Richtige Vorgangsweise beim entfernen von Hornissen

Josef Fleischhacker

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Immer wieder werden wir Imker zu besorgten Menschen gerufen, die Hornissen entweder im Garten, Schuppen oder sogar im Mauerwerk haben. Wenn man diese Tiere in Ruhe ihrem Waidwerk nachgehen läßt, sind sie an sich sehr friedfertig. Dennoch haben Menschen, vor allem welche die Kinder haben, ganz einfach Angst und sind für vernünftige Argumente einfach nicht -mehr- zugänglich.

Kürzlich wurde ich abermals zu einer jungen Familie mit mehreren Kindern gerufen, angeblich lauern dort Hornissen direkt bei der Eingangstüre auf ihre Kinder. :shock:

Weisl und ich waren natürlich sofort auf Achse um dort nach den rechten zu sehen. Tatsächlich sah man schon von weitem zahlreiche Hornissen direkt bei der Eingangstüre herum fliegen. Pfoah, schaut nicht sehr gut aus, dachte ich ersten Moment.

Was nun ist dort passiert und warum genau bei der Eingangstüre? Im Zuge von Renovierungsarbeiten hat der Hausherr eine Öffnung in der Decke, die mit Hohlziegeln gemauert wurde, geöffnet und somit unwissentlich eine für Hornissen optimale Wohnmöglichkeit geschaffen.

Nun war guter Rat teuer und ein umsiedeln kommt infolge der zu geringen Öffnung im Mauerwerk keinesfalls infage. Die dicken Brummer mussten aber unbedingt weg, denn das kleinste Kind der mehrköpfigen Familie war 2 1/2 Jahre alt und natürlich sehr neugierig, da sie ja im Moment die Welt entdeckt. Also kommt eigentlich nur abtöten infrage.

Hornissen sind bekanntlich sehr streng geschützt und ein abtöten kann lediglich der Veterinär der zuständigen BH erlauben. Also unverzüglich zur BH Hollabrunn, da die Beamten aber z Z ihren wohlverdienten Urlaub konsumieren, war die nächsthöhere Instanz, nämlich das Amt der NÖ Lds Reg, Abt Naturschutz zuständig.

An diese Abteilung wurde nun das Problem herangetragen. Nun staunte ich nicht schlecht, denn dort wurde kurzfristig und ohne die geringsten Probleme zu bereiten, das OK für das abtöten gegeben. Meinen Respekt und Dank dem Team der Abteilung RU 5 NAT.

Dieses in schriftlicher Form vorliegende OK wurde nun in Kopie der betroffenen Familie übergeben. Dies zu deren und meiner Sicherheit, denn man weiß ja nie wie Nachbarn reagieren und allenfalls eine Anzeige erstatten.

Das abtöten war nur reine Formsache und bereitet keinerlei Probleme. Bei der heutigen Nachkontrolle flog keine einzige Hornisse mehr. Die strahlenden Gesichter der wieder glücklichen Bewohner sollte man gesehen haben.


Kurze Zusammenfassung

a. besichtigen, dokumentieren und fotografieren des Nestes

b. in der Bezirkshauptmanschaft den zuständigen Veterinär informieren und den Schaden per Fotos dokumentieren

c. sein schriftliches OK für das entfernen oder abtöten einholen



Wer sich nicht daran hält und allenfalls eine Anzeige bekommt, kann mit Strafen bis zu EUR 5.000,-- rechnen. Also in Sachen Naturschutz unbedingt auf der Hut sein und zur eigenen Sicherheit den zuständigen Veterinär .

Josef
 
Schade drum!! Häufig läßt sich durch Abhängen des Einfluges mit Insektennetzen der Zuflug in geregelte Bahnen bringen. Im nächsten Jahr sind die Tiere sowieso weg!

Wertvollen und fachkundigen bitte vorher Rat in Zukunft bei www.hymenoptera.de erfragen!
 
solarplexus schrieb:
Schade drum!! Häufig läßt sich durch Abhängen des Einfluges mit Insektennetzen der Zuflug in geregelte Bahnen bringen. Im nächsten Jahr sind die Tiere sowieso weg!

Wertvollen und fachkundigen bitte vorher Rat in Zukunft bei www.hymenoptera.de erfragen!


Schon klar solarplexus, aber in diesem Fall gab es ganz einfach keine andere Möglichkeit. Siehe das Foto der Öffnung, welches sich direkt über der Eingangstüre befindet.

Wir Imker schützen Insekten soweit als irgendwie möglich, aber manchmal müssen wir eben auch unsere Kenntnisse zum Wohle der Bewohner einsetzen.


Weil angeregt, noch kurz zu Hymenoptera: erst kürzlich hatte ich mit ihr einen sehr heftigen Disput, hatte sie doch im Mai/Juni zwei immer schwächer werdenden Bienenvölkern den Streifen gegeben. War, ist aber seitdem kein Idol mehr für mich.

Hier noch ein Bild der Decke. Um die Privatsphäre der Familie zu schützen, kann natürlich der Eingansbereich nicht zur Gänze gezeigt werden. Bitte deshalb um Verständnis.

Josef

 
In diesem Fall habe ich bis zur späten Dämmerung, also bis zum einstellen der Flüge gewartet, dann mit TUS direkt in den Nestbereich gesprüht. Mit einem Tele Spiegel konnte ich einem Tag vorher nämlich den genauen Sitz erkennen, somit tat ich mir sehr leicht und alles ging relativ schnell. Innerhalb von Sekunden war bereits alles ruhig und offenbar war damit jedes Leben erloschen.

Bei der Nachkontrolle am nächsten Tag war keine einzige Hornisse mehr zu sehen. Auch die Hauseigentümer bestätigten, dass den ganzen über Tag keinen Flug mehr zu erkennen war.

Josef
 
Hallo Josef,

kann mir gut vorstellen wie glücklich die Fam. über den Hornissenfreien Eingang ist.
Seit Du bei uns ein Nest (wegen neuem Dachstuhl) in die Au übersiedelt hast,
lies sich keine mehr Blicken.
Leider geht es nicht immer mit sanften Mitteln.
 
gera schrieb:
Seit Du bei uns ein Nest (wegen neuem Dachstuhl) in die Au übersiedelt hast,
lies sich keine mehr Blicken.

Das freut mich Gera!

Offenbar gibt es im heurigen Jahr abermals sehr viele Hornissen, deshalb habe ich in der kommenden Woche mit dem Leiter der Naturschutzabteilung der NÖ Lds Reg eine Aussprache. Hornissenflüsterer sind eben begehrt, meint jener ... der mit Horniss tanzt! :n33:

Josef
 
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