EU-Studie sieht Pestizide-Einsatz als Grund für Bienensterben

Nils

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Gift tötet Bienen - welch ein erstaunliches und völlig unerwartetes Ergebnis!

Wenn man das bisherige Bienensterben regelmäßig und wie ich schon seit vielen Jahren direkt aus der Welt der Bienen beobachtet, so wurde am Anfang gemauert was nur so geht, Imker die als Demonstranten auf die Strasse gingen als Nörgler und Deppen bezeichnet. Erst als die Medien auf diese Problematik aufmerksam wurden und auch immer wieder darüber berichteten, erst dann fielen unsere Hardliner wie Berlakowitsch, Auer und Schultes auf die Nase.

Mittlerweile bessert sich die Situation, der neue Minister kämpft Seite an Seite mit uns Imker, unsere EU Abgeordnete meldet sich laufend zu Wort. Schön zu sehen, reihenweise fallen Roundup & Co aus den Regalen, wir Imker sind nun nicht mehr die Deppen der Nation, sondern Aufzeiger und Aufdecker die um ihre Bienen und deren Welt kämpfen. Gäbe es uns nicht, so könnten die Multis machen was immer die wollen, also nicht nachlassen, sondern weiter aufzeigen was zum Himmel stinkt.

Josef
 
Nicht nur die Imker tun etwas, Josef. aber leider bekommen wir die Kräfte nicht richtig gebündelt. Das Ziel ist ja für uns alle das Gleiche. Beispiele gibt es im I-Net genügend. Hiwer ein Beispiel, das zeigt, wie es generell um Insekten bestellt ist und nicht nur die Sicht der Honigbiene einnimmt. Den meisten geht es ja eher um die Honigbiene, zumindest in meinem näheren Umfeld. Zum Glück ist vielen Arten (Amphibien, Reptilien, Insekten, Vögeln) geholfen, wenn wir für die Biene kämpfen.

Den Artikel finde ich ganz nett geschrieben. Leider zeigt er auch z.T. wie Menschen im direkten Umfeld mit Tieren/Insekten umgehen.

http://diepresse.com/home/kultur/ne...leben?_vl_backlink=/home/kultur/news/index.do

Auch interessant und etwas allgemeiner gehalten: http://www.imkerdemo.de/hintergrundinformationen/flagge-zeigen/


Viele Grüße
Markus
 
Danke Nils für den Link,

hier nun der Bericht in Wort und Schrift für unser Forum.

TEXT SPIEGEL:

EU-Wissenschaftler: Pestizide als Ursache für Bienensterben bestätigt

Das Bienensterben könnte noch dramatischer werden. Experten der EU
bestätigten jetzt, dass Pestizide dafür verantwortlich sind. Für die Hersteller
von Pflanzenschutzmitteln ist das eine schlechte Nachricht.

Es ist lange bekannt, dass bestimmte Pestizide schädlich für den Bestand von
Honigbienen sein können. Dennoch tun sich Politiker schwer damit, die Chemikalien
zur Schädlingsbekämpfung gänzlich zu verbieten. Nun melden sich Wissenschaftler in der
Europäischen Union zu Wort. Sie bestätigen, dass der Einsatz bestimmter Gifte für das
Bienensterben verantwortlich ist.
Es gebe starke Beweise für die negativen Auswirkungen auf andere Organismen durch
Neonicotinoid-Insektizide, heißt es in einer am Mittwoch veröffentlichten Studie des
EU-Wissenschafsnetzwerks Easac.
In dem Bericht werden die Befunde einer Expertengruppe von 13 Forschern zusammengefasst.
Das Netzwerk berät Entscheidungsträger in der EU. Die EU-Kommission überprüft bis
Dezember die vor zwei Jahren verhängten Beschränkungen für die Pflanzenschutzmittel, die
überwiegend von Bayer aus Leverkusen und Syngenta aus der Schweiz produziert werden.
Die Mittel werden in mehr als 120 Ländern eingesetzt.
Dem Bericht der Wissenschaftler zufolge sind vom Einsatz der Insektizide nicht nur Honigbienen,
sondern auch Motten und Schmetterlinge betroffen, die ebenfalls Pflanzen bestäuben.
Auch auf insektenfressende Vögel hätten die Pestizide Auswirkungen. Der Studie zufolge
drohe durch Pestizideinsatz ein "Bestäubungs-Defizit" - da immer mehr Nutzpflanzen angebaut werden,
die in ihrer Entwicklung auf die Bestäubung der Bienen angewiesen sind.

