Honigzellen aufritzen

Josef Fleischhacker

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Wenn im März eher nur zögerlich und die wichtigsten arbeiten wie Weiselrichtigkeit kontrollieren und das Brutnest ins Zentrum rücken, bei den Bienen verrichtet wurden, kann man am warmen Tagen im April schon ohne weiters das Brutnest öffnen um die den Zustand des Volkes ganz genau zu kontrollieren. Mit etwas Geschick und Erfahrung kann man die Volker sogar schon eher zur Trachtreife bringen.

Wie kann man nun dieses frühzeitige „zur Trachtreife bringen“ allenfalls bewerkstelligen: Bienen sind bekanntlich echte Knauserer -Sparmeister- und greifen im zeitigen Frühjahr nur sehr ungern noch verdeckelte Honigwaben an. Um dieses wertvolle Winterfutter einer sinnvollen Verwertung zuzuführen, drücke ich mit dem Schabermeißl diese Honigzellen leicht an und rücke diese an die Nähe der letzten Brutwabe. Die Bienen finden nun jede Menge offenen Honig vor und vermeinen, dieses oh Wunder komme eben von draußen. Diese Reizfütterung veranlasst nun unsere Königin zu noch mehr Eiablage, genau dies wollen wir eben erreichen. Diese wichtige Maßnahme im zeitigen Frühjahr wirkt sich bereits 21 Tage später aus, denn ab diesen Zeitpunkt schlüpfen bereits die ersten Bienen aus dieser für Bienen und Imker gut gemeinten Aktion.

Natürlich ist bei diesem sehr schweren Eingriff viel Gespür und Erfahrung notwendig, denn allzu leicht kann bei einer längeren Kälteperiode diese Maßnahme zum Bumerang werden und die zahlreiche frisch angelegte Brut könnte Kälteschäden davontragen. Kalkbrütige Völker wären somit das ungewollte Ergebnis. Also liebe Bienenfreunde, das Wetter ganz genau beobachten und wenn alles passt, kann eben der Imker zur Tat schreiten.

LG Josef
 
Wenn das Wetter gut bleibt, wird das mit dem Aufritzen des Futters sicher funktionieren.
Nur leider kann (noch) kein ernsthafter Meteorologe das Wetter in drei Wochen vorhersagen. Eine längere Kälteperiode (>1Woche) in einem Volk mit großem Brutnest und voller hungriger Jungbienen kann den Futterbestand dramatisch abnehmen lassen.
Also wenn man das machen will, sollte auf jeden Fall noch sehr reichlich Winterfutter vorhanden sein.

Meine Völker sind für die Jahreszeit sehr stark, sie besetzen 22 DNM-Waben voll und haben jede Menge Brut - ohne das ich etwas dazu tun mußte. Ich werde mich derzeit auch hüten, irgendeine Art der Frühjahrsreizung vorzunehmen, sonst hängen Ende April die Bäume voller Schwärme.

Bei uns blühen zur Zeit Weiden und Schlehen, im Raum Dresden auch schon der Spitzahorn. Die weiblichen Weiden und die Schlehen spenden durch die Wärme tagsüber sogar ganz ansehnlich Nektar. Der blühende Spitzahorn honigt ordentlich, die Bienen meines Vaters fliegen wie in eine Volltracht.

Ich habe am Wochenende Drohnenbrut ausgeschnitten (vergessener Baurahmen) und die verdeckelten Zellen auf Varroen durchgesehen. Gefunden habe ich zum Glück keine.

Hoffentlich bekommen wir keinen Frost zur Obstblüte, dann wird sicher alles gut mit den Bienen verlaufen.

Viele Grüße

Maja
 
Maja schrieb:
Meine Völker sind für die Jahreszeit sehr stark, sie besetzen 22 DNM-Waben voll und haben jede Menge Brut - ohne das ich etwas dazu tun mußte.

Waaahnsinn Maja, ist dies bei Euch normal um diese Zeit oder ist dies tatsächlich ein Ausnahmejahr?

Bei mir besetzen die meisten Völker noch 10 Waben österreichische Breitwabe, vermutlich in den nächsten Tagen wird auf 20 erweitert werden. Drohnenrahmen werden bei mir nicht mehr verwendet, lediglich der Wildbau wird genau auf allfällige Varroen kontrolliert. Dieses pro und kontra Drohnenrahnen wäre allenfalls sogar einen eigenen Thread wert, wern ma schaun.

