Schimmelwaben verwerten

Nils

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Hallo miteinander,

ich "entschimmle" gerade die Völker, d.h. gammelige Randwabe werden rausgenommen. Die Frage ist aber: wohin damit?

Reicht es bei schimmeligen Waben wenn ich sie im SoWa-Schmelzer schmelze? Oder ist die Hitze dann zu gering um die Sporen abzutöten und mein Wachs ist Schimmelsporenbelastet?

Der SoWaSchmelzer funktioniert heute bereits, die ersten Waben zerfließen schön langsam...
Dampfwachsschmelzer habe ich keinen.

Servus,

Nils
 
Hallo Nils,

da wir nicht wissen um welche Spezies es sich bei dem
"Schimmel" handelt, und es auch Bakterien sein können (und sicher auch dabei sind),
würde ich das Wachs in die Rückgabe bringen. Dort wird es
fachgerecht aufgearbeitet.

Mit den Rähmchen verfahre ich folgender Maßen:

1. Schritt: Dampfwachsschmelzer (Wachs geht zum Händler, wird also als "Rohwachs" verkauft)
2. Schritt: Die Rähmchen werden in eine NaOH - Lösung mit PH-Wert 13,4 bei einer Temperatur von 100°C gereinigt.
3. Schritt: Spülgang mit Wasser und trocknen
4. Schritt: Wasserstoffperoxid (34%) und trocknen

Die Rähmchen sind danach sicher frei von eventuellen Erregern aus den Stöcken zuvor und haben
auch wieder eine schöne helle Farbe, als ob diese neu wären.

Das Wachs könnte man nun auf > 120°C erhitzen und einige Minuten bei der Temperatur halten.
Aber das ist mir zu viel Akt und rentiert sich nicht.

Die Chemikalien sind nicht ohne. Damit muss man aufpassen.
Säure / Laugenfeste Handschuhe bis zum Ellenbogen, Schutzbrille, Schürze (dicht)
und Spül und Not - Dusch - Möglichkeiten schaffen. (Ist ja zuhause meist alles möglich und die
Schutzausrüstung gibt es zu kaufen).

Ich schleuse dabei in einer Stunde sicher 100 Rähmchen durch.

VG
Hagen
 
4. Schritt: Wasserstoffperoxid (34%)
Hallo Hagen!

Das ist interessant, wie bringst du das Wasserstoffperoxid auf die Rähmchen? Mit Pinsel oder tauchst sie in ein Bad? Das Wasserstoffperoxid verdampft dann von selber nehme ich an?
 
Das ist interessant, wie bringst du das Wasserstoffperoxid auf die Rähmchen? Mit Pinsel oder tauchst sie in ein Bad? Das Wasserstoffperoxid verdampft dann von selber nehme ich an?

Hallo Max,

ich darf es fast nicht schreiben...

Allgemein würde ich sagen, dass man es mit einem Pinsel unter Vollschutz
(Gesicht und alle Hautpartien geschützt) aufbringt.
Das ist eigentlich das gegebene.

Ich selbst trage dabei eine Vollschutzmaske und nicht saugfähige
Kleidung und Säure / Laugenfeste Handschuhe und habe einen Atemschutzfilter
auf die Vollmaske aufgeschraubt, mindestens P3, und dann habe ich einen Blumensprüher
und sprühe die Rähmchen vollständig ein.
Danach lasse ich die einfach in einem Zargenturm stehen.
Das Wasserstoffperoxid zerfällt in Wasser und Sauerstoff.
Das Wasser dampft ab.
Zurück bleiben Rähmchen die so hell sind wie frisches Kiefernholz und
unbenutzt aus sehen.

Ich muss noch dazu schreiben, dass ich die Lauge mit Salzsäure neutralisiere
bevor ich die dem Abwasser zu führe.

