NEWS von kleinen Stockkäfer

Josef Fleischhacker

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Hier bitte ein neuer Bericht unseres Bieneninstitutes.


© AGES Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit, Spargelfeldgasse 191, 1226 Wien
ages


Datum: 09.04.2008

ages
Neue Gefahr für Europas Bienen


Europas Imker sehen sich mit einer neuen Gefahr konfrontiert: "Die Europäische Kommission hat bestätigt, dass der kleine Stockkäfer erstmals in Europa aufgetaucht ist. Entdeckt wurde er in Portugal, eingeschleppt wurde er durch Bienenimporte aus den USA", sagt Karl Pfeiffer, Leiter der Abteilung Bienenbiologie und -erzeugnisse am Institut für Bienenkunde der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH (AGES).
Der ursprünglich in Afrika beheimatete Käfer ist der gefährlichste Bienenschädling der Welt: "Binnen weniger Wochen kann er ein Bienenvolk ausrotten", sagt Pfeiffer. Seine Bekämpfung ist schwierig, in den USA (1996) und Australien (2002) hat er bereits Fuß gefasst und schwere Schäden verursacht.

Der Käfer
Der kleine Stockkäfer (Aethina tumida) oder Bienenbeutenkäfer (engl.: small hive beetle) ist ursprünglich in Afrika südlich der Sahara beheimatet. Er gehört zur Familie der Glanzkäfer. Viele dieser Käfer sind bekannte Schädlinge, zum Beispiel der Rapsglanzkäfer.
Die Käfer sind ca. 5 mm lang und ca. 3 mm breit, wobei die Weibchen etwas größer sind als die Männchen. Der Körper ist oval, die Fühler keulenförmig. Ist er unmittelbar nach dem Schlüpfen rötlich gefärbt, wird der Käfer später dunkelbraun bis schwarz. Die Lebensdauer beträgt vier bis sechs Monate, in denen die Käferweibchen bis zu 1.000 Eier produzieren.

Lebenszyklus
"Der kleine Stockkäfer ist nach seiner Lebensweise benannt, denn für seine Vermehrung ist er auf Bienenvölker als Wirt spezialisiert. Erwachsene Käfer können bis zu 16 Kilometer fliegen, um einen Bienenstock zu finden. Nach der Paarung legen die Weibchen ihre Eier bevorzugt in Ritzen und Spalten der Bienenstöcke ab", sagt Ernst Hüttinger von der Abteilung Bienenbiologie und -erzeugnisse, der sich seit Jahren intensiv mit diesem Käfer befasst.
Nach drei bis vier Tagen schlüpfen die Larven. Zehn bis 16 Tage lang fressen sie Honig, Pollen und die Bienenbrut.
Sind die Larven ausgewachsen (ca. 12 mm lang), erreichen sie das so genannte Wanderlarven-Stadium: "Sie verlassen den Stock und graben sich vor dem Flugloch des Bienenstocks fünf bis 60 cm tief in die Erde. Ist der Untergrund nicht geeignet, können sie dabei bis zu 80 Meter wandern", so Hüttinger.

In der Erde verpuppen sich die Larven. Die Puppenruhe dauert drei bis vier Wochen. Die frisch geschlüpften Käfer sind nach einer Woche paarungsreif und suchen erneut Bienenstöcke zur Vermehrung auf.

Gefährlichkeit
In seiner Heimat Afrika gilt der kleine Stockkäfer als unbedeutender Schädling. Denn die afrikanischen Bienen können sich effizient gegen den Schädling verteidigen: Sie hindern ihn durch häufige Angriffe daran, in den Stock einzudringen bzw. entfernen seine Eier und Larven. Wird der Befall doch zu groß, verlassen die Bienen den Stock und bauen woanders einen neuen Stock auf.

Ganz anders stellt sich die Situation bei den europäischen Bienen dar, wie sie auch in den USA und Australien gehalten werden: "Ihre Abwehrmechanismen sind weit weniger wirksam. Daher kann sich der Käfer stärker vermehren. Ist die Population groß genug, können Käfer, vor allem aber ihre Larven, ein Bienenvolk binnen weniger Wochen ausrotten. Denn auf ihrem Weg durch den Stock fressen sie nicht nur die Brut, sondern zerstören auch die Waben. In den USA hat der Käfer auf diese Weise schwere Schäden verursacht", sagt Hüttinger.

Besonders gefährlich ist der kleine Stockkäfer, weil er - im Gegensatz zu anderen Bienenparasiten wie z. B. der Varroa-Milbe - nicht auf Bienen als Transportmittel angewiesen ist, sondern sie aus eigener Kraft erreichen kann. Hinzu kommt, dass er nicht unbedingt auf Bienen zum Überleben angewiesen ist. Laborversuche haben gezeigt, dass der Käfer auch Hummeln als Wirte benutzen kann. Zudem kann er auch überreife und faule Früchte (v.a. Melonen, Weintrauben, etc…) als Nahrungsquelle nutzen.

Verbreitung
Die ursprüngliche Heimat des kleinen Stockkäfers ist der afrikanische Kontinent südlich der Sahara. 1996 wurde er jedoch erstmals in South Carolina (USA) entdeckt. Seither hat er sich bis nach Kalifornien und nach Kanada ausgebreitet. Auch in Ägypten wurde der Käfer bereits gesichtet. 2002 tauchte der Käfer auch in Australien auf. Im Oktober 2004 hat er schließlich den Sprung nach Europa geschafft.

