Mittelwände, seit wann gibt es welche?

Josef Fleischhacker

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Weil beim Thema "kleine Zellen" höchst aktuell interessiert mich nun die Frage seit wann es in Handel für Imkerzubehör eigentlich Mittelwände gibt, die Rede ist dort von etwa 100 Jahren, zumindest wird dies von einem User behauptet, was ich mir absolut nicht vorstellen kann? In all den vielen Ordnern unserer Ortsgruppe Ziersdorf die ich in Verwahrung habe findet da keinerlei Hinweise oder Aufzeichnungen.

Meines Wissens hatten meine Großeltern unmittelbar nach dem 2. Weltkrieg keine MiW (Wachsplatten), anzunehmen, dass sie auch in der Zwischenkriegszeit ebenfalls keine in Verwendung hatten.

Darf ich bitte unsere User bitten in ihren Unterlagen nachzusehen und wenn möglich Imkersenioren zu fragen, möglicherweise wissen die näheres.

Danke Josef
 
Mit der Ablösung der Korbbienenzucht durch die beweglichen Rahmen sind "Kunstwabe" und Honigschleuder zwei anabdingbare Erfindungen geworden. Die künstliche Mittelwand wurde 1858 von Schreinermeister Merling in Frankenthal in Rheinlandpfalz erfunden. In der Schweiz wurde sie 1865 anlässlich einer landwirtschaftlichen Ausstellung vorgestellt.
Mehring fabrizierte seine Kunstwaben mittels zweier fein gravierter Platten aus Hartholz. Eine Mehring'sche Wabenpresse war früher im schw. Bienenmuseum auf dem Rosenberg ausgestellt. Wo sie heute noch zu sehen ist, entzieht sich meiner Kenntnis.
mfg Christian
 
1858 präsentierte Johannes Mehring aus Kleinniedesheim bei Worms, auf der Stuttgarter Wanderversammlung die ersten ausgebauten Mittelwandwaben.

Ich glaube aber nicht, daß sich jeder bäuerliche Nebenerwerbs- oder Hobbyimker diese Mittelwände anschaffte.
 
Chrigel war leider schneller. :D
 
Mit der Ablösung der Korbbienenzucht durch die beweglichen Rahmen sind "Kunstwabe" und Honigschleuder zwei anabdingbare Erfindungen geworden.

Danke an Chrigel für diese erste Beschreibung, ich hoffe es kommt noch zu weiteren und zahlreichen Hinweisen, selber wandere ich immer wieder sehr gerne in alten Büchern und Unterlagen. Ist eigentlich ein sehr großer Zufall, von der Witwe meines Imkervorgängers bekam ich zahlreiche alte Zeitschriften des Bienenvaters und des Bienenmütterchen, diese lagern aber auf unserem Dachboden, kommender Woche haben wir uns vorgenommen dies irgendwie zu archivieren, ich werde da sehr genau Wachshinweise im Auge behalten.


@ Selurone

unsere Großeltern waren echt arme Bauern die im wahrtsen Sinne des Wortes von der Hand im Mund lebten, die konnten sich ganz sicher bie weit in die 60er Jahre dieses Jahrhunderts keine MiW leisten. Danke für Deinen Hinweis, bitte stöbere auch weiterhin alte Sachen durch, vor allem denk bitte bei Deiner UK Reise daran, möglicherweise wissen die etwas mehr.

Josef
 

Nicht doch, Ukraine war natürlich gemeint, Ihr reist ja demnächst wieder runter.

Dieses Bienenforum hat eine sehr weite Reichweite, dies geht von Paraguay bis Canada und nördlich weiter bis Spitzbergen, südlich sogar bis Teneriffa.

