Vergiftete Bienen und Insekten, gibt es dies tatsächlich?

Josef Fleischhacker

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Was das morgige Treffen beim Bio Bienenhof DI DR. Stefan Mandl anbelangt, hier nun ein sehr bedrückendes Schreiben eines BIO-Imkers aus dem Burgenland.

Dies ist eine Kopie aus einem Bienen Info Blitz des Bio Austria Verbandes.

Josef

BIO AUSTRIA Info Bienen 2/11

DIE BIENE ALS WICHTIGSTER
UMWELTINDIKATOR​
-


BEOBACHTUNGEN EINES IMKERS

Für mich sind die Ursachen für das Bienensterben, es sollte eigentlich Bienenvolkssterben heißen, klar.

Nach Schädlingen und Krankheiten zu suchen führt zu den Symptomen des Bienenvolkssterbens und nicht zu den Ursachen. Diese müssen in der Umwelt, in der unsere Bienen leben, gesucht werden.
Als Prämisse muss gesagt werden, dass in unserem Gebiet in der konventionellen Landwirtschaft bei fast allen Kulturpflanzen Neonicotinoide (Beizmittel) angewandt werden. Wir wissen, dass dieses
systemisch wirkende Insektizid auch den Pollen und den Nektar vergiftet.

Wenn wir ein Bienenjahr verfolgen und mit dem Sommer beginnen, sind unsere Bienen auf Maispollen angewiesen (in fast allen Bienenbrotproben der mir bekannten Imker, die Bienenbrotproben
untersuchen ließen, wurden Neonicotinoid- Rückstände festgestellt). Die Ergebnisse wurden mir leider erst im November zugesandt. Ich hatte keine Möglichkeit mehr, die Pollenwaben zu entfernen. Daher ist der Großteil dieser Völker bereits tot.

Das ist keinesfalls ein Problem mit der Varroamilbe, denn bei der Behandlung dieser sind wir Imker besonders sensibel geworden. Uns ist in den letzten Jahren vor allem aufgefallen, dass ein Teil der Völker
erst nach erfolgter Überwinterung im Frühjahr eingegangen ist. Waren früher 10 % der Völker im Winter ausgefallen, so sind es heute 30 bis 35 %, an manchen Ständen bis zu 80 %, die den Winter nicht
überleben. Jedes Jahr sterben mehr. Die Erträge sind um bis zu 60 % zurückgegangen.

Im Frühjahr dieses Jahres musste ich die Völker vom blühenden Raps in den Wald retten, weil ich einen enormen Flugbienenverlust hatte. Diese verlassen das Volk und finden nicht mehr zurück. Auf alle Fälle
fehlen sie dem Volk. Das Fatale an diesen Neonicotinoiden ist, dass in den folgenden Jahren die Kulturen, wie Buchweizen, Phacelia, Klee usw., welche für die Bienen sehr attraktiv sind, ebenfalls mit diesem Insektizid belastet sind und so zur Todesfalle für alle lokalen Bestäuber werden können.

Staatenbildende Insekten haben zu solitär lebenden den Vorteil, dass sie ihre Ausfälle besser kompensieren können. Ein weiteres großes Problem ist das Gutationswasser bei jungen Maispflanzen oder anderen
jungen Pflanzen, die mit Neonicotinoiden in Verbindung gekommen sind. „Maispflanzen, deren Samen mit Insektiziden aus der Gruppe der Neonicotinoide gebeizt worden waren, können – vor allem im Jugendstadium - hohe bienentoxische Konzentrationen dieser Beizmittelwirkstoffe über das Gutationswasser ausscheiden. Somit wären Bienen, die derartige Gutationstropfen als Wasserquelle nutzen, einem Vergiftungsrisiko ausgesetzt.“ (siehe unter http:www.ages.at/ages/landwirtschaftlich...ung/melissa-bienen-maisraps/guttationswasser/)

Das heißt nicht, dass das Problem durch Aufstellen einer Wassertränke für Bienen gelöst wäre. Bienen ziehen wahrscheinlich Gutationswasser vor, weil es mit Mineralien angereichert ist. Manche Bienenstände sind aus nicht nachvollziehbaren Gründen besonders betroffen. So sagte mir ein Imker, dass die aufgesetzten Honigräume trotz starkem Brutnest nicht besetzt wurden, das heißt, diese Völker brachten in dieser Saison überhaupt keinen Honig. Dieses Phänomen ist nur durch einen ständigen Verlust der Flugbienen erklärlich.

