Brutbeschränkung versus Brutstopp

Chrigel

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Im angekündigten Chat vom Mittwoch ist dies ein Thema. Da scheint mir wichtig, dass diese beiden Verfahren klar abgegrenzt sind:

Das 5 B Verfahren zielt auf eine Brutbeschränkung. Das heisst, dass der Königin in einem abgesperrten Bereich oder in einer Wabentasche nur ein beschränkter Raum zur Verfügung steht. Die Dauer dieser Beschränkung ist auf die Zeit begrenzt, bis alle Brut ausserhalb dieses Sperrbereichs verdeckelt ist, was in der Regel 9 Tage bedeutet. Die Waben mit der verdeckelten Brut werden entnommen und in Sammelbrutablegern weiter verwertet. Die Wabe(n) im Sperrbereich, oft als Bannwaben bezeichnet, werden entweder samt Brut eingeschmolzen oder ebenfall in die Sammelbrutableger gehängt, damit die Bienen die Möglichkeit zur Nachschaffung haben.
Die Königin samt der grossen Mehrheit der Bienen wird auf neuen Bau gesetzt. Eine anschliessende Sommerbehandlung ohne verdeckelte Brut ist das grosse Plus dieses Verfahrens. Die Legelücke beträgt rund 10 Tage.
Die Sammelbrutableger müssen aufwendig zu KS verarbeitet und können im brutfreien Zustand behandelt werden, was sich ebenfalls auszahlt.

Chrigel

PS Wer das Verfahren genauer nachlesen möchte
http://www.bienenforum.com/forum/showthread.php?6052-Meine-5-B-Grundlage-meiner-Varroa-Strategie&highlight=meine+5B+Strategie
 
Von Userin Goldregen war eigentlich die ZWA Methode gewünscht, dies in erster Linie um frischen und jungen Wabenbau zu erlangen, da jedoch auch

Die Königin samt der grossen Mehrheit der Bienen wird auf neuen Bau gesetzt.

auch mit der 5-B Methode herrlich junges Wabenwerk zu erzielen ist, hab ich kurzerhand 5-B hinzugenommen. Wir werden somit in erster Linie über ZWA´s reden, 5-B eher am Rande erwähnen.

Wennst Zeit hast Christin, so verweile doch ein Zeiterl im Chat, würde uns alle sehr freuen.

Josef
 
Zuletzt bearbeitet:
Wennst Zeit hast Christin, so verweile doch ein Zeiterl im Chat, würde uns alle sehr freuen.

Ich habe deine Ankündigung gelesen und dachte, für Brutstopp und Brutbeschränkung sollten die Begriffe und Abläufe vor dem Chat in den Grundzügen geklärt sein, weshalb ich dies kurzerhand hier als Thema eröffnet habe. Ob ich am Mittwoch rechtzeitig zurück bin, weiss ich noch nicht.

Chrigel
 
Ich habe deine Ankündigung gelesen und dachte, für Brutstopp und Brutbeschränkung sollten die Begriffe und Abläufe vor dem Chat in den Grundzügen geklärt sein

Deswegen war ich sogar überaus dankbar, bin zwar seit einigen Jahren ebenfalls ein 5-B ler, aber doch nicht der Experte Du einer bist. Wie schon erwähnt, mir war dies vor allem in der Wachs- und Neuwabenfrage besonders wichtig.

Schau mal, bereits 23 User haben diese Lernauffrischung bereits gelesen, somit war Dein neuer Thread schon jetzt ein schöner Erfolg.

Josef
 
Anders verhält es sich mit dem vollständigen Brutstopp
Das Brutstoppverfahren habe ich kurzerhand 4 B genannt, weil ein B, nämlich der Brutableger, entfällt

Beim in jüngster Zeit eingeführten Verfahren wird die Königin in einen Käfig gesteckt, wo die Eiablage nicht oder nur in minimem Mass möglich ist. Die Königin bleibt 22 Tage im Käfig. Alle Brut (mit Ausnahme vereinzelter Drohnenzellen) ist in dieser Zeit geschlüpft. Der gesamte Wabenbau kann brutfrei entnommen werden und die Königin und die Bienen kommen auf neuen Bau. Auch in diesem Fall ist das grosse Plus neben dem neuen Bau die Durchführung einer Sommerbehandlung bevor die erste Brut verdeckelt ist.
Wendet man dieses Verfahren in Verbindung mit der Sommerernte an, werden die Bienen an der Beute enorm vorhängen. Verfügt man über Königinnen und ist eine Vermehrung erwünscht, lassen sich mit überschüssigen Bienen KS bilden.

