Verklammte Bienen im August - oder Maispollen?

Nils

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Hallo allerseits,

ich kam heute am späteren Nachmittag zum Bienenstand und war entsetzt: hunderte von Bienen auf dem Boden vor den Beuten, nicht mehr flugfähig und schwach. Alle hatten kleine dunkelgelbe Pollen dabei. Es war kaum möglich um die Beuten zu gehen, ohne welche zu zertreten.

Das Wetter war heute auch nicht besonders, nachmittags kam mal die Sonne raus und da flogen sie wie verrückt. Dann kam sehr rasch kalter Wind auf. Zwar hatte es danach auch noch um die 18 Grad, aber der Wind war so kalt, daß ich mir das Stirnband aufzog.

Nun frage ich mich, was ist hier los? Liegt es an dem plötzlichen kalten Wind, daß es die Bienen nicht mehr ganz heim schaffen - oder an dem Pollen, den sie dabei haben? Das Bild erinnerte eher an den Frühling, wenn es die Bienen nicht mehr heim schaffen. Sie sammelten sich zu kleinen Grüppchen zusammen und harrten regungslos der Dinge die da kommen...

Einige Bienen sammelte ich ein. Sie waren auch nach mehreren Minuten in meiner warmen Hand nicht flugfähig, stürzten sogar vom Finger ab. Angebotenen Sirup ignorierten sie, ja sie liefen davon weg.

Ein leider schlechtes Foto zeigt die Pollen:
F_IMG_7641_cr.jpg

Könnt ihr mir einen Rat geben?

Danke!

Nils
 
Hier passt manches nicht so recht zusammen Nils, dies hier

hunderte von Bienen auf dem Boden vor den Beuten, nicht mehr flugfähig und schwach.

bezeugt eindeutig von zusammenbrechenden Völkern, Bienen fliegen ab und sammeln sich zu kleinen elendig aussehenden Häufchen. Allerdings sammeln diese schon sehr schwachen Bienen

Alle hatten kleine dunkelgelbe Pollen dabei. Es war kaum möglich um die Beuten zu gehen, ohne welche zu zertreten.

keinen Pollen mehr, Pollensammlerinnen sind junge und kräftige Bienen die so manches aushalten. Ich denke dies hier

aber der Wind war so kalt, daß ich mir das Stirnband aufzog.

könnte die Ursache sein, nämlich kalter Wind in Verbindung mit Nässe.

Eine weitere Möglichkeit wäre die Wächterinnen erkannten unbrauchbaren Pollen und verweigerten somit den Bienen den Zutritt. Klingt etwas unglaublich, ist aber so, denn kommen Bienen mit Giftstoffen in Kontakt, so erkennen die Wächterinnen dies sofort.

Bitte sammle diese Bienen, beobachte einige Tage weiterhin was da so los ist, mach aus Fotos, dauert dies an, so informiere den Gesundheitswart.

Josef
 
Danke Josef!

Bienen, die ich ans Flugloch hielt wurden eingelassen - samt Pollen.
Ich vermute auch daß es dieser kalte Ostwind war - aber es könnte natürlich auch eine Vergiftung sein!!??

So hat mir mal ein Imker ähnliches erzählt, die Ursache war Senfpollen von einem ehemaligen Raps-Feld, welches intensiv gespritzt worden war. Er konnte die Pollenbienen mit Schaufel und Beserl zusammekehren - so schlimm ist es bei mir zum Glück nicht. Auch war es bei ihm damals recht warm - so hoffe ich bei mir auf verkühlte Bienen.

Es trat nur an diesem Stand auf, und hier bläst der Ostwind immer etwas stärker als bei den anderen Ständen, wo ich das heute nicht beobachten konnte.

Einige Bienen habe ich in einem Glas gesammelt und lasse sie bis morgen mal im dunklen Schrank. Mal schauen ob sie morgen früh evtl. fliegen können, wenn es wärmer ist und sie sich erholt haben. Allerdings regen sie sich grad ziemlich auf und sind sehr lebhaft...

Nils
 
Bienen, die ich ans Flugloch hielt wurden eingelassen - samt Pollen .

Folglich scheidet Kontaktgift aus

aber es könnte natürlich auch eine Vergiftung sein!!??

Woher denn, Mais hat keinen Nektar, einzig Pollen und in dessen Genuss kommen wiederum die Larven.