Josef
 
Darf ich bitte unsere User bitten in ihren Unterlagen nachzusehen
Hallo Josef,

habe in "Jung-Klaus Volksbienenzucht" (3. und 4. Auflage für alle Imker deutscher Zunge) von 1922 nachgelesen:

Auf Seiten 361 ff werden "Kunstwabenwalzwerk" und "Kunstwabenpresse" - mit Bilder - erklärt.
Und auf Seite 209 " "Unterstütze den Bautrieb durch echte Kunstmittelwände...."
 
Danke Gerold, also seit etwa 90 Jahren, was natürlich noch lange nicht bedeutet, dass diese tatsächlich seit eben dieser Zeit auch angewendet werden, ganz genau darauf möchte ich nämlich auch hinaus.

Wennst alte Bücher hast und keine Verwendung dafür hast, ich würde mich darüber sehr freuen.

Josef
 
wird wohl eher gefragt sein, seit wann "Mittelwände" sich gegenüber der "Wabenschneiderei" durchgesetzt haben ...

Bei mir ist das noch immer nicht der Fall, weil ich habe bis jetzt noch keine wirklich gut funktionierende Mittelwandpresse
und vielen wird es ähnlich gehen.
 

Der Link ist zwar höchst interessant, hab mit großer Spannung alles gelesen, hier beschäftigt man sich bis weit zurück mit Beuten, Zargen, Rähmchen, auch mit Vorbaustreifen als erste Bauhilfe, man geht jedoch in keinster Weise auf den Gebrauch von MiW ein.

Einzig wichtig wäre mir, ab wann MiW vom überwiegenden Teil der Imkerschaft zum Einsatz kamen, nicht wann sie erfunden wurden.

Josef
 
Beiliegend ein Inserat aus einer CH Bienenzeitung um 1900:
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Carnicavölker und Kunstwaben werden aus dem Kärntnerland angeboten. (Die Eröffnung der Arlberglinie hat den Bienen- und Gerätschaftenhandel aus dem Osten stark gefördert.) Damit darf davon ausgegangen werden, dass die Verwendung von Mittelwänden bei den Mobilbeuten bereits zur guten imkerlichen Praxis gehörte. Mein Grossvater hat mir allerdings erzählt, dass die Verwendung von Strohkörben neben Hinterbehandlern bis zum ersten Weltkrieg in unserm Kanton noch gang und gäbe war und er in dieser Zeit viele Imker auf die Mobilbeute umgeschult hat.

mfG Christian
 
Recht herzlichen Dank an Chrigel für seine Mühe, selbst die Familienchronik wird durchforstet um uns hier etwas weiterzubringen.

Damit darf davon ausgegangen werden, dass die Verwendung von Mittelwänden bei den Mobilbeuten bereits zur guten imkerlichen Praxis gehörte.

Hier schwanke ich ganz gehörig, ich will und kann mir ganz nicht vorstellen, dass Haus- und Hofimker bis weit nach dem 2. Weltkrieg hinein Kunstwaben erwerben konnten, bei uns in Burgenland möchte ich dies sogar gänzlich ausschließen? :-k

Kennt man z.B. die damalige Armut in Ostösterreich, in vielen anderen Regionen wird es wohl nicht anders gewesen sein, so ist schwer vorstellbar, dass dafür jemand Geld entbehren konnte? Erwerbsimker ja und selbstverständlich, deren Anzahl war aber nur sehr, sehr gering, ich würde meinen zumindest 90 % der Bienenhaltung war nicht nach Erwerb oder Gewinn orientiert, sondern einzig darauf um lediglich etwas Honig für Kinder und Kranke zu erlangen. Aus eben diesen meinen Bedenken halte ist es für sehr kühn zu sagen, Bienen werden schon seit 100 Jahren groß gezüchtet.

Jedenfalls ist dieses Thema höchst spannend, ich würde mich freuen, könnten wir hier noch zahlreiche Infos bekommen.

