Langzeit- oder Kurzzeitbehandlung was steckt dahinter?

Brigitte

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Hallo,

welchen Vorteil bringt eine Langzeitbehandlung mit 85 % AS im Gegensatz zur Kurzzeitbehandlung die ja im Bedarfsfall auch leichter wiederholt werden kann?
Vielleicht habe ich ja was grundlegendes übersehen? Bitte um Eure Erfahrungen, ich lese, dass meist kurzzeitbehandelt (Schwammtuch etc.) wird.
Hätte eben vor, Kurzzeit mit LD zu behandeln, dann den Abfall zu kontrollieren und dann ev. nochmals eine Kurzzeitbehandlung zu machen, wenn notwendig. Die Langzeit möchte ich den Bienen und mir ersparen, wenn möglich :roll:


Danke voraus und lG
Brigitte
 
Servus Brigitte,

ich bevorzuge die Langzeitbehandlung weil:
*) weniger arbeitsintensiv
*) kein Verstecken in verdeckelter Brut möglich
*) (bisher) sehr gut verträglich
*) empfohlen von der steirischen Imkerschule

Lg,
Sebastian
 
Ich war in all den vielen Jahren wo ich Milben reduziere immer schon Schwammtuch-Kurzzeitbehandler, lediglich zwei Ausnahmen gibt es , dies waren einerseits Api Live Var ALV und im Vorjahr Uni Verdunster, da habe ich mich überreden lassen, beide kommen nun nicht mehr infrage und bleibe bei den bestens bewährten Schwammtücher.

Milben fallen sowohl mit Langzeit- als auch mit Kurzzeitbehandlung, die Langzeitbehandlung hat jedoch einige gravierende Nachteile, dies sind:


* die Königinnen geht sofort aus der Eilage, die Folge ist mangelnder Nachschub an Jungbienen, was sich wiederum im Frühjahr negativ bemerkbar macht

* die Bienen kommen sehr, sehr lange gewissermaßen eine AS Dusche

* die Verdunstermenge muss sehr genau im Auge behalten werden

* diese Langzeitverdunster sind relativ teuer


Schwammtuch wirkt bestens, geht schnell und innerhalb 24 Stunden ist von der AS nichts mehr zu bemerken.

Josef
 
drohne schrieb:
* die Königinnen geht sofort aus der Eilage,
das würde ich eher als Vorteil sehen, denn das gibt der Varroa den Rest:)
Ein Brutstopp findet im Spätsommer oft auch ganz spontan statt, ist also für den Bien nichts unnatürliches.

drohne schrieb:
* diese Langzeitverdunster sind relativ teuer
eine 200ml Flasche kostet ein paar Euro, der Blumentopfuntersetzer ein paar Cent und hält ein Imkerleben lang. Küchenrolle ist preislich ebenfalls irrelevant!


Lg, Sebastian

Schwammtuch wirkt bestens, geht schnell und innerhalb 24 Stunden ist von der AS nichts mehr zu bemerken.

Josef[/quot
 
Ggf. noch ein paar Ergänzungen
Langzeithandlungen sind nach der Definition eher Behandlungen mit anderen "Medikamenten", die über einen langen Zeitraum wirken sollen (z.B. Thymol)

Bei der AS-Behandlung sprechen wir von zwei Grundverfahren: offene Stossbehandlung mit grosser Menge in kurzer Zeit(z.B. Schwammtuch)
und von der Behandlung mit Vorratsflaschen mit gemässigter aber anhaltender Verdundungsleistung.

Letzte zielt auf die sichere Erfassung der Milben auch in der verdeckelten Brut ab, während die Stossbehandlung meisst mur die Milben in unverdeckelter Brut und bei Bienen im Stock erfassen kann. Hier reicht die Zeit oft nicht aus, dass die AS-Dämpfe und somit die AS auch durch die Verdeckelung in ausreichender Menge hinduchdiffundieren kann.

Bei der Winterbehandlung mit Oxalsäure ist das dann ähnlich.
 
Hallo !

Hamamelishonig schrieb:
Ggf. noch ein paar Ergänzungen
Langzeithandlungen sind nach der Definition eher Behandlungen mit anderen "Medikamenten", die über einen langen Zeitraum wirken sollen (z.B. Thymol)

Wären es Medikamente müßte man sie ins Bestandsbuch eintragen ... muß man ?
Nein ! Also keine Medikamente !

Hamamelishonig schrieb:
Bei der AS-Behandlung sprechen wir von zwei Grundverfahren: offene Stossbehandlung mit grosser Menge in kurzer Zeit(z.B. Schwammtuch)
und von der Behandlung mit Vorratsflaschen mit gemässigter aber anhaltender Verdundungsleistung.

