Imkern ist grausam :-(

Ja noch so einer, so gehts mir auch.
Ich werd mich jetzt hinlegen die Elendswoche beenden, den Rest meiner Grippe und den Ischias kurieren....


Hört sich ja schlimm an, bin dann doch heute früher heim. Wegen wieder irgendeinem Polizeieinssatz saß ich dann im Zug fest.
Im Moment haben wir hier dauernd ein G'schiß, weil Flüchtlinge sich an Güterzüge klammern und über den Brenner aus Italien kommen.
Wieder im warmen Flachland laufen die dann auf den Gleisen rum, und die Polizei stoppt die Züge. Es ist ein Dilemma.
 
@Nils: Damals sagtest Du das auch, wie geht es Dir jetzt?

Ja imkern ist zumindest zeitweilig ziemlich brutal. Ich bin mir sicher, daß das, was in Kursen und Lehrbienenständen so als "normales" Imkern gelehrt und gezeigt wird so manchen Anfänger verschreckt.

Ich fand meinen persönlichen Weg indem ich meine Art des imkerns ent-brutalisiert habe ;)
Warum soll ich Dinge machen, die ich nicht machen will? Entweder geht es ohne diese Dinge bzw. anders - oder ich muß das Imkern bleiben lassen. Also habe ich die brutalen Dinge einfach mal weggelassen und imkere seither mit weniger schlechtem Gewissen.

Im wesentlichen sind das folgende Punkte:

- imkern ohne Schutz!
Der Schleier ist zwar griffbereit, aber ich arbeite immer ohne Handschuhe und meist ohne Schleier. Das hilft ungemein zu lernen, wie man mit Bienen umgehen muß damit diese ruhig bleiben.
Wenn ich manchmal Kollegen so anschaue, die mit mir angefangen habe - wie sie sich in ihre Schutzausrüstung werfen, da kommt mir oft der Gedanke die haben Angst vor ihren eigenen Bienen. Ich möchte ohne Angst imkern und lasse das Zeuge einfach mal weg.

- imkern ohne Rauch!
Angstfrei imkern gilt für beide Seiten! Meine Bienen sollen auch vor mir keine Angst haben. Also verwende ich keinen Rauch. Denn Rauch beruhigt die Bienen nicht sondern macht ihnen Angst! Oder würdet ihr euch beruhigen, wenn der Dachstuhl brennt und der Rauch ins Wohnzimmer kommt?
Nein, Rauch gibts bei mir nur im Notfall.

- kein Drohnenbrut schneiden
Es ekelt mich richtig an wie mit den Drohnen laut Lehrbuch umgegangen wird. Darum mache ich es nicht.

- ich weisle nicht um
Das überlasse ich den Bienen selbst. Ich käme nicht im Traum auf die Idee, eine gesunde, intakte Königin abzudrücken um umzuweiseln. Das sollen die Bienen schon selber machen!

- ich zeichne nicht
Mir würde es nicht gefallen, würde mir jemand einen Stahlhelm auf den Kopf kleben. Warum sollte ich sowas also einer Königin antun?

- ich verwende keine AS
Nachdem ich mehrfach am Lehrbienenstand gesehen habe, was AS mit den Bienen anrichtet habe ich mir andere Wege gesucht. Ihr wisst es ja eh ;)

- (fast) kein Zellenbrechen
Das wertvollste, was die Bienen hervorbringen, ist der Nachwuchs. Also die Schwarmzellen. Das ewige Ausbrechen derselbigen - und das wöchtenlich und immer wieder - kotzte mich dermaßen an, daß ich daran beinahe das imkern aufgehört hätte. Bis mir klar wurde, daß ich das ja gar nicht machen muß!
Nun arbeite ich MIT dem Schwarmtrieb, verhindere aber die Schwärme. Und überschüssige Zellen verwerte ich in Apideas. Naja, nicht alle, sonst hätte ich noch 100 Völker mehr...

Anfangs hatte ich oft das Gefühl, ich würde gegen die Bienen kämpfen! Seitdem ich meine Arbeitsweise jedoch als "mit den Bienen" empfinde, geht es deutlich besser! Es wurde mir plötzlich viel leichter ums Herz und imkern macht Freude!

Auch wenn es manchmal durch meine Ungeschicklichkeiten getrübt wird.

