Info-Block Oktober von WL Gerhard Mohr

Astacus

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16 Okt. 2007
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Ort
Südstadt
Imker seit
2004
Heimstand
Güssing
Rähmchenmaß/Wabengröße
EHM, Zanderflach
Eigene Kö Zucht ja/nein
Ja
Info-Block Oktober
Tipps für Anfänger und Fortgeschrittene
WL Gerhard Mohr, Landeszuchtwart Vorarlberg, A-6952 Hittisau, Bolgenach 248
Tel-Nr. 0664/73836823 E-Mail: gerhard.mohr@vol.at
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Im Oktober wird es ruhig am Bienenstand. Jetzt können wir die Zeit nutzen, um uns um die Verarbeitung und Vermarktung der Bienenprodukte zu kümmern.
Auch wenn die Ernte nicht so gut ausgefallen ist, sollten wir Erntedank gebührend feiern und unsere Produkte entsprechend präsentieren.


Natur und Bienenvolk im Oktober

Wie die meisten Monate kann uns der Oktober zwei verschiedene Gesichter zeigen. Der "Goldene Oktober" lädt durch milde Tage mit viel Sonnenschein und einer malerischen Landschaft zu Wanderungen ein. Das bunte Laub zaubert noch einmal herrliche Farben in die Natur, bevor die graue, düstere Zeit beginnt. Selbst bei Schönwetter sind die Nächte aber schon sehr kühl. Auch graue, regnerische Tage mit stürmischen Winden sind ganz normal. Im Oktober können bereits erste Nachtfröste mit morgendlichem Reif und bei extremen Kälteeinbrüchen sogar Schneefälle auftreten.

Die letzten Brutzellen schlüpfen, die Königin hat die Leerzellen nicht mehr bestiftet.

Bei schönem Wetter nützen die geschlüpften Winterbienen die warmen Temperaturen zu einem ausgiebigen "Vorspiel" und tummeln sich in der Sonne kreisend vor den Fluglöchern. Einige sammeln Pollen von nahegelegenen Trachtpflanzen (Astern, Herbstzeitlose, Efeu, etc.). Die Brutflächen gehen aber stark zurück und laufen harmonisch mit den letzten Blüten aus. Bei meinen Bienenständen sind die Völker am Ende des Monats meistens brutfrei. Wenn Kälteeinbrüche auftreten, rücken die Bienen zusammen und ziehen sich dort, wo die letzte Brut vorhanden oder bereits geschlüpft ist, zu einer lockeren Wintertraube zusammen.

Imkern im Oktober

Am Bienenstand stehen praktisch kaum mehr Arbeiten für die/den lmkerlin an. An schönen Tagen beobachtet man den Flug der Bienenvölker. Ich nutze diese Gelegenheit, den Bienen noch einmal bei ihren Aktivitäten zuzusehen, bevor sie sich in die lange Winterruhe verabschieden. Dabei können evtl. vorhandene weisellose oder drohnenbrütige Völker erkannt werden (Drohnenflug!).
Spätestens jetzt sollte der Mäuseschutz am Flugloch angebracht werden. Ich verwende 7 mm hohe Fluglochkeile aus Hartholz.
Die Abdeckungen bei den Bienenständen werden gebunden und mit schweren Steinen beschwert, damit sie den Winterstürmen standhalten. Auch alif evtl. entstehenden Schneedruck muss geachtet werden.
Wenn die Tage grau, nass und trüb werden, nutze ich die Zeit, um mich um die Pflege und Verarbeitung der Honig- und Wachsvorräte zu kümmern.

Vermarktung und Verarbeitung des Honigs

Die Vermarktung des Honigs funktioniert in meinem Trachtgebiet relativ einfach. Ich habe mir über Jahre einen Stamm an "Haustür-Kundschaften" aufgebaut, die den angebotenen Creme-Blütenhonig und Waldhonig sehr schätzen. Dabei achte ich darauf, dass ich die Kunden auch nach schlechten Honigjahren versorgen kann.
Dies ist nur möglich, wenn in guten Jahren etwas "auf die Seite gelegt" wird. Manche Imker machen leider den Fehler, dass sie nach guten Honigjahren ihr Produkt verschleudern, an statt es zu lagern.
Viele Kunden fragen bei mir auch nach Propolisprodukten, Blütenpollen oder Met nach. Mit der Vergrößerung der Produktvielfalt könnte ich den Honigabsatz sicherlich verbessern. Derzeit fehlt mir aber die nötige Zeit dafür.

Verflüssigung mit dem Melitherm


Mit dem Melitherm kann Honig schonend verflüssigt und sauber von Wachsteilchen gereinigt werden.

Nach der Schleuderung wird nur ein geringer Teil des Honigs gesiebt, geklärt und in Gläser abgefüllt. Der Großteil fließt von der Schleuder direkt in 40-kg-Hobbocks, in denen er gelagert wird. Nach Bedarf werden diese Hobbocks aus dem Lager geholt und, falls der Honig schon kandiert ist, leicht erwärmt, damit er in das Melitherm-Gerät umgefüllt werden kann. Die endgültige Verflüssigung und das Sieben erfolgen im Melitherm. Nach einem Tag Klärung im Abfülltopf wird mit einem Teigschaber und einem Löffel die entstandene Schaumschicht abgeschöpft und der Honig in die Gläser abgefüllt. Der zähe Waldhonig lässt sich bei der noch warmen Temperatur (ca. 25° bis 30° C) besser abfüllen, da er schneller fließt. Blütenhonig wird vor der Abfüllung über mehrere Tage jeweils zweimal am Tag mit einem kantigen Buchenholzstab gerührt. Ich verflüssige ihn im Melitherm nur soweit, dass er noch etwas trübe bleibt und somit der Kandierungsvorgang sofort wieder einsetzt. Für die richtige Konsistenz des Cremehonigs ist vor allem der Zeitpunkt der Abfüllung entscheidend. Zu früh abgefüllt kandiert er etwas härter aus, zu späte Abfüllung bringt Probleme beim Abfüllen mit sich.

