Weitreichende Schäden durch Pestizide

Hagen

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Bericht im Spiegel vom 10.07.14

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Chemie in der Landwirtschaft:
Kein Futter für Singvögel
Pestizide schädigen vor allem Insekten - und damit leider auch Singvögel, auf deren Speisezettel sie stehen. Eine Forschergruppe verglich die Daten von Pestizideinsätzen mit den Vogelbeständen und stellte dabei einen beunruhigenden Zusammenhang fest.
Viel Spritzmittel - weniger Insekten, weniger Singvögel. Auf diese einfache und bittere Formel lässt sich eine neue Untersuchung herunterbrechen, die niederländische Forscher jetzt im Fachmagazin "Nature" veröffentlichten. Sie stellten fest, dass Pestizide zwar nicht direkt schädlich für Singvögel sind, deren Zahl aber trotzdem abnimmt. Der Grund dafür: Spritzmittel nehmen den Vögeln einen Teil ihrer Nahrungsgrundlage.
Caspar Hallmann von der Radboud-Universität im niederländischen Nimwegen und Kollegen untersuchten in ihrer Studie die Auswirkungen des verbreiteten Imidacloprid. Das Spritzmittel das zur Gruppe der umstrittenen Neonicotinoide gehört schädigt das Nervensystem von Insekten und anderen wirbellosen Tieren, gilt aber den Forschern zufolge als weitgehend unschädlich für Vögel und Säugetiere.
Weniger Insekten, weniger Singvögel
Das Team untersuchte 15 Vogelarten, darunter Stare und Schwalben. 9 davon ernähren sich ausschließlich von Insekten und 6 füttern ihren Nachwuchs damit. Die Biologen stellten fest, dass bei einer Konzentration des Pestizids Imidacloprid von mehr als 20 Billionstel Gramm pro Liter Oberflächenwasser die Anzahl der Vögel jährlich um 3,5 Prozent zurückging. Den Grund für den Rückgang der Vogelpopulationen sehen die Wissenschaftler darin, dass das Pestizid den Vögeln einen Teil ihrer Nahrungsgrundlage nimmt.
Hallmann und Kollegen stützten sich bei ihrer Studie auf zwei langjährige niederländische Messreihen: Die lokale Konzentration von Imidacloprid-Rückständen in den Jahren 2003 bis 2009 sowie die Anzahl von Singvögeln in den Jahren 2003 bis 2010. Der Abgleich ergab einen deutlichen Zusammenhang zwischen der Pestizidanwendung und der Verringerung des Vogelbestands. Mit zwei weiteren Untersuchungen schlossen die Wissenschaftler aus, dass der Rückgang andere Ursachen haben könnte: Weder habe der beobachtete Trend schon vor dem Einsatz von Imidacloprid bestanden, noch sei eine Veränderung der Flächennutzung für die geringere Anzahl von Vögeln verantwortlich.
Imidacloprid und andere Substanzen aus der Gruppe der Neonicotinoide seien sehr langlebig und könnten auch vielen Insekten schaden, die nicht Feinde der Nutzpflanzen seien, schreibt Dave Goulson von der britischen Sussex University in einem "Nature"-Kommentar. Nur etwa fünf Prozent des Wirkstoffs gelange auf die zu schützende Pflanze.
Ein kleiner Teil verfliege als für Insekten giftiger Staub, der Großteil lande aber im Boden und verbreite sich mit dem Bodenwasser auch in nahe Gewässer. Er könne dort ebenso Insekten beeinträchtigen. Da nach über 2,5 Jahren oftmals erst die Hälfte der Neonicotionoide abgebaut sei, reicherten sie sich in der Umwelt an und könnten von anderen Pflanzen aufgenommen werden. Dies und die gute Löslichkeit in Wasser machten Neonicotinoide für viele Insekten besonders gefährlich.
Wissenschaftler fordern Maßnahmen
Die künftige Gesetzgebung solle die potenziellen Folgeeffekte von Imidacloprid auf Ökosysteme in Betracht ziehen, fordern Hallmann und sein Team. Wie bereits sehr geringe Mengen Imidacloprid und ähnlicher Stoffe auf Bienen wirken, hat kürzlich eine Studie der Freien Universität Berlin gezeigt: Viele Bienen verloren die Orientierung und fanden nicht oder nur auf Umwegen zum Stock zurück.
Nach Auskunft von Jörn Wogram vom Umweltbundesamt ist das Beizen von Saatgut mit Imidacloprid in der EU mittlerweile verboten, Ausnahmen sind Wintergetreide und Saatgut für Gewächshäuser. Gespritzt werden darf das Pestizid in der Landwirtschaft jedoch uneingeschränkt bei Nutzpflanzen, die als nicht attraktiv fürBienen eingestuft wurden.
khü/dpa

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