Am Ende bleiben Übrig:

- Salzwasser (Kochsalz) (Schmutzig==> Ausguss)
- Wasser (trocknet ab)
- Sauerstoff (Gast aus)

Die Schutzkleidung ist zwingend erforderlich!
Ein Spritzer Natronlauge ins Auge führt zum Erblinden!
Wasserstoffperoxid in dieser Konzentration ist stark ätzend.
Die Haut würde sofort weiß!

Zargen die ich austausche oder herunter nehme werden auch mit Wasserstoffperoxid behandelt.
So stelle ich sicher, dass keine Keime, Eier etc. überleben.
Was mir daran gefällt ist, dass keine schädlichen Stoffe zurück bleiben und das
ganze hoch wirksam ist.
Ist aber sicher nicht jedermanns Sache und im Umgang muss man wissen was man tut.

VG
Hagen
 
Danke Hagen für den ausführlichen Bericht!

Mit Wasserstoffperoxyd habe ich früher sehr viel herumexperimentiert in Sachen Naturheilverfahren, hauptsächlich mit einer 3 %igen Lösung, aber auch mit 30 %iger, aber das ist hier OT, ich werde mir eine 30 %ige besorgen und damit die Rähmchen einpinseln, bin gespannt auf das Ergebnis, nochmals danke für den Tip :SM_1_11::SM_1_11:
 
ich werde mir eine 30 %ige besorgen und damit die Rähmchen einpinseln, bin gespannt auf das Ergebnis

... nimm nen billigen Pinsel.
Die Borsten überleben´s nicht.
Zumindest nicht dauerhaft.

VG
Hagen
 
Schimmelsporen sind überall. 100%ige Desinfektion ist meiner Ansicht nach daher übertrieben. Bei richtigem Schimmelbefall würd eich die Waben einfach einschmelzen und zu Kerzen verarbeiten - bei starkem Schimmelbefall entsorgen.

Gruß,
Hermann
 
Hallo Hagen,

hat das Wasserstoffperoxid außer dem Bleichen noch eine Funktion? Desinfektion kann wohl nicht sein, oder?

Viele Grüße
Markus, der nach langer Abstinenz wieder einmal die Tastatur quälen möchte...
 
Wenn man sich die Rähmchenpreise bei Aktionen hier im Forum anschaut, rentiert sich der ganze Arbeitsaufwand einer Wiederverwertung von Rähmchen gar nicht. Meine gebrauchten, ausgeschmolzenen Rähmchen sind begehrtes Anzündholz.
Jedes Wachs wird von einem Wachsumarbeitungsbetrieb vorher sterlisiert, da ist die Angst einer Schimmelbelastung in Mittelwänden unbegründet.
Es ist aber interessant zu lesen, welche Wissenschaft für die Wiederverwertung von Rähmchen betrieben wird.:)

Gruß
Hans Peter
 
Meine gebrauchten, ausgeschmolzenen Rähmchen sind begehrtes Anzündholz.

Meine ebenfalls, hier bitte

http://www.bienenforum.com/forum/sh...isches-Bienenwachs?highlight=kachelofen+freut

schmelze allerdings auch verschimmelte Waben aus, dessen Wachs kommt allerdings in den Kerzenkessel.

Markus, der nach langer Abstinenz wieder einmal die Tastatur quälen möchte...

Da isser wieder unser immer eifriger TBHler, freut mich und ich hoffe es geht Dir gut, wenn ja, so hau bitte wieder ordentlich in die Tasten. Willkommen

Josef
 
hat das Wasserstoffperoxid außer dem Bleichen noch eine Funktion? Desinfektion kann wohl nicht sein, oder?

Hallo Markus,

doch, Wasserstoffperoxid ist ein sehr gutes Desinfektionsmittel.

In einer 0,3% - Lösung kann es zum Gurgeln gegen Rachenentzündung verwendet werden.
In 3% - Lösung wurde und wird es zur Reinigung von Wunden verwendet, die infolge von Verletzungen entstanden sind
(nur Haut und Fleischwunden).

In höherer Konzentration (z.B. 30%) ist es geeignet mit Schimmel bewachsenes Mauerwerk
vom Schimmel zu befreien und ist hierbei eine gute Alternative zu chlorhaltigen Mitteln.

