Laboranalyse meines Honigs hat meine Beobachtungen bestätigt. Die Haupttracht lieferte die Himbeere und dazu kam etwas Blatthonig von der Linde. Dazu ein paar Aussagen im Laborbericht:
Leitpollen: Himbeere/Brombeere > 60 %, weitere nenenswerte Pollen von Ahorn, Linde, Bärenklau, Kleearten, Labiatae wie Majoran und Thymian und Sonnenröschen
Sensorische Beurteilung:
Geschmack: frisch, fruchtig, leicht mentholig, kräftig, honigtypisch - ein wunderbarer Honig.

Auch ich kann sagen, dass wir bis Mitte der 60-er Jahre katastrophalere Erntejahre hatten. Seit den 80-er Jahren steigt das langjährige Mittel stetig an.
Ich ernte heute durchschnittlich das Dreifache, was meine Altvordern schleuderten. Ein entscheidender Faktor ist das deutlich gestiegene Temperaturmittel in den Monaten April bis Juli in den Alpen.
Christian
 
Hallo

und Danke für Eure Meinungen.
Wie in vielem ist hier wohl in der Tat die Perspektive des Betrachters
ausschlaggebend.
So bin ich überzeugt davon, dass die Bienen durch Pestizide geschädigt werden
(sicher nicht nur dadurch).
Die Schadwirkung ist jedoch bei anderen Spezies deutlich gravierender (geworden).
In meinem Beruf habe ich über die Jahre hinweg gelernt, dass ein Problem
niemals nur eine Ursache hat. So ist es wohl auch in diesem Bereich.
Ewig weite Monokulturen in der industriellen Landwirtschaft, ein Artenrückgang,
veränderte klimatische Bedingungen und auch eine sich ändernde Art und Weise
des Imkerns sind sicher auch nur einige der Ursachen.
Wir leben eben in einem vernetzten System, das sich eben nicht linear verhält.
Die Forderung von Bäuerlicher Landwirtschaft, weg von der industriellen
Landwirtschaft ohne Chemie ist jedoch eine Forderung die ich überzeugt unterstütze.

VG
Hagen
 
Noch ein kleiner Nachtrag zur Honiganalyse
Der Wassergehalt beträgt 15.8 %. Dazu hat in diesem so feuchten, sonnenarmen aber dennoch durchschnittlich warmen Sommer wohl die Hinterbehandlerbeute ihren Beitrag geleistet.
Christian
 
Der Wassergehalt beträgt 15.8 %. Dazu hat in diesem so feuchten, sonnenarmen aber dennoch durchschnittlich warmen Sommer wohl die Hinterbehandlerbeute ihren Beitrag geleistet.

Hallo Christian,

welchen Einfluss hat die Art der Beute auf den Wassergehalt?

Bei mir ist es zuweilen etwas knapp.
Der vom DIB geforderte Wassergehalt von 18% wird nicht immer erreicht.
Die gesetzlichen 20% dagegen immer.
Das heißt die meisten Schleuderungen von mir liegen bei 17,xy% Wassergehalt.
Manche jedoch bei 18,vw%.

VG
Hagen
 
Hallo Christian,

welchen Einfluss hat die Art der Beute auf den Wassergehalt?

VG
Hagen

Da kommen sicher einige Faktoren zusammen.
Hauptsächlich ist es aus meiner Sicht die relativ kleine Beute, der rel. hohe
Abstand zum Boden und das Material der Beute, also Holz.

Ich habe mit dem Wassergehalt in diesen Beuten, bis auf eine Ausnahme vor etwa
30 jahren wegen Schleuderung mitten in der Phazeliatracht, nie Probleme gehabt.
Im Gegenteil, so wurde mir in diesem Jahr die geringe Feuchtigkeit im Raps fast
zum Verhängnis. Während die Magazinimker kaum Probleme hatten, kristallisierte
der Honig bei mir schon in den Waben...
 
Deutschland importiert bereits 80 Prozent des verzehrten Honigs

Wir beklagen an vielen Stellen den Einsatz von Pestiziden und den Anbau von Monokulturen (in meinen Augen zum gr. T. auch zu Recht). Aber wie wird denn in anderen Ländern gelandwirtschaftet, aus denen der Honig importiert wird? Ist es da nicht ähnlich zu unseren Verhältnissen? Oder mischen die große Teile Zucker bei?