Die zur Zeit herrschende Osterkälte bringt möglicherweise die Natur wieder ins rechte Lot. Die Wachauer Marille ist zwar bereits verblüht, aber die ungarische Sorte lässt noch auf sich warten. Ebenso die meisten anderen Obstsorten, eigentlich kein Wunder, hatte es doch heute lediglich +10 c tagsüber und nahezu keinen Bienenflug.
 
Die große Stärke der Völker Anfang April ist sehr ungewöhnlich und hängt wohl mit einem frühen Brutbeginn durch den milden Winter zusammen. Normalerweise besetzen die zweizargig überwinterten Völker um diese Jahreszeit eineinviertel bis anderthalb Zargen.

Zwei vollbesetzte Räume sind eigentlich erst Anfang Mai zur Obstblüte normal, mit Beginn der Süßkirschblüte erhalten die Völker bei uns den Honigraum.

Derzeit ist es hier kalt bei 8°C, das bremst die schnelle Entwicklung etwas. Die Bienen fliegen ab 8 bis 10°C, aber nur kurze Strecken zum Wasserholen.
Mandelbäumchen und Spitzahorn fangen an zu blühen, die Weidenblüte geht dem Ende zu.
 
Re: Honigzellen aufritzen - Fragen über Fragen ;-)

Lieber Josef!


"...und das Brutnest ins Zentrum rücken,..."

Warum muss man denn das Brutnest ins Zentrum rücken? Ich dachte, das ist ohnehin im Zentrum, ganz besonders im Winter wegen der Kälte?




"...kann man am warmen Tagen im April schon ohne weiters das Brutnest öffnen..."

Warum ist ein Brutnest verschlossen? Wie sieht das aus?
Bedeutet das einfach nur, dass die Zellen der heranreifenden Bienen verschlossen sind, oder doch mehr?


"...Natürlich ist bei diesem sehr schweren Eingriff viel Gespür und Erfahrung notwendig, denn allzu leicht kann bei einer längeren Kälteperiode diese Maßnahme zum Bumerang werden und die zahlreiche frisch angelegte Brut könnte Kälteschäden davontragen. Kalkbrütige Völker wären somit das ungewollte Ergebnis. ..."

Warum heißt das "kalkbrütige Völker"?


Vermutlich alles sehr dumme Fragen und ich entschuldige mich dafür, aber irgendwo muss man ja mal anfangen :oops: :oops: :oops: ...

Danke und liebe Grüße,
Cora
 
@ Cora

Frage:
...und das Brutnest ins Zentrum rücken,..."

Diese wichtige Tätigkeit mach man bei der ersten Durchsicht der Völker. Es passiert immer wieder, dass die Bienen den langen Winter vom Zentrum des Stockes abweichen und nach links oder rechts abweichen. Mit ins Zentrum rücken meint man also die Korrektur des Brutnestes in die Mitte des Stockes.

Frage:
"...kann man am warmen Tagen im April schon ohne weiters das Brutnest öffnen..."

Meine Faustregel hierfür gilt so, fühlt man sich im Frühjahr mit offenem Hemd und aufgekrempelten Ärmel wohl, darf man bereits das Brutnest öffnen.

Frage:
Warum ist ein Brutnest verschlossen? Wie sieht das aus?

Im Jänner beginnen die Mamis mit der Eilage, zuerst ist das Brutnest so klein wie etwa ein Euro Stück, dies steigert sich mit dem beginnenden Frühjahr, jetzt befinden sich in guten Stöcken bereits mehr als 15 :!: volle Brutwaben. Eine einzige Brutwabe kann durchaus bis zu 4.000 und mehr Brutzellen haben. Insgesamt und theoretisch könnte 5.500 Zellen mit Brut gefüllt sein, aber da auch an den Rändern Honig abgelagert wird, eben diese erwähnten 4.000 Zellen.
Bei Gelegenheit gebe ich ein Foto von einer Brutwabe ins Forum.

Frage:
Bedeutet das einfach nur, dass die Zellen der heranreifenden Bienen verschlossen sind, oder doch mehr?

Die ersten drei Tage ist in der Zelle ein Ei, ab dem vierten bis zum achten Tag offene Larven, dann beginnt die Zellendeckelung bis zum 21. Tag. Ab 21. Tag schlüpft die junge Biene -Arbeiterin. Die Königinnen ab dem 17.Tag.

Frage:
Warum heißt das "kalkbrütige Völker"?

