APV bzw. CCD, "der Standard" Bericht vom 7.9.2007

Josef Fleischhacker

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In den USA, aber auch in Teilen Europas sind Bienenbestände zum Teil drastisch im Schwinden begriffen. Schuld ist eine mysteriöse Bienenkrankheit. US-Forscher haben nun als möglichen Auslöser ein Virus identifiziert, das in Österreich noch unbekannt ist.

Washington - In den USA, aber auch in Teilen Europas ist das große Bienensterben ausgebrochen. Insgesamt mehr als ein Viertel der 2,4 Millionen Bienenvölker waren betroffen, in manchen in manchen Bundesstaaten fast 90 Prozent. Die Bienenkrankheit CCD (Colony Collapse Disorder) hatte sich ausgebreitet, bei der die erwachsenen Bienen ohne erkennbaren Grund den Stock und die Brut darin verlassen.

Die Ursachen dafür sind ungeklärt, werden aber heftig diskutiert und beforscht: In Frage kommen verschiedene Krankheitserreger, Umweltgifte, die Varroa-Milbe und gentechnisch veränderte Pflanzen. Sogar Handy-Masten waren diesbezüglich schon verdächtig. Wie das Wissenschaftsmagazin Science in seiner online-Ausgabe vorab berichtet, haben US-amerikanische Forscher nun eine weitere mögliche Ursache gefunden.

Ein Team um Diana Cox-Foster von der Pennsylvania State University hat drei Jahre lang Proben aus gesunden und von CCD befallenen Bienenstöcken untersucht, sowie aus China importiertes Gelée royale und offenbar gesunde Bienen aus Australien.

Mit Hilfe einer neuen, schnellen Technik zur Genomsequenzierung gelang es ihnen, sämtliche Mikroorganismen zu erfassen, die in Honigbienen zu finden sind. Im Zuge der statistischen Auswertung aller Daten fanden sie einen Zusammenhang zwischen CCD und einem Organismus mit dem Namen Israeli Acute Paralysis Virus.

Kein Einzelfaktor

Die Fachwelt ist sich jedoch auch einigermaßen einig, dass CCD kaum durch einen einzelnen Faktor ausgelöst wird. Wahrscheinlicher ist ein Zusammenspiel mehrerer Belastungen, die gemeinsam die Nehmerqualitäten der Bienen überstrapazieren.

In diesem Zusammenhang ist auch die in den USA übliche Art der Imkerei zu nennen: Während österreichische Imker kaum mehr als 100 Bienenvölker haben (die meisten haben weniger als zehn), die sie hegen und pflegen, gibt es in den USA Imkereien mit bis zu 1000 oder mehr Völkern. Diese dienen weniger der Honig-Erzeugung, sondern bringen hauptsächlich durch die Bestäubung von Nutzpflanzen Geld. Zu diesem Zweck werden sie oft quer über den Kontinent zu riesigen Monokulturen transportiert, die nur sehr einseitige Nahrung bieten. Sowohl die langen Reisen als auch die potenzielle Mangelernährung sind Stressfaktoren, die CCD begünstigen könnten.

Auch die Forscher um Cox-Foster gehen nicht davon aus, dass das Israeli Acute Paralysis Virus der alleinige Auslöser von CCD ist. Als nächsten Schritt wollen sie klären, ob das Virus gemeinsam mit Mikroorganismen, Giftstoffen und anderen Stressfaktoren in gesunden Bienen CCD auslösen kann.

"In Österreich haben wir derzeit keine Probleme mit CCD", erklärt Rudolf Moosbeckhofer vom Institut für Bienenkunde der AGES. Zu mehr oder weniger unerklärlichen Ausfällen kommt es bei Bienenvölkern jedoch immer wieder. Damit befasst sich ein Untersuchungsprogramm "Maßnahmen zur Förderung der Bienengesundheit und Klärung von Bienenverlusten unbekannter Ursache". Dabei können betroffene Imker kranke bzw. tote Bienen an die AGES schicken, wo sie auf verschiedenste Krankheitserreger untersucht werden.

Dabei ist zwar auch das Bienenparalyse-Virus, das Israeli Acute Paralysis Virus ist jedoch hierzulande völlig unbekannt. "Sobald es Nachweismethoden dafür gibt", so versichert Moosbeckhofer, "werden wir uns aber damit beschäftigen."

(Susanne Strnadl, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 7. September 2007)
 
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