Interessant das DU das anderes interpretierst als die meisten anderen Imker und die Institute ... hoffentlich versteht Dich Bienenhalter auch sonst jeder (vorallem Imker), wenn Dein Imkerlatein ein anderes ist als sonst in der Republik der 16 Länder ...

Hamamelishonig schrieb:
Bei der Winterbehandlung mit Oxalsäure ist das dann ähnlich.

Genau ... den Oxalsäure ist ein Medikamnet und findet eintrag im Bestandsbuch !

Gruß
DocMelli
 
Ebenfalls hallo,

der offizielle Link des Serumwerks Bernburg zur AS lautet: www.serumwerk.com/de/tierarzneimittel/tierarzneimittel-fuer/varroosebek228mpfung-bei-bienen http://www.serumwerk.com/de/tierarzneimittel/tierarzneimittel-fuer/varroosebek228mpfung-bei-bienen/ , bezeichnet wird die AS dann
Veterinärpharmaka für die Varroosebekämpfung bei Bienen bzw. als Antiparasitikum, also kein Medikament, sondern ein Arzneimittel.
Bei wikipedia (wobei auf dies auch kein Verlass mehr ist) steht unter: http://de.wikipedia.org/wiki/Medikament Arzneimittel, veraltet Arzenei kurz Arzneien oder gleichbedeutend Medikamente (lateinisch medicamentum - das Heilmittel)
So bildet sich der Laie, hab leider nur Chemie und keine Pharmazie studiert :cry:

Ob die Imker mich in den restlichen 16 Bundesländern verstehen, bezweifle ich schwer. Die in den vor 20 Jahren dazugekommenen Ländern beheimateten Imker verstehen mich auf keinen Fall, das ist bewiesen.
 
Hallo,

danke für die Antworten!Ist es wirklich so, dass eine 3-tägige Kurzzeitbehandlung mit Liebig-Verdunster, mit dem bis zu 30 ml pro Tag 85 % AS verdunsten nicht durchgehend in die verdeckelte Brut wirkt?
Möchte gerne eben in dieser Variante behandeln, weil ich dann das Wetter besser einschätzen kann. In welchem Abstand müsste ich dann eine eventuelle (nach Anzahl des Milben-Abfalls) 2. Kurzzeit-Behandlung anschließen?

Danke für Eure Antworten, da ich Anfängerin bin ist mir da einiges noch nicht so klar.
lG
Brigitte
 
Bei der dreitägigen oder längeren Behandlung kann man davon ausgehen, dass die Diffussionszeit ausreichen ist, wenn die Konzentration in der Stockluft ausreichend hoch ist. Bei der Schwammtuchmethode würde ich das nicht unterschreiben, da zwar kurzzeitig die Konzentration erreicht wird, aber die Menge und Dauer nicht ausreichen wird. Aber hier haben andere Imker bestimmt eine andere Meinung
 
Hamamelishonig schrieb:
(...) während die Stossbehandlung meisst mur die Milben in unverdeckelter Brut und bei Bienen im Stock erfassen kann. Hier reicht die Zeit oft nicht aus, dass die AS-Dämpfe und somit die AS auch durch die Verdeckelung in ausreichender Menge hinduchdiffundieren kann (...)

Servus Stephan,

das irritiert mich ... ich behandele wie Josef mit der Schwammtuchmehtohde 60%, verzichte aber entgegen Josef auf die Winterbehandlung mit Oxalsäure. Wenn Die Schwammtuchmethode nicht in die verdeckelten Brutzellen wirken würde, dann hätte ich ein erhebliches Problem. Da ich mit dieser Methode seit Jahren gut zurecht komme ohne dass mir die Varroa größere Probleme macht denke ich doch, dass auch die Schwammtuchmehtode sehr gut in die verdeckelte Brutzellen hinen wirken muss.

Leider habe ich dieses Jahr nicht die Zeit, dem konkret mit Proben nachzugehen aber vielleicht kannst Du oder ein anderes Forumsmitglied auf dieses Thema eingehen?

Gruß,
Hermann
 
Wie lange braucht es, bis die AS vom Schwammtuch verdunstet ist?
Oben wurde bereits erwähnt, dass nach 24 Stunden nichts mehr von der AS zu bemerken ist....
Wie hoch muss die Stockkonentration sein, dass die AS durch das Verdeckelungswachs wirkt?
Wie hoch ist der Gasaustausch innerhalb einer Zelle, die zudem auch weit von dem Schwammtuch entfernt ist?
Durch welche Wabengassen findet i.d.R der Gasaustausch im Stock statt (belegte oder freie Wabengassen)?
Duch welche Wabengassen wird Stockwärme zum Schwammtuch geführt? Durch welche Wabengassen findet dann der Luftstromausgleich hauptsächlich statt (Strömungsverhalten)?