Kalkbrut ist eine Faktorenkrankheit. Wenn ungünstige Wetterverhältnisse herrschen und der Imker meist aus purer Neugier das Brutnest öffnet, kann diese ansteckende Krankheit durchaus zum Ausbruch kommen. Solche Völker bringen nahezu keinen Honig.

Frage:
Vermutlich alles sehr dumme Fragen und ich entschuldige mich dafür, aber irgendwo muss man ja mal anfangen

Durchaus nicht! Als beeideter Sachverständiger für Bienenkrankheiten kann ich sagen, dass sehr viele Imker davon keine Ahnung haben.

LG Josef
 
Vom Ei zur Biene

Hab da etwas gefunden und vielleicht kann ich Dir damit ein bisserl Arbeit abnehmen, lieber Josef?




Die Eier neigen sich zur Seite.



Eier und Jungbiene im Futtersaft.



Nach der Verpuppung ist die liegende Bienengestalt bereits deutlich sichtbar. Die Augen verfärben sich als erstes.



Der gesamte Körper beginnt sich nun dunkler zu verfärben.



Ältere Rundmaden.



Bienenpuppen in verschiedenen Stadien.



Ein Schauspiel der besonderen Art: Das Schlüpfen der Jungbienen.



Beinahe geschafft :wink: !



Die Behaarung der schlüpfenden Jungbiene ist noch teilweise verklebt wie bei einem Küken.



Die Behaarung der Jungbiene ist noch ganz wollig.



Entwicklung der Biene auf einen Blick.






Hach, Mami werden ist doch was Schönes...



Der kleine "Jungbien", 1 Monat alt...*snüüfff*... wie die Zeit vergeht!


Bald ist Muttertag, Ihr Lieben! Erinnert Euch mal....

Liebe Grüße,
Cora
 
drohne schrieb:
Insgesamt und theoretisch könnte 5.500 Zellen mit Brut gefüllt sein, aber da auch an den Rändern Honig abgelagert wird, eben diese erwähnten 4.000 Zellen.

Bei Gelegenheit gebe ich ein Foto von einer Brutwabe ins Forum.

@ Cora

hier bitte das versprochene Foto. :n3:



Es zeigt eine optimale und sehr schön verdeckelte Brutwabe mit sehr bald schlüpfenden Bienen der Rasse Carnica.

Die relativ wenigen nicht verdeckelten Zellen haben der Mama aus irgendwelchem Grund nicht gefallen und wurden deshalb nicht bestiftelt -keine Eier reingelegt. Bienenköniginnen sind eben heikel, ganz besonders unsere. :wink:

LG Josef
 
Re: Foto

Josef hat geschrieben:
"@ Cora
hier bitte das versprochene Foto. :n3:"

Vielen Dank- das ging ja wirklich schnell, echt toll :zustimm: !
Hach, das macht mir total Appetit, endlich direkt mit den Bienen zu arbeiten! Ich freu mich ja schon so auf Mai (ebenso wie Jungbien), wo ich eine Führung durch den Imkereibetrieb bekommen soll, in dem ich arbeite!


Josef hat geschrieben:
"Die relativ wenigen nicht verdeckelten Zellen haben der Mama aus irgendwelchem Grund nicht gefallen und wurden deshalb nicht bestiftelt -keine Eier reingelegt. Bienenköniginnen sind eben heikel, ganz besonders unsere. :wink:"

Na, bitte, das steht ihnen auch zu, oder? Immerhin legen sie 3000 Eier am Tag :notworthy: :notworthy: :notworthy: - ich weiß aus eigener Erfahrung, wie schwer es ist, nur ein einziges "auszubrüten" :wink: :wink: :D :D - da dürfen sie wohl ein bisserl heikel sein, wo es dabei außerdem schließlich nur darum geht, das Beste für ihre Kinderleins zu finden und zu tun- sie haben mein vollstes Verständnis als Mami :lol: :wink: !


Mit fröhlichem Summ-Summ,
Cor
 
Die relativ wenigen nicht verdeckelten Zellen haben der Mama aus irgendwelchem Grund nicht gefallen und wurden deshalb nicht bestiftelt -keine Eier reingelegt. Bienenköniginnen sind eben heikel, ganz besonders unsere.

