Varroa - ist es schon zu spät?

Hallo Bienenfreunde

Das ist recht einfach: Du machst einen Kehrschwarm, kannst den Kehrschwarm ohne weiteres am selben Ort stellen, Brutwaben wegnehmen, auf Mittelwände oder ausgebauten Waben einschlagen. Am nächsten Tag nimmst Du die Waben einzeln heraus und besprühst die darauf sitzenden Bienen mit 20%iger Milchsäure dass sie richtig nass sind. Die Wabe zurück ins Volk und die nächste Wabe usw. Wenn Du eine Windel einlegst wirst Du nach einer Woche sehen wieviele Varroen abgefallen sind.

Die Brutwaben kann man in einen Brutschrank schlüpfen lassen, wo ich annehme das Du keinen besitzt.

Eine andere Möglichkeit ist, mit den Brutwaben einen Ableger zu erstellen. Die Brutwaben des Kehrschwarmes und Bienen eines anderen Volkes oder auch von mehreren Völkern dazukehren. Die Bienen sollten aber einen gesonderten Platz bekommen außerhalb des Flugradius der Heimbienen.
Wenn in dem Ableger alle Bienen geschlüpft sind (man muß zwischendurch bei offener Brut auch die Weiselzellen ausbrechen) können die Bienen ebenfalls wie zuvor der Kehrschwarm mit Milchsäure behandelt werden und die anderen Völker damit verstärkt werden.

mfg Walter
 
Hallo Walter,

mir kommt eniges etwas fragwürdig vor:

1. Ist ein Kehrschwarm dasselbe wie der Flugling, von dem ich schrieb? Ein Flugling ist ein abgekehrter Schwarm + königin am Standort des abgekehrten Volkes (damit die Flugbienen beim Flugling bleiben)?

2. Warum Brutling mit Michsäure besprühen? MS wirkt nicht in die Brut. Also wenn schon sprühen, dann den Flugling, weil der keine Brut hat, sondern nur aufsitzende Milben, die von MS getötet werden.

Wenn schon den Brutling behandeln, dann mit Ameisensäure, denn sie wirkt auch auf die Brut.

Allerdings fällt das Volk (Flugling und Brutling) dann für die Honigernte aus! Ich empfahl deshalb die Fangwaben- oder Drohnenwabenmethode. Sie verbieten nicht die spätere Honigernte.

3. Wenn mit MS behandelt wird, dann bitte nicht, "bis sie richtig nass sind". Sie würden davon sterben. Also: Nur soviel sprühen, dass sie etwas eingenebelt werden (einzelne winzige Tröpfchen auf den Bienenleibern, die sich nicht zu einem kompletten Flüssigkeitsüberzug verbinden), aber NICHT nass werden! GANZ wichtig!

4. Die geschilderte "andere Möglichkeit" funktioniert, aber es gibt dann vom Volk keine Honigernte.

Wie gesagt: Ich würde erstmal nicht in Panik vefallen und die Frühtracht mitnehmen. Danach die Drohnenwabenmethode und im Sommer eine 2. Ernte einfahen, und dann im Winter Oxalsäure.

Diese Temperaturbehandlung funkioniert höchstens im Labor, ist aber nicht feldtauglich.

joachim
 
Hans-Joachim Heyer schrieb:
Diese Temperaturbehandlung funkioniert höchstens im Labor, ist aber nicht feldtauglich.

Also dem Wolfgang traue ich durchaus labormäßige Möglichkeiten zu. Joachim, guck doch einmal in sein Profil und dann in die angeführte HP. ;-)


Zu Walters Ausführungen: der gute ist ein sehr erfahrener imkerlicher Fuchs. Ich freue mich bereits auf seine Antwort.

Josef
 
Ich hab heute mit der Uni in Tübingen telefoniert und Prof. Engels hat mir freundlicherweise die Kerndaten gegeben:

+) Langsames Aufheizen mit max. 1Grad/10 Minuten
+) Halten auf 41-42 Grad für eine Stunde
+) Sicherstellen von 90% Luftfeuchtigkeit

War am Abend beim Conrad einkaufen und hab mir einen genauen Temperaturregeler besorgt und werde mittels Glühbirnen heizen, diese erzeugen ja bekanntlich zu 96% Wärme und nur zu 4% Licht, weshalb man diese ja auch nicht für Beleuchtung verwenden sollte.

Zusätzlich werde ich mit einen Ventilator eine Zwangsbelüftung vornehmen.

Ich mach das übrigens nicht im Labor sondern vor Ort in der Hütte. Ich hab auch keinen Wärmeschrank sondern werde die normalen Zargen verwenden und von unten gezielt warme Luft einblasen.

Da ich Anfänger bin möchte ich etwas Neues ausprobieren und denke, dass es zu 20% klappen könnte.

Die Steuerung funktioniert schon, morgen bau ich den Prototypen und am Samstag wirds ernst.