Chrigel
 
Von Userin Goldregen war eigentlich die ZWA Methode gewünscht, dies in erster Linie um frischen und jungen Wabenbau zu erlangen,

Josef

Eigentlich dachte ich, die ZWA Methode wäre zur Schwarmverhinderung. Der Chat ist notwendig, ich muss noch viel lernen.

Aber jetzt verstehe ich den Unterschied zwischen 4B und 5 B etwas besser. Bislang dachte ich, nur das weglassen des 1. B wäre der Unterschied.
Ich bin gespannt, ob Josef seine ZWA Methode irgendwie mit Chrigels B Methoden verbindet oder ob es zwei verschiedene Möglichkeiten sind.
Was ich mich auch immer wieder frage ist: wenn ihr Zargen zur Wabenerneuerung wegnehmt, woher wisst ihr, dass da grad keine Brut drin ist bzw wie stellt man es an, dass dort keine Brut drin ist. Das ist bei mir immer der Knackpunkt am Verstehen vieler verschiedener Methoden. Irgendwann hat man weniger Zargen, aber wie man zu den weniger Zargen kommt, wir oft so larifari übergangen. Das einschränken von zwei Zargen auf eine stelle ich mir wahnsinnig schwer vor. Wie gesagt, hab viele Fragen für den Mittwoch.
LGDoris
 
Deine Ueberlegungen sind schon richtig:

Josef's Zwischenableger dienen in erster Linie der Schwarmverhinderung und haben den nützlichen "Nebeneffekt", dass in der untern Zarge neuer Bau erstellt wird. Die mögliche Völkervermehrung spielt eine weitere Rolle.

4B und 5B haben in erster Linie zum Ziel, die Völker brutfrei zu bekommen, damit eine wirkungsvolle Sommerbehandlung gegen die Varroa durchgeführt werden kann. Die vollständige Bauerneuerung ist ebenfalls ein willkommener "Nebeneffekt". Auch in diese Verfahren kann eine Vermehrung der Völker durch KS miteinbezogen werden.

Chrigel
 
Eigentlich dachte ich, die ZWA Methode wäre zur Schwarmverhinderung

In erster Linie und als Akut- bzw. Sofortmaßnahme ja, es gibt bei der ZWA noch drei weitere essentielle Vorteile, dies wären

* der ZWA Teil, also der untere Teil hat, bzw. bekommt ausnahmslos MiW, was mir innert nur einer Woche absolut jungen Wabenbau bringt

* hab ich aus der SwZ eine junge Königin und ganz genau diese SwZ sind jene Kö die stets am besten gepflegt und auch am tüchtigsten sind

* gibt es bei ZWA keinerlei Honigverlust, geht doch keine einzige Sammelbiene verloren



Ich bin gespannt, ob Josef seine ZWA Methode irgendwie mit Chrigels B Methoden verbindet oder ob es zwei verschiedene Möglichkeiten sind.

Beide sind völlig andere Arten der Völkerführung, jedoch haben sie beide einiges gemeinsam

* man bekommt auf relativ praktische Weise absolut jungen Wabenbau

* lassen sich die Milben ohne die Kö zu gefährden relativ leicht entfernen



Was ich mich auch immer wieder frage ist: wenn ihr Zargen zur Wabenerneuerung wegnehmt, woher wisst ihr, dass da grad keine Brut drin ist

Diese spannende Frage heben wir für Mittwoch auf, wird ganz sicher ein guter Chat.

Josef
 
Zum Thema Brutstopp/Brutunterbrechung habe ich, an dich lieber Christian als 4/5B Spezialisten, eine Frage.
Würdest du bei Sammelbrutableger des selben Jahres welche bei der Bildung so gut wie keine Brutunterbrechung erfahren im Juli gleichermaßen verfahren?
Natürlich sind das keine Aumayer 1 Waben Völker.
Die Frage ist für mich, vertragen diese Völker als welche die noch im Aufbau sind, schon solche Verfahren?
Hier natürlich mehr die 4B als 5B.
Den 5b Tread habe ich schon mehrmals durchgelesen, doch dazu habe ich keine Antwort gefunden.

Vielen Dank im Voraus!
 