Dass die Zahl der Insekten auffallend zurückgegangen ist, erkennt man leicht daran, dass früher bei Insektenflug bei jedem Nachtanken unseres PKWs die Windschutzscheibe gewaschen werden musste, heute ist dies kaum mehr notwendig. Die Straßenlaternen in der Nacht waren bei uns in diesem Sommer verwaist. Vereinzelt schien sich ein Schwärmer verirrt zu haben. Auch waren keine Mücken und andere herumschwirrende Insekten zu sehen.

Durch das reduzierte Nahrungsangebot von Insekten, ist die Anzahl der Vögel zumindest bei uns drastisch zurückgegangen. Waren noch auf meiner Wohnhausterrasse vor 10 Jahren 5 Schwalbennester und ein Nest eines Rotschwänzchens zu finden, so gibt es heute keine mehr. Die Feldlerche, die Bachstelze und die vielen anderen Singvögel sind weg. Es war ein sehr stiller Sommer. Vor allem am frühen Morgen, bevor die Sonne aufgegangen ist.

Wie in Medien bereits nachzulesen war, gibt es in Österreich Gebiete, in denen dieses Insektizid bereits im Grundwasser nachgewiesen werden konnte. Eine Studie aus Frankreich beunruhigt besonders, wonach 90 % der Spritzmittel über Aerosole in die Umwelt gelangen, nur 10% kommen auf die Pflanzen.

Wir Imker sprechen von der Wichtigkeit und Besonderheit der Apitherapie, der Bienenheilkunde. Privat eingeschickter Pollen aus der Steiermark wurde in Deutschland untersucht und es wurde mitgeteilt, dass dieser für den menschlichen Verzehr nicht geeignet ist. Wenn wir feststellen, dass unsere Bienen am Raps, am Mais, an den Sonneblumen und an anderen Pflanzen erkranken und langsam zugrunde gehen,
dann ist es doch in erster Linie sinnvoll, diese Pflanzen zu untersuchen, weil sie die Ursachen des Bienensterbens sind und in zweiter Linie erst die Symptome, die Viren, Bakterien oder Parasiten, die sich in diesen geschwächten Organismen natürlich entwickeln und nachweisen lassen.

In einer gesunden Umwelt wird es gesunde Bienen geben, so einfach ist das, weil es in den mehr als 110 Millionen Jahren ihrer Entwicklungsgeschichte so war.

Konrad Schneider
Bioimker aus Deutsch Jahrdorf,
 
Zuletzt bearbeitet:
Dieses Schreiben bringt die ganze Problematik auf den Punkt! Dem ist nichts hinzuzufügen.
 
Heile Welt-Imkerei ?

Was das morgige Treffen beim Bio Bienenhof DI DR. Stefan Mandl anbelangt, hier nun ein sehr bedrückendes Schreiben eines BIO-Imkers aus dem Burgenland.

Dies ist eine Kopie aus einem Bienen Info Blitz des Bio Austria Verbandes.

Josef

Hallo lieber Josef !