Last but not least ist auch weiter anzumerken, dass unsere Bienen den frisch gesammelten Nektar
mit einer geringen Menge Wasserstoffperoxid versehen um ein Keimwachtum zu verhindern,
wie ich auf einem Vortrag hörte.

Die bleichende Wirkung steht nur bei unseren Damen, die eine hellere Haarfarbe als die ihnen von der Natur gegebene
wünschen im Vordergrund.
Das bleichen ist für mich nur ein Nebeneffekt.
Mir geht es um die Sichere Elimination pathogener Organismen.

VG
Hagen
 
Also ich sehe das ein bisschen anders.

Ich schmelze das Wachs in Dampfwachsschmelzer aus, danach wird er geklärt und gelagert. Vor dem gießen wird das Wachs ca. 5-10min bei 140° gekocht. Dabei überlebt kein Bakterium.
Die Rähmchen werden in 3%Natronlauge gesäubert.

@Hagen, mit Deinem sehr gründlichen Säubern der Rähmchen machst Du Dir sehr viel Arbeit, vertraust dann aber nahezu blind auf die Umarbeiter, das würde ich nicht wollen.

Und im übrigen sind die Bienen auch sehr gut gegen Bakterien gerüstet, schliesslich haben sie 1000ende von Jahren überlebt, ohne die desinfektive Wirkung von Chemikalien des Menschen, das bitte ich zu bedenken.
 
Und im übrigen sind die Bienen auch sehr gut gegen Bakterien gerüstet, schliesslich haben sie 1000ende von Jahren überlebt, ohne die desinfektive Wirkung von Chemikalien des Menschen, das bitte ich zu bedenken.
Ja, das muß man mal sehen!!!
Leider aber ist der Schimmel kein Bakterium, sondern ein Pilz und den können sie nur wegputzen. Gegen Schimmel ist für die Bien anscheinend kein Kraut gewachsen.

Stört die Bienen der Schimmel wirklich?
 
Stört die Bienen der Schimmel wirklich?

Sonst würden sie ihn ja nicht wegputzen ;) ... aber das schaffen sie im Normalfall auch alleine, wenn es nicht gerade ein zu schwaches Volk auf zu vielen Waben ist.

Gruß,
Hermann
 
Und im übrigen sind die Bienen auch sehr gut gegen Bakterien gerüstet, schliesslich haben sie 1000ende von Jahren überlebt, ohne die desinfektive Wirkung von Chemikalien des Menschen, das bitte ich zu bedenken.

Das kann man so nicht stehen lassen, ich bitte zu bedenken, starb einst ein Bienenvolk, so kamen unverzüglich die Wachsmotten und säuberten als Gesundheitspolizei den Bau, da wurden niemals alte Waben neu bezogen.

Josef
 
Die Frage wäre aber, woran das Volk starb, für mich ist klar, dass die Bienen da mit einem "Naturprodukt" Schimmel klar kamen.

Und ob Du damit recht hast, bezweifele ich. Hier gibts ne Hauswand, in die alle zwei Jahre ein neues Bienenvolk/Schwarm einzieht, es muss die Spähbienen wohl besonders anlocken, ob dann alles und vor allem ob es da restlos "clean" ist, bezweifel ich. Woher die Schwärme kommen sei mal egal, von mir nicht, den Hausbesitzer ärgerts aber gewaltig
 
Vor dem gießen wird das Wachs ca. 5-10min bei 140° gekocht.

Da überlebt nichts.

Die Rähmchen werden in 3%Natronlauge gesäubert.
Wenn das Massen - Prozent sind,
bedeutet das 3g auf 100g Gesamtgewicht, und damit 0,75 mol/l.
Du stellst also damit einen PH von 13.88 ein.
Deine Natronlauge ist damit ähnlich konzentriert wie meine.

mit Deinem sehr gründlichen Säubern der Rähmchen machst Du Dir sehr viel Arbeit, vertraust dann aber nahezu blind auf die Umarbeiter

Ich besitze keine Wachspresse oder Gießform.
Daher ist das sterilisieren des Wachses für mich uninteressant.
Ich denke mal die "Umarbeiter" werden die 120°C auch erreichen, zumal das bestimmten
Richtlinien unterliegt und es sich zudem um einen Familienbetrieb handelt der schon
sehr lange Imker der Region beliefert.

