Varroa - ist es schon zu spät?

Wolfgang

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Habe heute festgestellt, dass der Varobefall eine kritische Dimension angenommen hat.

Zwei meiner drei Jungvölker sind noch auf einer Zarge, eins ist seit 10 Tagen auf zwei Zargen.

Die Völker sind stark, nur die Varoa ist leider stärker.

Kann ich noch was tun, bevor es zu spät ist?

Soll ich (weil das Volk nur auf einer Zarge) sitzt eine Behandlung mit Ameisensäure machen?

Soll ich die verdeckelten Brutwaben alle entnehmen und weggeben?

Soll ich die verdeckelten Brutwaben entnehmen und diese in einer eigenen Kiste mit Ameisensäure bedampfen und dann zurückhängen?

Oder soll ich ???

Bitte um Hinweise. Ich muss am Samstag was tun sonst schauts nicht gut aus - fürcht ich.

Danke

Wolfgang
 
Hallo Wolfgang,

wenn's so schlimm ist - wie haben deine Völker bloß den Winter überlebt? Wieviel Milben fallen denn täglich auf die Windel?

joachim
 
Re: Varoa - ist es schon zu spät?

Wolfgang schrieb:
Habe heute festgestellt, dass der Varobefall eine kritische Dimension angenommen hat.
Hallo Wolfgang,
was bedeutet bei dir kritische Dimension? Wenn man dir Ratschläge geben soll musst du schon etwas genauer werden.
Ich denke bie Ende Mai (Frühtrachternte) besteht sicherlich keine Gefahr, denn es entstehen genügend gesunde Bienen und die Varroa kommt mit der hohen Fortpflanzungsrate der Bienen noch nicht mit.
Kontrolliere oft den natürlichen Milbenfall und entscheide dann nach der Frühtracht.
Ich hatte bei einem Volk Ende März/Anfang April 4 Milben/Tag natürlicher Fall und verkrüppelte Drohnen vor der Beute. Am letzten WE habe ich den ersten Drohnenrahmen geschnitten, trotz das die ersten Drohnen (sicherlich mit Milben) schon geschlüpft waren, konnte ich über 60 Milben finden. Momentan ist der Gesamteindruck des Volkes gut, was sicherlich mit dem hohen Brutumsatz zusammenhängt.
Gruß Peter
 
Re: Varoa - ist es schon zu spät?

the czar schrieb:
was bedeutet bei dir kritische Dimension? Wenn man dir Ratschläge geben soll musst du schon etwas genauer werden.

Vor vier Wochen waren es noch 4 Milben pro Tag jetzt sind es 30 pro Tag - klassische exponentielle Steigerung.

Das Volk ist sicher (noch) stark, die Frage ist aber wie/ob das so weitergehen kann, oder ob ich nicht doch ein kräftige Maßnahme setzen muss?

Grüße

Wolfgang
 
So schlimm ist es schon noch nicht Wolfgang und bitte nur keine Panik deswegen. Man muss sich doch vorstellen, dass zum jetzigen Zeitpunkt doch bereits täglich viele hunderte Bienen schlüpfen. Da sind einige Milben täglich durchaus verkraftbar.

Wenn nun täglich etwa 10 Milben runter fallen, sind etwa 1.000 im Volk und somit bestünde noch keine akute Gefahr für das Volk.

Was ich nun tun würde: vorerst möchte ich jedoch vorausschicken, dass der Ertrag für mich primär ist.

Wenn nun die beiden einräumigen soweit sind, das aufgesetzt werden kann, würde ich dies selbstverständlich machen. Aber wöchentlich den Befall im Auge behalten. Möglicherweise kommst Du damit bis nach Ende der Akazientracht.

Nach Ende dieser Tracht würde ich einen Zwischenableger erstellen, siehe http://www.iphpbb.com/board/viewtopic.p ... +erstellen und sämtliche Brutwaben entnemmen. Diese, da die ja nicht mehr für die Honigproduktion infrage kommen, kannst unverzüglich mit AS behandeln.

Vorläufig bitte keine Brutwaben entnehmen, Du solltest zumindest bis zur Schwarmzeit damit zuwarten, denn dann gäbe es keinerlei Königinnenprobleme.

An sich kannst aber echt aufatmen, denn wer kontrolliert zum jetzigen Zeitpunkt die Windeln.

Bitte halte uns am laufenden, wir hoffen mit Dir und Deinen Bienen.

Josef
 
Kann jemand bestätigen ob die Aussage stimmt, dass Varoamilben eine maximale Temperatur von 40 Grad Celsius aushalten, während die Bienenbrut 45 Grad Celsius aushält.

Stimmt das?