Aber dabei tröstet mich immer folgender wichtiger Gedanke:
Als imker tötet man im Jahresverlauf hunderte von Bienen. Jedesmal wenn man den Deckel anfasst, ist schon irgendwo eine Biene übersehen und hinüber. Man ist ja vergleichsweise wie ein Gozilla in der Großstadt! Macht man andere Fehler, sterben auch wieder Bienen! Ersaufen im Futter oder dies und das usw. usf. Es gibt viele Gründe, warum ein Imker (unfreiwillig) zum Bienenmörder wird...

Und dennoch!
All diese gemeuchelten Bienen -und noch viele mehr - würden gar nicht existieren, wäre ich kein Imker. Wenn man sich vorstellt, daß im Sommer wegen mir 1,5 Mio. Bienen herumfliegen - dann sind die unvermeidlichen Todesopfer relativ harmlos. Dieser Gedanke macht es leichter...

Also Christian, es hat sich seither bei mir viel verändert!
Jetzt muß ich nur noch die "richtige" Völkerzahl für mich finden... ;)

Servus

Nils
 
Warum ist es unangenehmer, eine Königin abzudrücken als eine normale Biene.
Das ist doch nur unsere subjektive Wahrnehmung oder nicht ?
Objektiv gesehen ist es das gleiche, eine Arbeiterin, eine Drohne oder eine Königin zu töten.

Naja, ich sehe da schon einen großen Unterschied.

Die Königin ist das allerwichtigste Geschlechtstier in einem Volk. Sie kann mehrere Jahre lang weitere fortpflanzungsfähige Individuen produzieren und ist einzigartig im Volk. Drohnen gibt es viele und die sind alle Teilkopien der Königin, sind sich also alle mehr oder weniger ähnlich. Es ist so vorgesehen, dass die Königin im Normalfall Nachkommen produziert. Ein Drohn kommt immer nur mit geringer Wahrscheinlichkeit zum Zug.
Dass Arbeiterinnen ersetzbar sind, hat schon die Natur so vorgesehen. Sie stürzen sich selbstlos auf den Feind und büßen das oftmals mit ihrem Leben. Stirbt die Hälfte der Arbeiterinnen, kann das Volk trotzdem noch überleben und im nächsten Jahr wieder Nachkommen produzieren.

Eine Königin abzudrücken ist also schon etwas sehr Besonderes, aber in der Imkerei kann es notwendig/erwünscht sein.
 
Moin Nils,

wie Ich Diene Punkte sehe:

- imkern ohne Schutz!
-> Zustimmung

- imkern ohne Rauch!
-> Der Rauch dient mir wie dem Schäfer der Schäferhund. Er lenkt mäßig eingesetzt die Bienen, er soll sie nicht betäuben. Immer wenn ich zu faul bin, den Smoker einzsetzen, werden Bienen gequetscht. Bitte die Bienen nicht vermenschlichen, damit tust Du ihnen unrecht!

- kein Drohnenbrut schneiden
-> Zustimmung ... und da ich Naturbau habe, habe ich reichlich Drohnenbrut

- ich weisle nicht um
-> Das Volk mit meiner ältesten (blauen) Königin ist nun weisellos und drohnenbrütig. Hätte ich nur diese eine Königin im Laufe es Jahres ersetzt, hätte das das gesamte Volk gerettet. So wird es bis zum Frühjahr möglicherwese elendiglich zu Grunde gehen. Wenn es überlebt, wird der klägliche Rest dann aufgelöst.

- ich zeichne nicht
-> Und wenn sie mal gefunden werden muss, muss das Volk durchgewühlt werden, egal unter welchen Umständen. Da zeichne ich de Königin besser, wenn alles passt und sie mir sowieso über den Weg läuft. Und auch hier bitte Bienen nicht vermenschlichen und wenn man es doch machen will: nach 13 Wochen Grundausbildung habe ich den Stahlhelm gar nicht mehr bemerkt, hatte aber einen regelrechten Stiernacken ... lang, lang ist's her ;) .

- ich verwende keine AS
-> Ist nachvollziehbar, ich gehe da aber lieber auf Nummer sicher, dass das Volk den Winter überlebt und setze im Zweifel AS ein.

- (fast) kein Zellenbrechen
-> Wöchentliches Zellenbrechen ist wirklich brutal. Einmal mag das angehen, wenn der Schwarmtrieb bleibt wird ein Altköniginnenableger gebildet und die Bienen sollen sich eine neue Königin nachziehen.

Prinzipiell finde ich Deine Haltung zu den Bienen sehr gut! Ich denke, wir liegen da nicht weit auseinander.

Gruß,
Hermann
 
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