Und im übrigen sind die Bienen auch sehr gut gegen Bakterien gerüstet, schliesslich haben sie 1000ende von Jahren überlebt, ohne die desinfektive Wirkung von Chemikalien des Menschen

Das schon.
Jedoch ist es auch so, dass turnusgemäß das Nest nach einigen Jahren verlassen wurde, die Wachsmotte
und andere Destruenten die zurückbleibenden Waben verwerteten.
Nach einiger Zeit wurde dann die Baumhöle, falls immer noch existent, vielleicht wieder von einem
Volk bezogen.
Diesen Zyklus betreiben wir in einer Imkerei aber nicht, und daher müssen wir uns bestmöglich behelfen.
Das geht nur mit den Maßnahmen der Reinigung und steter Erneuerung.

VG
Hagen
 
Danke für eure Tips. Wenn ich mir das so durchlese, dann frage ich mich ob ich die Waben nicht besser in die Mülltonne werfe!
Ich bin nicht ausgerüstet für solche Auskochungen oder entsprechende Bäder und möchte mir ehrlich gesagt diesen aufwand auch nicht antun....

Servus,

Nils
 
Servus Nils!

Für die Mülltonne ist das Wachs zu schade, das ist kein großer Aufwand, es muss sowieso jedes Wachs ausgekocht werden das aus dem SoWa oder DampfWa kommt, bei mir ist das ganz simpel, eine elektrische Kochplatte für 25.- EUR, ein Edelstahleimer für 29.- EUR, einen Seihsack vom Melitherm für 6.- EUR, mehr braucht es nicht.

In den Edelstahleimer etwas Regenwasser rein dann die Wachsblöcke vom SoWa hinein, den Eimer nur dreiviertel voll machen damit nichts überläuft, auf die Kochplatte stellen und drin lassen bis das Wachs die üblichen Minuten blubbert, also kocht, dann in einen anderen Eimer gießen in dem der Seihsack vom Melitherm (bei mir ein alter ausrangierter) ist, diesen herausnehmen, Deckel drauf damit es langsam abkühlt, fertig, das läuft bei mir neben anderen Arbeiten mit.

Den Seihsack abkühlen lassen, dann läßt er sich gut reinigen, der Schmutz bröselt fast von selber ab, wichtig ist ihn sofort rauszunehmen solange das Wachs noch heiß ist und das Wachs gut abstreifen (Gummi-Handschuhe).
 
ob ich die Waben nicht besser in die Mülltonne werfe!

Hi Nils,

das halte ich für nicht nötig.
Schmelze das Wachs im Sonnenwachsschmelzer ein
und gebe es dem Umarbeiter.

Die Rähmchen kannst Du auch abflammen -
oder auch im Ofen verbrennen.

Ich mache mir eben die Rechnung auf:

ich schaffe in der Stunde 50 Rähmchen
komplett.
Und erhalte dabei 5,5kg Wachs (geschätzt).

Ein gedrahtetes Rähmchen kostet mich normalerweise
neu etwas mehr als 1€, rechnen wir aber trotzdem mal
mit einem Euro.

Das bedeutet:

Wachs: 5,5 x 7€ = 38,5€ (Sagen wir 35€))
Rähmchen 50 x 1 € = 50 €

Energie (Gas für den Dampferzeuger) ca. 2€
Chemikalien ca. 3€

Macht rund 80€ in dieser einen Stunde.
Bedenke ich weiter, dass ich das mit ca. 250 Rähmchen im Jahr mache
bei steigender Tendenz, sind das schon mal 400€.
Für 400€ müssen die Bienchen lange fliegen.

VG
Hagen
 
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