Wie der kleine Stockkäfer seinen Weg auf andere Kontinente gefunden hat, ist nach wie vor ungeklärt. Mögliche Wege wären:

· zusammen mit importierten Honigbienen (Bienenvölker, Paketbienen, Versandkäfige für Königinnen)

· in Bienenschwärmen, die ungewollt mit Schiffstransporten befördert werden

· in gebrauchten Geräten oder Materialien für die Bienenzucht

· mit importierten Waren wie z. B. Obst

Nächste Schritte
Mittlerweile hat die EU sämtliche Importe von Bienen- und Hummelköniginnen aus den USA (mit Ausnahme von Hawaii) gestoppt. Denn hat sich der kleine Stockkäfer einmal festgesetzt, lässt er sich praktisch nicht mehr ausrotten, wie die Erfahrungen in den USA zeigen.
Sämtliche Vorbeugungsmaßnahmen werden auf EU-Ebene koordiniert: So überprüfen derzeit alle Mitgliedstaaten, ob es Importe aus den betroffenen Regionen gegeben hat. Auch die innergemeinschaftlichen Vertriebswege werden kontrolliert. Nach Österreich wurden keine Bienen aus den USA importiert.

Sollte der kleine Stockkäfer doch nach Österreich gelangen, leitet das Bundesministerium für Gesundheit und Frauen (BMGF) die entsprechenden Seuchenbekämpfungsmaßnahmen nach dem Bienenseuchengesetz ein. "Ein Katalog mit notwendigen Maßnahmen wird von der AGES erstellt und an das Ministerium weitergeleitet", sagt Karl Pfeiffer. "Darin sind unter anderem praktische Hinweise für Imker enthalten, mit denen der Käfer in Schach gehalten werden könnte. Neben strengen Hygienemaßnahmen bedarf es der regelmäßigen Kontrolle des Bienenstocks." Die Käfer findet man zum Beispiel meistens an der hinteren Innenseite des Deckels, aber auch in Ritzen und Spalten. Werden Käfer oder Larven gefunden, muss der Entwicklungszyklus unterbunden werden: Das bedeutet, dass die Larven beim Verlassen des Stocks in Wannen oder Folien aufgefangen und so an der Verpuppung gehindert werden. "Der Einsatz chemischer Mittel ist derzeit nicht möglich", so Pfeiffer.

Wirtschaftliche Aspekte
Mit einem Pro Kopf-Verbrauch bei 1,3 Kilo Honig liegt Österreich weltweit im Spitzenfeld. 24.196 Imker mit 291.429 Bienenvölkern (Stand von 2003, Quelle: Österreichischer Imkerbund) produzieren pro Jahr 4000 bis 6500 Tonnen Honig. Die gleiche Menge wird zusätzlich importiert. Der Wert des produzierten Honigs allein beträgt rund 28 bis 42 Millionen Euro.
Der ökonomische Wert der Biene liegt aber nicht nur in der Honigproduktion, sondern auch in ihrer Funktion als Bestäuber von z. B. Obstbäumen. Internationale Schätzungen gehen davon aus, dass der Bestäubungswert das zehn- bis 20-fache des Honigwerts beträgt. Das ergibt einen volkswirtschaftlichen Wert von rund 400 bis 800 Millionen Euro im Jahr.



Dies ist leider keine sehr gute Nachricht.

Josef
 
Das war doch mit Protugal schon vor ca. drei jahren und dann haben die da richtig einen Rundumschlag gemacht. ISt der SHB jetz wirklich dort ansässig geworden?
 
Jetzt haben wir den Salat!

Leider leiden allzuviele Imker unter dem Wahn, dass das, was andere haben, besser sei, als das, was man selbst hat. Die eigene Biene ist nie gut genug; die des Andern könnte ja besser sein. also wird gekauft und importiert.

Ich plädiere für die völlige Einstellung jeglichen Transports von Bienen über die Kreisgrenzen hinaus, damit sich lokal angepasste "Landrassen" herausbilden können.

joachim
 
Hallo solarplexus

Das war doch mit Protugal schon vor ca. drei jahren und dann haben die da richtig einen Rundumschlag gemacht. ISt der SHB jetz wirklich dort ansässig geworden?

Hast völlig recht, der Bericht stammt vom 19.10.2004.

Gruß
Astacus
 
und warum werden dann von der AGES jetzt die Hühner scheu gemacht und der Eindruck erweckt, das sei neu? :verdacht
 
Reinhard schrieb:
und warum werden dann von der AGES jetzt die Hühner scheu gemacht und der Eindruck erweckt, das sei neu? :verdacht

Das frage ich mich nun aber auch, seht doch bitte auf das Datum. Offenbar ist dort jemand aus dem Winterschlaf erwacht.

Scherz beiseite, bei Gelegenheit werde ich diese Meldung hinterfragen und die Antwort natürlich ins Forum geben.

Josef
 
Astacus schrieb:
Hallo Drohne,

ich konnte auf der AGES- Homepage diesen Artikel mit deinem angegebenen Datum 09.04.2008 nicht finden.

Siehe Link zu deinem zitierten Artikel:
http://www.ages.at/web/ages/content...1269/$FILE/PA_kleiner_Stockkäfer_19102004.doc

Vielleicht hast du dich einfach nur verschaut.

Gruß
Astacus

Auch dieser Sache werde ich auf den Grund gehen :?:

Ein verschauen ist in diesem Fall nicht möglich, da ich die komplette Nachricht kopiert und hier eingefügt habe. Zusätzlich und zum nachvollziehen, wurde eben der Link eingefügt.

Josef
 
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