Bayer und Syngenta klagen
Die Brüsseler Behörde hatte 2013 als Reaktion auf das massenhafte Bienensterben den Gebrauch
der umstrittenen Insektizide in der EU stark eingeschränkt. Ihr Einsatz bei der Behandlung von Saatgut,
im Boden und beim Besprühen von Pflanzen wurde weitgehend verboten. Bayer und Syngenta hatten
dagegen geklagt. Die Konzerne verweisen unter anderem auf Untersuchungen, wonach Faktoren wie
die Varroa-Milbe Ursache für den Rückgang der Bienenvölker seien könnten.
Der Verband der europäischen Pflanzenschutzmittelhersteller (Ecpa) kritisierte die Easac-Studie als
voreingenommen, irreführend und selektiv. Der Bericht erfülle nicht die wissenschaftlichen Standards
und sei von einigen nationalen Experten bereits angezweifelt worden. Die Beschränkungen seien auch
nicht wirksam. Nur die Bauern würden sich über ernsthafte Verluste bei ihren Pflanzenbeständen beklagen.

Auch Nektar und Pollen sind giftig
Der Easac-Bericht verwies hingegen auf die wirtschaftlichen Gründe für den Schutz von Bienen und
anderen Insekten. Drei Viertel der weltweit gehandelten Nutzpflanzen seien abhängig von Bestäubung.
Schon andere Forscher mahnten, auf die Pestizide zu verzichten: Erst im Juni 2014 hatte
eine unabhängige Wissenschaftlergruppe, bestehend aus 29 Forschern unterschiedlicher
Disziplinen, mehr als 800 Einzelstudien zu dem Thema untersucht. Ihr Fazit: Es sei höchste Zeit, die
Verwendung von Neonicotinoiden zu stoppen. Die Schäden für die Umwelt seien noch viel umfassender,
als die Einzelstudien bisher ahnen ließen.
Das Problem mit den Neonicotinoiden sei, dass sie - anders als andere Pestizide - nicht nur auf den
Blättern der Pflanze bleiben, schrieben die Forscher im Fachmagazin Environmental Science und Pollution
Research. Sie verteilen sich auch in Blüten, Wurzeln, Stamm und sogar in Nektar und Pollen.
Wenn Tiere diese Pflanzenteile verspeisen, nehmen sie die Neonicotinoide auf.
Mit ihrer Analyse aus dem Sommer 2014 konnten die unabhängigen Wissenschaftler nicht einmal alle
Schäden erfassen, die durch den Einsatz der Chemikalien entstehen. Allein eine Untersuchung der sofortigen
Auswirkungen gängiger Pflanzenschutzmittel habe gezeigt, dass diese 5000- bis 10.000-mal tödlicher
für Bienen sind als das hochgiftige Dichlordiphenyltrichlorethan (DDT), das in der Bundesrepublik
Deutschland bereits seit Juli 1977 verboten ist.

TEXT ENDE
 
Wenn man das bisherige Bienensterben regelmäßig und wie ich schon seit vielen Jahren direkt aus der Welt der Bienen beobachtet, so wurde am Anfang gemauert was nur so geht, Imker die als Demonstranten auf die Strasse gingen als Nörgler und Deppen bezeichnet. Erst als die Medien auf diese Problematik aufmerksam wurden und auch immer wieder darüber berichteten, erst dann fielen unsere Hardliner wie Berlakowitsch, Auer und Schultes auf die Nase.

Mittlerweile bessert sich die Situation, der neue Minister kämpft Seite an Seite mit uns Imker, unsere EU Abgeordnete meldet sich laufend zu Wort. Schön zu sehen, reihenweise fallen Roundup & Co aus den Regalen, wir Imker sind nun nicht mehr die Deppen der Nation, sondern Aufzeiger und Aufdecker die um ihre Bienen und deren Welt kämpfen. Gäbe es uns nicht, so könnten die Multis machen was immer die wollen, also nicht nachlassen, sondern weiter aufzeigen was zum Himmel stinkt.

Josef


Danke Josef,

für diese Worte.
Es fällt in der Tat auf, dass unser aller Bemühen Wirkung zeigt.
Das macht Mut.
 
Guten Morgen allerseits,

ich hänge den Bericht über das gleiche Thema aus den
"deutsche-wirtschafts-nachrichten.de" hier an.