Etikettierung


Die Etiketten können wie ein Abziehbild aufgeklebt werden.

Viele Jahre habe ich vorgefertigte Etiketten gekauft und spezielle Angaben wie die Art des Honigs, Charge- Nummer, Haltbarkeitsdatum, Standort der Bienenvölker, etc. ... nachträglich mit Stempeln oder handschriftlich eingefügt. Die Etikettierung war dadurch aufwendig. Auch das faltenfreie Aufkleben der angefeuchteten Etiketten bereitete mir manchmal Schwierigkeiten. Darum habe ich mir von einem Spezialisten eigene Etiketten anfertigen lassen. Bei ihnen sind die Grunddaten auf Druckbögen vorgedruckt. Variierende Detailangaben (z. B. Charge-Nr., Standort, etc.) können nachträglich mit einem Drucker eingedruckt werden. Erst nach diesem Druck werden die Etiketten mit einer Schneidmaschine aus den Druckbögen herausgeschnitten. Auch das Aufkleben wurde vereinfacht. Die Etiketten lassen sich wie ein Abziehbild auf dem Honigglas aufbringen und nach Bedarf noch einmal abziehen, z. B. wenn sie schräg aufgeklebt wurden.

Wabenvorräte

Nach der Bienensaison sollten wir uns auch die Zeit zur Durchforstung des Wabenlagers nehmen. Die Wachsvorräte stellen eine wertvolle Ressource für eine Imkerei dar, besonders wenn sie aus rückstandsfreiem Wachs bestehen. Sie werden darum auch als "Gold" des Imkers bezeichnet. Die Waben werden sortiert in alte oder unschöne Waben, die eingeschmolzen werden und in solche, die als Futter- oder Leerwaben überwintert werden. Ich überwintere nur mehr Jungfernwaben. Alle bebrüteten Waben werden eingeschmolzen. Die Jungfernwaben werden in Zargenstapeln aufbewahrt. Ausgeschleuderte honigfeuchte Waben müssen nicht gegen die Wachsmotte behandelt werden. Waben, die Pollen enthalten, kommen auf einen eigenen Stapel und werden von Zeit zu Zeit geschwefelt. Die Schwefelstreifen sollten aus Brandschutzgründen unbedingt in einem speziellen Abbrenntopf abgeglimmt werden.

Einschmelzen der Altwaben

Das Einschmelzen der Altwaben und Gießen der Mittelwände im eigenen Wachskreislauf kann man seit einigen Jahren wachsverarbeitenden Betrieben übergeben. Ab einer bestimmten Menge Altwachs bekommt man sein eigenes Wachs wieder zurück und hat so die Gewähr, dass keine Varroazid - Rückstände von Fremdwachs in den eigenen Wachskreislauf gelangen können. Als diese Möglichkeit noch nicht bestand, habe ich mein Altwachs immer selber eingeschmolzen und eigene Mittelwände gepresst.

Wachsarbeit ist "Knochenarbeit". Dampfwachsschmelzer und Entseuchungskessel sind im Einsatz.

Damit auch kleinere Imker mit geringeren Wachsmengen ihr eigenes Wachs verarbeiten können, haben wir in unserem Imkerverein Wachsverarbeitungsgeräte angeschafft. Zum Emschmelzen der alten Waben verwenden wir den Dampfwachsschmelzer "Dampfofix". Er bietet bei einfacher Anwendung eine zufriedenstellende Wachsausbeute. Wenn die in den Schmelzer eingehängten Rähmchen mit Edelstahldraht gedrahtet wurden, können sie nach dem Ausschmelzen wiederverwendet werden. Sie müssen aber noch etwas nachgereinigt und die Drähte nachgespannt werden. Ich mache diese Nachreinigung in einem alten Industriegeschirrspüler mit etwas Sodalauge. Bei Seuchengefahr (Faulbrut) kann das ausgeschmolzene Wachs in einem doppelwandigen Kessel mit Ölfüllung entsprechend desinfiziert werden. Das Gießen der Mittelwände erfolgt mit einer wassergekühlten Mittelwandpresse. Bei etwas Übung benötigt man für das Pressen von 50 bis 60 Mittelwänden ca. eine Stunde.Die Arbeiten um das Wachs und die Rähmchen zählen nicht unbedingt zu den beliebtesten Tätigkeiten in meiner Imkerei. Sie werden an den regnerischen und grauen Tagen im Herbst durchgeführt.
Die schönen Tage im Oktober sollten wir für Aktivitäten im Freien nutzen. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen "goldenen" Oktober.

Vorschau auf November

· Natur und Bienenvolk im November

· Restentmilbung bei Brutfreiheit

· Gedanken zur Entwicklung der Imkerei
 
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