Wenn ja könnte ich nicht die Brutwaben entnehmen und diese bei 42-44 Grad über mehrere Stunden warm halten und dann zurückgeben - Bienensauna quasi.

Ist das total undenkbar oder bei genauer Temperaturführung allenfalls eine Idee zur Problemlösung?

Wolfgang
 
Mit den 40c Temperatur stimmt schon Wolfgang, aber wer bitte hat schon diese besondere Möglichkeit?

Wenn dies bei Dir tatsächlich möglich ist und die Quote tatsächlich stimmt, unter allen Umständen machen. Den Bienen macht dies nichts aus, ist aber letal für die Milben.

In diesem Fall nur verdeckelte Brut entnehmen, diese in eine Zarge geben und so rasch als möglich und mit der Zarge in den Wärmeschrank geben. Eine Wasserschale sollte nicht vergessen werden. Nach der Behandlung wieder auf 35c stellen und einige Zeit zuwarten, dies damit die Waben nicht zusammenfallen.

Bei drei Völkern werden etwa 15 - 18 Waben, also weniger als zwei Honigräume voll Waben anfallen. Diese könnte man beim zurückgeben gleichmäßig auf die Völker aufteilen. Eine Wabenmarkierung kann entfallen.

Eine große Bitte Wolfgang: wenn Du dies tatsächlich machst, ersuche ich um einen eigenen Thread mit einer diesbezüglichen Beschreibung. Hier Erfahrung zu sammeln, wäre ganz toll.

Josef
 
Wie wäre es mit folgendem Vorschlag:

Ich würde die Frühtracht - bei mir wäre das der Raps - noch mitnehmen und währenddessen darauf achten, dass jede Woche eine Drohnenwabe eingehängt und eine verdeckelte entnommen und entsorgt wird. Rechtzeitig Drohnenwaben für Fangwabenmethode herstellen.
Nach dem Schleudern der Frühtracht wird die Fangwabenmethode oder Drohnenwabenmethode angewendet.

Wenn danach die Milbensituation wieder "normal" ist, kann noch an Sommer- und evtl noch Spättracht gedacht werden. Ansonsten würde ich mit AS behandeln. Der danach geerntete Honig kann dann allerdings nicht mehr verkauft werden. Deshalb würde ich mir die Waben als Futterwaben aufheben.

An die Erfahrenen: Was ich geschrieben habe: So würde ich es mit meinem Anfängerwissen und meinen Bienen machen. Das soll kein Rat an Wolfgang sein - dazu bin ich zu sehr Anfänger. Ich möchte nur wissen, ob ich die Situation mit meinem Wissen in den Griff bekommen könnte.

Morgen lege ich sicherheitshalber mal die Windeln ein...
 
Wolfgang schrieb:
Wie hoch ist die obere gerade noch ertragbare Temperatur für die verdeckelte Brut?

Folgendes Wolfgang: bei der Wärmebehandlung -Hyperthermie- geht die Milbe bei einer dreistündigen Behandlung von mehr als 38c Ex. Dies ist von der Universität Tübigen erprobt und erwiesen. Leider habe ich im Moment den diesbezüglichen Link dazu nicht. Ich hoffe, unser Mod Astacus oder andere, können morgen hier aktiv werden.

Die Tübinger sind tatsächlich in der glücklichen Lage, auf diese besondere Weise gänzlich ohne Chemie aus zu kommen. Ganz besonders effektiv soll dies im Frühjahr sein. Somit wäre dies für Dich ja wirklich bestens.

Wenn es tatsächlich stimmt und die Milben bereits mit 38c bekämpft werden können, sollte mitunter auch auch 40 oder allenfalls 41c genügen.

So schnell als möglich werde ich versuchen den Link von Tübingen zu bekommen. Noch haben wir einige Tage Zeit bis zum WE.

Josef
 
Hans-Joachim Heyer schrieb:
An die Erfahrenen: Was ich geschrieben habe: So würde ich es mit meinem Anfängerwissen und meinen Bienen machen. Das soll kein Rat an Wolfgang sein - dazu bin ich zu sehr Anfänger. Ich möchte nur wissen, ob ich die Situation mit meinem Wissen in den Griff bekommen könnte.

Du bist sehr bescheiden Joachim, aber es stimmt schon was Du schreibst.

Zu befürchten wäre aber, dass die Fangwabenmethode für Wofgangs Bienen doch bedeutend zu spät kommt. Auch ist dies doch nicht jedermanns Sache.

Zitat Hans Joachim Heyer

Morgen lege ich sicherheitshalber mal die Windeln ein...

Auch ich und hoffentlich auch viele andere wurden nun aufgeschreckt. Eine Woche pro Monat liegen nun die Windeln in den Völkern.