Warum schaffen wir es nicht, für mehr Blühstreifen zu sorgen? Gerade entlang der Feldwege, die den Kommunen gehören, wären viele Möglichkeiten vorhanden. Da hätten neben den Honigbienen auch viele andere Insekten, etwas davon. An vielen Stellen werden dagegen die Wege z.T. weggezackert, um die Anbaufläche zu vergrößern. Viele Gemeinden schauen weg, da sie den Konflikte mit den Landwirten scheuen (so ist zumindest mein Eindruck). Vor kurzem war ich mit einer Fraktion bei einer Gemarkungsrundfahrt dabei und sprach dieses Thema an. Die Antwort war, dass derzeit zu viele Landwirte in den polit. Gremien sitzen und Einfluß haben. Dadurch gehen notwendige Mehrheiten verloren.
Auch die Imkervereine, so ist mein Eindruck, haben kein großes Interesse, sich für das Thema einzusetzen. Ob der imkerliche Ertrag dadurch steigen würde, wage ich allerdings zu bezweifeln. Da müssten schon große Flächen entstehen. Aber anfangen müsste man halt mal damit.

Das Bienenjahr war zumindest bei uns in der Region und den befreundeten Imkern, die ich kenne, kein schlechtes Jahr. Sowohl der Honigertrag, wie auch die Ablegerbildung war sehr gut.

Viele Grüße
Markus
 
Das Umweltinstitut fordert eine Landwirtschaft mit weiten Fruchtfolgen und ohne Chemie. Nur eine ökologische Landwirtschaft hat Zukunft,

dass ein Problem niemals nur eine Ursache hat.

Lieber Hagen, du sagst es eh selbst. Ich sehe ebenfalls mehrere Ursachen, die mMn. voneinander abhängig sind. Vereinfacht und "blauäugig" meine ich damit: wenn wir als Konsumenten unser Einkauf-Verhalten ändern, sprich weniger kaufen und das dafür von hochwertiger Qualität (betrifft alle Bereiche nicht nur Lebensmittel) ist, dann sähe unsere ganze Wirtschaft vielleicht anders aus. (Obwohl, wer weiß, die Lobbyisten werden immer einen Weg finden zum Geld scheffeln.)
Daher finde ich es nicht ganz fair, immer nur auf die Landwirte und deren Giftspritzerei loszugehen. Was jetzt bitte nicht heißt, dass ich gegen ökologische Landwirtschaft bin! ;)

Warum schaffen wir es nicht, für mehr Blühstreifen zu sorgen?
Zumindest in Österreich sehe ich da einen kleinen Wandel. Gerade hier in Vorarlberg ist mir schon länger aufgefallen, dass in vielen Gärten zwar Rasen gemäht wird, aber sehr oft inzwischen ein Streifen mit z.B. Margeriten stehen bleibt.
Viele Verkehrsinseln und Grünanlagen hier werden mit Wildblumenmischungen angesät.
Auch in der Obstanbauregion Bodensee (also auch in Deutschland) fallen mir an den Rändern der Obstplantagen Wildblumenstreifen auf.
Und das nicht erst seit ich selber Bienen habe, fiel mir schon die letzten 3-4 Jahre auf.
Wenn ich mich richtig erinnere, ist im Bienen Aktuell in der September Ausgabe sogar ein Bericht darüber drin.
Ob diese ganzen Wildblumenstreifen wirklich etwas bringen (vor allem wenn sie mitten zwischen Abgasen und gespritzten Obstplantagen liegen) oder es nur "Augenauswischerei" ist, kann ich nicht beurteilen.
Ich sehe es trotzdem mal als ein kleines positives Signal an und hoffe weiter auf das "große Umdenken" :)

Lg Marion
 
wenn wir als Konsumenten unser Einkauf-Verhalten ändern, sprich weniger kaufen und das dafür von hochwertiger Qualität (betrifft alle Bereiche nicht nur Lebensmittel) ist, dann sähe unsere ganze Wirtschaft vielleicht anders aus.

Ich gebe Dir recht, solange der Markt rechtsstaatlichen Gesetzen unterliegt,
welche an sich dazu geeignet sind, bestimmte Grundrechte eines jeden zu schützen
und dies strafbewehrt, durch eine Instanz die durch die Gemeinschaft mehrheitlich getragen wird

Dass dem leider nicht mehr so ist, ist alleine schon in den USA zu sehen, wo z.B. genetisch veränderte
Lebensmittel als solche nicht mehr gekennzeichnet werden (müssen).
Gleiches wird hier angestrebt; auch Bewertungen wie z.B. Grenzwerte werden gerne "angepasst".

Gleichermaßen muss ich sagen, dass ich es mir schon leisten kann die Bioeier für 3,50€/6 Stück
zu kaufen. Davon bekommen sogar noch meine Hunde welche ins Futter (das ist auch GVO-frei und ohne Getreide).
Es gibt aber sehr viele Menschen, die müssen die Eier für 0,99€/10 Stück kaufen und haben leider nicht die Möglichkeit sich für die Eier 3,50€/6 Stück zu entscheiden.

Sonst sind wir aber etwa einer Meinung.
(die Eier stehen natürlich symbolisch für alle Lebensmittel und sonstige Güter die der Mensch so braucht).