So hat mir mal ein Imker ähnliches erzählt, die Ursache war Senfpollen von einem ehemaligen Raps -Feld, welches intensiv gespritzt worden war. Er konnte die Pollenbienen mit Schaufel und Beserl zusammekehren -

Dies könnte direkt ich gewesen sein, seitdem meide ich Grünbrachen wie der Teufel das Weihwasser.

Josef
 
ich kam heute am späteren Nachmittag zum Bienenstand und war entsetzt: hunderte von Bienen auf dem Boden vor den Beuten, nicht mehr flugfähig und schwach. Alle hatten kleine dunkelgelbe Pollen dabei. Es war kaum möglich um die Beuten zu gehen, ohne welche zu zertreten.

Das Wetter war heute auch nicht besonders, nachmittags kam mal die Sonne raus und da flogen sie wie verrückt. Dann kam sehr rasch kalter Wind auf. Zwar hatte es danach auch noch um die 18 Grad, aber der Wind war so kalt, daß ich mir das Stirnband aufzog.

Bienen, die ich ans Flugloch hielt wurden eingelassen - samt Pollen.

Verklammte Bienen bei 18°C? Alle Bienen hatten Pollen an den Füßen?
Es kann manchmal vorkommen, dass Wächterbienen Flugbienen mit starken Gerüchen nicht reinlassen, aber dass sie Gifte generell nicht reinlassen?
Sehr dürftige Infos dazu auch: www.lvthi.de/doku/archiv/_014/TI_03_2014.pdf auf Seite 23 (Können Honigbienen Neonicotinoide riechen?)
Bei Sicherheitsdatenblättern von zB Pestiziden wird normalerweise die Toxizität oral und auch dermal angegeben - meist ist die dermale (über die Haut aufgenommene) Giftwirkung um eine zehnerpotenz höher - was giftigen Pollen ja so gefährlich macht.
Falls du die Bienen auf Vergiftung untersuchen lassen willst - nimm wenn möglich noch lebende Bienen mit Pollen an den Füßen und friere sie sofort ein und schicke sie möglichst schnell ins Labor. Ansonsten passiert: www.lvthi.de/doku/archiv/_014/TI_03_2014.pdf wieder auf Seite 23 (Wird Imidacloprid auf dem Postweg abgebaut?)
Selbst wenn ein untersuchendes Labor kein Gift in deinen Bienen findet, ist es nicht ausgeschlossen, dass sie vergiftet wurden (Gift könnte schon abgebaut worden sein, oder ein Gift auf dass nicht untersucht wurde, etc...).
Die Frage für dich ist auch, was du davon hast, wenn sich herausstellt, dass deine Bienen definitiv vergiftet wurden. Wenn du den möglichen "Vergiftungsradius" von 5 km um deinen Stand anlegst, kannst du danach mit ziemlicher Sicherheit keinen alleinigen Verursacher deines Schadens ausfindig machen.

Thomas
 
Danke für Eure Antworten,

hier ein kurzes Update:
Ich sammelte am selben Abend noch ettliche lebende Bienen ein, stellte sie zu mir ins Zimmer. Sie wurden dann recht laut und lebendig, so daß ich sie draußen in der kühlen Nachtluft "lagerte". Schlagartig wurden sie ruhiger.

Am nächsten Morgen hatten sie sich zu einem Häuflein zusammengesammelt. Ich stellte sie dann auf den Kachelofen, denn es hatt nur 14 Grad in der Früh und wir mußten einheizen. In der Nacht hatte es dann auch noch geregnet, so daß alle Bienen im Freien auch noch naß wurden.

Die auf dem Kachelofen wurden recht schnell wieder lebendig und laut, ich konnte sie auf der Terasse fliegen lassen. Nach meinen Beobachtungen kehrten alle in den Stock zurück und wurden problemlos eingelassen.

Die nassen Bienen im Rasen sammelte ich auch, sie lebten noch und sahen aus wie frisch getauft. Auch sie wurden auf dem Kachelofen lebendig und flogen dann von selber ab bzw. ich brachte sie ans Flugloch, worin sie schnell verschwanden.

Ich tippe also ganz klar auf Verklammung durch den saukalten Wind. Gefühlt waren es keine 18 Grad, sondern deutlich weniger. Viele Bienen bleiben auf der Strecke, ich fand Tage danach immer wieder kleine naße Grüppchen. "Aufgetaut" und angewärmt wurden auch sie wieder halbwegs lebendig.

Servus,

Nils
 
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