Josef
 
drohne schrieb:
Wolfgang schrieb:
Wie hoch ist die obere gerade noch ertragbare Temperatur für die verdeckelte Brut?


So schnell als möglich werde ich versuchen den Link von Tübingen zu bekommen. Noch haben wir einige Tage Zeit bis zum WE.

Josef

Bingo, der erste Versuch war bereits erfolgreich!

Hier der Bericht der Tübinger

Hyperthermie

Die Fortpflanzung der Milbe Varroa jacobsonii findet ausschließlich in verdeckelten Brutzellen ihres Wirtes Honigbiene statt. Während der Brutperiode befinden sich die meisten Milbenweibchen eines Bienenvolkes in diesen Brutzellen. Varroa-Milben sind gegenüber Temperaturen, die deutlich über den 35 - 36° C im Brutnest des Bienenvolkes liegen, recht empfindlich. Bienenlarven und -puppen vertragen dagegen ohne Schädigung eine Überwärmung von 5 - 8° C. Aus diesen Unterschieden haben wir das Verfahren der Hyperthermie entwickelt.

Verdeckelte Brutwaben werden dabei dem Volk entnommen und alle aufsitzenden Bienen abgefegt. In einem Apitherm-Gerät wird dann eine Reihe solcher Waben vorsichtig überwärmt. Dies erfolgt nach einem Computer-gesteuerten Programm. Anschließend werden die Waben wieder in die Völker zurückgehängt. Als Folge der Hyperthermie sterben alle Milben in den behandelten Brutwaben im Laufe eines Tages ab.

Wir empfehlen eine Hyperthermie-Behandlung vor den Zeiten, in denen das Bienenvolk großen Belastungen ausgesetzt ist. In Mitteleuropa ist dies der Zeitpunkt vor der Frühjahrstracht sowie die Periode vor Erzeugung der Winterbienen. Zu diesen Terminen je einmal mit Hyperthermie behandelte Völker benötigen in den meisten Fällen keine weitere Varroatose-Behandlung. Als unterstützende Maßnahme entnehmen wir während der Brutperiode fortlaufend verdeckelte Drohnenwaben in Form von Baurahmen. Wenn der Milbenabfall im Herbst dennoch einen stärkeren Befall anzeigt, können solche Völker ein drittes Mal mit Hyperthermie entmilbt werden.

In einem laufenden Forschungsprojekt sind wir dabei, Apitherm-Geräte für die Anwendung der Hyperthermie in der imkerlichen Praxis zu entwickeln. Dabei soll durch Nutzung von Solarenergie ein Einsatz im Gelände ohne verfügbaren Netzstrom ermöglicht werden. Über die Fortschritte in der Geräteentwicklung wird an dieser Stelle und in der Imkerpresse künftig berichtet werden. Über den sehr guten Wirkungsgrad des Hyperthermie-Verfahrens wurde 1998 in der Apimondia-Zeitschrift Apiacta ein Bericht veröffentlicht.

Engels, W. : Wirkungsgrad der biotechnischen Varroatose-Kontrolle mittels Hyperthermie. Apiacta 2, 49-55 (1998)


Und hier bitte der Link

http://www.uni-tuebingen.de/entw-phys/h ... ermie.html


Dies Sache ist wirklich sehr interessant, deshalb werde ich diesbezüglich in den nächsten Tagen einen einen eigenen Thread aufmachen.

Hoffe geholfen zu haben Wolfgang.

LG Josef
 
Die Drohnenwabenmethode geht früher. Man könnte sie sofort machen: Alle Bienen von Volk 1 in neue Beute (Leerwaben, Mittelwände, Drohnenrahmen) auf altem Standort fegen, Kö zusetzen, Honigzarge drauf. Brut in Zarge auf Volk 2 aufsetzen. Sie wird von V2 mitversorgt. Unverdeckelte Drohnenwabe in Flugling hängen. Nach Verdeckelung entnehmen und entsorgen.
Nach 1 Woche werden von Volk 2 die Hälfte der Bienen samt Kö in neue Beute gefegt und auf alten Platz gestellt. Honigraum drauf. Drohnenfangwabe rein.
Nach 1 Woche im Brutling von V2 Weiselzellen brechen. 1 Woche später neu beweiseln oder frische Brutwabe reinhängen für neue Kö.

joachim
 
Hans-Joachim Heyer schrieb:
Die Drohnenwabenmethode geht früher. Man könnte sie sofort machen: Alle Bienen von Volk 1 in neue Beute (Leerwaben, Mittelwände, Drohnenrahmen) auf altem Standort fegen, Kö zusetzen, Honigzarge drauf. Brut in Zarge auf Volk 2 aufsetzen. Sie wird von V2 mitversorgt. Unverdeckelte Drohnenwabe in Flugling hängen. Nach Verdeckelung entnehmen und entsorgen.
Nach 1 Woche werden von Volk 2 die Hälfte der Bienen samt Kö in neue Beute gefegt und auf alten Platz gestellt. Honigraum drauf. Drohnenfangwabe rein.
Nach 1 Woche im Brutling von V2 Weiselzellen brechen. 1 Woche später neu beweiseln oder frische Brutwabe reinhängen für neue Kö.

joachim

Haben Sie Ihre EMpfehlung überhaupt selber schon mal probiert?
 