VG
Hagen
 
...wenn wir als Konsumenten unser Einkauf-Verhalten ändern, sprich weniger kaufen und das dafür von hochwertiger Qualität (betrifft alle Bereiche nicht nur Lebensmittel) ist, dann sähe unsere ganze Wirtschaft vielleicht anders aus...

Dazu gab es in einem deutschen Bienen-Forum bereits einmal eine nette Diskussion dazu, wer eigentlich verantwortlich ist, der Landwirt, der Verbraucher, sonst wer? U.a. kam die These auf, dass der Landwirt derjenige ist, der seine Felder bestellt und der in der Hand hat, was er mit seinem Land macht. Diesen Ansatz fand ich auch ganz interessant. Ich glaube, dass das ein sehr schwieriges Thema ist, da man in meinen Augen nicht jemandem alleine die Schuld geben kann, sofern man überhaupt von Schuld reden kann. Da trägt in meinen Augen jeder seinen Teil dazu bei. Aber wer kann den Teufelskreis durchbrechen?
Da es um viel Geld geht, sowohl für Verbraucher, wie auch für die Landwirtschaft, wird das nur über eine vernünftige Gesetzgebung möglich sein. Aber nicht so, dass man dem Landwirt auf EU-Ebene verbietet, zu Hause noch Milch an privat zu verkaufen. Hei, da könnte man sicherlich jetzt vom Hölzchen aufs Klötzchen kommen...

Viele Grüße
Markus
 
welchen Einfluss hat die Art der Beute auf den Wassergehalt?

Wir machen die Erfahrung, dass die Imker in unserm Gebiet, die mit Magazinen arbeiten, immer einen um 1 bis 2 % höhern Wassergehalt im Honig hatten als die Imker mit Hinterbehandlern. Ob es daran liegt, dass der CH Hinterbehandler nach oben in der Erweiterung begrenzt ist, die Waben im Warmbau stehen, die Fluglöcher durchwegs kleiner sind und die Böden geschlossen sind - ich kann es nur vermuten.
Ein Nachbarimker erntete dieses Jahr einen Sommerhonig mit gerade mal 15 % Wassergehalt - natürlich auch im HB.
mfG Christian
 
Ein Nachbarimker erntete dieses Jahr einen Sommerhonig mit gerade mal 15 % Wassergehalt - natürlich auch im HB.

Hallo Christian,

das ist enorm wenig.
Mein bestes war einmal 16,5% (Laboranalyse),
wobei mein Refraktometer mir 17,5% anzeigte.

Wenn ich Deine Schilderungen nehme und daraus weitere
"Vermutungen" anstelle, könnte ich mir vorstellen, dass es
in der Beute grundsätzlich leichter wärmer wird,
bei euch die Temperaturen grundsätzlich im Jahresmittel
tiefer liegen und daher die rel. Luftfeuchte in der Beute
geringer wird. Dann würde der Honig besser entfeuchtet.
Wird nur Brut und Traube "wärmer" gehalten, würde der Honig deutlich schlechter
trocknen.

Ein alter Imker sagte mir, dass er die Bienen zu Trachtzeiten
sehr eng hält und damit sein Honig deutlich weniger Wasser
enthalten würde.
Dieser Effekt könnte ähnliche Ursachen haben.
Ein Versuch wäre hier sicher sehr interessant ...

VG
Hagen
 
Wir machen die Erfahrung, dass die Imker in unserm Gebiet, die mit Magazinen arbeiten, immer einen um 1 bis 2 % höhern Wassergehalt im Honig hatten als die Imker mit Hinterbehandlern.
Dieser Erfahrung habe ich auch schon gemacht. Habe beide Beutentypen in meinem Betrieb.
 
Ein Bekannter von mir hat 12 Tonnen Williams Birnen im Kühlhaus und wird sie nicht einmal für 0,20 €/kg los.

Klar das ist sicher unbefriedigend. ich habe vor kurzem einen Bericht über die Obstplantagen im "alten land" an der Küste gesehen, dort war ein Obstbauer mit dem gleichen Problem. Er hat aus der Not eine Tugend gemacht und verarbeitet alles Obst welches nich 1A Ware ist oder er nicht zu einem wirtschaftlichen Preis verkaufen kann zu Obstbrand. Somit kann er flexibel auf die nachfrage reagieren und hat ein zweites Standbein für seinen betrieb.
Gruß Olaf
 
Das Bienenjahr war zumindest bei uns in der Region und den befreundeten Imkern, die ich kenne, kein schlechtes Jahr. Sowohl der Honigertrag, wie auch die Ablegerbildung war sehr gut.

Viele Grüße
Markus
Genau so sieht es auch hier aus. Nur die Sommer- und Waldtracht blieb aus. Das ist aber noch kein Beinbruch.
Regionale Unterschiede gab es schon immer und wird es auch immer geben.
 
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