Grüße

Wolfgang
 
Hallo Bienenfreunde

Zuerst zu den Ausführungen von Hans-Joachim: Vielleicht hast Du übersehen, dass es sich bei der Behandlung mit MS um Bienen ohne Brut handelt. Es braucht deshalb nicht in die Brut wirken. Bei der Anfrage ging es darum, was tun, wenn jetzt im Frühjahr sehr viele Varroen abfallen um das Volk vor einen Zusammenbruch noch zu retten. Hier ist für mich die einfachste Möglichkeit ein Kehrschwarmverfahren mit anschließender MS-Behandlung weil diese bienenschonender als mit AS ist. Dass die Bienen nass sein sollen heißt nicht das man sie baden sollte. Sie müssen auf der Wabe sitzen bleiben und nicht mehr wegfliegen können. Man hat auch die Möglichkeit zu der MS noch etwas Honig dazu zu mischen, dann bleibt die MS besser am Haarkleid der Bienen haften. Hat allerdings den Nachteil, die nicht verbrauchte MS wird sich innerhalb kurzer Zeit selbst verbrauchen, da sie natürlich mit dem Zucker reagiert.

Weiters ist ein Flugling als Zwischenableger zu sehen und da kann ohne weiteres auch Brut dabei sein und ist daher nicht mit einem Kehrschwarm ohne Brut gleich zu setzen.

Bei der anderen Möglichkeit bin ich davon ausgegangen, die Brutwaben des betreffenden Volkes ebenfalls sinnvoll zu verwerten. Man kann diese mit sehr viel Varroen in der Brut natürlich auch einschmelzen, dann sind diese Varroen sicher aus dem Volk. Ich selbst habe es aber noch nicht über´s Herz gebracht, verdeckelte Brutwaben einzuschmelzen. Daher die Möglichkeit einen Ableger mit Bienen (wie in einen Sammelbrutableger) von verschiedenen Völkern zu versorgen, (natürlich auf einen eigenen Ablegerstand) die dann die Brutpflege bis zum Schlupf der Bienen übernehmen. Danach können diese Bienen nach einer MS-Behandlung zu anderen schwächeren Völker als Verstärkung (z.B. über Vereinigung mit Zeitungspapier) zugegeben werden.

Zu dem Problem Temperatur: Ich habe mir vor einigen Jahren eine Wärmebehandlung der Bienen überlegt, einige Beuten dafür umgebaut und Versuche gemacht. Folgende Probleme haben sich eingestellt: Die Aufheizzeit dauert ca. 4-5 Stunden und die Messgenauigkeit ist das eigentliche Problem (abgesehen von den Anschaffungskosten). Die Meisten Temperaturfühler (PT100) sind für Flüssigkeiten ausgelegt und nicht für Gase (Luft). Daher ist die Genauigkeit (± 2°C) ein Problem, da die Bienen nur eine Temperatur von 43- max. 44°C vertragen. Diese genaue Temperatur einzuhalten ist enorm schwierig Auch wenn die Varroen bei einer Temperatur von 40°C absterben, so ist die Sterberate der Bienen schon auch sehr hoch. Ich habe damals dieses Verfahren wieder eingestellt, habe aber schon überlegt diese Beuten als Brutschrank zu verwenden. Dies wird aber sicher erst für den Winter möglich sein, denn jetzt fehlt mir bereits die Zeit dazu.
 
Hallo Walter,

ich hatte dich in der Tat missverstanden.

Dein "Waben mit MS besprühen" verstand ich als Besprühen der Brutwaben, was falsch ist. Du meintest das Besprühen der Leerwaben, auf denen die abgekehrten Bienen sitzen. Das geht natürlich.

Bei meiner Lektüre über das Fangwabenverfahren las ich, dass ein Volk in einen weiselrichtigen Flugling (ohne Brut) und einen weisellosen Brutling geteilt wird. Da der Flugling keine Brut enthält, dachte ich, dass JEDER Flugling ohne Brut ist. Deshalb konnte ich ihn nicht vom Kehrschwarm unterscheiden. Nun habe ich gelernt, dass ein Flugling durchaus Brutwaben enthalten kann. Danke!

Unsere Definitionen von "nass" waren unterschiedlich. In einem Text über MS- Behandlung las ich, man solle so sprühen, dass die Bienen nur "bestäubt", aber nicht nass werden. Deshalb stolperte ich über dein "nass", obgleich du darunter etwas anders verstehst.

Ich bin froh, dass unser Missversrtändnis nun ausgeräumt ist...

joachim
 
Reinhard schrieb:
Gibt es schon eine Erfolgsmeldung von der "Bienensauna" ?

Ja, ich bin guter Dinge, dass es funktioniert hat. Zumindest haben wir die Prozessparameter (nach Prof. Engels) ziemlich genau eingehalten.

Ob diese schlussendlich zum gewünschten Ergebnis (Milbentod) führen kann ich in 2-3 Tagen sagen bzw. nachweisen.

Das Experiment war sehr spannend. Ich berichte gerne mehr - Josef wollte dazu einen eigenen Thread aufmachen.

Grüße

Wolfgang
 
Wolfgang schrieb:
Das Experiment war sehr spannend. Ich berichte gerne mehr - Josef wollte dazu einen eigenen Thread aufmachen.

Ja darum möchte ich ganz höflich ersuchen und zwar am besten hier: http://www.iphpbb.com/board/f-98043460nx75479-27.html

Auch ich überlege nämlich dieses Verfahren, zumal wir einen riesigen Wärmeschrank haben.

Wolfgang, ich drücke Dir für dieses Experiment ganz fest die Daumen.

Josef
 
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