In diesem Zusammenhang mit dem sehr interessanten Beitrag möchte ich die Frage an die Erfahrenen richten, wie am Einfachsten die Milbenzählung durchgeführt wird.

Konkret:
Mit der Stockwindel sammelt sich ja in 1 Woche ziemlich viel Mist an, der z.T. auch wie Varroa ausschaut. Wie trennt ihr diesen Müll von den Milben, um genau die Anzahl der Milben eruieren zu können, oder zählt ihr nur überschlagsmäßig?
Ich habe Seegebergerbeuten mit den entsprechenden Stockwindeln.
Varroaängstliche Grüße
 
drohne schrieb:
Die Fortpflanzung der Milbe Varroa jacobsonii findet ausschließlich in verdeckelten Brutzellen ihres Wirtes Honigbiene statt.

Lieber Josef,

vielen Dank für die Infos und Dein Engagement. Darf ich noch eine (sehr laienhafte) Frage stellen:

Der Bericht schreibt von Varroa jacobsonii soweit ich über die Milbe in der Literatur gelesen habe war immer von der Varroa destructor die Rede.

Sprechen wir von der selben Milbe?

Danke

Wolfgang
 
V. jacobsonii und V. destructur sind idetentisch! Sie wurde aufgrud ihrer Virulenz umbenannt. Es existieren jedoch zwei Uterarten, der Japan und Korea-Typ, wobei wir uns den agressiveren Koreytyp eingefangen haben.
 
solarplexus schrieb:
V. jacobsonii und V. destructur sind idetentisch!

Wikipedia meint, dass da schon ein Unterschied sei:

Varroa destructor was, until recently, thought to be a closely related mite species called Varroa jacobsoni. Both species parasitize the Asian honey bee, Apis cerana. However, the species originally described as V. jacobsoni by Oudemans in 1904 is not the same species that also attacks Apis mellifera. The jump to mellifera probably first took place in the Philippines in the early 1960’s where imported Apis mellifera came into close contact with infected Apis cerana. Up until 2000, scientists had not identified Varroa destructor as a separate species. This late identification in 2000 by Anderson and Trueman corrected some previous confusion and mislabeling in the scientific literature. As of 2005, the only Varroa mites that can reproduce in colonies of Apis mellifera (Western honeybee) are the Korea and Japan/Thailand genotypes of Varroa destructor.[/b]
 
Hallo!

@ solarplexus: Lies bitte noch mal, was ich im vorletzen Posting geschrieben habe:

"An die Erfahrenen: Was ich geschrieben habe: So würde ich es mit meinem Anfängerwissen und meinen Bienen machen. Das soll kein Rat an Wolfgang sein - dazu bin ich zu sehr Anfänger. Ich möchte nur wissen, ob ich die Situation mit meinem Wissen in den Griff bekommen könnte."

Das gilt natürlich auch für die Ergänzung in dem von dir kritisierten. Ich habe also sehrwohl darauf hingewiesen, dass es mir an Praxis mangelt. ABER: Ich habe mich für alle Eventualitäten im VORFELD kundig gemacht - bei Experten.

@ Wolfgang: Ich zähle die milben eine Zeit lang täglich (mit der Lupe) und kehre das Gemüll nach dem Zählen ab.
V Jacobsonii ist nach meinem Wissen der alte, nicht mehr gebrauchte Name für die V. destructor. V. Jacobsonii entpuppte sich als eine andere Milbenart, als es die war, die unsere Bienen quält.

joachim
 
Hallo,

eimal zur Beantwortung Deiner Frage - zu spät ist es erst wenn die Bienen mit der Mama geschlossen im Bodenbrett liegt oder das Volk auszieht ! Ansonsten kannst Du den Bienen nur helfen wo es geht.

Beim Facharbeiterkurs habe ich von Walter gehört, das es eine einfache Methode wäre mit den Bienen einen Kehrschwarm zu bilden und diesen mit Milchsäure zu besprühen. Dann bist Du den Varroadruck schnell los.

Walter (Rojky),
du hast das glaub ich schon öfters probiert, ich habe damit keinerlei Erfahrung. Kannst Du diese Methode vielleicht ein wenig genauer erklären ?
 
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