Über diese Zellen habe ich letztens im "Deutschen Bienenjournal" etwas interessantes gelesen. Das war zwar im Aprilheft, wo manchmal scherzhafte Sachen drin stehen, um die Leute zu verwirren, aber das klang durchaus glaubhaft:
Die leeren Zellen dienen nach neueren Forschungsergebnissen zum Warmhalten des Brutnestes. Durch Bewegen der Flugmuskulatur, aber ohne dabei mit den Flügeln zu schlagen, wird von einzelnen Bienen Wärme erzeugt. Dazu kriechen diese Bienen in die dafür mit Absicht freigehaltenen Zellen mitten im Brutnest. Andere sitzen zum Wärmen auch noch auf der Brut. Das ganze war durch ein Foto einer Infrarotkamera belegt, auf dem die "heizenden" Bienen als warme (leuchtende) Punkte zu sehen waren.

In den wärmeren Monaten, in denen es nicht so stark wie im zeitigen Frühjahr nötig ist, im Brutnest Wärme erzeugen, müßte die Anzahl der freien Zellen somit weniger werden. Ich werde das mal beobachten.

Viele Grüße
Maja
 
@ Maja

Dein Posting ist aber höchst interessant, denn bisher nahm man an, dass diese offenen Zellen eher gegen die Königin spricht. :shock: Mit einem Wort, je weniger offene Zellen, desto tüchtiger und besser legt eben die Mama. Dieses vorsorgliche offen lassen würde als eher für sie bzw. für die zu erwarteten Wetterkapriolen sprechen!

Gibt es eine Möglichkeit Maja den ganzen Bericht zu bekommen, dies interessiert mich als Züchter nämlich besonders. Allenfalls die Verlagsadresse bzw. den Autor.

Jedenfalls meinen herzlichsten Dank für diesen überaus interessanten Hinweis.

LG Josef
 
Hallo Josef,

sobald ich die Zeitschrift wieder habe, werde ich dir den Artikel mailen (wenn das funktioniert). Sonst muß ich dir die Adresse von Autor und Verlag schicken.

http://www.bienenjournal.de

Viele Grüße

Maja
 

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Maja schrieb:
sobald ich die Zeitschrift wieder habe, werde ich dir den Artikel mailen

Maya, Dankeschön für diese Rückantwort, hab mich sehr gefreut, da dies für mich eine sehr wichtige Frage ist. Wichtig deshalb, weil man plötzlich ganz andere Rückschlüsse auf die Qualität der Mamis legen könnte.

Ich werde nun unverzüglich den Verlag anschreiben und um diesen Text ersuchen.

Also Maja, bitte vorerst keine Umstände machen, wenn es aus irgendwelchen Gründen nicht klappen würde, werde ich Dich um diesen Text ersuchen.

LG und ein schönes Wochenende bei den Bienen.

Josef
 
"Heizerbienen"

Hallo Josef,
vielen Dank, dass ich Eure sehr interessanten Beiträge lesen darf. Bevor ich selbst Fragen stelle, möchte ich gerne Eure Beiträge zu den verschiedenen Themen lesen.
Zu den "Arbeiten im April" kann ich folgendes berichten:
Im Fachbuch "Phänomen Honigbiene" vom Prof. Jürgen Tautz vom Biozentrum der Bayerischen J.-M.-Universität Würzburg habe ich gelesen und anhand von Fotografien gesehen, dass es tatsächlich sogenannte Heizerbienen gibt. Die Arbeiterinnen stecken kopfüber tief in den leeren Zellem im gedeckelten Brutnestbereich. Die heftig pumpenden Bienen zeigen im Brustabschnett sogar eine Temperatur von bis zu 43 Grad C., die Körper der restlichen Bienen haben dagegen nur Umgebungstemperatur.
Dieses Buch und die Fotografien von H. Heilmann sind eine Meisterleistung und wirklich sehr empfehlenswert.
Gruß Oliver
 
Re: "Heizerbienen"

Oliver Hinz schrieb:
Im Fachbuch "Phänomen Honigbiene" vom Prof. Jürgen Tautz ....


... Dieses Buch und die Fotografien von H. Heilmann sind eine Meisterleistung und wirklich sehr empfehlenswert.

Ein merkwürdiger Zufall Oliver :!: Erst gestern hatte ich dieses Buch bei Ama... besichtigt und mir ganz fest vorgenommen, dies in den nächsten Tagen zu bestellen. Nun werde ich aber ganz sicher nicht mehr vergessen. :D


Zitat Oliver Hinz

Hallo Josef,
vielen Dank, dass ich Eure sehr interessanten Beiträge lesen darf.

Dafür, lieber Oliver, wurde dieses Forum gegründet. Ist gewissermaßen eine Zugabe bzw. Erweiterung zu den Vereinen. Allerdings wird bei uns auch tatsächlich jede Frage beantwortet.

Liebe Grüße übermittelt

Josef
 
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