Josef
 
Mit Informationen aus unserm Vereinsarchiv kann ich bei Gelegenheit die Situation im Glarnerland ergänzen.
Heute habe ich mich über die aktuelle Namensliste der Glarner Imker gemacht, um allenfalls noch jemanden audfindig zu machen, der vor dem 2. Weltkrieg geimkert hat. Ich kam zur ernüchternden aber auch erheiternden Erkenntnis, dass ich mit meinem "jugendlichen" Alter bereits der nach Praxisjahren älteste Imker bin....Da habe ich es für heute aufgegeben und mich mit meiner Jugendliebe und auch jugendlichen Frau auf an die Sonne gemacht. Bei 12 Grad auf 1000m haben wir das Alter vergessen und einen jungen österreichischen Wein genossen.
mfG Christian
 
Unser OG Senior MR DDr. Otto Neunteufel ist bereits 97 Jahre alt und geistig überaus rege, man sieht, die Bienenzucht lässt Kalk keine Chance, von ihm bekam ich auch eine ÖBW Strohbeute die bereits sein Vater in Verwendung hatte, schon morgen werde ich ihm besuchen um dieses Thema zu besprechen.

Josef
 
Komme soeben von unserem imkernden Senior MR DDr. Neunteufel zurück, war ein sehr interessantes Gespräch, man glaubt es nahezu nicht, dieser Mann hat nach wie vor ständig eine Beute griffbereit, würde sich ein Schwarm in seinem Garten niederlassen so würde er versuchen diesen dort einzulogieren. Redet man mit diesem doch schon hochbetagtem Medizinalrat über Bienen so blüht er mit glänzenden Augen förmlich auf, folgendes konnte ich von ihm in Erfahrung bringen: Durch seinem imkernden Schwiegervater kam er als junger Student erstmals mit Bienen in Berührung, sein Schwiegervater war als eher betuchter Techniker einer der ersten die etwa 1930 die damals sogenannten "Wachsplatten" im Einsatz hatten, er selber gab bis in etwa den fünfziger Jahren lediglich "Rahmerl" ohne irgendetwas, er vermutet bei ihm gelangten die ersten MW etwa 1948 - 1950 in Verwendung. Dr. Neunteufel ist ein sehr gewissenhafter Mann der alles und jedes aufzeichnet und auch aufschreibt, eventuell findet er noch Unterlagen, diese würd er unserer Ziersdorfer OG zur Verfügung stellen.

Darf ich hierzu auch unsere langjährigen Imker wie

@ Mado
@ Walter Rojky
@ Manfred
@ Kuntsch bzw. deren Vater

bitten in ihren Erinnerungen zu kramen, wär ja gelacht, würden wir hier die MW Frage nicht klären können.

Josef
 
Hallo ihr Lieben,
Original-Dokumenten kann ich nicht dienen, aber mein Imkervater, der mir 1977 die ersten Bienen beibrachte, hat mir oft erzählt,
er habe seit ca 1930 Mittelwände verwendet. Er war Jahrgang 1905.
Diese Mittelwände wurden nicht gekauft, sondern gegen Altwachs getauscht. Ich erinnere mich an die Anekdote, dass der Imkerbedarfshändler jeden angelieferten Wachsblock mit einer Säge zerteilt habe,
weil gerade in den Nachkregsjahren die Imker ihr Wachs gerne mit Kerzenwachs streckten oder gar Steine oder Eisenstücke mit in die Wachsblöcke einarbeiteten.
 
Danke Michael!

er habe seit ca 1930 Mittelwände verwendet.

Dies würde sich mit der Aussage unseres Imkerseniors decken, also etwa 80 - 85 Jahre, 100 Jahre zu sagen erscheint mir doch sehr kühn zu sein.

Diese Mittelwände wurden nicht gekauft, sondern gegen Altwachs getauscht.

Dies könnte in den damals kargen und sehr armen Zeiten des Rätsels Lösung sein, Ware gegen Ware und alle profitieren davon.

Nun müssten wir eigentlich nur noch die damals übliche Zellengröße in Erfahrung bringen, auch dies müssten wir schaffen.

Josef
 
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