Es ist zuweilen interessant wo die Unterschiede in den Berichten liegen.
Das aber nur am Rande:

TEXT DEUTSCHE WIRTSCHAFTS NACHRICHTEN

[h=1]EU-Studie: Pestizide sind schuld am Bienen-Sterben[/h]Deutsche Wirtschafts Nachrichten | Veröffentlicht: 12.04.15 00:27 Uhr | 23 Kommentare
Die Verwendung von Pestiziden ist verantwortlich für das Bienen-Sterben.
Das haben EU-Wissenschaftler in einer Studie festgestellt. Der Einsatz von von
Neonicotinoid-Insektiziden würden schwerwiegende Folgen für das gesamte
Ökosystem nach sich ziehen.

Der European Academies Science Advisory Council (EASAC) berichtet in einer aktuellen Studie, dass Pestizide
für das Massensterben von Bienen verantwortlich sein sollen. Die verbreitete Verwendung von Neonicotinoid-Insektiziden
haben nach Angaben der EU-Wissenschaftler schwerwiegende Auswirkungen auf eine Reihe von Organismen, die für das
Ökosystem unerlässlich sind. Dazu gehören die Bestäubung, die natürliche Schädlingsbekämpfung und auch auf die
biologische Vielfalt. Negativ betroffen sind neben Bienen auch Schmetterlinge, Schwebfliegen und Hummeln, die ebenfalls
Pflanzen bestäuben. Die Pestizide wirken auf das Nervensystem der Bienen. Sie verlieren dadurch unter anderem ihren
Orientierungssinn und finden nicht mehr den Weg zurück in den Bienenstock.

Das Studien-Ergebnis der EASAC ist eine schlechte Nachricht für den weltgrößten Hersteller von Pestiziden: Syngenta und
seine Konkurrenten Bayer und Monsanto. Die EU-Kommission hatte in den vergangenen Jahren den Einsatz von Pestiziden
durch Teil-Verbote beschränkt. Die Pestizide Clothianidin und Imidacloprid von Bayer sowie Thiamethoxam von Syngenta
wurden verboten. Doch ein generelles Verbot von Pflanzenschutzmitteln wurde nicht eingeführt. Denn die Pflanzenschutz-Lobby
der Agrochemie-Konzerne stoppte durch massives EU-Lobbying ein umfassendes Verbot von Pflanzenschutzmitteln in der
Agrarindustrie
.

Eine Studie der europäische EPILOBEE-Initiative berichtete 2014, dass Insektizide und Fungizide die Grundlage für das
Massensterben der Bienen bilden. Dabei kommt es auf die Wechselwirkung dieser chemischen Produkte an, die noch immer
nicht hinreichend untersucht werden konnten. Die Produkte der Chemieindustrie gelangen über die Pollen an die Arbeiter-Bienen,
die diese für sie giftigen Stoffe in den Bienenstock tragen. Fungizide hemmen die Abwehrkräfte der Bienen, Pestizide führen dann
schneller zu ihrem Tod. Der tatsächliche Zusammenhang von Bienensterben und Pestiziden konnte in dieser älteren Studie jedoch
nicht belegt werden.

Honigbienen sind von einer Reihe von Parasiten und Krankheiten betroffen. Dazu zählt die Varro-Milbe (Varroa destructor),
die eine die vor etwa 30 Jahren aus Asien nach Europa eingeschleppt wurde und für den Verlust der meisten Bienenvölker in
Europa verantwortlich ist, berichtet der EASAC. Die Varroa-Milbe ernährt sich als Parasit von Honigbienen und kann zudem
mehrere schädliche Viren übertragen. Dies führt letztlich zum Verlust der Bienenstöcke. Diese Milben-Art ist besonders gefährlich,
weil sie eine Resistenz gegen chemische Behandlungen entwickelt hat.


TEXT ENDE

VG
Hagen


 
Schön, dass sich was tut. ... Ich fürchte nur, dass die fraglichen Firmen jetzt endlich ein Ersatzmittel marktreif gebracht haben, dessen Wirkung man noch schlechter nachweisen kann. Ich finde das sehr komisch, dass diese Infos jetzt pominent in den Mainstreammedien auftauchen... --- Aber vielleicht bin ich einfach zu misstrauisch und zynisch geworden, bei der vielen Lügerei und Manipuliererei in den Medien. Vielleicht ist der Damm ja wirklich endlich gebrochen. Unsere Bienen sind ja zum Glück Sympathieträger. :009:
 
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