Moin zusammen,
ich lese die Beiträge von Chrigel immer mit sehr großem Interesse, da man die große Erfahrung in den Beiträgen spürt. Wenn hier jemand seine Betriebsweise oder einen Teil davon erklärt, so sollte das auch als seine Betriebsweise aktzeptiert und gewürdigt werden.
Hat man diese Art der Varroadezimierung auch ausprobiert und keinen Erfolg damit gehabt, dann kann man das eventuell als Blödsinn abtun. Nicht vorher!!
Vg Dieter
 
Entschuldigung für das OT.
Ich fände es schade, wenn nicht über 4B oder 5B von Chrigel gesprochen würde.
Ich als Anfänger möchte mich über jede Methode informieren. Und zwar so, wie sie vom " Erfinder" getestet und praktiziert wird.
Und wenn ich dann eine solche Methode anwende, egal welche, dann möchte ich sie auch genau verstanden haben damit ich keine Fehler mache und die Methode dadurch scheitert.
Wenn ich mal mehr Erfahrung habe, werde ich ganz sicher eine dieser Methoden ausprobieren. Sie heißen zwar B Methoden, sind aber ganz sicher A würdig. Ich taste mich Schritt für Schritt an die Bienenhaltung ran.
LG Doris
 
Zuerst ein Dankeschön an den Admin/Mod fürs Aufräumen.
Nun kann es wieder geordnet weitergehen

Würdest du bei Sammelbrutableger des selben Jahres welche bei der Bildung so gut wie keine Brutunterbrechung erfahren im Juli gleichermaßen verfahren?
Die Frage ist für mich, vertragen diese Völker als welche die noch im Aufbau sind, schon solche Verfahren?
Hier natürlich mehr die 4B als 5B.

Guten Abend Dietmar

Ich verstehe deine Frage so, dass du im Laufe des Sommers aus deinen Völkern Sammelbrutableger (zwecks Schwarmverhinderung oder zur Varroa-Dezimierung) gebildet hast. Diese hast du nachschaffenlassen (oder nach 9 Tagen beweiselt) und damit kaum einen Brutunterbruch in diesen Jungvölkern erreicht. Kann man im Aufbaujahr eine der beiden Methoden anwenden?

Ich habe 5 B bezw. 4 B nur an Standvölkern durchgeführt.
Für im laufenden Jahr erstellte Jungvölker sind beide Verfahren nicht geeignet.
5 B ist auf Standvölker und als Vorspann zur Sommerschlussernte ausgerichtet. Damit entfällt 5 B für die im laufenden Jahr aufgebauten Brutableger.
4 B bringt eine 3 wöchige Legepause, was dem Aufbau des Ablegers sicher wenig förderlich wäre und erfordert eine hohe Leistung für den neuen Bau, also auch negativ.
Was bleibt?
Die Internierung der Königin zur Schaffung vollständiger Brutfreiheit ist nicht an den Juli gebunden. Damit kannst du deine Brutableger aufbauen bis in den Oktober und dann durch Internierung die Brutfreiheit erzwingen. Für die Behandlung gegen die Varroa hast du dann die gewünschten Verhältnisse.
Damit erhältst du die zur Varroabekämpfung nicht minder erfolgversprechende, aber auf 2 B abgespeckte Version. Dies praktizieren auf der Südseite der Alpen bereits viele Betriebe.

Chrigel
 
Hallo Christian,

danke für die Antwort.



Ich verstehe deine Frage so, dass du im Laufe des Sommers aus deinen Völkern Sammelbrutableger (zwecks Schwarmverhinderung oder zur Varroa-Dezimierung) gebildet hast. Diese hast du nachschaffenlassen (oder nach 9 Tagen beweiselt) und damit kaum einen Brutunterbruch in diesen Jungvölkern erreicht.

Sorry, hab ich nicht genau erklärt. Die Ableger wurden nach 9 Tagen durchgesehen, die Zellen gebrochen und dann mittels Futterverschluß mit begatteten Königinnen beweiselt.
Natürlich wäre es auch hier zu einer kurzen Brutpause gekommen durch die 9 Tage. Die habe ich schlichtweg verpasst.


Die Internierung der Königin zur Schaffung vollständiger Brutfreiheit ist nicht an den Juli gebunden. Damit kannst du deine Brutableger aufbauen bis in den Oktober und dann durch Internierung die Brutfreiheit erzwingen.

Also eine Brutpause im Oktober erzwingen. Ein sehr interesanter Ansatz finde ich. Die Winterbienen sind bereits da bzw. unterwegs. Eingefüttert ist dann auch schon. Wenn die Königin zentral in diesen ital. Käfig gesperrt wird sollte das gut gehen.
Zentral deswegen weil es im Oktober manchmal zu Kälteeinbrüchen kommt. Wie lange? Hier sollte doch eine Woche reichen um ein Zeitfenster zu erzeugen.
 
Wenn die Königin zentral in diesen ital. Käfig gesperrt wird sollte das gut gehen.