Das ist ein hochinteresantes Thema
 
Hallo!

it4power schrieb:
Da ich mit dieser Methode seit Jahren gut zurecht komme ohne dass mir die Varroa größere Probleme macht denke ich doch, dass auch die Schwammtuchmehtode sehr gut in die verdeckelte Brutzellen hinen wirken muss.
Ja, sie wirkt auch in die Brutzellen. Wenn Bienen schlüpfen, fallen nach der Behandlung immer noch tote Milben.
Zu beachten ist aber dass eine bestimmte Säurekonzentration erreicht wird.
Hermann, du wirst sie bei einer Zanderzarge bestimmt einfacher erreichen, als jemand der mit 2 Zargen in den Winter geht. Bei einem kleinen Brutraum reicht oft schon eine einzige Schwammtuchbehandlung. Ein Imkerkollege mit Hinterbehandlern und kleinem Brutraum macht das schon seit fast 20 Jahren so.

Bei meinen 2 Zargern muss ich immer mal nachbehandeln, also Schwammtuch 2 bis 3 x einsetzen.
Und natürlich zeichne ich das auch genau auf. Datum, Behandlungsart, Menge, Temperatur.
Das funktioniert so: Honig ernten, füttern, 2 x behandeln, kontrollieren, fertig füttern. Sollten im September wieder zu viele Milben drin sein, folgt bei diesen Völkern noch eine Behandlung. Bei nicht allzuvielen Milben mach ich nichts bis zur Winterbehandlung.

Gruß
Norbert
 
Hamamelishonig schrieb:
Wie lange braucht es, bis die AS vom Schwammtuch verdunstet ist?

In der Regel ist innert 24 Stunden nichts mehr zu bemerken und das Tuch zudem Staubtrocken.

Wie hoch ist der Gasaustausch innerhalb einer Zelle, die zudem auch weit von dem Schwammtuch entfernt ist?

Nein, das Tuch kommt -bei mir- direkt auf die Oberträger und ist somit nur wenige Zentimeter von der Brut entfernt.

Das ist ein hochinteresantes Thema

Richtig, weswegen gebeten wird hier Bienenfleißig mitzumachen.

Josef
 
Um mal zu zeigen, dass ich nicht nur die Schwimmsteine im Kopf habe mal ein Bild zu meinen derzeitigen Versuchen,
die Verdunstungsleistung der Liebig-Dispensoren zu erhöhen und die Wirkungsweise des Schwammtuches und der Dispensorlösung
zu kombinieren - ein echtes Schwabenimker-Fettnäpfchen :bravo: von beiden Lösungen aus meiner Sicht die Vorteile nutzen.

Aus meiner Sicht hat das Schwammtuch den Vorteil, dass auf die Brut- bzw. Winterfutterzarge keine zusätzliche Zarge aufgesetzt werden muss, um den
Dispensor aufzunehmen. Zudem nutzt das Schwammtuch die Stockwärme zur Verdunstung besser aus, weil der leere Luftraum der Leerzarge nicht mitgeheizt werden muss (Passivhausgedanken im Bienenstock)
Der Nachteil des Schwammtuches ist, dass die Säuremenge beschränkt ist, bereits nach 24 h die AS vollständig verdampft ist und die Wirkung abbricht. Zur Verbesserung muss nachgeladen werden. Diesen Nachteil nutzt der Liebig-Dispensor mit Vorrat (oder auch MoT).

Nachteil des Dispensors ist, dass viel leerer Luftraum geheizt werden muss, die Verdunstungskeistung schlecht ist und mit der 60%igen AS schlechte Erfahrungen gemacht werden. Als Grund hierfür sehe ich den hoehen Wärmebedarf zur Verdunstung, der aufgrund der geringen Heizleistung der Bienen in der Leerzarge verpufft.

Jetzt Kommts: Ich stelle den Liebig-Dispensor unter die Bienenflucht und über die Flasche stülpe ich mein Futtergefäss der Ableger, somit ist der Luftraum über dem Docht viel geringer (Passivhausgedanke wieder vorhanden), die Stockwärme wird wieder besser genutzt, die Verdunstung ist gleichmässiger, anhaltender, die Wirkung besser.

Selbst 60%ige AS wirkt wieder. Habe mit der 60%igen keinerlei Probleme festgestellt. Das System ist noch nicht optimiert, dazu fehlen mir die Testvölker, aber die Ableger warten bereits :)

schwabenimker_schwammtuch-dispensorkomi.jpg

http://www.schwabenimker.de/bilder/bienenforum/schwabenimker_schwammtuch-dispensorkomi.jpg

Noch nicht optimiert ist die Verteilung der Dämpfe in die Wabengassen. In den Randbereichen, wo wenig Bienen sitzen, fallen die Säuredämpfe ohne Wirkung in den Keller, die Mittelwaagen werden von den Bienen "abgedichtet", zudem steigt hier im Kamin eher die Wärme auf und somit fällt weniger Säuredampf hier nach unten.
 