Ich finde es sehr gut, dass Du dieses Schreiben veröffentlichst. Wie Honigking schon schrieb, ist das genau das, was uns beschäftigen sollte.
Und weil Du es hier einstellst, wage ich es auch, eine kleine Kritik anzubringen die mir schon einige Tage auf der Seele liegt, nämlich Deine Zeilen zur Abmeldung von Alfred (Ich finde sie jetzt nicht, deshalb aus der Erinnerung). Du hast sinngemäss geschrieben,dass Du diese Abmeldung begrüsst weil das Forum das Ziel hat, sich ohne Querschüsse, ohne Ärger zu unterhalten. Ich wollte damals schon fragen, willst Du wirklich ein "Heile Welt Forum" ? Ich finde, wenn wir unserer Verantwortung für die uns anvertrauten Lebewesen gerecht werden wollen, dann müssen wir aufbegehren.
Ich weiss natürlich von vielen Mitgliedern, die so etwas nicht lesen wollen. Das Gute ist doch aber, dass kein Mensch hier gezwungen wird, einen bestimmten Beitrag zu lesen. Schon das Thema sagt doch jedem was ihn erwartet. Selbst wenn man trotz dieser Vorauswahl auf eine Meinung trifft, die nicht interessiert, na, dann lese ich sie eben nicht !
Natürlich würde auch ich lieber nur vom " friedlichen Summen meiner Bienen, von ihrer rasanten Frühjahrsentwicklung, von Füllen der Honigbehälter " usw. schreiben. Wenn es aber nur dabei bleibt werden wir bald gar nichts mehr schreiben können.
Das ist ein privates Forum und "wer die Kapelle bezahlt bestimmt auch die Musik" das ist mir bekannt und ich akzeptiere das auch. Letztendlich glaube ich aber doch, dass Du in erster Linie das Wohl der Bienen und auch der Imker im Auge hast und eben nicht nur ein auf Harmonie ausgerichteten Plauderkreis willst ? Natürlich haben dabei persönliche Beleidigungen keinen Platz aber hart in der Sache muss es schon sein können. Immerhin gibt es kräftige kommerzielle Interessen, eine solche Diskusion zu unterdrücken. Diese Gefahr besteht ja in diesem privaten Forum Gott sei Dank nicht. Ich fände es aus dieser Sicht gut wenn Du auch weiterhin unbequeme und aufbegehrende Meinungen hier zulässt !
 
... dass Du diese Abmeldung begrüsst weil das Forum das Ziel hat, sich ohne Querschüsse, ohne Ärger zu unterhalten. Ich wollte damals schon fragen, willst Du wirklich ein "Heile Welt Forum" ? Ich finde, wenn wir unserer Verantwortung für die uns anvertrauten Lebewesen gerecht werden wollen, dann müssen wir aufbegehren.

Kuttel, schau doch wie immer wieder sehr unterhaltsam sich Cornelius vs. Himbeertom, aber auch Kuttel vs. Himbeertom trotz vollkommen gegensätzlicher Standpunkte auf höchstem Niveau unterhalten, da kommen persönliche Angriffe überhaupt nicht vor. Ganz anders bei Alfred, da gab es Rundumschläge gegen alles und jedes und dies mit lediglich Satzfragmenten die alles andere als wirklich nett waren. Aber lassen wir dies doch besser und konzentrieren wir uns doch auf das heutige Treffen bei Stefan Mandl, bin schon neugierig was da so haarsträubendes auf den Tisch kommt.

Was mir im heurigen Winter auffällt ist die Tatsache, dass es bei uns nahezu keine Sindvögel mehr gibt, ich erinnere an Beivogls Aufruf bezüglich der Vogelzählung , hier merke einige User an, darunter auch ich, eigentlich keine Vögel gesehen zu haben, vermutlich bietet denen die freie Natur doch noch besseres Futter als unsere Futterhäuschen. Nun Kuttel, wie es aussieht dürfte da doch etwas im Busch liegen, unsere Doppelpärchen Bachstelzen sind weg, man sieht auch keine Meisen, einfach keine gefiederten Freunde. Was Herr Schneider da beobachtete, könnte durchaus auch bei uns zutreffen.