Diese Käfige (ich würde den grössern nehmen) oder eine selbst gebaute Käfigwabe können an zentraler Stelle eingebracht werden und müssen nach der Befreiung der Königin auch nicht entfernt werden, wenn man das Ganze auch schon bei der Einfütterung plant, sodass die Käfigwabe bebrütet und mit Futter gefüllt wird.

Chrigel
 
Diese Käfige (ich würde den grössern nehmen) oder eine selbst gebaute Käfigwabe können an zentraler Stelle eingebracht werden und müssen nach der Befreiung der Königin auch nicht entfernt werden, wenn man das Ganze auch schon bei der Einfütterung plant, sodass die Käfigwabe bebrütet und mit Futter gefüllt wird.

Das ist eine sehr gute Idee.

Auf jeden Fall ist 5B für das nächste Jahr fix im Arbeitsplan. Das Material für den Bannwabenbau ist beriets bestellt.

http://www.bienenforum.com/forum/sh...-Varroa-Strategie/page34&highlight=5b+methode
#333

So schade das ich heute im Chat nicht dabei sein kann.
Ich hoffe ich kann das irgendwo nachlesen.
 
Zentral deswegen weil es im Oktober manchmal zu Kälteeinbrüchen kommt. Wie lange? Hier sollte doch eine Woche reichen um ein Zeitfenster zu erzeugen.
Nein, das reicht nicht.
Rechne : die letzte Brut ist 22 Tage nach dem Einsperren geschlüpft. Wenn du die Königin nach 8 Tagen freilässt, hast du nach 9 Tagen wieder neue Brut verdeckelt (die Königin wird mit grösster Wahrscheinlichkeit noch einmal ein kleines Brutnest anlegen). Weitere 5 Tage dauert es noch bis die alte Brut geschlüpft ist. Damit wäre das Ziel, Behandlung des Volkes brutfrei oder mindestens ohne verdeckelte Brut, verfehlt.
Ich würde keinesfalls unter 18 Tage gehen, damit ich für die Behandlung auch noch etwas flexibel bleibe (Wetter, pers. Terminkalender)
Von meinen Königinnen, die ich im Juli 22 Tage eingesperrt habe, wurde keine umgeweiselt, auch die zwei im dritten Jahr legenden nicht.

Chrigel
 
Natürlich hast du recht.
Legepause ist nicht gleich Pause von verdeckelter Brut. :n95:
 
Zum Abschluss ein Urteil zu den beiden Verfahren:

Grundsätzlich zeigen beide Verfahren 5 B mit vollständiger Brutentnahme und 4 B mit dreiwöchiger Brutpause überzeugende Resultate.
Mit 5 B habe ich 6 Jahre gearbeitet und dabei jedes Jahr zum Herbst pro Standvolk mehr als ein Jungvolk aus den Sammelbrutablegern erhalten. Der Aufbau dieser Jungvölker aus den KS erfordert viel Zeit und das notwendige Beutenmaterial. Die Jungvölker habe ich jeweils im Spätherbst oder im kommenden Frühjahr verkauft. Die Nachfrage ist gut und der Preis mit 150 bis 200 € mehr als kostendeckend. Die Milbenbehandlung mit Thymovar, MS Besprühen und OS Träufeln hat mir nie Probleme bereitet und erzielte jedes Jahr die erwartete Wirkung.
Mit 4 B habe ich dieses Jahr gearbeitet. Damit fallen Sammelbrutableger, KS daraus und Jungvölkeraufbau weg. Damit bin ich fast arbeitslos geworden. (allerdings musste ich mich wegen der enormen vorhängenden Bienenmasse eines schweren imkerlichen Fehlers bezichtigen lassen :009:)
Mit der OS Bedampfung im brutfreien Zustand anfangs August und ende Oktober erzielte ich eine optimale Wirkung und hatte natürlich auch hier eine minimale Arbeistbelastung.

Der Entscheid zugunsten des einen oder des andern Verfahrens ist in erster Linie vom Material, der Zeit und dem Markt für Völker abhängig. Auch wenn 5 B bezw. 4 B als totaler Blödsinn abgetan wurde - ich habe in meiner langen Zeit als Imker jedenfalls nie ein Volk an die Varroa verloren.
Gerne werde ich bei gegebener Zeit im kommenden Sommer mit einem "Aktionsplan" interessierte Imker hier im Forum bei der Anwendung unterstützen.

Chrigel
 
Auf dieses Angebot komme ich zu gegebener Zeit gerne zurück.

Dieter
 
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