Eines habe ich noch vergessen zu erwähnen. Die beschriebene Mothode kommt bei hohen Aussentemperaturen natürlich nicht zum Einsatz. Hier hat der Liebig-Dispenser gerade seine absoluten Vorteile, dass es eben nicht zur Schockbehandlung kommt und die obere Lehrzarge "ausgleichend" wirkt und sogar den Bienen die Flucht nach oben ermöglicht.
Die gezeigte Variante setze ich bei niedrigen Aussentemperaturen ein (10-15 Grad sind im September oftmals die Regeltemperatur, bereits kalte Nächte sind hier für die AS-Behandlung mit dem Dispenser hinderlich, wenn die Stockwärme nicht mehr ausreicht, die obere Leerzarge ausreichend zu erwärmen.
 
Einwunderbarer Bericht und ein sehr erklärendes Foto, aber hier bitte Euer Ehren darf ich doch einen kleinen Einwand erheben

Hamamelishonig schrieb:
Der Nachteil des Schwammtuches ist, dass die Säuremenge beschränkt ist, bereits nach 24 h die AS vollständig verdampft ist und die Wirkung abbricht. Zur Verbesserung muss nachgeladen werden.

Gerade dies ist doch der wesentliche Vorteil, 10, 15, aber auch 20 ml 85 %ige AS schon innerhalb von 24 Stunden in dieser Zarge, noch dazu genau über das Brutnest. Weiterer Vorteil, bereits am nächsten Tag ist alles vergessen und ich kann in kleinen Gaben füttern, was naturgemäß der Volksstärke förderlich ist.

Aber richtig Hama... reden wir doch weiter über Vor- bzw. Nachteile der jeweiligen Behandlungen.

Josef
 
Guten Morgen Josef,

Die 85%ige AS ist in Deutschland nicht für den Einsatz zugelassen, wir müssen da einfach etwas früher aufstehen als die Kollegen in Österreich und (offiziell) mit der 60%igen Säure arbeiten. 25% mehr Wasseranteil macht sich bei der Verdunstung und auch bei der Säuremenge auf dem Schwammtuch bemerkbar.
Und natürlich verwende ich die vorgegebene und erlaubte Säure. Sonst würden ja die Verbesserungsversuche gar keinen Sinn ergeben.

Wie schon ausgeführt hat jede Behandlungsmethode seine Befürworter und Anhänger, dass Du mein Fettnäpfchen aufgreifts war mir klar :lol:
Beiden Methoden haben Ihre Berechtigung. Für die Berufsimker mit hoher Volkszahl muss es einfach und schnell gehen.
Als Hobbyimker habe ich da klare Vorteile, das der Faktor Zeit (in Relation) kaum eine Rolle spielt.
 
Gibt es denn Untersuchungen, wie lange die Stockluft entsprechend mit AS mind. gesättigt sein muss, dass die Varroen sicher über den Jordan gehen?
Ich selbst bin mir nicht sicher, was bienenverträglicher ist. Der kurze Schock oder das lange Vergnügen.
Den Vorteil in der Schockbehandlung sehe ich aber auch darin, dass nach 24 Stunden nichts mehr auf dem Bierdeckel von der AS zu riechen ist. Und auch als Hobbyimker habe ich nicht immer die Zeit, die ich gerne hätte. U.a. ein Grund, der in meinen Augen für die Stoßbehandlung spricht.

Viele Grüße
Markus
 
Servus Markus,

Maas schrieb:
Und auch als Hobbyimker habe ich nicht immer die Zeit, die ich gerne hätte. U.a. ein Grund, der in meinen Augen für die Stoßbehandlung spricht.
Eher umgekehrt: lieber 1xlang als 3xkurz.
Wenn die Behandlungsdauer so lange dauert wie die Verdeckelungsphase, erübrigt sich das Philosophieren ob die AS in ausreichendem Ausmaß in die Brutzellen eindringt. Da gibt es kein Entrinnen.

lg,
Sebastian
 
Sebastian schrieb:
Eher umgekehrt: lieber 1xlang als 3xkurz.
Wenn die Behandlungsdauer so lange dauert wie die Verdeckelungsphase, erübrigt sich das Philosophieren ob die AS in ausreichendem Ausmaß in die Brutzellen eindringt. Da gibt es kein Entrinnen.
Würde ich mit AS behandeln, wäre genau das auch mein Weg!
 
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