Josef
 
Hallo,

wer hat gestern an dem Treffen beim Bio Bienenhof DI DR. Stefan Mandl teilgenommen? Bedingt durch Arzt und Krankenhaustermine konnte ich leider an der Veranstaltung nicht teilnehmen. Jedoch bin ich und viele Andere an dem Tenor der Veranstaltung sehr interessiert.
 
Liebe Imkerfreunde,

vor wenigen Minuten übermittelte mir Harald Singer folgende E- Mail zum Imkertreffen in Schwechat:

Imkerthing in Schwechat
Am 11. Jänner 2012 fand am Bienenhof Mandl in Schwechat eine Versammlung von Imkern und Bauern nach Vorbild ihrer Vorfahren statt.
Die Thingteilnehmer standen auf und trugen in freier Rede ihre Probleme und Sorgen vor. Das Hauptthema war der intensive Pestizideinsatz und die Auswirkungen auf Mensch und Biene.

Zu den besprochenen Dingen der über 200 Bauern und Imkern gehörten die möglichen Ursachen des Bienensterbens, ihre eigenen Erfahrungen mit diesem Phänomen, die diesbezüglichen Untersuchungsergebnisse und ihre Auswertungen, sowie die mit dem Bienensterben verbundenen Probleme erstens für die Bienen aber letztendlich für den Menschen.
Am Beginn der Versammlung wurde der Thingfriede ausgerufen: kein Redner durfte wegen seiner Worte von den anderen angegriffen werden, Streit war verboten. So war es möglich mehrere Stunden lang im großen Rahmen zu diskutieren und am Ende Beschlüsse zu fassen.
Ein wichtiges Thema waren die Folgen der Bodenbelastung durch das jahrelange Anwenden von Pestiziden und die damit verbundenen Giftrückstände in den Nahrungsmitteln.
Einige Redner zeigten sich sehr besorgt, dass solche Giftrückstände auch im Blut von Kindern bei uns nachgewiesen wurden.
Beachtung fand die Feststellungen einiger Imker, dass Gifte an Bienen festgestellt wurden, obwohl diese Mittel nicht mehr in Gebrauch waren; eine der Ursachen dürften die Pestizidablagerungen im Boden sein.
Probleme mit der Varroa-milbe, die nach wie vor den Bienenvölkern zu schaffen macht, wurden auch angesprochen.
Nach mehrstündiger Diskussion wurden folgende Dinge mit deutlicher Mehrheit beschlossen:
Wir fordern:
1. Das Recht auf pestizidfreie Lebensmittel
2. Unabhängige, bedarfsorientierte Forschung
3. Förderung des Ökolandbaus
4. Schutz der Bienen für die Zukunft unserer Kinder
Diese Forderungen wurden im Thingbuch niedergeschrieben und die zustimmende Mehrheit hat sich mit ihrer Unterschrift dazu bekannt. Dieses Dokument ist öffentlich und Abschriften davon sind für jedermann einzusehen.


Die Punkte 1- 4 sind schon seit mehr als zehn Jahren Minimalforderungen von mir und einigen Mitstreitern. Diese wurden u. a. den EU Parlamentariern und den einschlägigen bundesdeutschen Politikern nebst Behörden seit ebenso langer Zeit immer und immer wieder vorgetragen. Umsomehr bin ich hoch erfreut das endlich ein größerer Personenkreis sich dieser Umweltprobleme annimmt. Weiter so. Im Sinne von Dr. Bonmatin: " Wir kämpfen bis zum Sieg, sei es in Brüssel oder Paris!" Erweitert um die Hauptstädte Wien und Berlin.

Zur mitfühlenden Frage von Drohne
Ich hoffe Arzt und Krankenhaus Termine hatten keine ernsthafte Ursache.Josef
:
Dies war eine routinemäßige Kontrolle meiner Beinarterien und deren Bypässe. Folge eine Arterie mit Bypass ist kurz vor dem Verschluß. Dieser Verschluß wird mittels einer OP Ende Febr.2012 beseitigt.
 
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