Info-Block Dezember von WL Gerhard Mohr

Astacus

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Südstadt
Imker seit
2004
Heimstand
Güssing
Rähmchenmaß/Wabengröße
EHM, Zanderflach
Eigene Kö Zucht ja/nein
Ja
Info-Block Dezember
Tipps für Anfänger und Fortgeschrittene
WL Gerhard Mohr, Landeszuchtwart Vorarlberg, A-6952 Hittisau, Bolgenach 248
Tel-Nr. 0664/73836823 E-Mail: gerhard.mohr@vol.at
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Natur und Bienen im Dezember

Im Dezember herrschen in der Natur und am Bienenstand Ruhe. Das Wachstum der Pflanzen und die Aktivitäten der Tiere sind auf ein Minimum reduziert. Die Natur regeneriert sich, um im kommenden Frühjahr wieder neu erwachen zu können. Die Bienen sitzen ruhig in ihrer brutfreien Wintertraube. Sie nehmen gerade soviel Futter auf, wie sie für die Erzeugung der Wärme benötigen. Am 21. Dezember ist Wintersonnenwende mit der längsten Nacht und dem kürzesten Tag des Jahres. Bis die Tage wieder länger werden vergehen dann etwa zwei Wochen. Erst nach Dreikönig merkt man spürbar, dass die Sonne wieder höher steigt. Die Regeneration und Ruhe der Natur im Dezember würde auch uns Menschen gut tun. Darum haben wir die „stillste Zeit im Jahr“, den Advent. Leider ist diese Stille oft ins Gegenteil verkehrt. Weihnachtsmärkte, Geschenke einkaufen, Veranstaltungen und Termine bewirken eher eine hektische denn eine stille Zeit.
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Am Bienenstand herrscht Winterruhe.

Imkern im Dezember

Die Imkerarbeiten im Dezember beschränken sich vor allem auf den Verkauf der Bienenprodukte, die Auswertung der Stockkarten und Zuchtdaten und auf Werkstattarbeit. Der Absatz an Honig und anderen Bienenprodukten ist in diesem Monat am stärksten. Gerne möchte man den treuen Stammkunden als Dank ein kleines Geschenk machen. Selbstgemachte Bienenwachskerzen, Honiglebkuchen etc. bieten sich dafür an. Vom geschenkten Honigglas oder einem Rabatt auf den Honigeinkauf bin ich aber abgekommen, denn manche Kunden wollen dann auch beim nächsten Einkauf wieder über den Honigpreis verhandeln.
Wenn ich der Hektik der Weihnachtszeit entfliehen und Ruhe erleben möchte, mache ich einen Besuch am Bienenstand und höre die Fluglöcher ab. Hält man ein Ohr an das offene Flugloch eines gesunden Volkes, so vernimmt man ein beruhigendes, gleichmäßiges Summen. Hört sich dieses Summen aber laut und unregelmäßig an, so kann es sein, dass etwas mit diesem Volk nicht in Ordnung ist (weisellos, krank). Dann ziehe ich die Stockwindel und versuche daraus Rückschlüsse zu ziehen. Manchmal kommt das stärkere Brausen von einer gerade durchgeführten starken Temperaturerhöhung der Wintertraube. Solche „Heizsprünge“ sind nichts Ungewöhnliches. Sie sind z. B. dann nötig, wenn ein Teil der Bienen die Wabengasse wechseln will.
Beim Besuch am Waldstand kann man bei uns auch schon Hinweise auf die Trachtsituation im kommenden Jahr bekommen. Von ausgesuchten Tannen, die sich über die Jahre durch guten Läusebesatz ausgezeichnet haben, werden die bodennahen Zweige auf Vorhandensein von Wintereiern der grünen Tannenhoniglaus (Buchneria) untersucht. Um die kleinen und gut getarnten Eier zu erkennen, braucht man aber gute Lichtverhältnisse und evtl. eine Lupe. Manchmal nehme ich auch von gefällten Bäumen Äste mit nach Hause, die dann in Ruhe bei gutem Licht untersucht werden können. Zweimal ist es mir schon passiert, dass der als Christbaum geschlagenen Tanne eine größere Anzahl Wintereier von der Buchneria anhafteten. Für einen Waldtrachtimker ist das ein schönes Weihnachtsgeschenk.

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Text: Die erfolgreiche Kontrolle auf Wintereier berechtigt zu Hoffnungen für das kommende Jahr.

Rückblick über die Monatsbetrachtungen

Mit dem Dezember schließt sich der Jahreskreis, nicht nur für die Bienen, sondern auch für mich als Monatsbetrachter. Ich habe das Schreiben meiner Beiträge als eine spannende Tätigkeit erlebt, die mir sehr viele neue Erfahrungen gebracht hat. Anfangs bereitete es mir etwas Schwierigkeiten, immer mindestens „einen Monat voraus“ zu schreiben. Schließlich müssen die Beiträge rechtzeitig in der Redaktion einlangen, damit sie bearbeitet und veröffentlicht werden können. Auch das Ziel, möglichst viele Imker/innen anzusprechen, vom Neuimker bis zum Profi, schien mir nicht einfach zu erreichen. Schließlich habe ich versucht, die Monatsbetrachtungen so darzustellen, wie ich die Imkerei erlebe, auch wenn ich weiß, dass in anderen Gegenden manches anders ist.
Die von mir geschilderte Flachzargenbetriebsweise ist eine - wie ich meine - sehr flexible und einfache Betriebsweise. Sie ist für jede/n Imker/in in jedem Trachtgebiet möglich. Sie kann ohne und mit Absperrgitter betrieben werden. Imkerliche Maßnahmen wie die Vereinigung von Völkern, Jungvolkbildung, Wabenerneuerung, Zwischenableger, Honigentnahme, etc. lassen sich problemlos durchführen. Viele Rückmeldungen bestätigen mir, dass die Flachzarge im „Kommen“ ist, vor allem wegen ihrem geringeren Gewicht gegenüber der Ganzzarge.
Noch wichtiger für den Erfolg als Wabenmaß und Beute ist aber, dass wir die Abläufe im Bienenvolk und in der Natur verstehen und so die richtigen Maßnahmen zum richtigen Zeitpunkt setzen können. Das macht die Imkerei für mich so spannend.

Dank

Die vielen Anfragen und Rückmeldungen von Ihnen, geschätzte Leserinnen und Leser von „Bienen aktuell“, haben mir Ansporn gegeben. Sie motivieren mich, vielleicht auch in Zukunft den einen oder anderen Beitrag zu verfassen. Für Ihre Rückmeldungen und vor allem für das Lesen meiner Beiträge möchte ich mich bei Ihnen recht herzlich bedanken. Mein besonderer Dank gilt auch dem Redaktionsteam von Bienen aktuell, insbesondere Gerhard Engleitner und IM Walter Schöpf. Sie haben mich bestmöglich unterstützt, mir große Freiheiten gewährt und meine Beiträge durch hervorragende Aufmachung in ein schönes Licht gerückt.
Abschließend wünsche ich Ihnen allen eine besinnliche, ruhige Weihnachtszeit, eine gute Überwinterung der Bienenvölker und viel Erfolg und Freude mit Ihren Bienen im neuen Jahr!
 
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